Übersicht
zum Thema
September
11 und die Folgen:
Wohin
steuert die Welt?
Noam
Chomsky
(pdf.Dokument/Druckversion)
Vortrag
an der Musikakademie Chennai (Madras), Indien, 10 November,
2001 übersetzt von Dana Aldea
Präsentiert
vom Frontline Magazine und der Media Development Foundation
mit der Unterstützung 22 repräsentativer
Organisationen
Vor
einigen Jahren veröffentlichte eine der grossen
Gestalten der modernen Biologie, Ernst Mayr von [der
Uni] Havard, einige Gedanken über die Suche nach
ausserirdischem Leben. Er kam zu dem Schluss, dass die
Wahrscheinlichkeit Erfolg zu haben gleich Null sei. Seine
Argumentation drehte sich um den adaptiven Wert dessen, was
wir als höhere Intelligenz bezeichnen, das heisst, die
spezielle menschliche Form der intellektuellen Organisation.
Mayr schätzt die Anzahl der Arten seit dem Ursprung des
Lebens auf etwa 50 Milliarden, von denen, wie er schreibt,
nur eine einzige die Art von Intelligenz entwickelte, die
nötig ist um eine Zivilisation zu errichten. Das hat
sie erst vor kurzem getan, vielleicht vor 100.000 Jahren, in
einer kleinen Zuchtgruppe, deren Nachkommen wir alle sind.
Und er spekuliert, dass diese Art der intellektuellen
Organisation von der natürlichen Auslese vielleicht
nicht bevorzugt wird, und weist darauf hin, dass das Leben
auf der Erde die Behauptung, es sei "besser schlau zu sein
als dumm", widerlegt, zumindest dem biologischen Erfolg nach
zu urteilen, der bei Käfer und Bakterien gross ist,
aber nicht so gut je höher der Grad der kognitiven
Organisation liegt. Und er macht die eher düstere
Bemerkung, dass die durchschnittliche Lebenserwartung einer
Spezies bei etwa 100.000 Jahren liegt.
Wir
treten in eine Periode des menschlichen Lebens ein, die auf
die Frage ob es besser ist schlau zu sein als dumm, eine
Antwort liefern könnte. Die hoffnungsvollste Aussicht
ist, dass diese Frage unbeantwortet bleibt. Sollte sie eine
definitive Antwort erhalten, kann diese nur lauten, dass die
Menschen eine Art biologischer Fehler gewesen sind, die ihre
gesamten 100.000 Jahre dazu verwendet haben, sich selbst,
und gleichzeitig auch viel anderes, zu zerstören. Die
Spezies hat sicherlich die Fähigkeit entwickelt genau
das zu tun, und ein ausserirdischer Beobachter, sollte es
einen solchen geben, könnte den Schluss ziehen, dass
sie diese Fähigkeit durch ihre gesamte Geschichte
hindurch demonstriert habt - und besonders dramatisch in den
letzten Jahrhunderten - durch einen Angriff gegen die
lebenserhaltende Umwelt, die Diversität der
komplexesten Organismen, und mit kalter und berechnender
Grausamkeit auch gegeneinander.
Der
11 September und die Folgen sprechen dafür. Die
schockierenden Greueltaten vom 11. September, gelten weithin
als historisches Ereignis, und ich denke dies ist eindeutig
der Fall. Aber wir sollten sorgfältig überlegen
weshalb genau dies der Fall ist. Diese Verbrechen haben
vielleicht die höchste Anzahl sofortiger Todesopfer
ausserhalb eines Krieges der ganzen Geschichte gefordert.
Aber das Wort "sofort" sollte nicht übersehen werden.
Es ist bedauerlich, aber wahr, dass dieses Verbrechen in den
Annalen der kriegsnahen Gewalt alles andere als
ungewöhnlich ist. Die Folgen des 11. Septembers sind
nur eine der zahllosen Illustrationen dafür.
Obwohl
die Ausmasse der Katastrophe die in Afghanistan bereits
stattgefunden hat, nur erraten werden können, und wir
über das, was noch folgen mag, nur spekulieren
können, kennen wir die Projektionen, die den
politischen Entscheidungen zugrundeliegen. Und daraus
können wir einige Einblicke in die Frage darüber
gewinnen wohin die Welt hinsteuert. Die Antwort lautet
leider, dass sie auf Pfade zusteuert die wohlbewandert sind,
obwohl es sicher einige Veränderungen gibt. Die
Verbrechen des 11. Septembers sind in der Tat ein
historischer Wendepunkt, aber nicht aufgrund ihrer Ausmasse,
sondern wegen der Wahl der Ziele.
Für
die Vereinigten Staaten ist dies der erste Angriff - oder
auch nur die Drohung dessen - auf das nationale Territorium,
seitdem Washington 1814 von den Briten niedergebrannt worden
ist. Und ich muss nicht wiederholen, was sich in diesen zwei
Jahrhunderten ereignet hat. Die Anzahl der Opfer ist riesig.
Nun haben sich die Gewehre zum ersten Mal in die
entgegengesetzte Richtung gedreht, und das ist eine
dramatische Änderung.
Das
gleiche, oder noch viel dramatischer, gilt auch für
Europa. Europa hat unter mörderische Zerstörungen
gelitten, aber dabei waren es Europäer die sich
gegenseitig abschlachteten. Währenddessen eroberten die
Europäer einen grossen Teil der Welt - auf nicht sehr
höfliche Art und Weise. Von seltenen und begrenzten
Ausnahmen abgesehen, sind sie von ihren ausländischen
Opfern nie angegriffen worden, also ist es nicht
verwunderlich wenn Europa von den terroristischen Verbrechen
des 11. September vollkommen schockiert ist. Und
während der 11. September tatsächlich eine
dramatische Änderung im Gang der Welt darstellt, bieten
die Folgen überhaupt keine Änderung, und verlaufen
daher ohne viel Aufmerksamkeit zu erregen.
All
dies provoziert Fragen, die sorgfältig erwägt
werden sollten - wenn wir weitere Tragödien zu
vermeiden hoffen. Und nicht weit dahinter versteckt lauert
die Frage, die ich bereits erwähnt habe. Steht die
menschliche Rasse kurz davor zu beweisen, dass höhere
Intelligenz nichts anderes ist als ein grotesker
biologischer Fehler?
Einige
dieser Fragen drehen sich um die neuesten Ereignisse, einige
um weitreichendere und fundamentale Aspekte. Unter den
Fragen, die sich einem aufdrängen sind folgende. Erstes
und am kritisch wichtigsten, was passiert gerade, vor
unseren Augen? Zweitens, etwas allgemeiner, was ist der
"Neue Krieg gegen den Terrorismus"? Drittens, welche
Tendenzen gibt es, die bereits ihren Lauf genommen
haben?
Es
gibt mehrere, die ich zumindest erwähnen möchte.
Eine davon ist die rasche Zunahme der
Massenvernichtungsmittel. Eine zweite ist die Bedrohung der
Umwelt, die das menschliche Leben ermöglicht. Und die
dritte ist die Umgestaltung der internationalen Gesellschaft
durch die weltdominierenden Machtzentren, staatliche und
private, die irreführend als "Globalisierung"
bezeichnet wird. Und ich denke, bei alldem sollten wir uns
sehr ernsthaft fragen, inwieweit ominöse, nur
allzuleicht bemerkbare Tendenzen, Entscheidungen
reflektieren die innerhalb insitutioneller und ideologischer
Strukturen, natürlich und sogar vernünftig
erscheinen. Das Ausmass in dem sie es tun, ist die
grösste Gefahr von allen.
Beginnen
wir, zumindest flüchtig, mit der ersten und
dringendsten Frage: Was passiert gerade vor unseren Augen,
und was können wir daraus darüber lernen, wo die
Welt unter der Führung ihrer stärksten Macht
hinsteuert?
Sogar
vor dem 11. September war das Überleben eines grossen
Teils der Bevölkerung Afghanistans von internationale
Nahrungslieferungen abhängig. Neue Schätzungen der
Vereinten Nationen und anderer informierten Quellen werden
nicht ernsthaft bezweifelt. Die Schätzungen besagen,
dass die Anzahl gefährdeter Menschenleben seit dem 11.
September, als direkte Folge der Bombardierungsgefahr und
des Angriffes selbst, um ca. 2.5 Millionen, d.h. um 50%, auf
etwa 7.5 Millionen gestiegen ist. Bitten die Bombardierung
zu stoppen um die Lieferung verzweifelt benötigter
Nahrungsmittel zu erlauben, wurden praktisch kommentarlos
ausgeschlagen. Diese kamen von hohen UN-Beamten,
Hilfsorganisationen, u.a.
Die
UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft
(FAO) warnte bereits vor der Bombardierung, dass mehr als
sieben Millionen Menschen vom Hungertod bedroht sein
würden, sollten militärische Aktionen initiiert
werden. Nach Beginn der Bombenkampagne gab sie bekannt, dass
die Gefahr einer humanitären Katastrophe auf kurze
Sicht sehr ernst war, und dass die Bombardierung
darüberhinaus die Aussaat von etwa 80% der
Getreidevorräte des Landes verhindert hat, so dass die
Auswirkungen im nächsten Jahr sogar noch
schwerwiegender sein werden.
Welche
Auswirkungen dies haben wird, werden wir nie wissen.
