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Menschsein als Aufgabe - Buchbesprechungen

Das Bekenntnis zu einer "Verantwortlichen Menschlichkeit" und ein Handeln im Sinne der Liebe
ebnen den Weg in eine gesunde und friedliche Zukunft

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Überwinden von Herrschaft und Entfremdung

GAIA

 

Alles Leben entspringt derselben Quelle

Sobald der Mensch aufhört, von seinem eigenen Geist
- der mit dem Geist allen Lebens identisch ist -
bestimmt zu sein, wird sein Denken und Wollen von zweitrangigen Interessen wie Macht, Geld etc. beherrscht,
wird er zur Maschine, zum Roboter, der von fremden Kräften kontrolliert wird

 

Buchbesprechungen:

Die Verantwortung der ökonomischen Theorien, eine Zusammenfassung von Wolfgang Fischer zu: ‚Die blinden Flecken der Ökonomie - Wirtschaftstheorien in der Krise', Bernd Senf, dtv 2001

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Bernd Senf gelingt es in seinem Buch, bedeutende Wirtschaftstheorien wie die von François Quesnay, Adam Smith, Karl Marx, den Neoklassikern, Silvio Gesell, John Maynard Keynes, Milton Friedmann bis hin zum gegenwärtigen Neoliberalismus für den Laien verständlich darzustellen. Anschaulich arbeitet er deren blinde Flecken heraus, wobei er gleichzeitig auch jeweils wichtige Erkenntnisse zu würdigen weiß. Dabei entlarvt der Autor die strukturelle Gewalt der Ökonomie, deren Theorien überwiegend Legitimationen von Herrschaft sind, die gegen die Interessen der Menschen und der Natur gewaltsam durchgesetzt wurde. Milliarden von Menschen wurden und werden von ihren ursprünglichen Lebensgrundlagen und Produktionsmitteln getrennt. Bernd Senf nennt das ‚Soziale Kernspaltung' und thematisiert damit die Zerstörung funktionierender und sich selbst versorgender und selbstregulierender Sozialstrukturen - nicht zuletzt durch den Zwang zu Monokulturen im Zuge der Kolonialisierung (S.41). Bernd Senf verweist auch auf die Blindheit gegenüber ganzheitlichen und ökologischen Lebensweisen von Subsistenzwirtschaften, die sich auch darin zeigt, dass diese Lebensweise von heute noch ca. 2/3 der Menschheit nicht als Ökonomie gilt und von daher noch zur Ökonomie bekehrt werden muß (S.42). Der moderne Kreuzzug der Globalisierung trägt im Namen des Marktgottes, das Kreuz von Angebot und Nachfrage in die Welt (S.144).

Das Ausblenden der Werte von Natur, Leben und Mensch bewirkt eine gigantische Bilanzfälschung, ein kolossales globales Täuschungs- und Selbsttäuschungsmanöver über vermeintliche Erfolge wirtschaftlichen Handelns und wirtschaftlichen Wachstums der Industriegesellschaft und des Weltmarkts (S.43). Der hohe Preis emotionalen Leids und individueller wie kollektiver Gewalt, die aus der schon in der Kindheit beginnenden Ausrichtung des Menschen an den vermeintlichen wirtschaftlichen Sachzwängen entstehen, wird schlichtweg verschwiegen (S.148).

Die menschliche Arbeitskraft als einzige Quelle der Wertschöpfung in der Marx'schen Mehrwerttheorie würdigt nach Senfs Analyse zwar im Gegensatz zu den Klassikern (Adam Smith) die Produktivkraft der Arbeit, vernachlässigt jedoch völlig die umfassendere Produktivkraft der Natur, von der die menschliche Arbeitskraft nur ein kleiner Teil ist (S.104). Von daher rühren die blinden Flecken bei Marx in bezug auf Ökologie und Feminismus.

