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Übersicht zum Thema

September 11 und die Folgen:

Wohin steuert die Welt?

Noam Chomsky

(pdf.Dokument/Druckversion)  

Vortrag an der Musikakademie Chennai (Madras), Indien, 10 November, 2001 übersetzt von Dana Aldea

Präsentiert vom Frontline Magazine und der Media Development Foundation mit der Unterstützung 22 repräsentativer Organisationen

 

Vor einigen Jahren veröffentlichte eine der grossen Gestalten der modernen Biologie, Ernst Mayr von [der Uni] Havard, einige Gedanken über die Suche nach ausserirdischem Leben. Er kam zu dem Schluss, dass die Wahrscheinlichkeit Erfolg zu haben gleich Null sei. Seine Argumentation drehte sich um den adaptiven Wert dessen, was wir als höhere Intelligenz bezeichnen, das heisst, die spezielle menschliche Form der intellektuellen Organisation. Mayr schätzt die Anzahl der Arten seit dem Ursprung des Lebens auf etwa 50 Milliarden, von denen, wie er schreibt, nur eine einzige die Art von Intelligenz entwickelte, die nötig ist um eine Zivilisation zu errichten. Das hat sie erst vor kurzem getan, vielleicht vor 100.000 Jahren, in einer kleinen Zuchtgruppe, deren Nachkommen wir alle sind. Und er spekuliert, dass diese Art der intellektuellen Organisation von der natürlichen Auslese vielleicht nicht bevorzugt wird, und weist darauf hin, dass das Leben auf der Erde die Behauptung, es sei "besser schlau zu sein als dumm", widerlegt, zumindest dem biologischen Erfolg nach zu urteilen, der bei Käfer und Bakterien gross ist, aber nicht so gut je höher der Grad der kognitiven Organisation liegt. Und er macht die eher düstere Bemerkung, dass die durchschnittliche Lebenserwartung einer Spezies bei etwa 100.000 Jahren liegt.

Wir treten in eine Periode des menschlichen Lebens ein, die auf die Frage ob es besser ist schlau zu sein als dumm, eine Antwort liefern könnte. Die hoffnungsvollste Aussicht ist, dass diese Frage unbeantwortet bleibt. Sollte sie eine definitive Antwort erhalten, kann diese nur lauten, dass die Menschen eine Art biologischer Fehler gewesen sind, die ihre gesamten 100.000 Jahre dazu verwendet haben, sich selbst, und gleichzeitig auch viel anderes, zu zerstören. Die Spezies hat sicherlich die Fähigkeit entwickelt genau das zu tun, und ein ausserirdischer Beobachter, sollte es einen solchen geben, könnte den Schluss ziehen, dass sie diese Fähigkeit durch ihre gesamte Geschichte hindurch demonstriert habt - und besonders dramatisch in den letzten Jahrhunderten - durch einen Angriff gegen die lebenserhaltende Umwelt, die Diversität der komplexesten Organismen, und mit kalter und berechnender Grausamkeit auch gegeneinander.

Der 11 September und die Folgen sprechen dafür. Die schockierenden Greueltaten vom 11. September, gelten weithin als historisches Ereignis, und ich denke dies ist eindeutig der Fall. Aber wir sollten sorgfältig überlegen weshalb genau dies der Fall ist. Diese Verbrechen haben vielleicht die höchste Anzahl sofortiger Todesopfer ausserhalb eines Krieges der ganzen Geschichte gefordert. Aber das Wort "sofort" sollte nicht übersehen werden. Es ist bedauerlich, aber wahr, dass dieses Verbrechen in den Annalen der kriegsnahen Gewalt alles andere als ungewöhnlich ist. Die Folgen des 11. Septembers sind nur eine der zahllosen Illustrationen dafür.

Obwohl die Ausmasse der Katastrophe die in Afghanistan bereits stattgefunden hat, nur erraten werden können, und wir über das, was noch folgen mag, nur spekulieren können, kennen wir die Projektionen, die den politischen Entscheidungen zugrundeliegen. Und daraus können wir einige Einblicke in die Frage darüber gewinnen wohin die Welt hinsteuert. Die Antwort lautet leider, dass sie auf Pfade zusteuert die wohlbewandert sind, obwohl es sicher einige Veränderungen gibt. Die Verbrechen des 11. Septembers sind in der Tat ein historischer Wendepunkt, aber nicht aufgrund ihrer Ausmasse, sondern wegen der Wahl der Ziele.

Für die Vereinigten Staaten ist dies der erste Angriff - oder auch nur die Drohung dessen - auf das nationale Territorium, seitdem Washington 1814 von den Briten niedergebrannt worden ist. Und ich muss nicht wiederholen, was sich in diesen zwei Jahrhunderten ereignet hat. Die Anzahl der Opfer ist riesig. Nun haben sich die Gewehre zum ersten Mal in die entgegengesetzte Richtung gedreht, und das ist eine dramatische Änderung.

Das gleiche, oder noch viel dramatischer, gilt auch für Europa. Europa hat unter mörderische Zerstörungen gelitten, aber dabei waren es Europäer die sich gegenseitig abschlachteten. Währenddessen eroberten die Europäer einen grossen Teil der Welt - auf nicht sehr höfliche Art und Weise. Von seltenen und begrenzten Ausnahmen abgesehen, sind sie von ihren ausländischen Opfern nie angegriffen worden, also ist es nicht verwunderlich wenn Europa von den terroristischen Verbrechen des 11. September vollkommen schockiert ist. Und während der 11. September tatsächlich eine dramatische Änderung im Gang der Welt darstellt, bieten die Folgen überhaupt keine Änderung, und verlaufen daher ohne viel Aufmerksamkeit zu erregen.