Verhungern tötet Menschen nicht sofort. Die Leute essen
Wurzeln und Blätter, sie schleppen sich eine Zeitlang
hin. Ein Effekt des Hungers könnte der Tod von Kinder
sein, die ein, zwei Jahre später von
unterernährten Müttern geboren werden, und andere
Konsequenzen. Ausserdem wird niemand hinsehen, denn der
Westen ist an solchen Dingen nicht interessiert, und andere
haben nicht die nötigen Resourcen. Dafür gibt es
genug Beispiele. In 1998 bombardierte Clinton zum Beispiel
den Sudan, zerstörte die Hälfte seiner
pharmazeutischen Vorräte und die Fabrik, die diese
produzierte. Die Folgen sind unbekannt. Die wenigen Versuche
zur Bestimmung der dadurch geforderten Anzahl von
Todesopfern - durch die Deutsche Botschaft im Sudan und
einige wenige unabhängige Forscher die hingesehen haben
- wurden in Gegenden durchgeführt die von Zehntausenden
Einwohnern bewohnt wurden. Niemand prüfte wirklich
sorgfältig nach, weil es niemanden interessiert! Es ist
nicht wichtig, es ist üblich, es ist normal, dass ein
paar Bomben in einem armen afrikanischen Land Zehntausende
Leichen hinterlassen.
Etwas
Vergleichbares, obwohl wahrscheinlich in einem wesentlich
grösseren Massstab, entfaltet sich im Augenblick vor
unsere Augen. Wir kennen die Konsequenzen nicht, und werden
sie wahrscheinlich auch niemals im Detail erfahren. Was wir
aber wissen ist, dass dies die Aussichten sind, auf die sich
die westliche Zivilisation beim Ausarbeiten ihrer Pläne
verlässt. Und nur jene, die über die moderne
Geschichte gänzlich uninformiert sind, werden vom Lauf
der Ereignisse, oder den von den gebildeten Klassen
bereitgestellten Rechtfertigungen überrascht sein. Das
sind wichtige Themen, die ich aufgrund des Zeitdrucks nur
widerstrebend beiseite lege.
Ich
würde sagen, dass die Mischung aus sadistischer
Grausamkeit und starräugiger Selbstverehrung.... nur,
um ein Beispiel zu nennen - ziemlich genau von der
amerikanischen Presse vor etwa einem Jahrhundert erfasst
worden ist, während der noblen Kampagne die Philippinen
"emporzuheben und zu christianisieren", wie der
Präsident das beschrieb. Und es gelang den U.S.
innerhalb der nächsten Jahren etwa eine halbe Million
Filipinos emporzuheben, indem sie sie abschlachteten,
zusammen mit entsetzlichen Kriegsverbrechen, verübt von
altgedienten Indianer-Killern, die, wie sie es
ausdrückten, die 'Nigger' töteten. Das löste
daheim endlich etwas Unruhe aus, und die Presse
erklärte, dass es Geduld brauchte um das Böse zu
besiegen, dass es ein langer Krieg werden würde, und
dass wir "die Eingeborenen weiterhin nach englischer Art
abschlachten müssen, [bis] die missgeleiteten
Kreaturen" die sich uns widersetzen endlich "unsere Waffen
respektieren", und später begreifen werden, dass wir
ihnen nichts anderes als "Freiheit und Glück"
wünschen. Wie in Afghanistan heute, und an vielen
anderen Orten, seit Hunderten von Jahren.
Nun,
das ist viel zu kurz, aber lassen Sie mich dieses
entsetzliche Thema beiseite legen und mich der zweiten Frage
zuwenden. Was ist der "neue Krieg gegen den Terrorismus"?
Das Ziel der zivilisierten Welt wurde an hohen Stellen sehr
klar verkündet. Wir müssen "die böse Geissel
des Terrorismus ausradieren", eine Plage, die von
"verdorbenen Widersachern der Zivilisation selbst"
verbreitet wird, um "zu einem Barbarentum des modernen
Zeitalters zurückzukehren," und so weiter. Fraglos ein
nobles Unterfangen!
Um
das Unterfangen in die richtige Perspektive zu setzen,
sollten wir erkennen, dass der Kreuzzug nichts Neues ist,
ganz gleich was man sagt. Tatsächlich stammen die
gerade zitierten Sätze von Präsident Ronald Reagan
und seinem Innenminister George Schultz, vor 20 Jahren.
Damals kamen sie ins Amt - Reagan und kurz danach Schultz -
mit der Ankündigung, der Kampf gegen den
internationalen Terrorismus würde der Kern der
U.S.-Aussenpolitik sein. Und sie antworteten auf die Plage,
indem sie Kampagnen von internationalem Terrorismus, von nie
zuvor erreichten Ausmassen und Gewalttätigkeit
organisierten, die sogar zu einer Verurteilung der
Vereinigten Staaten durch den Weltgerichtshof führte,
wegen dem, was das Gericht als "ungesetzlichen
Gewalteinsatz" bezeichnete, also internationaler
Terrorismus. Dem folgte eine Resolution des UN
Sicherheitsrates, die alle Staaten dazu aufrief das
internationale Gesetz zu achten, gegen die die Vereinigten
Staaten ein Veto einlegten. Sie legten auch als einziger,
gemeinsam mit einem oder zwei Klientenstaaten, ein Veto
gegen nachfolgende ähnliche Resolutionen der UN-
Generalversammlung ein.
Also
wird der "Neue Krieg gegen den Terrorismus" im Grunde von
dem einzigen Staat der Welt geführt, der von dem
Internationalen Gerichtshof wegen internationalem
Terrorismus verurteilt worden ist, und der ein Veto gegen
eine Resolution eingelegt hat, die Staaten dazu aufruft das
internationale Recht zu achten, was ja vielleicht angemessen
ist.
Die
Anordnung des Weltgerichtshofes das Verbrechen des
internationalen Terrorismus einzustellen, und
beträchtliche Reparationszahlungen zu leisten, wurden
kurzerhand verachtungsvoll abgewiesen. Die New York Times
informierte die Öffentlichkeit darüber, dass der
Gerichtshof ein "feindliches " sei, und wir ihm daher keine
Aufmerksamkeit schuldeten. Washington reagierte umgehend auf
die Anordnung des Gerichtshofes, indem es den
wirtschaftlichen und terroristischen Krieg eskalierte. Es
gab auch offizielle Befehle an die Söldnerarmee, von
Honduras aus "weiche Ziele" anzugreifen - das sind die
offiziellen Befehle: "weiche Ziele" anzugreifen,
ungeschützte zivile Ziele wie Krankenhäuser,
landwirtschaftliche Kooperativen und so weiter - und den
Kampf zu meiden, was die Armee auch tun konnte, dank der
vollständigen U.S.-Kontrolle über den Luftraum,
und der fortschrittlichen Kommunikationsausrüstung, die
den terroristischen Streitkräften, bei ihrem Angriff
von ausländischen Basen aus, zur Verfügung
gestellt worden war.
Diese
Befehle verursachten ein wenig Diskussion. Nicht viel, und
sie wurden als legitim angesehen, aber nur mit
Qualifikationen. Nur wenn pragmatische Kriterien
erfüllt wären. So argumentierte ein prominenter
Kommentator, Michäl Kinsley, der in der Mainstream
Diskussion als der Sprecher für die Linke angesehen
wird (zu jener Zeit schrieb er zufällig gerade für
das Wall Street Journal), wir sollten die Rechtfertigungen
des State Departments für terroristische Angriffe auf
"weiche Ziele" nicht einfach zurückweisen. Eine
"vernünftige Politik", so schrieb er, müsse "den
Test der Kosten-Gewinne Analyse bestehen". Das heisst, eine
Analyse über "die Menge an Blut und Elend das
hineinfliessen wird, und die Wahrscheinlichkeit, dass am
anderen Ende Demokratie entsteht."
"Demokratie"
bedeutet, was die westlichen Eliten entscheiden als
Demokratie zu definieren. Und diese Interpretation wurde zu
jener Zeit in der Region ziemlich eindeutig illustriert. Es
wird als selbstverständlich betrachtet, dass westliche
Eliten das Recht haben die Analyse durchzuführen und
das Projekt zu verfolgen, wenn es ihre Tests
besteht.
Und
ihre Teste hat es bestanden. Als Nicaragua, das Ziel,
endlich dem Angriff der Supermacht erlag, lobten
Kommentatoren des ganzen Spektrums respektabler Meinungen,
den Erfolg der eingesetzten Methoden um "die Wirtschaft zu
ruinieren und einen langen und tödlichen Fernkrieg zu
führen, bis die erschöpften Einheimischen die
ungeliebte Regierung selbst stürzen," mit Kosten die
für uns "minimal" sind, und die Opfer mit
"zerstörte Brücken, sabotierte
Elektrizitätswerke und ruinierte Farmen"
zurücklässt - und Zehntausende Leichen die nicht
erwähnt werden - und dem U.S.-Kandidaten somit ein
"siegreiches Wahlversprechen" zur Verfügung stellt: den
"Elend der Menschen von Nicaragua" zu beenden. Das stammt
zurfällig aus dem Time Magazin, aber es war ziemlich
charakteristisch. Wir sind "In Freude vereint über
diesen Ausgang", verkündete die New York Times, stolz
über den "Sieg des U.S. Fair Plays", wie die
Schlagzeile der Times lautete.
Nun
sind wir wieder "in Freude vereint", vor wenigen Tagen erst,
am 6.November, als der U.S.-Kandidat die Wahlen in Nicaragua
gewann, nach sehr strengen Warnungen aus Washington
über die Konsequenzen, sollten die Menschen in
Nicaragua ihre Pflichten nicht verstehen. Die Washington
Post, die andere nationale Tageszeitung, erklärte
jubelnd den Sieg: Der U.S.-Kandidat "konzentrierte einen
grossen Teil seiner Kampagne darauf, die Menschen an die
wirtschaftlichen und militärischen Probleme der
sandinistischen Ära zu erinnern", der
U.S.-terroristische Krieg und die wirtschaftliche
Erstickung, die das Land zerstörte.
