Suche auf den GAIA - Seiten

  powered by FreeFind
Suchbegriff hier eingeben

Site Map    Was ist neu?    Suche

Eine Revolution des Bewußtseins
ist eine Revolution des Handelns

du und ich, wir alle!

( pdf.datei )

Sie beginnt damit, dass wir uns unserer Situation gewahr werden. Es ist überhaupt kein großes Geheimnis, was es da zu entdecken gibt - überraschend ist nur, dass wir normalerweise in irgendeinem Wahn befangen sind, der sich wie ein Schleier zwischen uns und die konkrete materielle Realität schiebt. Dieser Schleier ist geistig: Wir halluzinieren eine Welt, in der Güter knapp sind und die Welt voller Feinde, mit denen wir uns schlagen müssen. Aus dieser Halluzination heraus handeln wir und erschaffen dadurch die Welt, in der wir leben. Die Tatsache, dass wir diese Welt existiert, dass wir in ihr leben, wird wiederum zur Begründung dafür, sich in ihr passend zu verhalten - und sie damit zu erhalten. Dabei ist es üblich, ordentlich zu jammern.

Schau dich einmal um, jetzt im Moment. Ist nicht unermesslicher Reichtum um dich herum? Bist du nicht wie ein verwöhntes Kind, dass mit seinen Spielsachen herumwirft und nach mehr schreit?

Bei der Anschuldigung "Verwöhntes Kind" zucken wir alle zusammen. Das will niemand sein, um Gottes willen, das ist ja fast schon das Schlimmste, was man jemandem vorwerfen kann. Oh nein, die Dinge sind natürlich ganz anders, wir sind von früh bis spät dem Leid ausgesetzt, müssen hungern und darben, und opfern uns selbstlos dabei auf. Dieses Selbstbild ist eine tragende Säule des Wahns, der Hunger, Leid und Krieg auf der Erde erhält. Dieses Selbstbild ist das Leiden selbst. Wann werden wir es uns gönnen können, glücklich "Ja" zu sagen, wenn uns jemand ein verwöhntes Kind nennt?

Schau dich um, du siehst eine zufällige Auswahl deiner Sachen. Sind es nicht erheblich mehr als du brauchst? Der Luxus einer beheizbaren Wohnung, ein heißer Tee: Alles keine Selbstverständlichkeiten. Sonne, Wasser, Luft: In überreichem Maße vorhanden. Das ist die materielle Realität, vor der wir die Augen fest verschließen.

Nun kommt sicher der Einwand, dieser Luxus sei aber doch nicht jedem Menschen zugänglich. Das stimmt. Aber zuerst einmal: Auch die Leute, die ihn haben, meinen, es sei zu wenig. Zweitens: Warum haben denn manche keinen Zugang dazu? Transportieren wir nicht Apfelsinen und Bananen nach Deutschland, weil sie hier nicht wachsen? Ist es nicht also möglich, einen natürlichen Mangel durch Transport auszugleichen? Selbstverständlich ist das möglich, und wenn es nicht gemacht wird, wo echter Mangel herrscht, ist das eine freie Entscheidung. Wir können uns herausreden: Auf die Wirtschaftsstrukturen, auf die anderen Leute, die auch nichts machen. Es ist unsere freie Entscheidung, uns herauszureden oder es zu lassen. Noch nicht einmal ein moralischer Zwang, diese Ausreden zu lassen, scheint zu herrschen, denn wenn wir die materielle Realität einmal ohne Größenwahn betrachten, dann ist jeder einzelne von uns tatsächlich viel zu klein und zu schwach, um irgendetwas zu verändern. Wir sind nicht allmächtig, wir haben nur jede und jeder ein paar Hände. Es steht uns frei, sie zu benutzen, wie wir es für richtig halten.

Aber wenn wir uns herausreden, müssen wir die Verantwortung dafür übernehmen, freiwillig in einem Wahnsystem zu verbleiben, in dem die Menschheit sich gegenseitig abschlachtet, während mitten im Reichtum Menschen verhungern. Viele Menschen erkennen diese Missstände und wollen etwas ändern. Sie suchen nach Wegen zur Veränderung, nach politischen Systemen, nach spiri- tuellen Antworten. Sie sind wie jemand, der seine Brille sucht und sie die ganze Zeit auf der Nase hat (und ich sage das, weil ich auch lange genug auf diese Weise gesucht habe). Die Fragen, die wir bei dieser Suche stellen, zielen in die falsche Richtung. Wir suchen die Ursache für Elend und Not und wollen sie beheben. Wir suchen einen Grund. Die Wahrheit ist: Es gibt keinen Grund und es gibt keinen Weg - wie Gandhi sagte: "Es gibt keinen Weg zum Frieden, Frieden ist der Weg."