All dies provoziert Fragen, die sorgfältig erwägt werden sollten - wenn wir weitere Tragödien zu vermeiden hoffen. Und nicht weit dahinter versteckt lauert die Frage, die ich bereits erwähnt habe. Steht die menschliche Rasse kurz davor zu beweisen, dass höhere Intelligenz nichts anderes ist als ein grotesker biologischer Fehler?

Einige dieser Fragen drehen sich um die neuesten Ereignisse, einige um weitreichendere und fundamentale Aspekte. Unter den Fragen, die sich einem aufdrängen sind folgende. Erstes und am kritisch wichtigsten, was passiert gerade, vor unseren Augen? Zweitens, etwas allgemeiner, was ist der "Neue Krieg gegen den Terrorismus"? Drittens, welche Tendenzen gibt es, die bereits ihren Lauf genommen haben?

Es gibt mehrere, die ich zumindest erwähnen möchte. Eine davon ist die rasche Zunahme der Massenvernichtungsmittel. Eine zweite ist die Bedrohung der Umwelt, die das menschliche Leben ermöglicht. Und die dritte ist die Umgestaltung der internationalen Gesellschaft durch die weltdominierenden Machtzentren, staatliche und private, die irreführend als "Globalisierung" bezeichnet wird. Und ich denke, bei alldem sollten wir uns sehr ernsthaft fragen, inwieweit ominöse, nur allzuleicht bemerkbare Tendenzen, Entscheidungen reflektieren die innerhalb insitutioneller und ideologischer Strukturen, natürlich und sogar vernünftig erscheinen. Das Ausmass in dem sie es tun, ist die grösste Gefahr von allen.

Beginnen wir, zumindest flüchtig, mit der ersten und dringendsten Frage: Was passiert gerade vor unseren Augen, und was können wir daraus darüber lernen, wo die Welt unter der Führung ihrer stärksten Macht hinsteuert?

Sogar vor dem 11. September war das Überleben eines grossen Teils der Bevölkerung Afghanistans von internationale Nahrungslieferungen abhängig. Neue Schätzungen der Vereinten Nationen und anderer informierten Quellen werden nicht ernsthaft bezweifelt. Die Schätzungen besagen, dass die Anzahl gefährdeter Menschenleben seit dem 11. September, als direkte Folge der Bombardierungsgefahr und des Angriffes selbst, um ca. 2.5 Millionen, d.h. um 50%, auf etwa 7.5 Millionen gestiegen ist. Bitten die Bombardierung zu stoppen um die Lieferung verzweifelt benötigter Nahrungsmittel zu erlauben, wurden praktisch kommentarlos ausgeschlagen. Diese kamen von hohen UN-Beamten, Hilfsorganisationen, u.a.

Die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) warnte bereits vor der Bombardierung, dass mehr als sieben Millionen Menschen vom Hungertod bedroht sein würden, sollten militärische Aktionen initiiert werden. Nach Beginn der Bombenkampagne gab sie bekannt, dass die Gefahr einer humanitären Katastrophe auf kurze Sicht sehr ernst war, und dass die Bombardierung darüberhinaus die Aussaat von etwa 80% der Getreidevorräte des Landes verhindert hat, so dass die Auswirkungen im nächsten Jahr sogar noch schwerwiegender sein werden.

Welche Auswirkungen dies haben wird, werden wir nie wissen. Verhungern tötet Menschen nicht sofort. Die Leute essen Wurzeln und Blätter, sie schleppen sich eine Zeitlang hin. Ein Effekt des Hungers könnte der Tod von Kinder sein, die ein, zwei Jahre später von unterernährten Müttern geboren werden, und andere Konsequenzen. Ausserdem wird niemand hinsehen, denn der Westen ist an solchen Dingen nicht interessiert, und andere haben nicht die nötigen Resourcen. Dafür gibt es genug Beispiele. In 1998 bombardierte Clinton zum Beispiel den Sudan, zerstörte die Hälfte seiner pharmazeutischen Vorräte und die Fabrik, die diese produzierte. Die Folgen sind unbekannt. Die wenigen Versuche zur Bestimmung der dadurch geforderten Anzahl von Todesopfern - durch die Deutsche Botschaft im Sudan und einige wenige unabhängige Forscher die hingesehen haben - wurden in Gegenden durchgeführt die von Zehntausenden Einwohnern bewohnt wurden. Niemand prüfte wirklich sorgfältig nach, weil es niemanden interessiert! Es ist nicht wichtig, es ist üblich, es ist normal, dass ein paar Bomben in einem armen afrikanischen Land Zehntausende Leichen hinterlassen.

Etwas Vergleichbares, obwohl wahrscheinlich in einem wesentlich grösseren Massstab, entfaltet sich im Augenblick vor unsere Augen. Wir kennen die Konsequenzen nicht, und werden sie wahrscheinlich auch niemals im Detail erfahren. Was wir aber wissen ist, dass dies die Aussichten sind, auf die sich die westliche Zivilisation beim Ausarbeiten ihrer Pläne verlässt. Und nur jene, die über die moderne Geschichte gänzlich uninformiert sind, werden vom Lauf der Ereignisse, oder den von den gebildeten Klassen bereitgestellten Rechtfertigungen überrascht sein. Das sind wichtige Themen, die ich aufgrund des Zeitdrucks nur widerstrebend beiseite lege.