Währenddessen
blickt uns ein lüsterner George Bush von den
Fernsehschirmen an, und belehrt uns, dass das "einzige
universelle Gesetz" besagt, dass alle Varianten des Terrors
und des Mordes "böse" sind. Es sei denn,
natürlich, wir sind die Täter, in welchem Fall
Terror und Mord uns in eine "noble Phase " unserer
Aussenpolitik mit einem "heiligen Schein" führen, so
informiert uns die respektable Tageszeitung New York
Times.
Nichts
daran ist besonders neu. Es kann Hunderte von Jahren
zurückverfolgt werden, und man kann unter den
Hegemoniemächten unentwegt Beispiele dafür
finden.
Vorherrschende
westliche Haltungen werden sehr eindeutig von der Reaktion
auf die Ernennung des neuen UN-Botschafters enthüllt,
der den heutigen "Neuen Krieg gegen den Terrorismus"
anführen soll, John Negroponte. Negropontes Leistungen
umfassen seine Dienstzeit als Prokonsul in Honduras in den
80'er Jahren, wo er der lokale Aufseher des internationalen
terroristischen Krieges war, für den seine Regierung
von dem Weltgerichtshof und dem Sicherheitsrat verurteilt
worden ist - was natürlich in einer Welt die von dem
Recht der Gewalt regiert wird irrelevant ist. Es gab keine
wahrnehmbare Reaktion darüber, weder in den Vereinigten
Staaten noch in Europa. Ein anderer von Negropontes
verurteilten Kollegen, Donald Rumsfeld, war erst vor kurzem
hier. Er war für einige Stunden hier, was ihm genug
Zeit liess zu verkünden, "Wir werden den Terror
zerschmettern". Das war die Schlagzeile eines begeisterten
Artikels auf der ersten Seite der nationalen Presse vor
einigen Tagen. Ich denke sogar Jonathan Swift wäre
sprachlos über das Ganze.
[Publikumsgelächter]
Ich
habe den Fall Nicaraguas nicht erwähnt, weil er das
extremste Beispiel für internationaler Terrorismus ist,
leider weit davon entfernt, sondern weil er unkontrovers
ist, angesichts der Urteile der höchsten
internationalen Autoritäten. Das heisst, unkontrovers
unter Menschen, die zumindest einen Mindestmass an Respekt
für die Menschenrechte und das internationale Gesetz
haben. Man kann die Grösse dieser Kategorie bestimmen,
indem man herausfindet wie oft diese elementare Fragen seit
dem 11. September erwähnt worden sind, und daraus
(halten Sie sich nicht mit einer ausgedehnte Suche auf, das
Ergebnis wird gleich Null sein), und alleine aus dieser
Übung, kann man einige bittere Schlüsse, über
das, was vor uns liegt, ziehen.
Während
des ersten Krieges gegen den Terrorismus der Reagan-Jahre,
hinterliess der U.S.-gesponserte Staatsterrorismus in
Mittelamerika. Hunderttausende gefolterte und
verstümmelte Leichen, Millionen von Versehrten und
Weisen, vier ruinierte Länder. In den selben Jahren,
den Reagan-Jahren, wurden in westlich unterstützten
südafrikanischen Verwüstungen etwa 1.5 Millionen
Menschen ermordet, und in benachbarten Ländern ein
Schaden in Höhe von 60 Milliarden Dollar verursacht -
massiver internationaler Terrorismus, unterstützt von
den Vereinigten Staaten, Grossbritannien und anderen. Ich
muss gar nicht erst über West- und Südostasien,
Südamerika, oder viel anderes sprechen.
Es
ist ein ernster analytischer Fehler, den Terrorismus wie so
oft, als Waffe der Schwachen zu beschreiben. Das ist
schlicht und einfach nicht der Fall, auf radikale Weise
nicht der Fall.
Es
gibt viel mehr über den Terrorismus zu sagen - den
Terrorismus der Schwachen gegen die Mächtigen, und den
unerwähnten, aber viel extremeren Terrorismus der
Mächtigen gegen die Schwachen. Dass beide eine ernste
Gefahr darstellen, kann kaum bezweifelt werden. Die Gefahren
verstärken sich mit der Tatsache, dass diese Politik
innerhalb des Rahmens in dem sie verfolgt wird, als rational
gilt. Und dafür gibt es einen Grund. Ein anerkannter
Historiker, Charles Tilly, der die Geschichte dieser
Probleme insbesonders in Europa studiert hat, beobachtete
ziemlich genau, dass im letzten Jahrtausend "Krieg die
vorherrschende Aktivität der europäischen Staaten
gewesen ist." Und das mit gutem Grund: "Der zentrale
tragische Faktor ist einfach: Zwang funktioniert; jene, die
gegen ihre Mitmenschen beträchtliche Gewalt einsetzen,
erreichen Unterwerfung, und aus dieser Unterwerfung ziehen
sie viele Vorteile von Geld, Gütern, Ehrerbietung,
Zugang zu Vergnügungen die weniger mächtigen
Menschen verwehrt sind." Es ist eine Binsenwahrhrit, die von
den meisten Menschen dieser Welt nur allzu gut verstanden
wird, auch wenn ihre Bedeutung die Höhen der
intellektuellen Aufklärung noch nicht durchdrungen
hat.
Nun,
erlauben Sie mir mich der dritten Kategorie von Fragen
zuzuwenden, jener bezüglich der Langzeittendenzen, die
bereits beginnen, und die ohne wesentliche
Veränderungen bestehen werden, obwohl es auch da
Veränderungen gibt. Sie werden eskaliert während
die staatliche und private Macht die Chance nutzen, die sich
durch die Furcht und die Qual der Bevölkerung nach dem
11. September eröffnet hat. Sie werden diese
Gelegenheit natürlich dazu nutzen, strenge und
repressive Massnahmen durchzuboxen, die unter anderen
Umständen auf Widerstand stossen würden. Wie
gewöhnlich befolgt einer der Teilnehmer am Klassenkampf
seinen Pfad mit unnachgiebiger Intensität. Es sind ihre
Opfer, denen man befiehlt, im Interesse des Patriotismus
unterwürfig und fügsam zu sein. Die auf diese
Weise implementierten Massnahmen sind sehr weitreichend. Ich
werde nur einige erwähnen.
Die
wichtigste von ihnen ist die sofortige Eskalation der
Politik, die die grösste unmittelbare Gefahr für
das Überleben darstellt, nämlich die Expansion der
Massenvernichtungsmittel. Für die Mächtigen sind
Nuklearwaffen die bevorzugte Waffe. Das U.S. Strategic
Command, die höchste militärische Autorität,
beschreibt Nuklearwaffen als das Herzstück des
Arsenals, da "anders als bei chemischen oder biologischen
Waffen, die extreme Zerstörung, die von einer nuklearen
Explosion verursacht wird, sofort eintritt, und deren
Effekte nur durch wenige, oder keine Linderungsmittel
reduziert werden können." Darüberhinaus "werfen
Nuklearwaffen über alle Krisen oder Konflikte ihren
Schatten". Diese Studie rät den Planern weiterhin, dass
"wir uns nicht als allzu rational und besonnen darstellen
sollten". "Dass die Vereinigten Staaten irrational und
rachsüchtig werden könnten, wenn ihre
lebenswichtigen Interessen angegriffen werden, sollte Teil
des nationalen Images sein, das wir projezieren". Es ist
"vorteilhaft" für unsere strategische Stellung, wenn
"einige Elemente potentiell 'ausser Kontrolle' zu geraten
scheinen."
Die
Vereinigten Staaten erlauben einen ungewöhnlichen, ich
denke einzigartigen Zugang zu Dokumenten über
Beschlüsse auf hoher Ebene, und ich wäre eher
überrascht, wenn die Dokumente anderer Länder sich
wesentlich davon unterscheiden würden. Die wichtige
Studie die ich gerade zitiert habe, trägt den Titel
"Wesentliche Abschreckungsmittel nach dem Kalten Krieg", ein
Dokument der Clinton Regierung. Es ist seit Jahren
erhältlich, ist aber weithin unbekannt. Es ist nur den
Lesern der Dissidenzliteratur bekannt, die sorgfältig
marginalisiert sind, obwohl ich annehme, dass die
Geheimdienste anderer Länder es auch gelesen und
angemessene Schlüsse daraus gezogen haben.
Künftig
müssen wir uns also der Tatsache stellen, dass kleine
Nuklearwaffen, relativ einfach in jedes Land eingeschmuggelt
werden können, und erinnern wir uns, dass sie klein
sind - eine 15-Pfund Plutoniumbombe kann in einem Handkoffer
über eine Grenze getragen werden. Eine kürzlich
erstellte technische Studie zieht den Schluss, dass "eine
gut geplante Operation, um Massenvernichtungswaffen in die
Vereinigten Staaten zu schmuggeln, eine mindestens 90%
Erfolgsschance hätte, viel höher als der Abschuss
einer ICBM (Interkontinentale Langstreckenrakete) sogar ohne
ein nationales Raketenabwehrsystem."
Nicht
nur für die Vereinigten Staaten werden diese Risiken
von der unmittelbarsten Gefahr gesteigert, die von einem
hohen Mitglied des U.S. Departments für Energie
identifiziert wurde, nämlich "40.000 unzureichend
kontrollierte und bewachte Nuklearwaffen in der ehemaligen
Sowjetunion". Eine der ersten Handlungen der neuen Bush
Regierung war es, ein kleines Program für die
Unterstützung Russlands bei der Sicherung und
Entschärfung dieser Waffen, und dem Angebot
alternativer Beschäftigungen für
Nuklearwissenschaftler, zu beschneiden. Diese Entscheidung
steigerte das Risiko eines unbeabsichtigten Abschusses, und
des Verschwindens sogenannter "loser Bomben", gefolgt von
Nukearwissenschaftlern, die keine andere
Arbeitsmöglichkeit für ihre Fähigkeiten
haben.