Es ist eine Entscheidung unseres freien Willens. Es gibt in der Welt keinen Grund, unseren Reichtum nicht gemeinsam zu genießen und uns darüber zu freuen. Und es bereichert uns keineswegs, Dinge mit uns herumzuschleppen, die wir überhaupt nicht gebrauchen können, nur um sie anderen vorzu- enthalten und vielleicht irgendwann einmal zu irgendeinem Zweck zu verwenden. Das einzige, was uns das einbringt, ist eine verstopfte Bude und womöglich ein Rückenschaden, wenn wir´s beim nächsten Umzug wieder schleppen müssen. Ein Freisetzen sämtlicher überflüssiger Güter aus sämtlichen Wohnungen würde den Überfluss dieser Gesellschaft sichtbar machen. Im Moment versuchen wir, ihn in unseren Kellern zu verstauen.

Das soll kein Aufruf zur Askese sein, zum Verzicht oder ein Schimpfen auf den Luxus. Im Gegenteil: Ich begrüße den Luxus. Ich stelle nur fest, dass er bereits da ist und wir aufhören können, ihm hinterherzurennen. Wenn wir noch immer herumjammern und meinen, es sei nicht genug, so liegt das ganz klar an unserer Unfähigkeit, zu genießen - uns selbst und anderen etwas Schönes zu gönnen. Immer ist das schlechte Gewissen dabei, der Neid, die Angst - eine geistige Welt voller Quälerei, die wir in unserem Inneren mit uns rumschleppen und in die Außenwelt projizieren, so dass sie uns wirklich zu bedrücken scheint. Sie scheint es nicht nur, sie ist wirklich - aber gemacht, entstanden aus unserer eigenen geistigen Hölle, die wir in der Welt materialisieren durch unser Handeln. Wie schön, dass das alles unnötig ist!

Diese geistige Welt zu verlassen bedeutet nicht, sich von der materiellen Realität abzuwenden. Im Gegenteil. Es bedeutet, sich dieser materiellen Realität überhaupt erst voll zuzuwenden, statt noch länger in einem Traum befangen zu sein, der uns die Illusion einer Horrorwelt vorspielt, in der wir gefangen sind wie Schauspieler in einem Stück, dass uns überhaupt nicht gefällt. Wir entdecken, dass wir die Freiheit haben, mit diesem Schauspiel aufzuhören. Wir selbst entscheiden, wer wir sind und wie wir handeln. Wir können das nicht für andere entscheiden, und insofern ist unser Einfluss auf das Stück, das gespielt wird, gering. Wir können nur unsere eigene Rolle darin verändern, wir können zu erklären versuchen oder einfach das tun, was wir für richtig halten.

Die Welt, die wir zu erreichen versuchen, existiert die ganze Zeit um uns herum - und das ist das Verrückte, sie existiert wirklich und materiell, Bäume, die Sonne, Wasser und auch der heiße Tee - während die Welt, in der die Ursachen für Kriege und Armut zu finden sind, offensichtlich eine rein Geistige ist. Ein individueller Ausweg aus dieser Welt bliebe ein Traum, wenn wir ihn nicht zu materialisieren begännen durch unser Handeln. Die Schwierigkeit liegt dabei im Grunde darin, etwas erschaffen zu wollen, was längst existiert, und ein Traumgebilde zu bekämpfen, das einem eben die Notwendigkeit zum Kampf vorspiegelt. Menschen haben verschiedene Wege versucht, um diese widersprüchlichen Aufgaben zu lösen, und sie haben dabei bislang die geistige Welt, in der die Mehrheit sich bewegt, kaum ankratzen können. Ihre Worte wurden sogar immer wieder herumgedreht in die Richtung, es ginge darum, die materielle Realität zu verlassen und sich einer rein geistigen Welt zuzuwenden! Wenn ich dies bezweifele, so mag das natürlich daran liegen, dass ich es einfach nicht verstanden habe. Aber es bleibt ein logisches Problem: Was sollen wir denn in einer rein geistigen Welt anderes veranstalten als in dieser, wenn die Probleme in dieser Welt nicht materielle Ursachen haben, sondern geistige? Warum sollten wir in einer anderen, rein geistigen Welt nett zueinander sein und teilen können, wenn wir es in dieser, in der wir durch nichts materiell daran gehindert sind, nicht können? Warum sollten wir in einer rein geistigen anderen Welt Licht und Wärme und Schönheit genießen können, wenn wir in dieser Welt unsere Wahrnehmung davor verschließen?

