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AIDS
- Instrument hinterfragenswerter Interessen?

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Vor BSE war AIDS das Thema, um mit einem Minimum an Wissen ein Maximum an Angst und Schrecken zu transportieren. Aus der einst vorhergesagten Jahrhundertseuche ("größte nicht-militärische Bedrohung der Menschheit") ist eine medizin-statistische Jahrhundert-Dummheit geworden. Und weil die "heterosexuelle AIDS-Epidemie" hierzulande ausgeblieben ist, wird die Bevölkerung mit der angeblichen afrikanischen AIDS-Epidemie verrückt gemacht. Dabei wird nicht gesagt, daß AIDS in Afrika nichts mit AIDS in Europa/Nordamerika zu tun hat (Krankheitsbilder, Alters- und Geschlechtsverteilung). Die AIDS-Diagnose in Afrika wird zudem ohne HIV-Test (was immer der auch nachweist!) aufgrund völlig unspezifischer Symptome gestellt.

Obwohl die "Bangui-Definition", mit der die WHO AIDS in Afrika einführte, recherchierbar ist plappert die bundesdeutsche Journalisten-Schar vom "Abendblatt" bis zur "Zeit" angsterfüllt und trockenen Hirnes nach, was der HIV-AIDS-Klerus verkündet. Die Hofberichterstattung des diesjährigen Welt-AIDS-Kongresses wurde jedoch von dem südafrikanischen Präsidenten Mbeki gestört, der sich über AIDS, die Retrovirus-Hypothese und vor allem über die Wirkungsweise von AZT kundig machte (z.B. im Internet unter "www.virusmyth.com") und zudem die Kritiker der herrschenden Sichtweise zu einem Symposium nach Südafrika holte.

Die Reaktionen der bundesdeutschen Presse waren bis auf einen Bericht in der "Jungle World" vom 12.7.2000 ("AIDS ist nicht AIDS" http://www.nadir.org/nadir/periodika/jungle_world/_2000/29/22a.htm) einheitlich.

 

"Frei von Armut, frei von AIDS"

Chronik einer südafrikanischen Kontroverse

von Ilse Lass

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In diesem Jahr fand der Welt-AIDS-Kongress erstmals außerhalb der kapitalistischen Zentren statt. Veranstaltungsort war das südafrikanische Durban, wo im Juli über 10.000 Teilnehmer ein wissenschaftlich belangloses, aber politisch bedeutsames Ereignis miterlebten. Im Zentrum stand die sehr eigenwillige AIDS-Politik der südafrikanischen Regierung, von der Präsident Thabo Mbeki auch bei seiner Rede zur Eröffnung des Kongresses nicht abrückte. Er sprach über extreme Armut als weltweite Hauptursache für Krankheit und Tod und seinen Eindruck, "daß wir nicht alles einem einzigen Virus anlasten könnten."1

Diese Wahrheit ist aber auf einem Welt-AIDS-Kongress unerwünscht, vor allem bei Organisatoren, Sponsoren (hauptsächlich Pharmakonzerne) und Karriereforschern. Einige von ihnen meinten dann auch, Mbeki zurechtstutzen zu müssen. So bezeichnete Mark Wainberg, Leiter der International AIDS Society, die den Kongress mitorganisiert hatte, die Rede als "verpaßte Gelegenheit". David Ho vom Aaron Diamond AIDS Research Center in New York zeigte bei seinem Vortrag ein Bild, das HIV darstellen sollte und sagte: "Das, meine Damen und Herren, ist die Ursache von AIDS." Roy Anderson erklärte lapidar, seine Forschung basiere auf der Prämisse, daß HIV AIDS verursacht. Anderson ist Prophet des HIV-verursachten Bevölkerungsrückgangs in Afrika und Direktor des Wellcome Centre for Research on the Epidemiology of Infectious Diseases, das vom "philanthropischen" Zweig des Pharmariesen Glaxo Wellcome betrieben wird. Ho hatte Mitte der 90er ein neues Krankheitsmodell samt Therapie vorgestellt, dessen Scheitern in der Praxis immer offensichtlicher wird und das theoretisch ohnehin nie gestimmt hatte - er hatte sich nämlich verrechnet.2 Wainberg wurde durch den Vorschlag bekannt, Kritiker der AIDS-Lehrmeinung zu inhaftieren und per Verfassungszusatz die Kritik zu verbieten.

Diese Reaktionen waren aber nur der weithin sichtbare Höhepunkt einer Kontroverse, die bis ins vergangene Jahr zurückreicht.