Gegenwärtige
Pläne für die Langstreckenraketenabwehr, werden
die Gefahren zusätzlich verschärfen. Der
U.S.-Informationsdienst sagt voraus, dass jeder Einsatz
China veranlassen wird neue nuklearbestückte Waffen zu
entwickeln und einzusetzen. Sie sagen voraus, dass es sein
Nukleararsenal um das zehnfache vergrössern
könnte, wahrscheinlich mit multiplen Spengköpfen,
MIRV (Multiple unabängig zielende
Wiedereintrittskörper), was "Indien und Pakistan
veranlassen wird, mit eigenen Aufstockungen zu reagieren",
mit einem möglichen Welleneffekt im ganzen Mittleren
Osten. Die selben Analysen, von Informationsdiensten und
anderen, ziehen auch den Schluss, dass für Russland
"die einzige rationale Antwort darin bestünde, die
bestehenden russischen Nuklearbestände zu erhalten und
zu verstärken".
Die
Bush Regierung gab am 1. September dieses Jahres bekannt,
"gegen [Chinas] Vorhaben, seine kleine Flotte
nuklearer Raketen auszubauen, keine Einwände zu haben"
- das ist ein scharfer Positionswechsel der offiziellen
Politik - in der Hoffnung dadurch Chinas Fügsamkeit zur
geplanten Auflösung der grundsätzlichen
Waffenkontrollabkommen zu gewinnen. Die chinesische
Wiederaufnahme der Atomtests wird ebenfalls stillschweigend
geduldet. Am selben Tag als dies bekanntgegeben wurde,
berichtete die nationale Presse auch, dass die Bush
Regierung Sanktionen gegen China durchsetzen würde,
weil es den Transfer von "für nuklearbestückte
Waffen wesentliche Raketenteile und Technologie" nach
Pakistan erlaubt hatte. All das ist aus der New York Times
zitiert. Man kann sich ohne weitere Kommentare ausmalen was
dies alles bedeutet.
Die
Ausweitung des Wettstreits zur Aufrüstung des
Weltraumes ist schon seit einigen Jahren ein Kernprogramm
gewesen. 'Wettrüsten" ist eine irreführende
Bezeichnung dafür. Die Vereinigten Staaten sind,
zumindest im Augenblick, die einzigen die dieses Rennen
bestreiten, obwohl es andere gibt, die sich dem Wettstreit
zur gegenseitigen Zerstörung gerne anschliessen
würden. So wird, ob zurecht oder nicht, Indiens Haltung
in den Vereinigten Staaten interpretiert. Sie erhalten viel
Applaus von den kriegerischeren und jingoistischen
U.S.-Strategieanalytikern. Nach dem U.S.-Besuch des
Aussenministers vor einigen Jahren, schrieb Lawrence Kaplan
in der liberalen "New Republic", als Präsident Bush
seine Pläne zur Ausweitung dieser Programme
enthüllt hätte, "nörgelte der Rest der Welt,
dass dieser Plan ein neues Wettrüsten provozieren
würde, aber Indien brauchte nur sechs Stunden um seine
Unterstützung zuzusagen," während Aussenminister
[Jaswant] Singh prahlte, Delhi und Washington
würden "danach streben gemeinsam ein völlig neues
Sicherheitsregime für den gesamten Planeten
auszuarbeiten". Ob das die richtige Interpretation ist oder
nicht können Sie entscheiden, aber das ist die
Interpretation.
Kaplan
zitierte weiter die "Falken" der Regierung, die erkannten
dass Pakistan "kein Verbündeter mehr ist", sondern
vielmehr ein "Schurkenstaat", anders als Indien, das nun in
den Club aufgenommen werden wird, dem die Vereinigten
Staaten, Grossbritannien, Taiwan und Isräl
angehören. Dies geschah, das ist wahr, vor drei
Monaten. Und seitdem konnten wir alle eine kleine Lektion im
Ersten Axiom für internationale Angelegenheiten
beobachten: Staaten sind keine Moralagenten. Ihre
feierlichen Versprechen bedeuten rein gar nichts. Sie dienen
heimischen Machtinteressen. Und sie tun das ganz so wie es
ihnen passt, es sei denn sie werden von aussen oder von
ihren eigenen Bürgern eingeschränkt, durch die
Entscheidungskraft die zumindest in den freieren und
demokratischeren Gesellschaften in ihren Händen
liegt.
All
diese Programme verstärkern die Vernichtungsgefahr
für die Vereinigten Staaten und für andere. Aber
das ist nichts Neues. Es ist sehr üblich Programme zu
verfolgen, im vollen Bewusstsein, dass sie die
Vernichtungsgefahr für alle Teilnehmer - die
Befürworter - steigern. Die Geschichte des
Wettrüstens während des Kalten Krieges bietet
weitere Beispiele, und es gibt viele Vorgänger die weit
in die Vergangenheit zurückreichen. Ausserdem scheinen
all diese Entscheidungen innerhalb des vorherrschenden
Wertesystems vernünftig.
Diese
zwei Themen haben einen ziemlich direkten Bezug zur
Einschätzung des biologischen Erfolges höherer
Intelligenz. Betrachten wir einige Fälle. Vor 50 Jahren
gab es nur eine einzige grosse Gefahr für die
Sicherheit der Vereinigten Staaten, die zu der Zeit nur
potentiell bestand: ICBM's, die damals noch nicht
existierten aber entwickelt wurden. Es war ziemlich
wahrscheinlich, dass die Sowjetunion ein Abkommen über
das Verbot der Entwicklung solcher Waffen akzeptiert
hätte, da sie wussten wie weit sie darin
zurücklagen.
Es
gibt ein Standardwerk über die Geschichte des
Wettrüstens von McGeorge Bundy, dem Berater für
Nationale Sicherheit der Kennedy und Johnson Regierungen. Er
hatte Zugang zu internen Dokumenten. Er konnte keinen
Hinweis auf irgendein Interesse an der Eliminierung der
einzigen potentiellen Gefahr für die U.S.-Sicherheit
entdecken.
Russische
Archive, ziemlich viele davon, sind vor kurzem freigegeben
worden, und sie beziehen sich auf diese Frage. Sie
bekräftigen in hohem Masse die Einschätzung
hochrangiger U.S.-Analytiker, dass Chruschtschow nach seiner
Machtübernahme nach Stalins Tod, zur einer beidseitigen
Reduzierung der offensiven Militärstreitkräfte
aufgerufen hatte, und diese, als dies von der Eisenhower
Regierung ignoriert wurde, gegen den Protest seines eigenen
Militärkommandos, unilateral implementierte. Als
Kennedys Planer vor 40 Jahren an die Macht kamen, teilten
sie zweifellos Eisenhowers Einschätzung, dass, in
seinen eigenen Worten, "ein ausgewachsener Krieg die
nördliche Hemisphäre zerstören würde".
Sie wussten auch, das wissen wir jetzt, von Chruschtschows
unilateralen Schritten zur radikalen Reduzierung der
sowjetischen Offensivkräfte, und sie wussten auch, dass
die Vereinigten Staaten nach allen geltenden Massstäben
einen grossen Vorsprung hatten. Denoch zogen sie es vor,
Chruschtschows Bitte um Gegenseitigkeit abzulehnen, und eine
massive konventionelle und nukleare Aufrüstung
durchzuführen, die "Chruschtschows Agenda zur
Einschränkung des sowjetischen Militärs",
endgültig den Garaus machte. Ich zitiere den Historiker
Matthew Evangelista, aus einem Artikel über U.S.- und
sowjetische Archivaufzeichnungen, der in dem wichtigsten
Geschichtwerk zu diesem Thema veröffentlicht worden
ist.
Ohne
das weiterzuverfolgen: es gibt nicht viel Neues bei den
Vorlieben der Clinton-Bush Regierungen.
Um
die Logik dieser Programme zu begreifen, und wieso es so
vollkommen vernünftig erscheint eine Politik der
gegenseitigen Zerstörung zu verfolgen, muss man sich an
eine doktrinäre Binsenwahrheit erinnern. Angriffe
werden gemeinhin "Verteidigung" genannt. Und dieser Fall ist
keine Ausnahme. Das Raketenabwehrsystem ist nur eine kleine
Komponente eines viel weitreichenderen Programms zur
Militarisierung des Weltraumes. Das Endziel ist die
Erzielung der sogenannten Umfassenden Dominanz, das heisst,
ein Monopol auf die Verwendung des Weltraumes für
offensive militärische Zwecke. Die Pläne sind seit
einigen Jahren als öffentliche Dokumente des U.S. Space
Commands und anderen Regierungsinstitutionen
zugänglich, und die umrissenen Projekte befinden sich
in Entwicklung. Sie wurden in den ersten Monaten der Bush
Regierung ausgedehnt, und nach dem 11. September erneut
scharf erweitert, in einer groben Ausnutzung der Furcht und
des Entsetzens infolge dieser Verbrechen. Diese Pläne
sind als Raketenabwehr getarnt. Aber das ist nur eine kleine
Komponente dessen was in Entwicklung ist, und sogar diese
kleine Komponente ist eine Angriffswaffe.
Das
wird sowohl von potentiellen Gegnern, wie Russland und
China, als auch von nahen Verbündeten verstanden.
Chinas höchster Rüstungskontrollbeamter zeigte
sich nur allzu verständig als er bemerkte: "Wenn die
Vereinigten Staaten glauben sowohl einen starken Speer als
auch ein starkes Schild zu besitzen, könnte sie das
dazu verleiten zu denken, dass niemand die Vereinigten
Staaten verletzen kann, und sie jeden auf der Welt verletzen
können den sie wollen." Chinas Einschätzung wird
von Strategieanalysten auf hoher Ebene, im praktisch
gleichen Wortlaut geteilt.