Ich würde sagen, dass die Mischung aus sadistischer Grausamkeit und starräugiger Selbstverehrung.... nur, um ein Beispiel zu nennen - ziemlich genau von der amerikanischen Presse vor etwa einem Jahrhundert erfasst worden ist, während der noblen Kampagne die Philippinen "emporzuheben und zu christianisieren", wie der Präsident das beschrieb. Und es gelang den U.S. innerhalb der nächsten Jahren etwa eine halbe Million Filipinos emporzuheben, indem sie sie abschlachteten, zusammen mit entsetzlichen Kriegsverbrechen, verübt von altgedienten Indianer-Killern, die, wie sie es ausdrückten, die 'Nigger' töteten. Das löste daheim endlich etwas Unruhe aus, und die Presse erklärte, dass es Geduld brauchte um das Böse zu besiegen, dass es ein langer Krieg werden würde, und dass wir "die Eingeborenen weiterhin nach englischer Art abschlachten müssen, [bis] die missgeleiteten Kreaturen" die sich uns widersetzen endlich "unsere Waffen respektieren", und später begreifen werden, dass wir ihnen nichts anderes als "Freiheit und Glück" wünschen. Wie in Afghanistan heute, und an vielen anderen Orten, seit Hunderten von Jahren.

Nun, das ist viel zu kurz, aber lassen Sie mich dieses entsetzliche Thema beiseite legen und mich der zweiten Frage zuwenden. Was ist der "neue Krieg gegen den Terrorismus"? Das Ziel der zivilisierten Welt wurde an hohen Stellen sehr klar verkündet. Wir müssen "die böse Geissel des Terrorismus ausradieren", eine Plage, die von "verdorbenen Widersachern der Zivilisation selbst" verbreitet wird, um "zu einem Barbarentum des modernen Zeitalters zurückzukehren," und so weiter. Fraglos ein nobles Unterfangen!

Um das Unterfangen in die richtige Perspektive zu setzen, sollten wir erkennen, dass der Kreuzzug nichts Neues ist, ganz gleich was man sagt. Tatsächlich stammen die gerade zitierten Sätze von Präsident Ronald Reagan und seinem Innenminister George Schultz, vor 20 Jahren. Damals kamen sie ins Amt - Reagan und kurz danach Schultz - mit der Ankündigung, der Kampf gegen den internationalen Terrorismus würde der Kern der U.S.-Aussenpolitik sein. Und sie antworteten auf die Plage, indem sie Kampagnen von internationalem Terrorismus, von nie zuvor erreichten Ausmassen und Gewalttätigkeit organisierten, die sogar zu einer Verurteilung der Vereinigten Staaten durch den Weltgerichtshof führte, wegen dem, was das Gericht als "ungesetzlichen Gewalteinsatz" bezeichnete, also internationaler Terrorismus. Dem folgte eine Resolution des UN Sicherheitsrates, die alle Staaten dazu aufrief das internationale Gesetz zu achten, gegen die die Vereinigten Staaten ein Veto einlegten. Sie legten auch als einziger, gemeinsam mit einem oder zwei Klientenstaaten, ein Veto gegen nachfolgende ähnliche Resolutionen der UN- Generalversammlung ein.

Also wird der "Neue Krieg gegen den Terrorismus" im Grunde von dem einzigen Staat der Welt geführt, der von dem Internationalen Gerichtshof wegen internationalem Terrorismus verurteilt worden ist, und der ein Veto gegen eine Resolution eingelegt hat, die Staaten dazu aufruft das internationale Recht zu achten, was ja vielleicht angemessen ist.

Die Anordnung des Weltgerichtshofes das Verbrechen des internationalen Terrorismus einzustellen, und beträchtliche Reparationszahlungen zu leisten, wurden kurzerhand verachtungsvoll abgewiesen. Die New York Times informierte die Öffentlichkeit darüber, dass der Gerichtshof ein "feindliches " sei, und wir ihm daher keine Aufmerksamkeit schuldeten. Washington reagierte umgehend auf die Anordnung des Gerichtshofes, indem es den wirtschaftlichen und terroristischen Krieg eskalierte. Es gab auch offizielle Befehle an die Söldnerarmee, von Honduras aus "weiche Ziele" anzugreifen - das sind die offiziellen Befehle: "weiche Ziele" anzugreifen, ungeschützte zivile Ziele wie Krankenhäuser, landwirtschaftliche Kooperativen und so weiter - und den Kampf zu meiden, was die Armee auch tun konnte, dank der vollständigen U.S.-Kontrolle über den Luftraum, und der fortschrittlichen Kommunikationsausrüstung, die den terroristischen Streitkräften, bei ihrem Angriff von ausländischen Basen aus, zur Verfügung gestellt worden war.

Diese Befehle verursachten ein wenig Diskussion. Nicht viel, und sie wurden als legitim angesehen, aber nur mit Qualifikationen. Nur wenn pragmatische Kriterien erfüllt wären. So argumentierte ein prominenter Kommentator, Michäl Kinsley, der in der Mainstream Diskussion als der Sprecher für die Linke angesehen wird (zu jener Zeit schrieb er zufällig gerade für das Wall Street Journal), wir sollten die Rechtfertigungen des State Departments für terroristische Angriffe auf "weiche Ziele" nicht einfach zurückweisen. Eine "vernünftige Politik", so schrieb er, müsse "den Test der Kosten-Gewinne Analyse bestehen". Das heisst, eine Analyse über "die Menge an Blut und Elend das hineinfliessen wird, und die Wahrscheinlichkeit, dass am anderen Ende Demokratie entsteht."