Die neoklassische Annahme eines ‚unersättlichen Konsums' als vermeintlich allgemeingültigem Ausdruck der menschlichen Natur übersieht den Menschen in Subsistenzwirtschaften, in liebevollen, nicht-patriarchalen Naturvölkern. Dennoch baut die weitere Theoriebildung auf der Annahme eines unersättlichen Konsums auf. Begünstigt durch rein mathematische Modelle der Mikroökonomie wird ein Gedankengebäude errichtet, das zwar in sich konsistent ist, aber nichts mit der gesellschaftlichen Realität zu tun hat (S.144). Studentengenerationen müssen ein Jahrhundert hindurch und mittlerweile fast weltweit dieses Glaubenssystem nachbeten, wollen sie ihr Diplom erhalten: „Ich glaube an das allzeit rationale Verhalten und an die Nutzenmaximierung aller Haushalte" (S.136). Auch der Keynesianismus - entstanden aus der Kritik an der Neoklassik - enthält dramatische blinde Flecken: Auch die irrationalsten und destruktivsten Verwendungen öffentlicher Gelder erscheinen z.B. als ökonomisch rational, wenn sie nur Arbeitsplätze schaffen oder erhalten (S.227).

Unter dem Einfluß des Keynesianismus wurde der schwer depressive Kapitalismus außerdem süchtig nach Geld. Die Droge der Geldspritzen mit ihrer inflationären Nebenwirkung rief den Monetarismus auf den Plan, der in den Konjunkturspritzen die Ursache der Krankheit des Kapitalismus sah und von daher eine monetäre Entziehungskur verordnete und gleichzeitig Privatisierung und Liberalisierung predigte. Eine neue Blüte des Liberalismus, der Neo-Liberalismus, konnte hervortreiben und zur weltweit herrschenden Wirtschaftsideologie, zur neuen Weltreligion werden (S.235). Propagiert wird jetzt, ohne jede Scham, in geradezu unverschämter Weise, die hemmungslose und grenzenlose Freiheit des Kapitals als angeblich alternativlose Bedingung und Gewähr für globales Wohlergehen.

Die ökonomische Lehre versäumt es bis heute, Boden- oder Kapitaleigentum in deren historischen, auf Gewalt und Unrecht fußenden Zusammenhängen zu entlarven. Boden- und Kapitaleigentum erscheinen neben der menschlichen Arbeitskraft als Quellen der Wertschöpfung, während sie doch nur ein Recht der Eigentümer auf Abschöpfung der durch die Natur und Arbeit geschaffenen Werte beinhalten. Die ökonomische Lehre versäumt es generell, die Reproduktionsbedingungen der Natur (und zum Teil auch der Menschen) ausreichend zu thematisieren, während klare Prinzipien darüber entwickelt und durchgesetzt werden, dass der tote Produktionsapparat auf dem Wege der Abschreibung wiederhergestellt wird und dass ein totes Geldkapital sich über Zins sogar vergrößert (S.105).

Der Zinseszins als ‚Krebs des sozialen Organismus' verschärft mit seiner unerbittlichen Logik die öffentliche Armut, führt zu sozialen Spannungen und wächst zur Gefahr für die Demokratie. In den Preisen enthaltene Zinsanteile von durchschnittlich über 1/3 lassen die Vermögen Weniger ohne jede Arbeitsleistung ansteigen. Diese Tatsache bleibt schlichtweg tabu (S.241). Und das in einer Gesellschaft, die sich ‚Leistungsgesellschaft' nennt und die den sozial Schwachen inzwischen vorwirft, sie würden den Sozialstaat ausnutzen (S.180). Der Zins setzt die Wirtschaft unter einen permanenten Wachstumszwang mit der Folge des Entstehens einer ‚monetären Teufelsspirale', in der wachsende Geldvermögen wachsende Schuldenberge nach sich ziehen (S.171). Eine kollektive Bewußtseinsspaltung verhindert das Erkennen eines kausalen Zusammenhangs. Bernd Senf bezeichnet die zwei unterschiedlichen Funktionen des Geldes, einerseits als Tauschmittel zu dienen und andererseits dem Geldkreislauf spekulativ entzogen werden zu können, als ‚monetäre Kernspaltung' (S.183). Das geltende Recht schützt die Tauschmittelfunktion des Geldes nur halbherzig, während die im Widerspruch dazu stehende Spekulationsfunktion des Geldes in vollem Umfang geschützt wird. Nach dem Verfassungsrechtler Dieter Suhr ist das bestehende Geldsystem verfassungswidrig (S.186).