Im Oktober 1999 hielt Mbeki vor dem Parlament eine Rede über AZT. Dieses Medikament gilt bei AIDS als Mittel der Wahl und ist auch in den neueren Kombinationspräparaten enthalten, während es von einer wachsenden Zahl von Kritikern schlicht als "Gift auf Rezept" bezeichnet wird. AZT war in den 60ern als Mittel gegen Krebs entwickelt worden, wurde aber wegen seiner hohen Giftigkeit nicht eingesetzt. Erst 1987 wurde es nach gefälschten klinischen Versuchen bei AIDS-Diagnosen zugelassen.3 AZT als Medikament wird von Glaxo Wellcome hergestellt, einem der weltgrößten Pharmakonzerne. Dagegen trägt AZT für Laborzwecke auf dem Etikett einen Totenkopf und die Warnung: "Giftig bei Einatmen, Hautkontakt und Schlucken ... Tragen Sie passende Schutzkleidung."4 Einer der AZT-Kritiker ist ein südafrikanischer Rechtsanwalt, der die Ergebnisse seiner gründlichen Recherche im Frühjahr 1999 in einem Zeitungsartikel zusammenfaßte.5 Die öffentliche Diskussion, die daraufhin entbrannte, führte schließlich zu Mbekis Rede über AZT, in der er sagte: "Es existiert eine große Menge wissenschaftlicher Literatur, in der unter anderem behauptet wird, daß dieses Medikament so giftig ist, daß es tatsächlich eine Gesundheitsgefahr darstellt ... Ich habe daher die Gesundheitsministerin angewiesen, das alles zu überprüfen, so daß wir selbst, einschließlich der medizinischen Autoritäten des Landes, sicher sind, wo die Wahrheit liegt." Die Überprüfung dauert nach wie vor an, und weiterhin wird in staatlichen Gesundheitseinrichtungen kein AZT vergeben. Im Frühjahr wurde die AZT-Vergabe auch bei der südafrikanischen Armee eingestellt.

Für einige Forscher war das Grund genug, dem Kongress in Durban mit Boykott zu drohen. Verstärkung erhielten sie, als Ende Februar bekannt wurde, daß sich Mbeki mit David Rasnick in Verbindung gesetzt hatte. Rasnick ist Biochemiker und Vorstandsmitglied der Group for the Scientific Reappraisal of the HIV/AIDS Hypothesis. Dieser internationalen Gruppe mit Sitz in den USA gehören Wissenschaftler, Ärzte, Journalisten und Aktivisten an, die argumentieren, daß HIV nicht die Ursache von AIDS ist. Sie verweisen darauf, daß das Syndrom aus einer Reihe von Krankheiten besteht und nennen jeweils spezifische Ursachen, vor allem pharmakologische, toxikologische und psychologische. Besonders in Afrika sehen sie AIDS als "Medikalisierung der Armut" , da dort nach einer speziellen Definition verbreitete Krankheiten (z.B. Tuberkulose) und Zustände (z.B. Mangelernährung) in AIDS umbenannt werden können. Auf HIV gerichtete Tests, Medikamente und Impfungen lehnen sie als sinnlos und schädlich ab. Fast ein Jahrzehnt hatte sich die Gruppe ziemlich vergeblich bemüht, diesen Ansatz öffentlich zu machen.6 Um die Kommunikationsblockade zu brechen, plante Mbeki, Kritiker und Vertreter der HIV/AIDS-Theorie in sein Presidential AIDS Advisory Panel einzuladen und gemeinsam die sinnvollste AIDS-Politik für Südafrika zu erarbeiten.