"Demokratie" bedeutet, was die westlichen Eliten entscheiden als Demokratie zu definieren. Und diese Interpretation wurde zu jener Zeit in der Region ziemlich eindeutig illustriert. Es wird als selbstverständlich betrachtet, dass westliche Eliten das Recht haben die Analyse durchzuführen und das Projekt zu verfolgen, wenn es ihre Tests besteht.

Und ihre Teste hat es bestanden. Als Nicaragua, das Ziel, endlich dem Angriff der Supermacht erlag, lobten Kommentatoren des ganzen Spektrums respektabler Meinungen, den Erfolg der eingesetzten Methoden um "die Wirtschaft zu ruinieren und einen langen und tödlichen Fernkrieg zu führen, bis die erschöpften Einheimischen die ungeliebte Regierung selbst stürzen," mit Kosten die für uns "minimal" sind, und die Opfer mit "zerstörte Brücken, sabotierte Elektrizitätswerke und ruinierte Farmen" zurücklässt - und Zehntausende Leichen die nicht erwähnt werden - und dem U.S.-Kandidaten somit ein "siegreiches Wahlversprechen" zur Verfügung stellt: den "Elend der Menschen von Nicaragua" zu beenden. Das stammt zurfällig aus dem Time Magazin, aber es war ziemlich charakteristisch. Wir sind "In Freude vereint über diesen Ausgang", verkündete die New York Times, stolz über den "Sieg des U.S. Fair Plays", wie die Schlagzeile der Times lautete.

Nun sind wir wieder "in Freude vereint", vor wenigen Tagen erst, am 6.November, als der U.S.-Kandidat die Wahlen in Nicaragua gewann, nach sehr strengen Warnungen aus Washington über die Konsequenzen, sollten die Menschen in Nicaragua ihre Pflichten nicht verstehen. Die Washington Post, die andere nationale Tageszeitung, erklärte jubelnd den Sieg: Der U.S.-Kandidat "konzentrierte einen grossen Teil seiner Kampagne darauf, die Menschen an die wirtschaftlichen und militärischen Probleme der sandinistischen Ära zu erinnern", der U.S.-terroristische Krieg und die wirtschaftliche Erstickung, die das Land zerstörte.

Währenddessen blickt uns ein lüsterner George Bush von den Fernsehschirmen an, und belehrt uns, dass das "einzige universelle Gesetz" besagt, dass alle Varianten des Terrors und des Mordes "böse" sind. Es sei denn, natürlich, wir sind die Täter, in welchem Fall Terror und Mord uns in eine "noble Phase " unserer Aussenpolitik mit einem "heiligen Schein" führen, so informiert uns die respektable Tageszeitung New York Times.

Nichts daran ist besonders neu. Es kann Hunderte von Jahren zurückverfolgt werden, und man kann unter den Hegemoniemächten unentwegt Beispiele dafür finden.

Vorherrschende westliche Haltungen werden sehr eindeutig von der Reaktion auf die Ernennung des neuen UN-Botschafters enthüllt, der den heutigen "Neuen Krieg gegen den Terrorismus" anführen soll, John Negroponte. Negropontes Leistungen umfassen seine Dienstzeit als Prokonsul in Honduras in den 80'er Jahren, wo er der lokale Aufseher des internationalen terroristischen Krieges war, für den seine Regierung von dem Weltgerichtshof und dem Sicherheitsrat verurteilt worden ist - was natürlich in einer Welt die von dem Recht der Gewalt regiert wird irrelevant ist. Es gab keine wahrnehmbare Reaktion darüber, weder in den Vereinigten Staaten noch in Europa. Ein anderer von Negropontes verurteilten Kollegen, Donald Rumsfeld, war erst vor kurzem hier. Er war für einige Stunden hier, was ihm genug Zeit liess zu verkünden, "Wir werden den Terror zerschmettern". Das war die Schlagzeile eines begeisterten Artikels auf der ersten Seite der nationalen Presse vor einigen Tagen. Ich denke sogar Jonathan Swift wäre sprachlos über das Ganze. [Publikumsgelächter]

Ich habe den Fall Nicaraguas nicht erwähnt, weil er das extremste Beispiel für internationaler Terrorismus ist, leider weit davon entfernt, sondern weil er unkontrovers ist, angesichts der Urteile der höchsten internationalen Autoritäten. Das heisst, unkontrovers unter Menschen, die zumindest einen Mindestmass an Respekt für die Menschenrechte und das internationale Gesetz haben. Man kann die Grösse dieser Kategorie bestimmen, indem man herausfindet wie oft diese elementare Fragen seit dem 11. September erwähnt worden sind, und daraus (halten Sie sich nicht mit einer ausgedehnte Suche auf, das Ergebnis wird gleich Null sein), und alleine aus dieser Übung, kann man einige bittere Schlüsse, über das, was vor uns liegt, ziehen.

Während des ersten Krieges gegen den Terrorismus der Reagan-Jahre, hinterliess der U.S.-gesponserte Staatsterrorismus in Mittelamerika. Hunderttausende gefolterte und verstümmelte Leichen, Millionen von Versehrten und Weisen, vier ruinierte Länder. In den selben Jahren, den Reagan-Jahren, wurden in westlich unterstützten südafrikanischen Verwüstungen etwa 1.5 Millionen Menschen ermordet, und in benachbarten Ländern ein Schaden in Höhe von 60 Milliarden Dollar verursacht - massiver internationaler Terrorismus, unterstützt von den Vereinigten Staaten, Grossbritannien und anderen. Ich muss gar nicht erst über West- und Südostasien, Südamerika, oder viel anderes sprechen.