Während Silvio Gesell die Problematik des Zinssystems im Gegensatz zu den anderen Ökonomen klar erkannt hat, verbaut er sich durch die Ablehnung der Arbeitswertlehre (und Naturwertlehre) ein Verständnis der Wertentstehung und der Wertschöpfung. Auch übersehen er und seine Anhänger die gigantische Bilanzfälschung, die durch eine Gewinnermittlung entsteht, welche die Naturzerstörung aus dem Bewußtsein ausklammert. Dagegen erkannte Silvio Gesell die Notwendigkeit eines ungestörten Geldflusses, dessen Blockademöglichkeit er durch Rechtsmittel verhindern wollte. Eine ‚Parkgebühr' auf gehortetes Geld, eine ‚Geldumlaufsicherungsgebühr' sollte die Gelder im Fluß der Realwirtschaft halten und auf diese einfache Weise gleichzeitig dafür sorgen, dass der Zins gegen Null tendiert (S.192) und von daher die monetäre Kernspaltung überwunden wird.

Die Problematik des Zinssystems, des privaten Bodeneigentums, der Marktvermachtungen, der entfremdeten Arbeit, des Nichtrechnens der Natur als letztendliche Quelle der Produktivität, des Missachtens der menschlichen Arbeitskraft als Quelle der Wertschöpfung, des Widerspruchs von Lohnarbeit und Kapital und der Krisenhaftigkeit des Kapitalismus - all diese Erkenntnisse, die im Laufe der Geschichte der Wirtschaftswissenschaften schon einmal gewonnen wurden, bleiben unter zynischer Inkaufnahme all der ökonomischen, sozialen, ökologischen und emotionalen Krisen, die die herrschenden Wirtschaftssysteme in globalen Maßstab hervorgetrieben haben, im Bezugsrahmen des Neoliberalismus völlig unberücksichtigt (S.254). Unter dem Stichwort ‚Flexibilisierung der Arbeit' sterben Ansätze zu deren Humanisierung ab. Selbst das Massensterben tut dem Kapital nicht weh, solange ihm genügend Nachschub am Arbeitsmarkt zu Dienste steht.

Solange für wissenschaftliche Untersuchungen von Gewalt, Hunger und Elend wissenschaftliche Disziplinen zuständig sind, die keine Ahnung von Ökonomie haben, können Zynismus, Menschenverachtung und Blindheit gegenüber der sozialen Realität ihre Blüten treiben (S.262). Die Ökonomen selbst, die mit ihren abstrakten Theorien die strukturelle Gewalt des Kapitalismus legitimieren, wähnen sich aus dem Schneider und fühlen sich für die sozialen Katastrophen, die von ihm hervorgetrieben werden, in keiner Weise verantwortlich. Sie können ruhig schlafen und mit ihnen all die vielen, die an ihre Lehre glauben.

Genau ins Schwarze trifft Bernd Senf mit seinem Hinweis auf die Analogie von Ökonomie und Religion. Der fundamentale Einfluß gerade der Ökonomie auf die Gestaltung der Gesellschaft beweist sich aktuell im Diktat der Globalisierung durch die Weltkonzerne. Die Ökonomie ist weltweit zur neuen gesellschaftsbestimmenden Instanz geworden. Sie bedient sich der Riten der Religion; angebetet wird das Kapital und die ‚unsichtbar regelnde Hand des Marktes'.