Die
Rand Corporation ist das bedeutendste, zum grössten
Teil militärische Forschungsinstitut. Rand studierte
das Thema, und stellte fest, dass das
Langstreckenabwehrsystem "nicht einfach ein Schild ist,
sondern eher ein Durchsetzungsmittel für U.S.-Aktionen"
- praktisch der gleiche Wortlaut wie China. Kanadas
Militärplaner wiesen ihre Regierung darauf hin, dass
das Langstreckenabwehrsystem "vielmehr dazu dienen soll um
die U.S.-NATO Handlungsfreiheit zu bewahren, als dass die
Vereinigten Staaten wirklich Gefahren aus Nordkorea oder dem
Iran fürchten würden." Um einen anderen
führenden Strategieanalysten zu zitieren, Andrew
[J.] Bacevich: " Das Langstreckenabwehrsystem wird
die effektivere Anwendung der militärischen Macht der
U.S im Ausland erleichtern." Wie es sich so trifft, schreibt
er für das konservative Magazin National Interest. Er
sagt: "Durch die Isolierung des Mutterlandes vor
Vegeltungsschlägen - wenn auch nur in limitiertem Masse
- wird das Raketenabwehrsystem die Fähigkeit und den
Willen der Vereinigten Staaten hervorheben, die Umwelt
anderswo zu 'gestalten'." Er zitiert und stimmt den
Schlussfolgerungen Lawrence Kaplans zu, der zufällig am
anderen Ende des Spektrums schrieb. Er sagt "Das
Raketenabwehrsystem soll nicht wirklich dem Schutz Amerikas
dienen. Es ist ein Werkzeug zur Sicherung der globalen
Dominanz", der "Hegemonie". Aus diesem Grund erklären
sie beide die "Raketenabwehr" für einen wundervollen
Beitrag für Gerechtigkeit und Frieden.
Es
versteht sich von selbst, dass das Raketenabwehrsystem, auch
wenn technisch durchführbar, sich auf
Satellitenkommunikation verlassen muss, und Satelliten zu
zerstören ist viel einfacher als Raketen abzuschiessen.
Das ist einer der Gründe, weshalb die Vereinigten
Staaten die Vorherrschaft des Gesamtspektrums anstreben
müssen, eine so überwältigende
Weltraumkontrolle, dass einem Gegner noch nicht einmal die
Waffen der Armen zur Verfügung stehen werden. Und dazu
sind im Weltraum stationierte Angriffsmöglichkeiten
erforderlich. Das schliesst auch nuklearbestückte
Waffen von immenser Zerstörungskraft im Weltraum ein,
die mittels einer sofortigen computerkontrollierten Reaktion
ausgelöst werden können. Das erhöht erheblich
die Gefahr riesiger Massaker und Zerstörungen, wenn
auch nur wegen dem was im Berufsjargon als "normale
Unfälle" bezeichnet wird, also unvorhergesehene
Unfälle, für die alle komplexen Systeme
anfällig sind.
Die
Logik der Militarisierung des Weltraumes geht jedoch viel
weiter. Und sie wird erklärt. Das U.S.-Space Command,
die Institution die dafür hauptsächlich
verantwortlich ist, hat sich darüber sehr eindeutig
geäussert. In der Clinton Ära, in 1997
veröffentlichten sie eine wichtige Broschüre, mit
dem Titel "Visionen für 2020". Darin verkündeten
sie das Hauptziel ziemlich auffälig auf dem vorderen
Umschlag, in grossen Buchstaben: "Die Dominanz der
Weltraumdimension militärischer Operationen zum Schutz
von U.S. Interessen und Investitionen.". Dies wird als die
nächste Phase der historischen Aufgabe der
Militärkräfte präsentiert. Sie sagen,
während der Expansion der kontinentalen Vereinigten
Staaten nach Westen wären Armeen benötigt worden,
natürlich zur 'Selbstverteidigung' gegen die indigene
Bevölkerung die ausgelöscht und vertrieben wurde.
Nationen bauten auch Flotten, so fährt das Space
Command fort, "um ihre kommerziellen Interessen zu
schützen und zu erweitern". Der nächste logische
Schritt sind Weltraumkräfte, um "U.S. nationale
Interessen [militärische und kommerzielle] und
Investitionen" zu schützen.
Die
Weltraumstreitkräfte der Vereinigten Staaten jedoch,
sagen sie, werden anders sein als die Marine, die den
Seehandel in den frühen Jahren beschützte, denn
dieses Mal wird es nur eine Hegemonie geben. Deutschland
konnte sich der Britischen Navy entgegenstellen, mit
Konsequenzen die wir nicht zu erörtern brauchen. Aber
die U.S. werden irgendwie immun bleiben, mit Ausnahme der
eng umschriebenen Kategorie des Terrorismus, dem es
gestattet wird Teil des Kanons zu sein, der Terrorismus den
"sie" gegen "uns" ausführen, wer auch immer "wir"
gerade sind.
Die
Notwendigkeit zur totalen Dominanz, so argumentieren sie,
wird infolge der "Globalisierung der Wirtschaft" zunehmen.
Der Grund dafür ist, dass die Globalisierung "eine
Verbreitung der Kluft zwischen Reich und Arm" verursachen
wird", eine Einschätzung die sowohl von den U.S.
Informationsdiensten als auch akademischen Analytikern
geteilt wird. Ich werde darauf zurückkommen. Planer
sind darüber besorgt, dass die Erweiterung der Kluft zu
Unruhe unter den Armen führen könnte, und die U.S.
müssen in der Lage sein, das zu kontrollieren, durch
das "Benutzen von Weltraumsystemen und Planungen für
präzise ausgeführte Schläge aus dem Weltraum
[als eine Entgegnung] zur weltweiten Vermehrung von
Massenvernichtungswaffen" - eine vorhersehbare Konsequenz
der empfohlenen Programme, wie ich gerade angemerkt habe,
genau wie die Erweiterung der Kluft eine erwartete
Konsequenz der geförderten Form der Globalisierung.
Dies steht im Konflikt mit den wirtschaftlichen Theorien,
die öffentlich beteürt werden, aber im Einklang
mit der Realität.
Nun,
darüber gäbe er wieder mehr zu sagen, aber ich
halte ein Auge auf die Uhr. Durch die gesamte Geschichte
hindurch ist erkannt worden, dass solche Schritte
gefährlich sind. Ich habe einige Beispiele gegeben,
aber es gibt viel mehr. Nun hat die Gefahr ein Ausmass
erreicht, durch das das Überleben der Menschheit
bedroht wird. Aber es gibt denoch gute Gründe um sie
weiterzuverfolgen. Sie ist tief verwurzelt in den
bestehenden Institutionen. Das Grundprinzip ist, dass
Hegemonie wichtiger ist als das Überleben. Das ist
nicht neu, dafür gibt es eine Menge Beispiele in der
ganzen Geschichte. Das Prinzip wurde in der letzten
Hälfte dieses Jahrhunderts ausgiebig illustriert. Was
neu ist, sind die Ausmasse der Konsequenzen bei der
Befolgung dieses Prinzips.
Wenden
wir uns einer anderen scheinbar unerbittlichen Tendenz zu -
die Vernichtung der Umwelt, die menschliches Leben
ermöglicht. Die Bush Regierung wurde weithin für
die Unterminierung des Kyoto Abkommens kritisiert. Die
Gründe die sie dafür vorgelegt haben sind, dass
die Implementierung des Abkommens der U.S. Wirtschaft
schaden würde. Die Kritik ist ziemlich
überraschend, da die Entscheidungen innerhalb des
bestehenden ideologischen Rahmens vollkommen vernünftig
sind. Wir werden täglich angewiesen fest auf die
neo-klassischen Märkte zu vertrauen, in denen isolierte
Individuen der Vermehrung des Wohlstands dienen. Der Markt
reagiert perfekt auf ihre Stimmen, die in Geldeinzahlungen
ausgedrückt werden. Der Wert einer Person wird auf die
gleiche Weise gemessen. Insbesonders die Interessen jener
ohne Stimmen, ohne Dollars, diese Interessen sind gleich
Null wert. Künftige Generationen zum Beispiel, die auf
dem Markt noch keine Geldeinzahlungen verrichten.
Daher
ist es vollkommen vernünftig die Chancen unserer
Enkelkinder auf ein würdiges Überleben zu
zerstören, wenn wir dadurch die besondere Form des
Eigeninteresses vergrössern können, das als das
höchste Wert angepriesen wird, bestärkt von
riesigen Industrien, die sich ihrer Einprägung und
Bestärkung widmen. Die Bedrohung des Überlebenes
wird zur Zeit von den gezielten Anstrengungen gesteigert,
die institutionellen Strukturen zu schwächen, die
entwickelt wurden um die grausamen Konsequenzen des
Marktfundamentalismus zu lindern, und, sogar noch wichtiger,
die Kultur der Sympathie und Solidarität zu
unterminieren, die diese Institutionen stützt. Nun, das
ist ein anderes Rezept für ein Disaster, vielleicht in
nicht sehr ferner Zukunft - aber es ist wieder einmal
vernünftig innerhalb eines verrückten Systems der
Doktrinen und Institutionen.