Es ist ein ernster analytischer Fehler, den Terrorismus wie so oft, als Waffe der Schwachen zu beschreiben. Das ist schlicht und einfach nicht der Fall, auf radikale Weise nicht der Fall.

Es gibt viel mehr über den Terrorismus zu sagen - den Terrorismus der Schwachen gegen die Mächtigen, und den unerwähnten, aber viel extremeren Terrorismus der Mächtigen gegen die Schwachen. Dass beide eine ernste Gefahr darstellen, kann kaum bezweifelt werden. Die Gefahren verstärken sich mit der Tatsache, dass diese Politik innerhalb des Rahmens in dem sie verfolgt wird, als rational gilt. Und dafür gibt es einen Grund. Ein anerkannter Historiker, Charles Tilly, der die Geschichte dieser Probleme insbesonders in Europa studiert hat, beobachtete ziemlich genau, dass im letzten Jahrtausend "Krieg die vorherrschende Aktivität der europäischen Staaten gewesen ist." Und das mit gutem Grund: "Der zentrale tragische Faktor ist einfach: Zwang funktioniert; jene, die gegen ihre Mitmenschen beträchtliche Gewalt einsetzen, erreichen Unterwerfung, und aus dieser Unterwerfung ziehen sie viele Vorteile von Geld, Gütern, Ehrerbietung, Zugang zu Vergnügungen die weniger mächtigen Menschen verwehrt sind." Es ist eine Binsenwahrhrit, die von den meisten Menschen dieser Welt nur allzu gut verstanden wird, auch wenn ihre Bedeutung die Höhen der intellektuellen Aufklärung noch nicht durchdrungen hat.

Nun, erlauben Sie mir mich der dritten Kategorie von Fragen zuzuwenden, jener bezüglich der Langzeittendenzen, die bereits beginnen, und die ohne wesentliche Veränderungen bestehen werden, obwohl es auch da Veränderungen gibt. Sie werden eskaliert während die staatliche und private Macht die Chance nutzen, die sich durch die Furcht und die Qual der Bevölkerung nach dem 11. September eröffnet hat. Sie werden diese Gelegenheit natürlich dazu nutzen, strenge und repressive Massnahmen durchzuboxen, die unter anderen Umständen auf Widerstand stossen würden. Wie gewöhnlich befolgt einer der Teilnehmer am Klassenkampf seinen Pfad mit unnachgiebiger Intensität. Es sind ihre Opfer, denen man befiehlt, im Interesse des Patriotismus unterwürfig und fügsam zu sein. Die auf diese Weise implementierten Massnahmen sind sehr weitreichend. Ich werde nur einige erwähnen.

Die wichtigste von ihnen ist die sofortige Eskalation der Politik, die die grösste unmittelbare Gefahr für das Überleben darstellt, nämlich die Expansion der Massenvernichtungsmittel. Für die Mächtigen sind Nuklearwaffen die bevorzugte Waffe. Das U.S. Strategic Command, die höchste militärische Autorität, beschreibt Nuklearwaffen als das Herzstück des Arsenals, da "anders als bei chemischen oder biologischen Waffen, die extreme Zerstörung, die von einer nuklearen Explosion verursacht wird, sofort eintritt, und deren Effekte nur durch wenige, oder keine Linderungsmittel reduziert werden können." Darüberhinaus "werfen Nuklearwaffen über alle Krisen oder Konflikte ihren Schatten". Diese Studie rät den Planern weiterhin, dass "wir uns nicht als allzu rational und besonnen darstellen sollten". "Dass die Vereinigten Staaten irrational und rachsüchtig werden könnten, wenn ihre lebenswichtigen Interessen angegriffen werden, sollte Teil des nationalen Images sein, das wir projezieren". Es ist "vorteilhaft" für unsere strategische Stellung, wenn "einige Elemente potentiell 'ausser Kontrolle' zu geraten scheinen."

Die Vereinigten Staaten erlauben einen ungewöhnlichen, ich denke einzigartigen Zugang zu Dokumenten über Beschlüsse auf hoher Ebene, und ich wäre eher überrascht, wenn die Dokumente anderer Länder sich wesentlich davon unterscheiden würden. Die wichtige Studie die ich gerade zitiert habe, trägt den Titel "Wesentliche Abschreckungsmittel nach dem Kalten Krieg", ein Dokument der Clinton Regierung. Es ist seit Jahren erhältlich, ist aber weithin unbekannt. Es ist nur den Lesern der Dissidenzliteratur bekannt, die sorgfältig marginalisiert sind, obwohl ich annehme, dass die Geheimdienste anderer Länder es auch gelesen und angemessene Schlüsse daraus gezogen haben.

Künftig müssen wir uns also der Tatsache stellen, dass kleine Nuklearwaffen, relativ einfach in jedes Land eingeschmuggelt werden können, und erinnern wir uns, dass sie klein sind - eine 15-Pfund Plutoniumbombe kann in einem Handkoffer über eine Grenze getragen werden. Eine kürzlich erstellte technische Studie zieht den Schluss, dass "eine gut geplante Operation, um Massenvernichtungswaffen in die Vereinigten Staaten zu schmuggeln, eine mindestens 90% Erfolgsschance hätte, viel höher als der Abschuss einer ICBM (Interkontinentale Langstreckenrakete) sogar ohne ein nationales Raketenabwehrsystem."