Dort, wo die innere Logik ökonomischer Theorie trotz des wissenschaftlichen Status keinerlei Bezug mehr zur Realität hat, nimmt sie deren Befindlichkeit nicht mehr in ursächlichem Zusammenhang wahr. Folglich betreibt die Umsetzung ihrer Vorgaben und Zielvorstellungen durch die neoliberale Politik der weiteren Destabilisierung sowohl ökologischer wie auch sozialer Fundamente eine weltweit zunehmende Verelendung. Die Schuldenproblematik der peripheren Nationen bekommt vor dem Hintergrund der globalen Schuldfrage eine vollkommen entgegengesetzte Bedeutung: Es sind die finanziellen Nutznießer vor allem der Ersten Welt, die als Zerstörer der Natur und Schlächter der Menschen eine Schuld auf sich laden, deren Verantwortung nicht länger geleugnet werden darf.

Bernd Senf, Fließendes Geld und Heilung des sozialen Organismus (pdf)

siehe auch die Auseinandersetzungen um den Antisemitismusvorwurf gegen Bernd Senf


Global Exit - Die Kirchen und der Totale Markt, Carl Amery, Luchterhand 2002, 237 Seiten, zitiert S. 82/83:

"Fazit

Der Totale Markt erfüllt alle Kriterien einer Religion.

Sein Dogmenbestand ist transzendenzarm und banal; seine oberste Maxime lautet: Alles hat seinen Preis, und wenn etwas noch keinen hat, wird er ihm angeheftet.

Trotzdem (oder gerade deshalb) ist er zur alternativlosen Instanz der globalen Entscheidungen geworden.

Nach der demokratisch-kapitalistischen Doktrin sollte der Markt einerseits durch die Politik, andererseits durch die Kräfte der Zivilgesellschaft gesteuert und in Schranken gehalten werden.

Weder die Politik noch die Zivilgesellschaft erfüllen diese Bedingung. Sie ist zunehmend unerfüllbar, weil der Totale Markt selbst ihre Fundamente zersetzt.

Trotz seiner (scheinbaren) Transzendenzarmut hat der Totale Markt daher eine ungeheure seelsorgerische Wirkung, die bis zur Entsorgung der Seele überhaupt geht.

In der historischen Raum-Zeit nimmt der Totale Markt die Funktion einer Reichsreligion wahr, die strukturell ziemlich genau der des spätrömischen Kaiserkults entspricht. Damals wie heute galt und gilt die Formel TINA - there is no alternative.

Was ihn jedoch radikal vom römischen Kaiserkult unterscheidet, ist seine Wirkmacht: In der evolutionär entfalteten Biosphäre wirkt der Totale Markt als Todesmaschine. Da die meisten und synergistisch wichtigsten, nämlich die sogenannten niedrigen Lebensformen sogar von ihr nicht umzubringen sind, ist der Heroismus der Maschine zunächst der des kollektiven Menschheitsselbstmordes, unter Mitnahme des uns vertrauten biosphärischen Zustands. Nach diesem könnte die Evolution zu Prozessen zurückkehren, die nicht mehr durch die Anwesenheit eines Faktors artspezifischer Intelligenz kompliziert würden. (In Zukunft, so meinen Fachleute, würde die Natur diesen Fehler wohl kaum wiederholen.)

Im folgenden wird zu untersuchen sein, in welcher Form und mit welcher Praxis sich die Kirchen der Christenheit, deren Geschichte sie absolut nicht auf eine solche Gegenwart vorbereitet hat, diesen Aussichten stellen, nicht stellen oder stellen müssen. Da die Kirchen an der Entstehung dieser Gegenwart heftig beteiligt waren, fällt ihnen entsprechende Verantwortung zu. Es geht um Wirklichkeit oder Unwirklichkeit des Heils, um die Verschlingungen von Heils-, Erd- und Menschheitsgeschichte. Darunter (oder oberhalb dieser Entscheidungsebene) ist an eine Zukunft der Kirche nicht zu denken."

