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Zu Jörg Haiders Kommunikationstechnik

 von Walter Ötsch

Vorwort

Viele Leute in Österreich haben vor Haider Angst. Manche glauben, sein Aufstieg sei unaufhaltsam. Andere wieder um lehnen seine Methoden ab, bewundern ihn aber insgeheim. Vor einiger Zeit wurde ich gebeten, einen Vortrag über den Kommunikationsstil der FPÖ zu halten. Ich bin Universitätslehrer und habe mich in den letzten Jahren intensiv mit Kommunikation beschäftigt, zuerst für den Unterricht und dann in anderen Kontexten. Die Zusage für den Vortrag bewog mich, mich intensiver mit einem Thema zu beschäftigen, das mir vorher nicht vertraut gewesen war. Ich sah mir Videos an, auf denen Haider mit anderen debattiere, las Broschüren der FPÖ und Zeitungsartikel über die FPÖ, studierte Analysen über Haider und seine Kommunikationsmethoden und verfolgte im Detail, wie aktuelle politische Debatten in den Medien abgehandelt wurden.

Mit der Zeit schälte sich ein klares Bild über einige einfache Kommunikationsmuster von Haider heraus. Zugleich stieg auch meine Verwunderung. Ich war zunehmend erstaunt darüber, wie leicht es Haider von seinen Kontrahenten gemacht wurde. Ich fand kaum einen Interviewer, einen Reporter oder Diskussionsteilnehmer, der Haider in der Öffentlichkeit einigermaßen Paroli bieten konnte. Auch die Aktionen der Parteien, die immer angaben, gegen Haider zu sein, verblüfften mich. Sie agierten, als ob sie kein Mittel gegen seine Kommunikations-Methoden in der Hand hätten, und machten in vielen Fällen unter kommunikativen Gesichtspunkten genau das Verkehrte. Immer mehr wurde mir verständlich, warum Haider Jahr für Jahr größeren Zuwachs bekommen konnte.

Haider ist ein kompetenter Kommunikator. Er verdankt seinem Aufstiege auch der Anwendung einfacher und effektiver Kommunikationsmethoden, die er seit Jahren eingeübt hat, und immer wieder einsetzt. Heute wundere ich mich, mit welchen einfachen, fast simplen Mustern Haider seine Erfolge strickt und wie ungeschickt die anderen Parteien auf ihn reagieren. Haiders Erfolge haben viele Ursachen, zu einem guten Teil sind sie auf seine Kommunikations-Strategien zurückzuführen. Haiders Erfolge sind auch Kommunikations-Erfolge. Sie haben kaum mit der Qualität seiner Argumente oder mit positiven Vorschlägen für eine bessere Politik zu tun.•Haiders Art der Kommunikation verdient ein intensives Studium, nicht um sie nachzuahmen, sondern um ihr wirkungsvoller begegnen zu können.

Ich möchte Ihnen in diesem Text von den einfachen Kommunikationstricks von Haider erzählen. Ich denke, daß man sich auf Haiders Art der Kommunikation einstellen und ihm effektvoll Kontra geben kann. Es ist Zeit, Haider auf seiner Ebene zu begegnen. Haider kann gestoppt werden und es ist Zeit, daß dies geschieht. Jedes Handeln gegen Haider und die FPÖ verlangt politische Inhalte, einen klaren Gegenstandpunkt und den festen Willen, sich von Haiders Ideen und Methoden abzugrenzen und ihm offensiv zu begegnen. All dies ist jedoch zu wenig. Die moderne politische Öffentlichkeit ist zunehmend vom Auftreten und vom Umgang mit Medien geprägt. Selbst das beste politische Wollen bleibt wirkungslos, wenn es nicht über Medien einer Vielzahl von Menschen überzeugend übermittelt werden kann. Das Wissen über kommunikative Prozesse, z.B. wie man ein Argument in einem Interview oder einer Debatte überzeugend präsentiert werden kann, ist Teil jener Fertigkeiten, ohne die Politik heute nicht möglich ist. Jeder, der Haider begegnen will, ist gut beraten, Haider auch als Kommunikator zu studieren und sich sachkundig zu machen, welche kommunikativen Methoden Haider erfolgreich anwendet und wie man ihnen begegnen könnte.

Haider und viele Funktionäre in der FPÖ besitzen einen Wissensvorsprung über kommunikative Prozesse. Im Unterschied zu andern Parteien wird Politik in der FPÖ weniger als Sach-Politik verstanden. In der FPÖ finden sich viele Menschen, die in Politikbereichen agieren, über die sie wenig oder kaum inhaltliches Wissen besitzen. Dieses scheinbare Manko wird in vielen Fällen durch ein kommunikatives Wissen überkompensiert. Haider und seine Funktionäre werden regelmäßig von Kommunikationsexperten trainiert und auf die Inszenierung von Medienereignissen vorbereitet.

Es ist hoch an der Zeit, diesen Wissensvorsprung zu beenden. Die meisten Kommunikationsmuster sind nur dann wirksam, wenn der Adressat sie nicht kennt. Kennt man sie, dann wird es schwieriger, jemanden damit zu überrollen. Man weiß, was einen erwartet, kann sich vorbereiten und wirkungsvolle Gegenstrategien ersinnen. Ein Kommunikationsprozeß, dessen Muster bekannt ist sind, verliert in der Regel seine Wirkung. Man weiß, was einem erwartet, und die erwarteten Reaktionen können sogar motivieren, mit mehr Power und Elan zu agieren. Die Politik Haider gegenüber ist von Reaktionen, weniger von Aktionen geprägt. Viele Menschen sind von Haider demotiviert und wissen nicht, wie man Haider wirkungsvoll begegnen kann. Ich möchte Sie mit diesem Text motivieren, Haider und den unzähligen Mini-Haiders im Alltag gezielter zu begegnen.

Jeder und jede, die Sorge um die Demokratie in Österreich haben, kann Haiders Kommunikatonsstile studieren und weitererzählen, Gegenstrategien erkunden, einüben und weitergeben. Die Demokratie wird nicht nur an der Spitze des Staates, sondern auch im Alltag, in vielen Gesprächen zu Hause, am Arbeitsplatz und an den Stammtischen geschwächt oder gestärkt. Haiders Erfolge haben eine Vielzahl von Mini-Haiders hervorgelockt, die seine Methoden nachahmen. Haider und den vielen Mini-Haiders kann wirkungsvoll begegnet werden. Dieser Text will Ihnen einige Anregungen vermitteln. Wir brauchen einen neuen demokratischen Aufbruch, mit Ideen, Power und Schwung.

NLP infos hier (Linzer Akademie für NLP)

© Copyright Walter Ötsch 1995
- Walter Ötschs komplette Analyse zu J. Haiders Kommunikationsstil hier: http://www.nlp.at/hj/index.htm

alternativ auch hier http://207.158.201.115/hj

oder falls der Link zum nlp Server nicht gar nicht funktioniert bitte auch hier: http://www.essl.at/hj/

 

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