Nicht nur für die Vereinigten Staaten werden diese Risiken von der unmittelbarsten Gefahr gesteigert, die von einem hohen Mitglied des U.S. Departments für Energie identifiziert wurde, nämlich "40.000 unzureichend kontrollierte und bewachte Nuklearwaffen in der ehemaligen Sowjetunion". Eine der ersten Handlungen der neuen Bush Regierung war es, ein kleines Program für die Unterstützung Russlands bei der Sicherung und Entschärfung dieser Waffen, und dem Angebot alternativer Beschäftigungen für Nuklearwissenschaftler, zu beschneiden. Diese Entscheidung steigerte das Risiko eines unbeabsichtigten Abschusses, und des Verschwindens sogenannter "loser Bomben", gefolgt von Nukearwissenschaftlern, die keine andere Arbeitsmöglichkeit für ihre Fähigkeiten haben.

Gegenwärtige Pläne für die Langstreckenraketenabwehr, werden die Gefahren zusätzlich verschärfen. Der U.S.-Informationsdienst sagt voraus, dass jeder Einsatz China veranlassen wird neue nuklearbestückte Waffen zu entwickeln und einzusetzen. Sie sagen voraus, dass es sein Nukleararsenal um das zehnfache vergrössern könnte, wahrscheinlich mit multiplen Spengköpfen, MIRV (Multiple unabängig zielende Wiedereintrittskörper), was "Indien und Pakistan veranlassen wird, mit eigenen Aufstockungen zu reagieren", mit einem möglichen Welleneffekt im ganzen Mittleren Osten. Die selben Analysen, von Informationsdiensten und anderen, ziehen auch den Schluss, dass für Russland "die einzige rationale Antwort darin bestünde, die bestehenden russischen Nuklearbestände zu erhalten und zu verstärken".

Die Bush Regierung gab am 1. September dieses Jahres bekannt, "gegen [Chinas] Vorhaben, seine kleine Flotte nuklearer Raketen auszubauen, keine Einwände zu haben" - das ist ein scharfer Positionswechsel der offiziellen Politik - in der Hoffnung dadurch Chinas Fügsamkeit zur geplanten Auflösung der grundsätzlichen Waffenkontrollabkommen zu gewinnen. Die chinesische Wiederaufnahme der Atomtests wird ebenfalls stillschweigend geduldet. Am selben Tag als dies bekanntgegeben wurde, berichtete die nationale Presse auch, dass die Bush Regierung Sanktionen gegen China durchsetzen würde, weil es den Transfer von "für nuklearbestückte Waffen wesentliche Raketenteile und Technologie" nach Pakistan erlaubt hatte. All das ist aus der New York Times zitiert. Man kann sich ohne weitere Kommentare ausmalen was dies alles bedeutet.

Die Ausweitung des Wettstreits zur Aufrüstung des Weltraumes ist schon seit einigen Jahren ein Kernprogramm gewesen. 'Wettrüsten" ist eine irreführende Bezeichnung dafür. Die Vereinigten Staaten sind, zumindest im Augenblick, die einzigen die dieses Rennen bestreiten, obwohl es andere gibt, die sich dem Wettstreit zur gegenseitigen Zerstörung gerne anschliessen würden. So wird, ob zurecht oder nicht, Indiens Haltung in den Vereinigten Staaten interpretiert. Sie erhalten viel Applaus von den kriegerischeren und jingoistischen U.S.-Strategieanalytikern. Nach dem U.S.-Besuch des Aussenministers vor einigen Jahren, schrieb Lawrence Kaplan in der liberalen "New Republic", als Präsident Bush seine Pläne zur Ausweitung dieser Programme enthüllt hätte, "nörgelte der Rest der Welt, dass dieser Plan ein neues Wettrüsten provozieren würde, aber Indien brauchte nur sechs Stunden um seine Unterstützung zuzusagen," während Aussenminister [Jaswant] Singh prahlte, Delhi und Washington würden "danach streben gemeinsam ein völlig neues Sicherheitsregime für den gesamten Planeten auszuarbeiten". Ob das die richtige Interpretation ist oder nicht können Sie entscheiden, aber das ist die Interpretation.

Kaplan zitierte weiter die "Falken" der Regierung, die erkannten dass Pakistan "kein Verbündeter mehr ist", sondern vielmehr ein "Schurkenstaat", anders als Indien, das nun in den Club aufgenommen werden wird, dem die Vereinigten Staaten, Grossbritannien, Taiwan und Isräl angehören. Dies geschah, das ist wahr, vor drei Monaten. Und seitdem konnten wir alle eine kleine Lektion im Ersten Axiom für internationale Angelegenheiten beobachten: Staaten sind keine Moralagenten. Ihre feierlichen Versprechen bedeuten rein gar nichts. Sie dienen heimischen Machtinteressen. Und sie tun das ganz so wie es ihnen passt, es sei denn sie werden von aussen oder von ihren eigenen Bürgern eingeschränkt, durch die Entscheidungskraft die zumindest in den freieren und demokratischeren Gesellschaften in ihren Händen liegt.