Ursprünglich war mit 'Kirche' weniger die Institution als der soziale Menschheitskörper gemeint, was die Bedeutung dieser zuletzt zitierten Aussage nochmals vertieft und erweitert.

Carl Amery trägt durch eine entlarvende Klärung dazu bei, den Widerstand gegen eine Weltordnung der Ungerechtigkeit und des Wahnsinns zu firmieren und darüberhinaus ein Korrektiv zu stärken, das uns von der tödlichen Utopie des neoliberalen Kapitalismus befreien kann.

Wolfgang Fischer


Helmut Creutz, Das Geld-Syndrom, Wege zu einer krisenfreien Marktwirtschaft, Ullstein-Wirtschaft, 1994 [http://www.anjora.de/creutz/]
Gerechtes Geld - gerechte Welt, Erkenntnisse des Wirtschaftsanalytikers Helmut Creutz. Ein Film von Frieder Mayrhofer, 67 min, Euro 16,70 incl.
Bestellung des Videos und Ausschnitte hier!
Helmut Creutz, Die 29 Irrtümer rund ums Geld, Signum Wirtschaftsverlag 2004

So wie es dem Schriftsteller Michael Ende in seinem Märchen Momo meisterhaft gelungen ist, die Nebel und Fallstricke um das Geld mit den Mitteln des Gleichnisses darzustellen, so vermag es der Wirtschaftsanalytiker Helmut Creutz mathematisch klar mit übersichtlichen grafischen Darstellungen und in verständlicher Sprache, die Fehler unseres Geldsystems offen zu legen.

Er demaskiert mit einfachen Zahlen und eindeutigen Bildern die falsche Wissenschaftlichkeit einer Wirtschaftswissenschaft, die das fatale Problem unbeschränkten Wachstums in unserem begrenzten Lebensraum nicht wahrzunehmen bereit ist. Die sogenannten Wirtschaftsweisen stecken ihre Köpfe in den Sand, wiederholen automatenhaft beschwörend ihre Wachstumsparolen und verspielen somit die Chance der Politik, die Weichenstellung für eine zukunftsfähige Welt zu verändern. Helmut Creutz macht dazu konkrete Vorschläge.

Den Arbeiten von Helmut Creutz ist es zu verdanken, dass heute niemand mehr sagen kann, von den direkten Zusammenhängen zwischen unserer Geldwirtschaft und ihrem Zerstörungspotential nicht gewußt zu haben. Krieg und Zerstörung sind weniger schicksalhaft als systembedingt und politisch zumindest toleriert. Irgendwann wird diese Tatsache juristische Konsequenzen für diejenigen haben, die auf Kosten der Allgemeinheit von diesem todbringenden System profitieren.

Wolfgang Fischer

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Der große Traum vom Frieden könnte wahr werden

Über Dieter Duhms Buch "Die Heilige Matrix" von Monika Berghoff

"Ein ungeheures Unrecht geschieht zur Zeit auf der Erde. Viele, die sich dagegen auflehnen, sitzen in den Folterkellern von Militär, Polizei und Geheimdiensten. In diesem Moment sind es Hunderttausende von Menschen, welche dort die unsäglichsten Schmerzen erleiden. Trotzdem machen sie weiter. An diesem Maßstab müssen wir uns messen lassen, wenn heute von globaler Friedensarbeit die Rede ist. Werden die Schreie der Opfer weiterhin ungehört verhallen - oder werden wir eine Welt erschaffen, wo es keine Opfer mehr gibt?"