Die einzige Erklärung, die mir dazu einfällt, ist, dass in diese andere geistige Welt die Deppen nicht hereingelassen werden, die nicht an sie glauben. Man braucht gar nichts weiter zu tun, um sie draußen zu halten, denn sie weigern sich ja von selbst, hereinzukommen. Das ist also ganz einfach. Aus zwei Gründen bezweifele ich, dass wir in ein solches rein geistiges Reich auswandern können: Erstens, ich sehe es nicht - und falls es dir genauso geht, dann versuch doch ruhig einmal, die Lage ausgehend von dieser Wahrnehmung im Hier und Jetzt (bzw. Nicht-Wahrnehmung) zu beurteilen. Zugegeben, unsere Wahrnehmung ist immer beschränkt, aber wenn wir uns nicht auf sie verlassen mögen, müssen wir äußeren Autoritäten hinterherlaufen. In unserer materiellen Welt gehört das Hinterherlaufen hinter Autoritäten zu den Grundproblemen - man denke nur einmal an das Milgram-Experiment. Menschen, die aufgehört haben, sich auf ihre eigene Urteilsfähigkeit zu verlassen, sind beliebig manipulierbar und werden auch manipuliert. Der Trick, mit dem einem die Illusion einer bedrohlichen Welt glaubhaft gemacht wird, beruht auf Angst und Autorität.

Eine rein geistige Welt ist eventuell tatsächlich rein geistig, also eine vollkommen andere Ebene, in die wir nicht mit unserem materiellen Körper verschwinden können, sondern die bedeutet, unsere Sichtweise von der Welt zu verändern. Zweitens, wie können wir in eine Welt entkommen, in der die Menschen gern bereit sind, miteinander zu teilen, wenn wir diese Welt nicht mit all den Deppen teilen wollen, die dort nur stören würden? Der materiellen Unmöglichkeit, einfach zu verschwinden (die ich nunmal empfinde, ich kann das halt nicht), entspricht also eine logische, geistige. Wir können nicht teilen wollen und dabei eine Welt für uns allein fordern. Wir können nicht tolerant sein wollen und dabei alle Andersdenkenden ausschließen. Wer das möchte, kann allenfalls erkannt haben, dass er mit dem Rest der Welt nichts mehr zu schaffen hat, dass ihn nichts mehr damit verbindet.

Wir sind also nicht hier, um zu verschwinden, sondern um unsere Vision in die Welt zu bringen. Das ist ein Vorgang, der von der Richtung her einfach umgekehrt ist. Er erfordert praktisches Handeln, Erkennen unserer menschlichen Fähigkeiten und Möglichkeiten und unserer unbedingten Freiheit.

Ich beanspruche für diese Überlegungen keinerlei "höhere Autorität". Es sind die Gedanken eines gewöhnlichen Menschen, und jede und jeder ist klug genug, herausfinden zu können, ob etwas Wahres dran ist oder nicht. Wenn ich eine "spirituelle" Sprache verwende, dann nicht, um mich dadurch hinter Autoritäten zu verstecken, sondern um darauf hinzuweisen, dass diese Überlieferungen jenseits von Glauben und Nachbeterei sich mit sehr konkreten menschlichen Anliegen befassen, die heute vielleicht aktueller sind denn je - wo wir es doch mittlerweile mit Atombomben zu tun haben und mit einer sozialen Ungleichheit, die Ausmaße angenommen hat, die man sich früher noch gar nicht vorstellen konnte. Wenn man ein "Wirtschaftssystem" vorschlagen möchte, das einfach darauf beruht, sich keine Sorgen zu machen und das Vorhandene miteinander zu teilen, Dinge zu produzieren, die den Lebensstandard angenehm machen (wozu Bomben und Raketen sicher nicht gehören, wohl aber eine ausreichende Trinkwasserversorgung) und ganz einfach anzufangen, auf diese Weise zu leben, statt darauf zu warten, dass dies in Form einer kriegerischen Auseinandersetzung durchgesetzt wird, dann darf einem ja ruhig dabei auffallen, dass diese Vorschläge nicht so neu sind.


Links
Literatur
Inhaltsübersicht
Kontakt
oben
home
deutsch
english
español
Gästebuch


Emanzipation Humanum, Version 1. 2003, Kritik, Anregungen zu Form und Inhalt, Dialog sowie unveränderter Nachdruck bei Quellenangabe und Belegexemplar erwünscht. Übersetzung in andere Sprachen erwünscht. Kürzungen und Änderungen nach Absprache möglich.

http://emanzipationhumanum.de/deutsch/revol.html

GOWEBCounter by INLINE