All diese Programme verstärkern die Vernichtungsgefahr für die Vereinigten Staaten und für andere. Aber das ist nichts Neues. Es ist sehr üblich Programme zu verfolgen, im vollen Bewusstsein, dass sie die Vernichtungsgefahr für alle Teilnehmer - die Befürworter - steigern. Die Geschichte des Wettrüstens während des Kalten Krieges bietet weitere Beispiele, und es gibt viele Vorgänger die weit in die Vergangenheit zurückreichen. Ausserdem scheinen all diese Entscheidungen innerhalb des vorherrschenden Wertesystems vernünftig.

Diese zwei Themen haben einen ziemlich direkten Bezug zur Einschätzung des biologischen Erfolges höherer Intelligenz. Betrachten wir einige Fälle. Vor 50 Jahren gab es nur eine einzige grosse Gefahr für die Sicherheit der Vereinigten Staaten, die zu der Zeit nur potentiell bestand: ICBM's, die damals noch nicht existierten aber entwickelt wurden. Es war ziemlich wahrscheinlich, dass die Sowjetunion ein Abkommen über das Verbot der Entwicklung solcher Waffen akzeptiert hätte, da sie wussten wie weit sie darin zurücklagen.

Es gibt ein Standardwerk über die Geschichte des Wettrüstens von McGeorge Bundy, dem Berater für Nationale Sicherheit der Kennedy und Johnson Regierungen. Er hatte Zugang zu internen Dokumenten. Er konnte keinen Hinweis auf irgendein Interesse an der Eliminierung der einzigen potentiellen Gefahr für die U.S.-Sicherheit entdecken.

Russische Archive, ziemlich viele davon, sind vor kurzem freigegeben worden, und sie beziehen sich auf diese Frage. Sie bekräftigen in hohem Masse die Einschätzung hochrangiger U.S.-Analytiker, dass Chruschtschow nach seiner Machtübernahme nach Stalins Tod, zur einer beidseitigen Reduzierung der offensiven Militärstreitkräfte aufgerufen hatte, und diese, als dies von der Eisenhower Regierung ignoriert wurde, gegen den Protest seines eigenen Militärkommandos, unilateral implementierte. Als Kennedys Planer vor 40 Jahren an die Macht kamen, teilten sie zweifellos Eisenhowers Einschätzung, dass, in seinen eigenen Worten, "ein ausgewachsener Krieg die nördliche Hemisphäre zerstören würde". Sie wussten auch, das wissen wir jetzt, von Chruschtschows unilateralen Schritten zur radikalen Reduzierung der sowjetischen Offensivkräfte, und sie wussten auch, dass die Vereinigten Staaten nach allen geltenden Massstäben einen grossen Vorsprung hatten. Denoch zogen sie es vor, Chruschtschows Bitte um Gegenseitigkeit abzulehnen, und eine massive konventionelle und nukleare Aufrüstung durchzuführen, die "Chruschtschows Agenda zur Einschränkung des sowjetischen Militärs", endgültig den Garaus machte. Ich zitiere den Historiker Matthew Evangelista, aus einem Artikel über U.S.- und sowjetische Archivaufzeichnungen, der in dem wichtigsten Geschichtwerk zu diesem Thema veröffentlicht worden ist.

Ohne das weiterzuverfolgen: es gibt nicht viel Neues bei den Vorlieben der Clinton-Bush Regierungen.

Um die Logik dieser Programme zu begreifen, und wieso es so vollkommen vernünftig erscheint eine Politik der gegenseitigen Zerstörung zu verfolgen, muss man sich an eine doktrinäre Binsenwahrheit erinnern. Angriffe werden gemeinhin "Verteidigung" genannt. Und dieser Fall ist keine Ausnahme. Das Raketenabwehrsystem ist nur eine kleine Komponente eines viel weitreichenderen Programms zur Militarisierung des Weltraumes. Das Endziel ist die Erzielung der sogenannten Umfassenden Dominanz, das heisst, ein Monopol auf die Verwendung des Weltraumes für offensive militärische Zwecke. Die Pläne sind seit einigen Jahren als öffentliche Dokumente des U.S. Space Commands und anderen Regierungsinstitutionen zugänglich, und die umrissenen Projekte befinden sich in Entwicklung. Sie wurden in den ersten Monaten der Bush Regierung ausgedehnt, und nach dem 11. September erneut scharf erweitert, in einer groben Ausnutzung der Furcht und des Entsetzens infolge dieser Verbrechen. Diese Pläne sind als Raketenabwehr getarnt. Aber das ist nur eine kleine Komponente dessen was in Entwicklung ist, und sogar diese kleine Komponente ist eine Angriffswaffe.

Das wird sowohl von potentiellen Gegnern, wie Russland und China, als auch von nahen Verbündeten verstanden. Chinas höchster Rüstungskontrollbeamter zeigte sich nur allzu verständig als er bemerkte: "Wenn die Vereinigten Staaten glauben sowohl einen starken Speer als auch ein starkes Schild zu besitzen, könnte sie das dazu verleiten zu denken, dass niemand die Vereinigten Staaten verletzen kann, und sie jeden auf der Welt verletzen können den sie wollen." Chinas Einschätzung wird von Strategieanalysten auf hoher Ebene, im praktisch gleichen Wortlaut geteilt.