Erlauben
Sie mir, mich der letzten Frage zuzuwenden, die ich
erwähnt habe - dem Prozess der sogenannten
"Globalisierung". Aber lassen Sie uns zuerst über den
Begriff Klarheit schaffen. Wenn wir ihn neutral nutzen,
bedeutet Globalisierung nur internationale Integration, die
willkommen ist oder nicht, je nach menschlichen
Konsequenzen. Im westlichen Doktrinsystem, das infolge der
westlichen Macht überall vorherrscht, hat der Begriff
eine etwas andere und engere Bedeutung. Er bezieht sich auf
eine spezifische Form der internationalen Integration, die
im letzten Viertel des Jahrhunderts mit besonderer
Intensität verfolgt worden ist. Sie wurde in erster
Linie im Interesse der privaten Machtkonzentrationen
entworfen, und die Interessen aller anderen sind
nebensächlich. Mit dieser Terminologie können die
grossen Menschenmassen rund um den Globus, die sich diesen
Programmen widersetzen, als "Globalisierungsgegner"
bezeichnet werden, was sie schon immer sind. Der Einfluss
der Ideologie und der Macht ist so gross, dass sie diese
lächerliche Bezeichnung sogar akzeptieren. Dadurch
können sie dann als "Primitivisten" verspottet werden,
die zurück in die "Steinzeit" wollen, um den Armen zu
schaden, und andere Beschimpfungen mit denen wir vertraut
sind.
Das
ist die Art auf die ein Propagandasystem zu arbeiten hat,
aber es ist etwas überraschend, dass diese Propaganda
so mächtig ist, dass sogar ihre Opfer sie akzeptieren.
Das sollten sie nicht. Keine gesunddenkende Person ist gegen
die Globalisierung. Die Frage ist nur welche Form sie
annimmt.
Die
spezifische Form der heute befolgten internationalen
Integration, wird als "neo-liberal" bezeichnet, aber dieser
Begriff ist ebenfalls äusserst irreführend. Die
Politik ist nicht "neu", und in keinster Weise "liberal".
Das sollte hier besonders klar sein. Die Geschichte Englands
und Indiens zum Beispiel, illustriert auf sehr anschauliche
Weise, wie Liberalismus zu einem Instrument der Macht und
Zerstörung umfunktioniert werden kann. Und die heutige
Version folgt dieser Tradition, hält die traditionelle
zweischneidige Doktrin des Freihandels und des Liberalismus
aufrecht - gut genug für Dich, damit ich dich
zerstören kann, aber ich bestehe auf dem Schutz des
mächtigen Vater Staat und anderer Mittel, um
sicherzustellen, dass ich nicht der Marktdisziplin
unterworfen werde, ausser wenn ich das Spielfeld als "eben"
bezeichnen kann, das heisst als so steil zu meinen Gunsten
geneigt, dass ich darauf vertrauen kann gewinnen zu
können. Das ist ein guter Teil der Geschichte Indiens
in den letzten Jahrhunderten.
Die
Tatsache, dass die neuen Versionen einfach nur die
traditionellen Versionen den gegenwärtigen Bedingungen
anpassen, sollte niemanden überraschen. Das ist genau
das, was zu erwarten ist, einfach durch einen Blick auf ihre
Schöpfer - die reichsten und mächtigsten Staaten,
die internationalen Finanzinstitutionen die deren Direktiven
folgen, und ihr Gefolge von Megaunternehmen, die in den
meisten Wirtschaftssektoren zu Oligopolie neigen, und sich
stark auf den Staatssektor verlassen, um Gefahren und Kosten
zu sozialisieren, und die Dynamik der Wirtschaft
aufrechtzürhalten, oft unter einem militärischen
Deckmantel.
Diese
Machtkonzentrationen bezeichnen sich oft selbst bescheiden
als "die internationale Gemeinschaft", aber eine vielleicht
angemessenere Bezeichnung wird von der Geschäftspresse
benutzt. Im letzten Januar auf der jährlichen Davos
Konferenz, wurden sie von der London Financial Times als die
"Masters of the Universe" (Beherrscher des Universums)
bezeichnet.
Da
die Herrscher bekennende Bewunderer von Adam Smith sind,
können wir von ihnen erwarten, dass sie sich nach
seiner Beschreibung ihres Verhaltens richten, obwohl er sie
nur "Beherrscher der Menschheit" nannte. Schliesslich
geschah das vor dem Zeitalter der Weltraumfahrt. Smith bezog
sich spezifisch auf das, was er als "die Hauptarchitekten
der Politik" seiner Zeit bezeichnete - die "Händler und
Produzenten" Englands, die sicherstellten, dass ihre
Eigeninteressen "mit äusserster Sorgfalt erfüllt
wurden", ganz gleich wie "schmerzlich" sie sich auf andere
auswirkten, einschliesslich der englischen Bevölkerung.
Sie wissen sicher, dass er seinerzeit mit besonderer
Härte die Verbrechen Englands gegen Indien veurteilte.
"Die Hauptarchitekten," schrieb er, übernehmen die
"schändliche Maxime der Menschheit: Alles für uns,
und nichts für alle anderen." Und das hält weiter
an.
Im
Laufe der Zeit, in einer Entwicklung, die die Gründer
des klassischen Liberalismus sicher erbleichen lassen
würden, erhielten Firmenmanagements durch einen
radikalen Gerichtsaktivismus, die Rechte unsterblicher
Personen, die in den letzten internationalen
Wirtschaftsabkommen, weit über die Rechte einfacher
Personen hinausgingen. So kann zum Beispiel General Motors
in Mexiko "nationale Behandlung" fordern, aber einem
Mexikaner aus Fleisch und Blut wird es nicht so gut ergehen,
falls er jenseits der Grenze in Texas die gleiche Behandlung
fordern sollte, angenommen er schafft es lebendig über
die Grenze (viele schaffens nicht).
Die
Rechte dieser privaten Tyranneien, denn das ist es was sie
sind, werden in den heutigen Handelsabkommen ausgeweitet,
die es privaten Machtkonzentrationen erlauben,
Regierungsbestimmungen zu Gesundheit, Umweltschutz,
Arbeitsrechte und so weiter, anzugreifen - aus dem Grund,
dass diese "einer Enteignung gleichkommen", weil sie
künftige Profite bedrohen. In einem weiteren Angriff
auf die klassischen liberalen Prinzipien, übernehmen
diese riesige Systeme unkontrollierter privater Macht, die
Rolle, Märkte zu verwalten. Das schliesst interne
Firmentransfers (Transfers über die Grenze innerhalb
einer bestimten Firmeneinheit), Ausbootung, strategische
Allianzen, und eine ganze Reihe anderer Massnahmen ein, um
der Marktdisziplin zu entkommen, Massnahmen, die in
Wirklichkeit den grössten Teil dessen ausmachen, was
irrtümlich als "Handel" bezeichnet wird. Wenn man
hört, das der Handel steigt, bedeutet das im Grunde,
dass er in klassischen Begriffen wahrscheinlich
fällt.
Diese
Politik und ihre menschlichen Konsequenzen sind - ausserhalb
der Reihen der Beherrscher des Universums - der Grund
grosser Sorge gewesen. Im Süden hat es seit Jahren
Massenproteste gegen das neue internationale
Wirtschaftsregime gegeben. Sie sind schwerer zu ignorieren,
wenn sich die reichen Länder ihnen anschliessen, wie
sie das in den letzten Jahren getan haben. Trotz der fast
einhellig artikulierten Unterstützung für
Freihandelsabkommen in den Vereinigten Staaten, - oder wie
der Wall Street Journal sie aufrichtiger bezeichnet
"Freiinvestitionsabkommen" leistete die Bevölkerung
weiterhin störrisch Widerstand. Deshalb musste die
NAFTA - das Nordamerikanische Freihandelsabkommen - vor zehn
Jahren praktisch im Geheimen durchgesetzt werden. Und bis
zum heutigen Tag, ist es der offiziellen Position der
Arbeitsbewegung nicht gestattet worden in der freien Presse
zum Ausdruck zu kommen, oder noch nicht einmal der sehr
ähnlichen Kritik und den alternativen Vorschlägen
des kongresseigenen Forschungsbüros für Technische
Einschätzung. Es ist ausserordentlich wichtig, die
Öffentlichkeit darüber im Dunkeln zu halten, dass
ihre Opposition gegen die Abkommen auf sehr respektablen
Analysen begründet liegt.
Man
könnte sich fragen, wieso der öffentliche
Widerstand gegen die Globalisierung - gegen die sogenannte
Globalisierung - seit vielen Jahren so gross gewesen ist.
Das scheint seltsam in einer Zeit, in der die Globalisierung
zu einem so beispiellosen Wohlstand geführt haben soll,
wie man uns das immer erzählt. Und das ist angeblich
besonders in den Vereinigten Staaten, mit ihrer
"märchenhaften Wirtschaft" der Fall. In den ganzen
90'er Jahren, genossen die Vereinigten Staaten "den
grössten wirtschaftlichen Boom in der amerikanischen
Geschichte - und der Welt". Das ist ein Zitat von Anthony
Lewis aus der New York Times im letzten März, der den
üblichen Refrain der linken Ecke wiederholt, die
kritische Ecke des zulässigen Spektrums. Es wird
natürlich eingeräumt, dass nicht alles perfekt
ist, es gäbe einige Mängel, einige wären von
dem Wirtschaftswunder zurückgelassen worden, und da wir
gutherzige Menschen sind, müssen wir etwas dagegen tun.
Diese "Mängel" reflektierten ein tiefes und
besorgniserregendes Dilemma. Das durch die Globalisierung
entstandene schnelle Wachstum und der grosse Wohlstand,
hätten eine Begleiterscheinung: wachsende Ungleichheit,
weil es einige gibt, denen die Fähigkeiten fehlen,
diese wunderbare Gaben und Gelegenheiten zu
geniessen.