Diese Entwicklungen fielen ausgerechnet in eine Zeit, in der die USA sowohl Afrika als auch AIDS politisch "wiederentdeckt" hatten. Im Januar hatten sie den Vorsitz im Weltsicherheitsrat und widmeten den Monat Afrika, in der Auftaktsitzung stand mit AIDS erstmals ein medizinisches Thema auf der Tagesordnung. Eine weitere Premiere war die Rede des Weltbankpräsidenten "Frei von Armut, frei von AIDS", in der er gegenwärtige und zukünftige Opfer der eigenen Politik entsorgte: "Nichts wird Afrika schneller zurückwerfen, die Errungenschaften umkehren und Länder in Verwirrung stürzen als die gegenwärtige AIDS-Epidemie." Die angekündigten "Taten zum Thema Ressourcen" folgten bei der Frühjahrstagung von IWF und Weltbank: "Ich sagte heute den Ministern, und ich glaube, ich habe ihre Zustimmung für Anstrengungen, AIDS zu finanzieren [sic], daß es keine Grenze gibt für die Geldmittel, die wir von der Bank haben."7 Doch damit nicht genug der Premieren beim Sicherheitsrat, denn mit Gore leitete erstmals ein US-Vizepräsident eine Sitzung. In seiner Rede hieß es: "Durch die Stärke des Beispiels [AIDS] verlangt dieses Treffen von uns, daß wir Sicherheit durch ein neues und weiteres Prisma sehen und danach immer gemäß einer neuen, expansiveren Definition darüber nachdenken." Konkret nannte er die "globale Umweltherausforderung", die "globale Herausforderung bei der Bekämpfung von Drogen und Korruption", die "globale Herausforderung des Terrors" sowie "neue Pandemien", zu denen AIDS gerechnet wird, vor allem in Afrika. Für Gore war dieser Auftritt nicht nur Teil seines Wahlkampfs. Der überwältigende Konsens bei AIDS sollte dazu benutzt werden, neue Vorwände für Interventionen der USA zu etablieren und die UNO darin einzubinden. Dagegen hatten China und Rußland ihre Zustimmung zur Sitzung davon abhängig gemacht, daß kein Präzedenzfall geschaffen wird. Südafrika könnte jedoch genau dazu gemacht werden, auch wenn es im Januar wohl noch nicht gemeint war.

Im darauffolgenden Monat fand der National Summit on Africa (NSA) in Washington statt, dominiert von Politikern wie Gore und Albright und Konzernen wie Chevron und Monsanto.8 Bedauernd wurde festgestellt, daß der Handel mit afrikanischen Ländern südlich der Sahara nur etwa 1% des Außenhandels ausmacht und ein Handelsbilanzdefizit von 5 Milliarden US-$ aufweist. Den größten Anteil hat das Öl (1996 21% der US-Ölimporte), das wegen der relativ kurzen Transportwege nicht leicht zu ersetzen wäre. Die US-Exporte beliefen sich im gleichen Jahr auf 6,1 Milliarden US-$, was 100.000 US-Arbeitsplätze geschaffen haben soll. Mehrere Vorschläge des NSA zur Expansion wurden inzwischen umgesetzt. So hieß es, "Afrika braucht einen Marshall-Plan", und im Mai wurde vom Repräsentantenhaus der World Bank AIDS Marshall Plan Trust Fund Act angenommen, den US-Präsident Clinton im August als Global AIDS and Tuberculosis Relief Act of 2000 unterzeichnete. Er beinhaltet, der Weltbank über zwei Jahre verteilt 300 Millionen US-$ zu übergeben und den Jahresbetrag durch weitere Geldgeber auf 1 Milliarde US-$ aufstocken zu lassen. Der NSA unterstützte besonders den Africa Growth and Opportunity Act, den Clinton im Mai unterzeichnete. Dieses Gesetz, das von den afrikanischen Regierungen u.a. die Privatisierung von Staatseigentum und die Verminderung der öffentlichen Ausgaben verlangt, ist laut US-Regierung "das erste Handelsgesetz, das die Herausforderung von AIDS/HIV direkt anspricht." Die Aussage des NSA "Die Export-Import Bank ... ist im größten Teil Afrikas inaktiv" war im Juli überholt, als die Bank verkündete, 1 Milliarde US-$ Kredite für den Kauf von AIDS-Medikamenten nach Afrika vergeben zu wollen. Im Zentrum dieser und einiger anderer Initiativen - wie der der Weltbank - stehen AZT (hauptsächlich für Schwangere) und Kombinationspräparate. Bei diesen Mitteln stagniert der Verkauf in Europa und den USA, weil sich die Konsumentengruppe kaum mehr vergrößern läßt und die schädlichen bis tödlichen Wirkungen zunehmend bekannt werden. So soll mit staatlicher Hilfe ein neuer Markt erschlossen werden. Viele afrikanische Regierungen haben allerdings bereits ihre Ablehnung signalisiert, allen voran Südafrika. Auch die von den Pharmakonzernen angebotenen Preissenkungen hatten nicht die gewünschte Wirkung.

