Zukunft
auf die Beine helfen?"
-
Zur Strategiediskussion der Grünen
Idee
Überlegungen
von Wolfgang Fischer und Rudolf Kuhr
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So
sehr sich die Grünen einst von anderen Parteien
wohltuend durch progressive Inhalte mit dem Willen, an die
Wurzeln der gesellschaftlichen Problemfelder zu gehen,
unterschieden, so wenig Unterschied ist heute geblieben.
Genau wie die anderen Parteien sind die
BündnisGrünen der Profilierungs- bzw. Machtfalle
erlegen und somit unglaubwürdig geworden. Im Zentrum
der politischen Zielsetzung fehlt noch immer die
Orientierung am Menschen. Außermenschliches wie
Technik, Wirtschaft oder jenseitige Autorität
genießen die Aufmerksamkeit.
So
wie die christlichen Parteien alles andere als
christlich" handeln, so wie die Sozialdemokraten ihre
Tradition verraten haben und sich dem neoliberalen Trend
andienen, so wie den Liberalen jeder Weg zur
persönlichen Profilierung und Macht recht ist, so haben
auch die Grünen die sie ursprünglich
auszeichnenden Motivationen verraten, sie sind ihnen gar
lästig geworden. Die öko-sozial motivierte Theorie
hat sich von der Realität der Interessen des Kapitals
plattmachen lassen, Protest und Vision wurden verraten.
Somit wurden die BündnisGrünen unter Verlust all
ihrer zunächst gewachsenen ökologischen Kompetenz
genauso unglaubwürdig wie der Rest der
Parteienlandschaft.
Wenn
heute die Rede von Strategie sein soll, dann kann es nur um
ein Wiedererlangen von Kompetenz durch zunehmenden Verzicht
auf persönlichen Erfolg zugunsten der
Glaubwürdigkeit gehen. Sie ist die Basis für
erfolgreiches politisches Engagement, sei es in der
Regierung oder in der Opposition.
Elektronische
Medien und Presse regnen unisono ihr manipuliertes
alternativlos verlogenes Menschen- und Weltbild auf den
Bürger herab. Er weiß schon gar nicht mehr: soll
er sich selbst und seinem Gefühl noch trauen oder ist
das alles doch anders und richtig, wie es ihm über die
mannigfaltigen Kanäle bunt, locker und einfach
suggeriert wird. Die Medien werden zum Selbstzweck, sie
dienen mehr dem Erhalt der Machtstrukturen, als daß
sie zur Emanzipation des Bürgers beitragen.
Das
Resultat ist eine allgemeine Verunsicherung, die durch
soziale Gefährdungen wie politisch verantwortete
Unsicherheiten des Arbeitsplatzes, der Rente etc. noch
weiter verstärkt wird. In der Folge wächst die
Bereitschaft, dubiose Massenbotschaften zu schlucken. Die
entstandene Orientierungslosigkeit läßt die
Gefahr wachsen, daß nach jedem auch noch so
zwielichtigen Strohhalm gegriffen wird. Das Hinterfragen
sowie eine kritische Einstellung nehmen ab - und damit auch
das politische Engagement des Einzelnen.
Ellenbogen-Mentalität und purer Egoismus zur
Pfründeerhaltung verbreiten sich. Soziales Engagement
und Mitgefühl den am gesellschaftlichen Rande
ausgegrenzten Menschen gegenüber schwinden. Das
Empfinden für soziale Gerechtigkeit stumpft aufgrund
der allgegenwärtig tolerierten Realität
entsprechender Ungerechtigkeit und Menschenverachtung ab.
Zivilcourage wird zum unverständlichen
Fremdwort.
Dieser
Tendenz ist nur durch gezielte Informationen und
Aufklärung über die wesentlichen Defizite der
Gesellschaft einerseits und die eigentlichen Aufgaben und
Pflichten des friedvollen Zusammenlebens andererseits
beizukommen. Sachlich kompetente Hintergrundinfos,
geschichtliche Werdegänge und nachvollziehbares
Offenlegen globaler und persönlicher Motivationen der
Industrielobbies und der Interessengruppen der Macht und des
Kapitals machen Propagandainformationen durchschaubar.
Authentische Information wirkt anziehend und letztlich
überzeugend, denn sie kann nicht nur intellektuell
begriffen, sondern auch emotional nachempfunden
werden.
Gelingt
es nicht, eine authentisch informierte Öffentlichkeit
zu schaffen - und mag der Beginn noch so bescheiden sein -,
wird es kaum eine Unterstützung für eine
alternative, an der Entwicklung von mehr Menschlichkeit
orientierte Politik im bewegenden Stile geben und wir alle
können den Traum von der nachhaltigen Gesellschaft, von
einer verantwortungsbewußten weltweiten
Solidargemeinschaft und einem menschenwürdigen Leben
begraben.