Dieses
Bild ist so konventionell, dass es schwer sein könnte
zu begreifen, dass es, von dem Teil mit der wachsenden
Ungleichheit mal abgesehen, vollkommen falsch ist. Es ist
einfach nicht wahr, und man weiss auch dass es falsch ist.
Das wirtschaftliche pro-Kopf Wachstum in den Vereinigten
Staaten in den 90'er Jahren, war genauso gross wie in
Europa, viel niedriger als in den ersten 25 Jahren
Nachkriegszeit - vor der sogenannten Globalisierung. Also
dürfen wir fragen, wie sich das konventionelle Bild so
radikal von den unkontroversen Tatsachen unterscheiden kann
- und sie sind unkontrovers. Nun, die Antwort ist sehr
einfach. Für einen kleinen Sektor der Gesellschaft,
waren die Neunziger wirklich ein grosser wirtschaftlicher
Boom. Und dieser Sektor schliesst zufällig all die
Menschen ein, die allen anderen von den wunderbaren
Begebenheiten erzählen. Es ist nur die Welt, die sich
davon unterscheidet. Das gleiche gibt es auch in Indien, ich
muss nicht darauf eingehen, Sie sind damit
vertraut.
Angenommen,
wir werfen einen kurzen Blick auf einen längeren
Abschnitt der Geschichte. Die internationale
Wirtschaftsintegration, die in einem technischen Sinn
Globalisierung genannt wird, nahm bis zum Ersten Weltkrieg
stetig zu, senkte oder reduzierte sich zwischen den Kriegen,
und nahm nach dem Zweiten Weltkrieg wieder zu. Sie erreicht
nun grob geschätzt ungefähr das gleiche Niveau wie
vor einem Jahrhundert. Die Feinstruktur sieht sehr anders
aus. Nach einigen Massstäben, gab es in dem Zeitraum
vor dem Ersten Weltkrieg einen höheren Grad an
internationaler Integration. Das lag besonders an den
Bewegungen der Menschen, das, was Adam Smith als "die freie
Arbeitszirkulation" bezeichnete, was die Basis des
Freihandels war. Sie erreichte ihren Höhepunkt vor dem
Ersten Weltkrieg, nun ist sie viel niedriger. Nach anderen
Massstäben ist die Globalisierung jetzt grösser,
insbesondere hinsichtlich des Flusses des kurzzeitigen
Spekulationskapitals, der höher liegt als jemals zuvor.
Diese Unterschiede reflektieren die zentralen Merkmale der
zeitgenössischen Version der Globalisierung. Das
Kapital hat in ausserordentlichem Masse Priorität -
Menschen sind nebensächlich.
Es
gibt einen technischeren Massstab der Globalisierung. Das
ist die Konvergenz zu einem globalen Markt, das bedeutet
überall der gleiche Preis und das gleiche Einkommen.
Das ist sicherlich nicht eingetreten, eigentlich, ist das
genaue Gegenteil der Fall. Was das Einkommen angeht, steigt
die Ungleichheit im Zeitraum der Globalisierung mit rasender
Geschwindigkeit - innerhalb der Länder und
länderübergreifend. Und man erwartet, dass dies so
bleibt.
Die
Zirkel der U.S. Geheimdienste, in Zusammenarbeit mit
Spezialisten aus akademischen Berufen und dem Privatsektor,
veröffentlichten kürzlich einen wichtigen Bericht
über ihre Erwartungen für die nächsten 15
Jahre. Sie haben mehrere Szenarios. Das optimistischste
besagt, dass die "Globalisierung" wie geplant verlaufen
wird: "ihre Evolution wird steinig sein, gekennzeichnet von
einer chronischen finanziellen Flüchtigkeit und einer
wachsenden wirtschaftlichen Kluft". Das bedeutet weniger
Konvergenz, weniger Globalisierung im technischen Sinne,
aber mehr Globalisierung in dem von der Doktrin bevorzugten
Sinn. Und finanzielle Schwankungen bedeuten natürlich
einen langsameres Wachstum und mehr Krisen.
Nun,
das gibt einen guten Eindruck von dem worauf die Welt
hinsteuert, zumindest, wenn die Herren des Universums ohne
allzugrosse Störungen seitens des Pöbels
fortfahren können. Ich habe bereits erwähnt, dass
die Militärplaner die gleichen Projektionen
übernehmen und aufrichtig erklären, dass die
immensen Gewaltressourcen, die in der neuen Ära im
Weltraum stationiert werden sollen, benötigt werden, um
die wachsende Anzahl der Habenichtse unter Kontrolle zu
halten.
Wir
haben zu wenig Zeit um detailliert darauf einzugehen, aber
wenn man sich die Nachkriegszeit ansieht, den Zeitraum seit
dem Zweiten Weltkrieg, hat sie im Grunde zwei Phasen
durchlaufen. Es gab die Periode bis zu den frühen 70'
er Jahren, als die Bretton Woods Bestimmungen mit
Kapitalkontrollen und regulierten Währungen galten. Das
war eine Periode mit einem wesentlichen und gerecht
verteilten Wirtschaftswachstum. Sie wird gemeinhin als das
"Goldene Zeitalter" des Kapitalimus bezeichnet. Dies
veränderte sich in den letzten 25 Jahren, mit dem
Zusammenbruch des Bretton Wood Systems. Finanzielle
Märkte wurden liberalisiert, Schranken des
Kapitalflusses wurden eliminiert, und Währungen wurden
dereguliert. Das ging einher mit einer Verschlechterung der
Wirtschaft nach allgemeinen Massstäben - die
Wachstumsrate der Wirtschaft, der Produktivität, des
Investments, im Grunde sogar der Handelswachstum. Sogar nach
allen irreführenden Definitionen des Handels, hat sein
Wachstum während der Globalisierungsperiode - diese
letzten 25 Jahre - abgenommen. Es hat viel höhere
Zinssätze gegeben, die der Wirtschaft schaden, die
finanzielle Flüchtigkeit gesteigert, und wird andere
schädliche Folgen haben.
Kehren
wir also zurück zu diesem tiefen und
besorgniserregenden Dilemma über das wir alle angeblich
so besorgt sein sollen: der schnelle Wachstum und der grosse
Wohlstand, der durch die sogenannte Globalisierung
herbeigeführt wurde, brachte auch globale Ungleichheit,
weil einigen die Fähigkeit mangelt, die Chancen zu
nutzen. Es gibt kein Dilemma: das schnelle Wachstum und der
Wohlstand sind einfach ein Mythos, ausser für einen
sehr kleinen Sektor.
Man
kann über die wirtschaftlichen Konsequenzen der
Liberalisierung des Kapitals streiten, aber eine Konsequenz
ist sehr klar: die Unterminierung der Demokratie. Das wurde
von den Rahmenstellern des Bretton Woods Abkommens nach dem
Zweiten Weltkrieg - den U.S.A. und Grossbritannien - sehr
gut verstanden. Ein Grund, ein ausdrücklicher Grund,
weshalb diese Vereinbarungen auf die Regulierung des
Kapitals gegründet wurden, war es, der Regierung zu
erlauben, sozialdemokratische Programme durchzuführen,
die auch in den Vereinigten Staaten eine enorme
Unterstützung in der Bevölkerung hatten. Die freie
Bewegung des Kapitals führt zu so etwas wie einem
"Virtuellen Parlament", das das "Vetorecht" über alle
Regierungsbeschlüsse hat und demokratische Optionen
scharf einschränkt. Ich zitiere jetzt aus einer
technischen Untersuchung des Finanzsystems: Mit der
ungehinderten Bewegung des Kapitals, steht die Regierung vor
einer "zweifachen Wählerschaft" - Wählern und
Spekulanten. Spekulanten "führen jeden Augenblick
Abstimmungen über die Regierungspolitik durch", und
wenn sie sie nicht mögen, legen sie ein "Veto" ein,
indem sie die Währung des Landes angreifen, oder ihr
Kapital entziehen. Sogar in reichen Ländern behält
die private Wählerschaft die Oberhand. Das ist ein sehr
auffälliger Unterschied, vielleicht der wichtigste
Unterschied, zwischen der gegenwärtigen Phase der
Globalisierung, und der Periode vor dem Ersten Weltkrieg,
der sie teilweise ähnelt.
Dieser
Punkt wird, so sage ich, verstanden. Ich werde einfach aus
einem Standardwerk der Geschichte des zeitgenössischen
internationalen Finanzsystems von Barry Eichengreen
zitieren. Vor dem Ersten Weltkrieg, erklärt er, war die
Regierungspolitik noch nicht von dem "allgemeinen
männlichen Stimmrecht und dem Aufstieg der
Handelsgewerkschaften und der parlamentären
Arbeiterparteien politisiert worden". Daher konnten die
hohen Kosten der durch das "Virtuelle Parlament" erzwungenen
finanziellen Redlichkeit, auf die allgemeine
Bevölkerung abgewälzt werden. Das wird heutzutage
für arme Länder als strukturelle Anpassungen
bezeichnet. Aber dieser Luxus stand in der demokratischeren
Bretton Woods Ära nicht mehr zur Verfügung. Daher
"wurden Limitierungen der Kapitalmobilität durch
Limitierungen der Demokratie ersetzt, um sich vor dem Druck
des Marktes abzugrenzen."
Nun,
er [Eichengreen] führt das Argument nicht
weiter aus, aber es ist nur natürlich, dass die
Auflösung der Wirtschaftsordnung der Nachkriegszeit von
einem scharfen Angriff auf die Demokratie begleitet werden
sollte, wie das in erster Linie in den Vereinigten Staaten
und Grossbritannien - den grössten Enthusiasten - der
Fall gewesen ist; und natürlich in der "Dritten Welt",
die keine andere Wahl hat, oder zumindest glaubt keine
andere Wahl zu haben. Das ist nicht so eindeutig.