Inmitten dieser erdrückenden Fürsorglichkeit schrieb Mbeki Anfang April einen vertraulichen Brief an Clinton, UN-Generalsekretär Annan, Premierminister Blair und Bundeskanzler Schröder, der am 19. April von der Washington Post veröffentlicht wurde. Darin zitierte Mbeki Daten aus den USA und von der UNO, nach denen sich AIDS in Afrika grundlegend von AIDS in den westlichen Industriestaaten unterscheidet. Daraus leitete er die Forderung nach einem eigenen Weg der Afrikaner in der AIDS-Politik ab, um am Ende des Briefes vehement Partei für eine offene Diskussion zu ergreifen: "Es ist nicht lange her, da wurden in unserem eigenen Land Menschen ermordet, gefoltert, eingesperrt und es war verboten, sie privat und öffentlich zu zitieren, weil die etablierte Macht glaubte, daß ihre Ansichten gefährlich und diskreditiert wären. Es wird nun von uns verlangt, genau dasselbe zu tun, was die rassistische, von uns bekämpfte Apartheid-Tyrannei tat, weil, so wird gesagt, es eine wissenschaftliche Ansicht gibt, die von der Mehrheit unterstützt wird, gegen die eine andere Meinung verboten ist. Die Wissenschaftler, die wir in wissenschaftliche Quarantäne stecken sollen, schließen Nobelpreisträger, Mitglieder der Akademien der Wissenschaft und emeritierte Professoren verschiedener Fachrichtungen der Medizin ein!" 9

Die Washington Post wartete am 30. April mit einer weiteren Enthüllung auf: die US-Regierung habe "die Krankheit erstmals formell als Bedrohung der nationalen Sicherheit der USA bezeichnet ... Der National Security Council, der nie zuvor an der Bekämpfung einer Infektionskrankheit beteiligt war, beaufsichtigt eine schnelle Neubewertung der Regierungsanstrengungen." Beigefügt war ein freigegebener Bericht des National Intelligence Council (der den CIA-Direktor berät) über "Die globale Bedrohung durch Infektionskrankheiten und ihre Implikation für die Vereinigten Staaten" mit Schwerpunkt AIDS. Inhaltlich bot er nichts Neues, verlieh aber der Meldung eine zusätzliche Dramatik. Bei einer Pressekonferenz am folgenden Tag dementierte der Regierungssprecher zwar deutlich, daß es eine formelle Erklärung gegeben hat, bestätigte jedoch, daß sich der National Security Council seit etwa zwei Jahren mit AIDS beschäftigt.10 Das Dementi tauchte nicht in den Medien auf, und auch Regierungsoffizielle äußerten sich in vagen, eher bestätigenden als dementierenden Kommentaren. So wird nach wie vor wird die Version der Washington Post weltweit verbreitet und es bleibt unklar, ob der "Nationale Sicherheits"-Apparat einschließlich Militär, CIA und FISA10 bei AIDS tatsächlich in Betrieb gesetzt wurde. Anzunehmen ist allerdings eine Verbindung der Meldung mit den Ereignissen in Südafrika, zumal sie nur wenige Tage vor der ersten Beratung von Mbekis Presidential AIDS Advisory Panel erschienen war.

Am 6./7. Mai trafen sich in Pretoria 33 Wissenschaftler und Ärzte, unter ihnen ein Drittel AIDS-Kritiker. Der bekannteste von ihnen war der in den USA lebende Molekularbiologie-Professor Peter Duesberg, der seit 1987 eine öffentliche Diskussion fordert und wie Rasnick Vorstandsmitglied der Group for the Scientific Reappraisal of the HIV/AIDS Hypothesis ist. Die Kommissionsmehrheit bildeten u.a. Vertreter des südafrikanischen Medical Research Council (MRC), des AIDS-Programms der UNO (UNAIDS) und der US-Bundesbehörde Centers for Disease Control (CDC)11 sowie Luc Montagnier, der als der eigentliche HIV-Entdecker gilt.12 Am zweiten Tag waren auf Clintons Intervention hin vier weitere Teilnehmer aus dem Weißen Haus dazugekommen, die die Sitzung beobachteten. Nach Mbekis Eröffnungsrede wurden Verursachung, Vorbeugung und Behandlung von AIDS diskutiert.13 Wurde auch in den Grundpositionen erwartungsgemäß keine Annäherung erreicht, so konnten die Kritiker doch in einem wichtigen Teilbereich Boden gewinnen: als Rasnick sagte, daß AZT "viele Menschen umgebracht hat", widersprachen ihm auch die Mitglieder der Kommissionsmehrheit nicht. Er selbst "würde die Zahl bei mindestens Zehntausenden Getöteten ansetzen, bei den Dosierungen, die sie den Leuten in den frühen Jahren gegeben haben". Die Kritiker verfaßten am zweiten Tag einen Minderheitsbericht, in dem sie sich gegen solche Medikamente und Tests zum HIV-Nachweis aussprachen. Außerdem forderten sie, Ressourcen sowohl gegen "die häufigsten AIDS-definierenden Krankheiten in Südafrika wie TB, Malaria und Darminfektionen" einzusetzen als auch "der Verbesserung der Ernährung, der Versorgung mit verbesserter Gesundheitspflege und sauberem Wasser" zu widmen. Dieser Minderheitsbericht war der Versuch, dem Treffen doch noch eine konstruktive Richtung zu geben, nachdem ihre Kontrahenten durch Mehrheitsbeschluß getrennte Beratungen der beiden Parteien durchgesetzt hatten und damit zur Kommunikationsblockade zurückgekehrt waren.14 Bis zum zweiten Treffen im Juli sollte die Diskussion nach der Planung der südafrikanischen Regierung per Internet geführt werden.