Mit diesen einleitenden Worten beginnt der Autor Dr. Dieter Duhm, Soziologe und Psychoanalytiker, sein im Jahr 2001 erschienenes Buch "Die Heilige Matrix". Was danach folgt, sind 12 Kapitel Klartext zu der Frage, was zu tun ist, um die Globalisierung der Gewalt zu stoppen und eine Globalisierung des Friedens einzuleiten. Um zu einer fundierten Antwort zu kommen, werden alle Quellen menschlichen Wissens miteinbezogen, modernste Erkenntnisse aus Naturwissenschaft, Politik und Geschichte, aus Chaosforschung, Holographie, Religion oder Ökologie. Das Ergebnis ist eine Offenbarung. Hier schreibt ein Mensch, der, um es mit den Worten des Philosophen Karl Jaspers zu sagen, "ursprünglich erschüttert" ist. Er hält sich nicht lange auf mit einer Analyse des Ist-Zustandes: "Ich verzichte auf eine Definition des Bösen. Wenn ich sehe, wie in Tschetschenien eine Zivilbevölkerung zerbombt wird und wie man Handgranaten in die letzten Kellerhöhlen hineinwirft, in denen noch Kranke oder Greise leben könnten, dann brauche ich keine Definition des Bösen". Doch umso stärker braucht und sucht er eine überzeugende Antwort, wie der globale Wahnsinn der Gewalt, ob in Tschetschenien, oder Palästina, ob in Europa oder Lateinamerika, beendet werden könnte. Dazu muß er gewohntes Denken verlassen, Grenzen der Normalität überwinden, durch authentische Erfahrungen in unbekanntes geistiges Terrain vordringen und hinschauen, was da wirklich ist: im Inneren, in den Zonen unserer intimsten menschlichen Sehnsüchte, im Äußeren, in der uns umgebenden Wirklichkeit und ihren universellen Strukturen, in unserer Vergangenheit, mit dem Aufkommen einer gewalttätigen, patriarchalen Epoche, in der Zukunft, in einer immer konkreteren Vision einer möglichen planetarischen Friedenskultur. Wer oder was wird darüber entscheiden, ob die Erde in einem planetarischen Holocaust enden wird oder wir eine Drehung zum Frieden bewirken können? "Der archimedische Punkt", so lautet ein Kapitel und gleichzeitig die Essenz dieses Buches, "ist die Liebe". Eine humane Welt kann nur entstehen aus geöffneten Herzen. Doch wie läßt sich die Liebe verbinden mit politischer Durchsetzungskraft? Wodurch kann das Kräfteverhältnis zwischen Gewalt und Frieden so verändert werden, daß das gesteckte Ziel einer gewaltfreien Erde erreichbar erscheint? In präzisen Denkschritten werden die geistigen Fäden des Buches aufgenommen und zur "politischen Theorie" miteinander verknüpft. Ein Weg wird nachvollziehbar, wie das scheinbar Unmögliche möglich werden könnte. Was hier geschrieben steht, ist High Tech für den Frieden. Der große menschheitliche Traum vom Frieden könnte heute gelingen....

Ein großer Teil der Erdbevölkerung lebt in realer Apokalypse. Die Vernichtung wird gesteuert durch Konzerne, Militärs und Geheimdienste. Aber diese Gruppen könnten sich nicht gegen den Rest der Welt durchsetzen, wenn sich nicht die menschliche Zivilisation insgesammt auf einem falschen Weg befände. Das globale Unheil beruht auf einer Matrix der Gewalt, in der wir alle mehr oder weniger stecken. Das Massaker kann nur beendet werden, wenn wir die "heilige" Matrix finden und verwirklichen.

Dieter Duhm: Die Heilige Matrix, ISBN 3-932517-50-4, geb., 464 S., 24,90 Euro, www.heilige-matrix.de


Rosa Amelia Plumelle-Uribe, Weisse Barbarbei, Vom Kolonialrassismus zur Rassenpolitik der Nazis, Rotpunkt 2004 «WEISSE BARBAREI»

Den Aussagen und Schlussfolgerungen von Rosa Amelia Plumelle-Uribe in ihrem bei Rotpunkt im Jahre 2004 erschienenen Buch Weisse Barbarbei, Vom Kolonialrassismus zur Rassenpolitik der Nazis verdienen Zustimmung (siehe auch: Weiße Hände in Unschuld gewaschen von Michael Klarmann).