Der
Angriff auf die Demokratie ist das vielleicht bedeutendste
Merkmal der Globalisierungsperiode, die oft als das
"Bleierne Zeitalter" bezeichnet wird, im Vergleich zu dem
"Goldenen Zeitalter", das ihm schon alleine nach einfachen
wirtschaftlichen Massstäben, vorausgegangen
war.
Andere
Komponenten der neo-liberalen Programme führen zum
selben Endziel. Sozio-ökonomische Entscheidungen werden
zunehmend an unkontrollierte Machtkonzentrationen
übergeben, ein wesentlicher Grundzug der neoliberalen
Reformen.
Es
gibt eine wesentliche Erweiterung dieses Angriffes auf die
Demokratie. Gerade werden in Genua ohne öffentliche
Diskussion, Verhandlungen über das Generalabkommen
für Handel und Dienstleistungen geführt, die GATS
Verhandlungen, und wird jetzt auch in Doha besprochen. Der
Begriff "Dienstleistungen" bezieht sich auf alles, was
innerhalb des Kreises der demokratischen Optionen fallen
könnte, also Gesundheitsfürsorge, Ausbildung,
Wohlfahrt, Sozialversicherung, Kommunikation, Wasser, andere
Resourcen - alles was mit "Dienstleistungen" zu tun hat.
Nun, es macht keinen Sinn, das Transferieren der
Dienstleitungen in private Hände als "Handel" zu
bezeichnen. Aber ich denke, der Begriff "Handel" wurde
seiner Bedeutung bereits so sehr entkleidet, dass er
genausogut auch auf diese Travestie ausgedehnt werden
konnte. Es ist ein Tarnname für die Übergabe an
die private Macht.
Dieser
Begriff "Dienstleistungshandel" ist im Grunde ein
Euphemismus für Programme, die geschaffen wurden, um
die Volkssouveranität zu unterminieren und die
demokratischen Optionen zu reduzieren, indem man die
Entscheidungen über die wichtigsten Aspekte des Lebens
aus der öffentlichen Arena an die unkontrollierten
privaten Tyranneien übergab. Die riesigen
Massenproteste in Quebec im letzten April, beim
Gipfeltreffen der Amerikas, richteten sich teilweise gegen
den Versuch diese GATS- Grundsätze insgeheim als Teil
der neugeplanten Freihandelszone der Amerikas durchzusetzen.
Und sie blieben geheim: das Geheimnis wurde von der
Autozensur der freien Presse gewahrt. Diese Proteste
brachten eine sehr breite, im Grunde beispiellose
Wählerschaft zusammen, einschliesslich der
mächtigen südamerikanischen Gewerkschaften und
sozialdemokratischen Parteien, ihre Gegenstücke im
Norden, und viele andere - alle in strenger Opposition gegen
das, was die Handelsminister und Firmenvorstände hinter
- aus gutem Grund - fest verschlossenen Türen
planten.
Es
fehlt die Zeit um hier in die Details zu gehen, aber sie
sind äusserst aufschlussreich. In den Vereinigten
Staaten hat es tatsächlich einen Übergang von
einem Goldenen zu einem Bleiernen Zeitalter gegeben. In
diesen letzten 20 Jahren der "märchenhaften Wirtschaft"
hat das Einkommen für einen Grossteil der
Bevölkerung stagniert oder hat abgenommen -
wahrscheinlich bei 70% der Bevölkerung. Dieses Bild
wird noch viel schlimmer, wenn man sich von den allgemeinen
Massstäben abwendet, und die tatsächlichen Kosten
betrachtet, aber dafür ist, wie gesagt, keine
Zeit.
Darüberhinaus
werden sich die von der World Trade Organisation
formulierten Spielregeln diese Effekte wahrscheinlich noch
ausweiten. Jeder, der mit der Wirtschaftsgeschichte vertraut
ist, kann genau sehen, was vor sich geht. Die Regeln der
World Trade Organisation verbieten genau die Massnahmen, die
von allen reichen Ländern - England, den Vereinigten
Staaten, Japan und dem Rest - eingesetzt wurden, um ihren
gegenwärtigen Stand der Entwicklung zu erreichen. Sie
bieten ein beispielloses Ausmass an Protektionimus für
die Reichen, einschliesslich einem Patentregime, das
Innovationen und neue Wege des Wachstums versperrt, und
Unternehmen erlaubt, riesige Profite durch die
monopolistische Preisfestetzung von Produkten anzusammeln,
die oft mit erheblicher öffentlichen Beteiligung
entwickelt werden.
Wären
die Vereinigten Staaten vor, sagen wir 200 Jahren, gezwungen
gewesen dieses Regime zu akzeptieren, würde New
England, wo ich lebe, heute sein relatives Einkommen durch
den Fischereiexport bestreiten. Es würde sicher keine
Textilien produzieren, die nur aufgrund der exorbitanten
Einfuhrzölle überlebten, die die überlegene
britische Produktion draussen halten sollten, genauso wie
mit dem Stahl und anderen Industrien, und das geht so weiter
bis zum heutigen Tag, einschliesslich der extrem
protektionistischen Reagan-Jahre. Die Beziehung zwischen
England und Indien war so ziemlich die gleichen, bis Indien
zuletzt durch die Kombination des aufgezwungenen
Liberalismus für die Besiegten, und einem hohen Grad an
Protektion und einem mächtigen Staat für die
Gewinner, praktisch de-industrialisiert worden ist. Und das
geschieht auf der ganzen Welt.
Werfen
wir einfach ein Blick auf die Gesellschaften, die sich
entwickelt haben - Europa, England und seine Ableger, die
Vereinigten Staaten, Japan, einige Länder in der
japanischen Peripherie. Sie sind die entwickelten
Länder, und sie sind zufällig genau die
Länder, die der europäischen Kolonialisierung und
dem aufgewungenen Liberalismus widerstehen konnten. Die
Korrelation ist sehr auffällig und den
Wirtschaftshistorikern wohlbekannt, wie ich hinzufügen
sollte.
Ich
möchte nicht den Eindruck erwecken, dass die Aussichten
vollkommen düster sind. Wir müssen nicht beweisen,
dass die (unsere) Spezies ein biologischer Fehler ist. Es
gab in den letzten Jahrzehnten sehr vielversprechende
Entwicklungen. Eine davon war das Aufkommen einer
Menschenrechtskultur in der allgemeinen Bevölkerung,
eine Tendenz, die seit den 60'er Jahren stark zugenommen
hat, als die Gärung dieser Jahre einen wesentlichen
zivilisatorischen Effekt auf viele Sektoren zu Folge hatte.
Ein bedeutendes Merkmal war die grosse Zunahme der Sorge
für Bürger- und Menschenrechte, einschliesslich
Minderheitsrechte, Frauenrechte, und die Rechte
künftiger Generationen. Das ist die treibende Kraft der
Umweltschutzbewegung, die in den letzten Jahrzehnten zu
einer bedeutenden Kraft geworden ist. Die Bewegung für
menschliche Entwicklung, die von Amartya Sen und Mahbub
ul-Haq initiiert wurde, und der meine Lakdawala
Vorträge gewidmet sind, ist ein Ausdruck
dafür.
Im
Verlauf der modernen Geschichte, hat es zumindest in einigen
Sektoren des Lebens, sehr bedeutende Siege für die
Menschenrechte und die demokratische Kontrolle gegeben.
Diese sind sehr selten das Geschenk aufgeklärter
Führer gewesen. Normalerweise sind sie den Staaten und
anderen Machtzentren durch Massenbewegungen aufgezwungen
worden. Ein Optimist könnte vorbringen, vielleicht
realistisch, dass die Geschichte einen wachsenden Respekt
vor den Menschenrechten zeigt und eine Erweiterung ihrer
Reichweite, nicht ohne harte Rückschläge, aber die
Tendenz ist nichtsdestotrotz real. Und diese Themen sind
heute sehr lebendig. Die schädlichen Effekte der
komerziellen Globalisierung haben im Süden seit
mehreren Jahrzehnten zu Massenprotesten und einem Aktivismus
geführt, dem sich in den letzten Jahren die
grössten Sektoren der reichen Industriegesellschaften
angeschlossen haben, mit Allianzen, die sich auf
Graswurzelebene gebildet haben. Das sind beeindruckende
Entwicklungen. Sie haben viele Chancen und sind
vielversprechend, und sie haben die Rhetorik und manchmal
Politikänderungen beeinflusst, in den internationalen
Finanzinstitutionen, der Welt der Unternehmer und allgemein.
Es hat zumindest einen mildernden Einfluss auf die
Staatsgewalt gegeben, obwohl nichts in der Art einer
Menschenrechtsrevolution in der Staatspraktik, die von der
westlichen intellektuellen Meinung so stolz verkündet
wird. Diese Entwicklungen könnten sich als sehr wichtig
erweisen, wenn das Momentum auf eine Weise aufrechterhalten
werden kann, das die Bindungen der Sympathie und
Solidarität und Interaktion vertiefen kann, die sich
entwickelt haben. Und ich denke es ist fair zu sagen, dass
die Zukunft unserer gefährdeten Rasse vielleicht im
grossen Ausmass dadurch entschieden werden könnte, wie
diese Kräfte der Bevölkerung sich entwickeln.
[verlängerter Applaus]
weitere
Beiträge zum Thema
Emanzipation
Humanum,
Version 12. 2001, Kritik, Anregungen zu Form und Inhalt,
Dialog sowie unveränderter Nachdruck bei Quellenangabe
und Belegexemplar erwünscht. Übersetzung in andere
Sprachen erwünscht. Kürzungen und Änderungen
nach Absprache möglich.
http://emanzipationhumanum.de/deutsch/wtc04.html
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