Kurz vor dem zweiten Treffen gab UNAIDS Ende Juni seine neuesten Zahlen der "Menschen, die mit HIV und AIDS leben" bekannt: weltweit 34,3 Millionen, davon in Afrika südlich der Sahara 24,5 Millionen, davon wiederum 4,2 Millionen in Südafrika (etwa 10% der Bevölkerung). Die daraus entwickelten Schreckensszenarien lenkten die Aufmerksamkeit auf den in Kürze stattfindenden Kongress in Durban, den UNAIDS mitorganisierte, und boten einen neuerlichen Anlaß für Angriffe auf die südafrikanische AIDS-Politik. Allerdings sind diese Zahlen Makulatur. In Südafrika werden jährlich 18.000 Frauen in Schwangerenkliniken getestet und deren Ergebnisse auf die Gesamtbevölkerung hochgeschätzt. Getestet wird mit einer Methode, bei der etwa 60 Gründe15 - darunter Schwangerschaft - zu einem falsch-positiven Resultat führen können. Zudem suchen vor allem Frauen aus ärmeren ländlichen Gebieten diese Kliniken auf und bei ihnen ist die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, auch weitere Gründe wie Malaria, Tuberkulose oder Lepra anzutreffen. Aufgrund solcher Daten 4,2 Millionen "Infizierte" zu behaupten, hat nichts mit Mathematik, aber viel mit Politik zu tun.16

Noch während sich die Medien an den UNAIDS-Zahlen abarbeiteten, wurde ihnen eine vergleichbare Sensation vorgesetzt. Anfang Juli wurde vorab bekannt, daß über 5.000 Wissenschaftler eine Erklärung unterzeichnet hatten, die kurz vor dem Kongress in der britischen Wissenschaftszeitschrift Nature veröffentlicht werden sollte. Darin bekräftigten sie ihre Ansicht, daß HIV die Ursache von AIDS ist - allerdings ohne stichhaltige Argumente.17 Diese "Durban-Deklaration" wurde von der PR-Agentur Burson-Marsteller verbreitet, die laut Eigendarstellung Erfahrung mit "Management und Herstellung eines wissenschaftlichen und politischen Konsens" hat.18 Auf einen der Adressaten hatte die Erklärung nicht die gewünschte Wirkung: sie würde im Papierkorb landen, sollte sie der südafrikanischen Regierung zugeschickt werden, verkündete deren Sprecher.

Im Schatten der "Durban-Deklaration" trat das Presidential AIDS Advisory Panel am 3./4. Juli in Johannesburg wieder zusammen. Die meisten Teilnehmer des ersten Treffens waren wiedergekommen, zusätzlich waren weitere eingeladen worden. Einer von ihnen war Winston Zulu, der vor 10 Jahren als erster Zambier seinen positiven Test öffentlich gemacht hatte und seitdem als AIDS-Aktivist bekannt geworden war - an der Sitzung nahm er allerdings auf seiten der Kritiker teil. Bei der Eröffnung des Treffens empörte sich die Gesundheitsministerin Manto Tshabalala-Msimang darüber, daß einige Mitglieder der Kommissionsmehrheit trotz Aufforderung der südafrikanischen Regierung die Internet-Diskussion verweigert und darüber hinaus andere Teilnehmer zum Boykott gedrängt hatten. Das hatte zur Folge, daß fast nur Kritiker an der Debatte beteiligt waren. Die Sitzungen fanden dieses Mal zwar nicht getrennt statt, brachten die Diskussion aber auch nicht voran. Wichtigstes Ergebnis war, daß MRC, CDC und Kritiker gemeinsam einige Versuche durchführen werden, um Argumente zu bestätigen oder zu widerlegen. Einer dieser Versuche betrifft die Antikörpertests. Mit ihnen werden Antikörper im Blut nachgewiesen, von denen lediglich angenommen wird, daß sie durch eine Infektion mit HIV gebildet wurden. Bisher wurden sie aber nie darauf geeicht, in welchen Fällen bei einem positiv Getesteten tatsächlich HIV vorhanden ist. Das soll jetzt nachgeholt werden, außerdem wird der Versuch unternommen, HIV nach klassischen virologischen Standards zu isolieren. Bislang ist das noch nicht gelungen, woraus ein Teil der Kritiker schließt, daß nicht einmal die Existenz von HIV bewiesen ist. Es ist zu erwarten, daß bei der Überprüfung der Tests ein hoher Anteil falsch-positiver Resultate gefunden wird. Sollte zudem der Isolationsversuch wieder mißlingen, wären mangels Virus ausnahmslos alle Tests falsch-postiv. Es spricht viel dafür, daß die Versuche - eine wissenschaftlich korrekte Durchführung vorausgesetzt - das Ende der HIV/AIDS-Theorie bedeuten können.