Längst überfällig war der öffentliche Nachweis der historischen Kontinuität der Herrschaft rassistischen Gedankenguts. Zu hoffen ist auf das Aufgehen der geistigen Saat der Autorin, nachdem sie den mentalen Boden durch umfangreiches historisches und aktuelles Material professionell und gründlich umgepflügt hat.

Menschen, die der Globalisierung ein friedliches und zukunftsfähiges Gesicht geben wollen, kann dieses Buch nur ans Herz gelegt werden. Für alle Menschen mit sozialer Verantwortung gehört dieses Buch zur Pflichtlektüre. Denn erst ein klares Bewusstsein von Recht und Unrecht garantiert ein gedeihliches Miteinander und kann Voraussetzungen für eine gute Zukunft schaffen. Erst das Beenden von Akzeptanz und Verherrlichung von Gewalt bricht mit den barbarischen Seiten der Zivilisation.

Erst wenn die Gesellschaften der Weissen, die führenden Industrienationen, zentrale Aspekte ihrer historischen und kolonialen Machenschaften tatsächlich als Verbrechen an der Menschheit anerkennen und akzeptieren, kann sich die Chance zu einem zivilatorischen Neubeginn eröffnen. Erst das Begreifen der Krankhaftigkeit einer Mentalität und gespaltenen Gefühlswelt der Sklaventreiber, Ausbeuter und Sieger kann ihre grundsätzliche Destruktivität und Unbrauchbarkeit für eine Welt in Frieden offenbaren.

Erst durch eine moralisch ethische Um- und Neuorientierung, die die patriarchalen Verirrungen der Menschheitsgeschichte und speziell ihrer monotheistischen Religionen hinter sich lässt, können neben dem politischen Willen auch die Mittel zu einem entschädigenden Ausgleich frei werden. Erst wenn den Benachteiligten aller Sektoren der Welt aus innerster Überzeugung die Hand gereicht wird, kann Wiedergutmachen geschehen, kann Heilung stattfinden. Erst das Annehmen des Andersartigen kann zur kulturellen Bereicherung beitragen.

Dies sind notwendige Vorraussetzungen für eine qualitativ veränderte Organisation der Weltgesellschaften. An die Stelle von Gewalt und Unterdrückung, von Manipulation im Sinne der Bereicherung für Wenige können globale Solidarität, breite Information und ausreichende Grundversorgung für alle treten.

Wolfgang Fischer

siehe auch: The British-created Famine Holocaust in Bengal in 1942-3 von Sutapas Bhattacharya


Die Bräute Allahs, Selbstmord-Attentäterinnen aus Tschetschenien, von Julia Jusik, NP Buchverlag 2005.

Der Titel des Buchs ist irreführend, der Inhalt dagegen schmerzhaft klar.

Die unglücklichen Bräute Allahs sind mehrheitlich eben keine Selbstmörderinnen: Die als „Schwarze Witwen" bekannt gewordenen Frauen werden von Männern mit der Telefontastenkombination „Hochzeit" ferngezündet in die Luft gesprengt, sie sind Opfer eines überkommenen patriarchalen Systems, das auf Gewalt und Unterdrückung abscheuliche Blüten treibt.

Unter Lebensgefahr, vom eigenen Geheimdienst FSB bedroht, recherchierte die 1981 in Donetsk geborene russische Journalistin Julia Jusik gegen eine Mauer des Schweigens in einem Sumpf aus Lügen, Scham und Schuld.

Sie stellt ab 2002 alle unbequemen Fragen, die Geheimdienste und Poliker nicht beantwortet haben wollen, sie zerrt die Zusammenhänge ans Tageslicht, deren Nicht-beachten die Systeme des Grauens am Leben halten, Krieg und Terror verewigen und das Leid der Opfer ins Unermessliche wachsen lassen. Der Verkauf ihres Buchs wird im eigenen Land massiv behindert.