Um
diesen Traum geht es heute in besonderem Maße, soll
wirklich eine Kraft entstehen, die sich der destruktiven
menschenverachtenden Kapitalachse entgegenstellen kann. Dazu
gehört auch das internationale Zusammenwachsen der
"Grünen Sympathisanten", nur gemeinsam ist das zu
schaffen. Globaler Bedrohung - auch durch überkommene
materiell orientierte, inhumane Geisteshaltungen - kann nur
durch globalen Zusammenhalt all derer begegnet werden, die
sich offen zu einer sozialgerechten und ökologisch
verantwortlichen Welt bekennen. Der Globalisierung der
Wirtschaft ist die Globalisierung der Menschen, sprich der
an der Natur und ihren Bedingungen orientierten Zivil- oder
Humangesellschaft entgegenzusetzen.
Damit
liegen die Aufgaben für einen Neu-Anfang, soll er denn
stattfinden, offen:
1.
Sinnstiftende Visionen zur Ökologie, zur sozialen
Frage, zu menschenwürdigem Leben von über 6
Milliarden Menschen wie auch zur Globalität (der
Begriff Globalisierung ist durch die Analogie zur
Kolonialisierung negativ besetzt) sind breit und offen zu
diskutieren.
2.
Die menschen- und umweltfeindlichen Kräfte, die der
Verwirklichung einer lebensorientierten und
zukunftssichernden nationalen, internationalen und
globalen Politik entgegenstehen, sind klar zu benennen.
Wo liegen die Behinderungen des Lebens, der Vielfalt, der
Volkssouveränität, der Entwicklung zu mehr
Menschlichkeit und sozialer Gerechtigkeit, der direkten
Demokratie?
3.
Wie können Informationen über die inhumanen
Interessen des Kapitals und des Machterhalts der
Wirtschaft den Bürgern nahegebracht werden? Wie
können z.B. die destruktiven Konsequenzen einer
jahrzehntelangen US-Politik im Sinne der Ausdehnung ihrer
Interessensphäre gegen notwendende soziale
Entwicklungen auf dem gesamten Globus dem
Bewußtsein der Bürger verständlich
gemacht werden? Wie ist es zu schaffen, die
Doppelzüngigkeit und Unmenschlichkeit der
Machtpolitiker augenblicklich zu entlarven? Wie ist deren
Spiel mit den Emotionen der Bürger, ihr Ausnutzen
menschlichen Leids zugunsten ihrer machtpolitischen
Strategien langfristig zu enttarnen?
Diese
Fragen müssen diskutiert werden. Ohne eine wirksame
Informationskampagne sind die gegen die große Mehrheit
der Menschen und ihre Lebensgrundlagen gerichteten
Interessenziele des Kapitals nicht zu unterminieren. Und
ohne ein Stoppen der kapitalorientierten und durch
transnationale Konzerne bestimmten Politik sind grün
alternativ weiterführende Visionen nicht zu
realisieren. Weitere sozial-ökologische Katastrophen
als Folge der herkömmlich kapital-treuen und die Umwelt
vernichtenden Politik wären die unvermeidbare
Konsequenz.
Sind
die Bürger gegen die ablenkende Macht der Massenmedien
durch aufklärend nachvollziehbare Informationen zur
realpolitischen Situation und Interessenlage erst einmal
immunisiert, dann sind sie auch nicht länger
manipulierbar und natürlicherweise offen für
Veränderungen und gar Opfer im Sinne einer Zukunft in
Frieden und Solidarität für alle Menschen. Dann
auch können Themen wie BasisDemokratie, weltweite
Solidarität, lokale Verantwortlichkeit und weiteres
mehr angegangen werden.
Ein
alternatives Milieu ist vorhanden, eine wachsende Zahl von
Menschen macht sich kritische Gedanken, seien sie
ökologisch, politisch oder sozial orientiert. Diese
Menschen gilt es durch klare (humanistische,
basisdemokratische, antipatriarchale, gewaltfreie,
ökologische) Bekenntnisse anzusprechen. Ehrliche und
beständige Bekenntnisse und ein entsprechendes Handeln
ermöglichen eine Identitätsbildung für eine
tragende und wachsende Basis progressiv alternativ denkender
Menschen.
Das
Grüne Projekt ist nicht an die Strukturen gebunden, mit
denen es begonnen hat. Sein Geist ist frei, um sich dort ein
neues Zuhause zu suchen, wo es sich am Besten ohne
unnötige Reibungsverluste zu realisieren vermag. Durch
Anbiedern an die Macht, wie zuletzt in Bonn/Berlin
geschehen, werden sowohl Glaubwürdigkeit wie auch
Handlungsfähigkeit zerstört. Ein gesellschaftlich
förderlicher Impuls der Grünen Idee wird sich erst
durch Erarbeiten einer soliden geistigen Basis entfalten
können, die sich an der Entwicklung zu mehr
Menschlichkeit und ökologischer Verträglichkeit
orientiert.
Emanzipation
Humanum,
Version 7. 2000 , Kritik, Anregungen zu Form und Inhalt,
Dialog sowie unveränderter Nachdruck bei Quellenangabe
und Belegexemplar erwünscht. Übersetzung in andere
Sprachen erwünscht. Kürzungen und Änderungen
nach Absprache möglich.
http://emanzipationhumanum.de/deutsch/vision5.html
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