Auch davon sprach Mbeki in seiner Rede zur Eröffnung des Welt-AIDS-Kongresses: "Wir freuen uns auf die Ergebnisse dieser wichtigen Arbeit, die uns helfen wird sicherzustellen, daß wir bessere Resultate erzielen im Sinne der Rettung des Lebens unserer Bevölkerung und der Verbesserung des Lebens von Millionen."

Wenn die Kritik Recht behält und umgesetzt wird, würde das tatsächlich für Millionen eine Verbesserung ihres Lebens bedeuten, für nicht wenige sogar die Lebensrettung. Es dürfte aber auch einen ganzen Wirtschaftszweig Milliarden, vielen Forschern ihre Karriere und Organisationen wie UNAIDS die Existenz kosten. Und es könnte eine politische Lawine in Gang setzen, die auch diejenigen erfaßt, die AIDS für ihre Zwecke benutzen wie die CDC und die Weltbank. Letztlich ist das Ziel der Kritik "Frei von Armut, frei von AIDS" - in einem ganz realen Sinn.

Um das zu verhindern, wird Druck vor allem auf Mbeki ausgeübt. Wenig davon geschah bisher öffentlich, aber einen Eindruck vermittelte im Mai sein erster Staatsbesuch in Großbritannien und den USA, bei dem AIDS neben seiner Haltung zu Zimbabwes Präsidenten Robert Mugabe ein wichtiger Streitpunkt war. Die Londoner Times konstatierte nach seiner Abreise "Enttäuschung" in beiden Punkten. Auch nach einem Treffen mit Clinton war Mbeki bei seiner Meinung über AIDS geblieben, und die sei "eine Einstellung, die Bestürzung in politischen und medizinischen Kreisen hervorgerufen hat", wie Beamte des Weißen Hauses sagten.

Deutlich wahrnehmbar ist dagegen die turbulente Medienbegleitung. Hierzulande war sie fast nur während des Kongresses vorhanden, doch anderswo hatten die Attacken vorher begonnen und gingen danach verstärkt weiter. Nach der Sommerpause begann in Großbritannien, dem Sitz von Glaxo Wellcome, eine regelrechte Kampagne. Hatten sich die Medien im Frühjahr vor allem die Kritiker vorgenommen und gegenüber Mbeki relative Zurückhaltung geübt, ist diese Phase inzwischen vorbei. So hieß es, er leide "unter einem gigantischen Verfolgungskomplex", sei "geisteskrank" und "sitzt schon in einem Loch und wenn er weiter gräbt, kann er nur als Südafrikas Mugabe enden". Der Vergleich mit Mugabe ist insofern richtig, als auch dieser trotz massiven Drucks - begleitet von einer diffamierenden Pressekampagne - gewagt hatte, westliche Kapitalinteressen anzutasten.19