Der Mythos von Fanatismus und Aggressivität der tschetschenischen Selbstmord-Attentäterinnen wird durch die preisgekrönte Autorin in Luft aufgelöst. Trotz zahlreicher grauenvoller Menschenschlachtungen seitens der russischen Besatzer bleibt das Motiv Rache die Ausnahme. Fast keine der in Tschetschenien oder Moskau in die Luft gesprengten Frauen wollte sterben. «Nicht sie töten. Man tötet durch sie», stellt die mutige Journalistin klar und fährt fort: «Der gesamte religiöse Hintergrund, all die Ideale des Dschihad, des heiligen Kriegs der Muslime, sind in Tschetschenien auf den Kopf gestellt worden. Nichts ist davon übrig außer Schmutz, Erpressung, Entführung, sexuelle Gewalt und Psychopharmaka, unter deren Einfluß man die Frau in den Tod schickt. Haben Sie in Palästina jemals von einer schwangeren „Schwarzen Witwe" gehört, die man zuvor verprügelt und mit Drogen vollgestopft hätte?» Julia Jusik interviewte die Angehörigen von an die 30 dieser Frauen, um davon berichten zu können, wie die tschetschenischen Männer ihre Frauen „auf den Weg Allahs" bringen. Sie weist nach, dass die Meinung der Wissenschaftler, die sich offiziell mit der Psychologie des Terrorismus befassen, nach der eine Frau eine gefährlichere Attentäterin sei als ein Mann, schlichtweg falsch ist. Dieser Mythos wird vom KGB/FSB nach wie vor genährt, um den Feind als Bösewicht, Hexer, als Fanatiker darzustellen, der nicht erfolgreich bekämpft werden kann. Es sind Männer, die diesen Frauen jeden Weg versperren. Jeden Weg, außer dem in den Selbstmord.

Solange aus machtpolitischen Erwägungen Menschen derart in barbarische Gesetzlosigkeit hinein manövriert werden, um nachweislich unschuldige Opfer zu massakrieren, ihnen die Bäuche aufzuschlitzen und die Köpfe ihrer Angehörigen in deren Blut zu tränken, muß sich niemand über die nicht enden wollenden Schrecken des Terrors wundern. Wenn die Besatzer unschuldige Kinder regelrecht ausweiden und mit chirurgischer Sorgfalt wieder zunähen, wird dies unweigerlich weitere Barbarei provozieren. Werden Menschen, die so etwas erlebt haben, jemals verzeihen und vergessen können? Welche Zukunft kann auf solchem Boden wachsen?

Solange Geheimdienste von gewalttätigen und unterdrückerischen Polit-Systemen gesteuert werden, wird es Terror geben, werden er und das Entsetzen wie nach dem 11.9., nach Beslan und anderswo weitergehen. Womöglich werden nach den Frauen nun Kinder zu Todesengeln, meint die Autorin.

Die internationalen Friedensbewegungen, die sich global zusammenfindende Zivilgesellschaft braucht viele Frauen und Männer vom Schlage der Journalistin Julia Jusik. Nur durch lückenlosen Nachweis ihrer Verbrechen können Staatsführungen überwunden werden, die Probleme vorrangig mit den Mitteln der Gewalt und des Krieges zu lösen suchen. Nur durch Überwinden einer Weltordnung, die auf Gewalt und militärischer Überlegenheit aufbaut, werden die Menschen sich die Möglichkeit schaffen, das Schicksal ihrer Gesellschaften selbst in die Hand zu nehmen und unter Achtung ihrer Menschenwürde Frieden zu schließen.

Wolfgang Fischer

 
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Emanzipation Humanum, Version 12. 2004 - Kritik, Anregungen zu Form und Inhalt, Dialog sowie unveränderter Nachdruck bei Quellenangabe und Belegexemplar erwünscht. Übersetzung in andere Sprachen erwünscht, Kürzungen und Änderungen nach Absprache möglich.

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