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Ungleiche Ressourcenverteilung

oder

Unser Wohlstand durch Hunger in der Dritten Welt

 

Sebastian Schönauer

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland - B U N D

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Rothenbuch, Januar 2002

Hunger hat seine Gründe

Die Menschen der sog. "industrialisierten Staaten", vornehmlich also in den USA, Kanada, den europäischen Staaten und Japan - ungefähr 20 Prozent der Weltbevölkerung - verbrauchen gut 80 Prozent der Ressourcen dieser Erde. Während wir im Überfluss leben, verhungern in der dritten Welt täglich 20 bis 30. 000 Menschen.

Im Jahre 1992 haben die Regierungsvertreter der führenden Industrieländer in Rio versprochen, unseren Ressourcenverbrauch und damit die Konsumgewohnheiten und unsere Produktionsmuster drastisch zu verändern. Das Gegenteil geschah.

Der Energieverbrauch steigt weiter an, die Ausbeutung unserer zur Neige gehenden Ressourcen hat sich beschleunigt, nicht zuletzt, weil die Rohstoffpreise nach unten gedrückt wurden und die Terms of Trade - also die Tauschverhältnisse zu Ungunsten der "armen Staaten" verschlechtert wurden. Gleichzeitig wurde die "Entwicklungshilfe" weiter gekürzt und der finanziell dringend nötige und moralisch gesehen unabdingbare Schuldenerlass für die ärmsten Staaten scheiterte schon im Vorfeld der Septembertagung von "Rio + 10" am Veto der USA, die seit Jahren auch nur kleinste Reformvorschläge aus den Reihen der westlichen "Geberländer", die eigentlich die "Nehmerländer" sind, abblocken.

Überfluss und Armut

Beschämt müssen wir Menschen der westlichen Industriestaaten feststellen:

Unser Ressourcen- und Umweltverbrauch ist weiter gestiegen, mehr Menschen als je zuvor "auf der anderen Seite der Welt leben" in unvorstellbarer Armut und haben keine Chance auf ein menschenwürdiges Leben, die Kluft zwischen Arm und Reich klafft so tief wie nie zuvor.

In den letzten fünfzig Jahren ist zwar das Gesamtbruttosozialprodukt weltweit um das Neunfache gestiegen, doch das Sozialprodukt von 80 Staaten ist laut UN -Weltentwicklungsprogramm gleichzeitig geschrumpft. Unsere politische Führung verspricht uns dabei gebetsmühlenhaft, dass die Ausrichtung unserer Volkswirtschaft auf die Erhöhung des Bruttosozialprodukts und auf die Steigerung unserer industriellen Produktion "die Not der Menschen lindern und den Hunger in der Welt" besiegen werde.

Doch gerade dies erzeugt in den "armen Staaten" der Dritten Welt, wie auch in den "reichen Ländern" der industrialisierten Welt mehr Elend und Not. Die Ungleichheit zwischen Besitzenden und "Arbeitnehmern" wird auch und oft gerade in Zeiten des sog. "wirtschaftlichen Aufschwungs" in diesen Ländern vergrößert.

Die Profitmaximierung führt zur immer ungehemmteren Plünderung unserer natürlichen Ressourcen, zerstört unsere natürlichen Lebensgrundlagen und erhebt die soziale Ausbeutung und die Verarmung weiter Bevölkerungsteile in den "Kultstatus" einer angeblich notwendigen und unaufhaltsamen "wirtschaftlichen Entwicklung" unserer Volkswirtschaften.

WTO - Welthandels- oder Unterdrückungsorganisation?

Die Staaten und Menschen der "Zweiten und Dritten Welt" bleiben dabei immer mehr auf der Strecke. Sie sind degradiert zu Zulieferern billiger Rohstoffe und billiger Nahrungsmittel, die sie für den Luxus der "Ersten Welt", die sich in den G0 -7 - Staaten zusammengeschlossen haben, bereitstellen "dürfen", zu "Hungerlöhnen" wohlgemerkt und im wahrsten Sinne des deutschen Wortes.

Und wer dagegen "aufmuckt", wird ganz offen unter der Anführerschaft der USA mit Boykott, Handelsembargo und internationaler Isolation "bestraft".

Die USA und die westlichen Industriestaaten haben sich dabei in der WTO und ihrer sog. "Meistbegünstigungsklausel" ein Instrument der Knebelung geschaffen, das sie meist gnadenlos nutzen.

Viele und meist gerade die ärmsten Entwicklungsländer sind im Handel mit den Industriestaaten fast völlig auf den Verkauf von Rohstoffen abgedrängt worden.

Ein besonders eklatantes Beispiel ist dabei u.a. die Ausfuhr von Soja als Viehfutter in den Industriestaaten, während die einheimische Bevölkerung an Unterernährung leidet und weltweit 20 bis 30.000 Menschen täglich (!) an Hunger sterben. Gleichzeitig wurden die Rohstoffpreise seit 1980 nach unten gedrückt. Dieses gezielte Dumping der Rohstoffpreise auf dem "Weltmarkt" - der in Wirklichkeit die Handelsbörse der Industriestaaten ist - führten zu geradezu gigantischen Handels- und damit Einkommensverluste der "Entwicklungsländer". Veredelte Produkte, mit denen erst das Geld verdient werden könnte, werden gerne konsequenterweise mit Handelshemmnissen der Industriestaaten belegt. Der Profit wird von den internationalen "Handels- und Veredelungsmultis" gemacht. Die Terms of Trade der Weltbank sind dabei die Würgeschlinge.

So hätte beispielsweise allein "Schwarzafrika" von 1981 bis 1986 rund 165 Milliarden DM oder 85 Millionen ¤ mehr "erlösen" können, wenn die Preise für ihre einheimischen Produkte nicht "gefallen" wären und die importierten Waren aus den Industrieländern nicht immer teurer gemacht worden wären. Diese Summe ist mehr als das Doppelte von dem, was die 45 Staaten in diesem Zeitraum als sog. "Entwicklungshilfe" bekommen haben.

Ein Beispiel mag das verdeutlichen: Seit 1980 wird der z. B. Kakao aus Ghana um mehr als 50 Prozent unter dem Durchschnittspreis der Jahre 1950 bis 1959 gehandelt.

Mit diesem unseren Verhalten wird die von den Vereinten Nationen proklamierte "Allgemeine Erklärung der Menschenrechte", die nun schon älter als 50 Jahre ist, eklatant missachtet. Eine Erklärung, die mit der feierlichen Formulierung von der "Anerkennung der allen Mitgliedern der menschlichen Familie innewohnenden Würde und ihrer gleichen und unveräußerlichen Rechte als Grundlage von Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden" beginnt.

 


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Emanzipation Humanum, Version 2. 2002, Kritik, Anregungen zu Form und Inhalt, Dialog sowie unveränderter Nachdruck bei Quellenangabe und Belegexemplar erwünscht. Übersetzung in andere Sprachen erwünscht. Kürzungen und Änderungen nach Absprache möglich.

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