Einige südafrikanische Zeitungen zogen im September nach, vor allem die Ableger der britischem Zeitungshäuser. Dabei konnten sie sich nicht nur auf Oppositionsparteien, Kirchen und die südafrikanische Medizinervereinigung, sondern leider auch auf Nelson Mandela, den Gewerkschaftsbund COSATU und die Kommunistische Partei Südafrikas berufen. Den bisherigen Höhepunkt bildete Anfang Oktober die Publikation von Aussagen einer nicht-öffentlichen Rede Mbekis vor einem ANC-Gremium. Unklar ist, woher dieses Wissen stammt und inwieweit der Inhalt authentisch ist. In dieser Rede soll Mbeki die führende Rolle Südafrikas beim Entwicklungsplan für Afrika und die Arbeit für eine Machtverschiebung zugunsten des Trikonts in den internationalen Wirtschaftsinstitutionen genannt haben. Außerdem habe er die Propaganda der Pharmakonzerne verurteilt, die die HIV/AIDS-Theorie bräuchten, um ihre Medikamente zu verkaufen. Das liege auch im Interesse der USA, die die Konzerne durch Kredite an afrikanische Länder stützen wollten und daher auch die CIA eingebunden hätten. Er habe sich positiv über eine Kritiker-Konferenz in Uganda geäußert und gesagt, ein Pharmakonzern hätte ihm bestätigt, daß HIV nicht isoliert werden konnte. Die Propaganda, der er wegen seiner Position in der AIDS-Diskussion ausgesetzt ist, sei ein Vorgeschmack auf weitere Versuche derjenigen, die die bestehende Weltwirtschaftsordnung verteidigen wollen, wobei er die USA und die wichtigsten westlichen Wirtschaftsmächte genannt haben soll. In diesem Zusammenhang sei eine Meldung von Ende August erwähnt, in der es hieß, daß Hinweise auf ein Komplott gegen Mbeki untersucht würden. Anstifter seien Geschäftsleute und Politiker aus den USA und Großbritannien, die ihn wegen seiner Haltung zu AIDS und zu Mugabe bei den Wahlen 2002 als ANC-Präsident ersetzen wollten.

Die Meldungen über Mbekis Rede aktivierten auch die US-Presse, die ihm unter anderem vorhielt, wie "ein von Verschwörungstheorien besessener Mann" zu wirken. So der Herausgeber von Newsweek, der unter der Überschrift "Paranoia ... oder Politik?" Mbekis AIDS-Position, seine Person und Art der Amtsführung als untragbar hinstellte und dem ANC per Zitat empfahl, ihn zum Rücktritt zu bewegen.20 Diesen persönlichen Attacken wurde der Wind aus den Segeln genommen, als Mbeki sich Mitte Oktober aus der öffentlichen Diskussion um AIDS zurückzog und die Arbeit mit dem Presidential AIDS Advisory Panel dem Vizepräsidenten Jacob Zuma übergeben wurde. Zuma, der auch Leiter des National AIDS Council ist, war von Anfang an für die Einbeziehung der Kritiker in die AIDS-Politikplanung eingetreten. Seine Nominierung soll die Durchführung der vorgesehenen Versuche beschleunigen, deren erste Ergebnisse für Dezember geplant waren, aber wahrscheinlich nicht vor März vorliegen werden. Mbekis Rückzug war keine inhaltliche Kehrtwende, bei seiner Position bleibt er nach wie vor.

Zwar ist es schwierig, die Situation von hier aus zu beurteilen, doch mit Sicherheit ist die Mischung aus anti-neokolonialistischen afrikanischen Politikern und Interessen der kapitalistischen Zentren hochexplosiv. So sieht auch der Herausgeber des New African aufgrund der feindseligen Propaganda gegen Mbeki und seine AIDS-Position "die Haie kreisen" und erinnert an Kwame Nkrumah und Patrice Lumumba, deren Kampf für die Befreiung Afrikas aus den USA und Europa gewaltsam beendet wurde: sie "wurden gefällt, weil die Leute sie nicht beschützt haben. Werden wir den Haien erlauben, wieder zu töten?"21

 

1 virusmyth.com/aids/news/durbspmbeki.htm - Solche Aussagen waren in den 70ern selbstverständlich und wurden auch von der WHO vertreten ("Mahler-Revolution"); vgl. Projekt Kritische AIDS-Diskussion: AIDS - Afrika -Bevölkerungspolitik, Berlin 1995 bzw. txt.de/b_books/texte/kritischeaidsdiskussion/

2 Ho präsentierte ein mathematisches Modell, nach dem es bei einer HIV-Infektion eine massive Virenvermehrung gibt, die nach Jahren zur Erschöpfung des Immunsystems führt. Dieses Modell bildet auch die Basis der HAART (Highly Active Retroviral Therapy) mit Kombinationspräparaten. Zur mathematischen Analyse s. virusmyth.net/aids/data/mcreplyho.htm

3 Vgl. J. Lauritsen: Poison by Prescription - The AZT Story. Asklepios, New York 1990

4 Vgl. P. Duesberg: Inventing the AIDS Virus. Regnery Publishing, Washington DC 1996 bzw. duesberg.com/azt.html

5 Weitere Informationen, auch zu anhängigen Gerichtsverfahren, auf seiner Website debating-azt.co.za.

6 Genauere Informationen, auch zu weiteren Kritikern, unter aidsmyth.com, questionaids.com und virusmyth.com.

7 Passenderweise wurde Wolfensohn im Sommer Ehrenpräsident des Global Business Council on HIV/AIDS, der von Glaxo Wellcome gegründet worden war. Sein Vorgänger war (unpassenderweise) Nelson Mandela.

8 Der NSA kam nach vierjähriger Vorbereitungszeit zustande, in der sich viele NGOs beteiligt hatten. Ihr Einfluß wurde immer weiter eingeschränkt, bis er schließlich nach Kritikermeinung von den "neuen Kolonisatoren" kontrolliert wurde.

9 virusmyth.com/aids/news/lettermbeki.htm

10 Der FISA (Foreign Intelligence Surveillance Act) begründet ein geheimes Gericht zur Genehmigung elektronischer und physischer Überwachungen z.B. von Unterstützern solcher Organisationen, die als Gefahr für die "Nationale Sicherheit" eingestuft werden. CovertAction Quarterly 53/1995 bzw. caq.com/CAQ/caq53.court.html

11 Die CDC hatten von Anfang an die Definitionsmacht über AIDS. Sie legen in den USA die Definition und ihre Veränderungen fest, die auch in Europa fast immer übernommen wurden.

12 Montagniers Sitz im wissenschaftlichen Beirat von Calypte ist ein Beispiel für seine Interessenlage. Calypte will mit Urintests, die HIV nachweisen sollen, ganz Südafrika überziehen.

13 Während die Kritiker die Anwesenheit der Presse befürworteten, setzten ihre Kontrahenten bei beiden Treffen deren Ausschluß durch. Es existieren Filmaufnahmen, deren Veröffentlichung sich die südafrikanische Regierung vorbehält.

14 Der Versuch, die Diskussion per Mehrheitsbeschluß zu entscheiden, konnte verhindert werden; vgl. selbsthilfetreff.net/heal-berlin/bericht_panel_sa.htm

15 questionaids.com/alive.cgi?page=60reasons

16 Von UNAIDS stammt auch die Behauptung, in Südafrika sei "die Prävalenz der (HIV-)Infektion" seit 1994 so stark angestiegen, daß bis 2005 eine Verringerung der Lebenserwartung auf 47 Jahre erwartet wird. Mbeki hatte sie in seinem Brief zitiert und angemerkt, daß der Beginn des starken Anstiegs interessanterweise mit der Befreiung von der Apartheid zusammenfällt.

17 Ausführlich widerlegt unter thedurbandeclaration.org.

18 Die Einschaltung von PR-Agenturen ist in diesem Bereich nicht ungewöhnlich. So konsultieren die CDC und UNAIDS (wie auch Glaxo Wellcome) Ogilvy, während David Ho bei Fenton ist.

19 Es war vor allem die südafrikanische Regierung, die Mugabe nicht fallen ließ. Diese Haltung und die AIDS-Diskussion wurden als Hauptgründe für den Wertverlust des südafrikanische Rand (21% in diesem Jahr) genannt.

20 Wie ein Echo klang es im ARD-Weltspiegel am 22.10. Dort wurde ebenfalls gefragt, ob es um Paranoia oder Politik geht, auch der Tenor der Reportage erinnerte an Newsweek. Die taz folgte am 28.10.mit einem entsprechenden Artikel, in dem nur der Stalinismus-Vorwurf einigermaßen originell war.

21 Baffour Ankomah im New African Oktober 2000 bzw iol.ie/%7Egittons/aids/news/001009sharks.htm

 

Dieser Artikel erschien in alaska, Zeitschrift für Internationalismus im Januar 2001 zusammen mit drei weiteren Artikeln zum Schwerpunktthema AIDS - Zwischen Krankheit und Konstrukt. Alaska ist die Zeitschrift der entwicklungspolitischen Aktionsgruppen in der Bundesrepublik Deutschland, die sich im Rahmen des Bundeskongress (BUKO) organisieren.

  siehe auch den Grundsatz-Beitrag: BSE / AIDS / Hepatitis C - Infektions- oder Intoxikationskrankheiten?, von Claus Köhnlein

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Emanzipation Humanum, Version 1. 2001 , Kritik, Anregungen zu Form und Inhalt, Dialog sowie unveränderter Nachdruck bei Quellenangabe und Belegexemplar erwünscht. Übersetzung in andere Sprachen erwünscht. Kürzungen und Änderungen nach Absprache möglich.

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