Die Rand Corporation ist das bedeutendste, zum grössten Teil militärische Forschungsinstitut. Rand studierte das Thema, und stellte fest, dass das Langstreckenabwehrsystem "nicht einfach ein Schild ist, sondern eher ein Durchsetzungsmittel für U.S.-Aktionen" - praktisch der gleiche Wortlaut wie China. Kanadas Militärplaner wiesen ihre Regierung darauf hin, dass das Langstreckenabwehrsystem "vielmehr dazu dienen soll um die U.S.-NATO Handlungsfreiheit zu bewahren, als dass die Vereinigten Staaten wirklich Gefahren aus Nordkorea oder dem Iran fürchten würden." Um einen anderen führenden Strategieanalysten zu zitieren, Andrew [J.] Bacevich: " Das Langstreckenabwehrsystem wird die effektivere Anwendung der militärischen Macht der U.S im Ausland erleichtern." Wie es sich so trifft, schreibt er für das konservative Magazin National Interest. Er sagt: "Durch die Isolierung des Mutterlandes vor Vegeltungsschlägen - wenn auch nur in limitiertem Masse - wird das Raketenabwehrsystem die Fähigkeit und den Willen der Vereinigten Staaten hervorheben, die Umwelt anderswo zu 'gestalten'." Er zitiert und stimmt den Schlussfolgerungen Lawrence Kaplans zu, der zufällig am anderen Ende des Spektrums schrieb. Er sagt "Das Raketenabwehrsystem soll nicht wirklich dem Schutz Amerikas dienen. Es ist ein Werkzeug zur Sicherung der globalen Dominanz", der "Hegemonie". Aus diesem Grund erklären sie beide die "Raketenabwehr" für einen wundervollen Beitrag für Gerechtigkeit und Frieden.

Es versteht sich von selbst, dass das Raketenabwehrsystem, auch wenn technisch durchführbar, sich auf Satellitenkommunikation verlassen muss, und Satelliten zu zerstören ist viel einfacher als Raketen abzuschiessen. Das ist einer der Gründe, weshalb die Vereinigten Staaten die Vorherrschaft des Gesamtspektrums anstreben müssen, eine so überwältigende Weltraumkontrolle, dass einem Gegner noch nicht einmal die Waffen der Armen zur Verfügung stehen werden. Und dazu sind im Weltraum stationierte Angriffsmöglichkeiten erforderlich. Das schliesst auch nuklearbestückte Waffen von immenser Zerstörungskraft im Weltraum ein, die mittels einer sofortigen computerkontrollierten Reaktion ausgelöst werden können. Das erhöht erheblich die Gefahr riesiger Massaker und Zerstörungen, wenn auch nur wegen dem was im Berufsjargon als "normale Unfälle" bezeichnet wird, also unvorhergesehene Unfälle, für die alle komplexen Systeme anfällig sind.

Die Logik der Militarisierung des Weltraumes geht jedoch viel weiter. Und sie wird erklärt. Das U.S.-Space Command, die Institution die dafür hauptsächlich verantwortlich ist, hat sich darüber sehr eindeutig geäussert. In der Clinton Ära, in 1997 veröffentlichten sie eine wichtige Broschüre, mit dem Titel "Visionen für 2020". Darin verkündeten sie das Hauptziel ziemlich auffälig auf dem vorderen Umschlag, in grossen Buchstaben: "Die Dominanz der Weltraumdimension militärischer Operationen zum Schutz von U.S. Interessen und Investitionen.". Dies wird als die nächste Phase der historischen Aufgabe der Militärkräfte präsentiert. Sie sagen, während der Expansion der kontinentalen Vereinigten Staaten nach Westen wären Armeen benötigt worden, natürlich zur 'Selbstverteidigung' gegen die indigene Bevölkerung die ausgelöscht und vertrieben wurde. Nationen bauten auch Flotten, so fährt das Space Command fort, "um ihre kommerziellen Interessen zu schützen und zu erweitern". Der nächste logische Schritt sind Weltraumkräfte, um "U.S. nationale Interessen [militärische und kommerzielle] und Investitionen" zu schützen.

Die Weltraumstreitkräfte der Vereinigten Staaten jedoch, sagen sie, werden anders sein als die Marine, die den Seehandel in den frühen Jahren beschützte, denn dieses Mal wird es nur eine Hegemonie geben. Deutschland konnte sich der Britischen Navy entgegenstellen, mit Konsequenzen die wir nicht zu erörtern brauchen. Aber die U.S. werden irgendwie immun bleiben, mit Ausnahme der eng umschriebenen Kategorie des Terrorismus, dem es gestattet wird Teil des Kanons zu sein, der Terrorismus den "sie" gegen "uns" ausführen, wer auch immer "wir" gerade sind.

Die Notwendigkeit zur totalen Dominanz, so argumentieren sie, wird infolge der "Globalisierung der Wirtschaft" zunehmen. Der Grund dafür ist, dass die Globalisierung "eine Verbreitung der Kluft zwischen Reich und Arm" verursachen wird", eine Einschätzung die sowohl von den U.S. Informationsdiensten als auch akademischen Analytikern geteilt wird. Ich werde darauf zurückkommen. Planer sind darüber besorgt, dass die Erweiterung der Kluft zu Unruhe unter den Armen führen könnte, und die U.S. müssen in der Lage sein, das zu kontrollieren, durch das "Benutzen von Weltraumsystemen und Planungen für präzise ausgeführte Schläge aus dem Weltraum [als eine Entgegnung] zur weltweiten Vermehrung von Massenvernichtungswaffen" - eine vorhersehbare Konsequenz der empfohlenen Programme, wie ich gerade angemerkt habe, genau wie die Erweiterung der Kluft eine erwartete Konsequenz der geförderten Form der Globalisierung. Dies steht im Konflikt mit den wirtschaftlichen Theorien, die öffentlich beteürt werden, aber im Einklang mit der Realität.

Nun, darüber gäbe er wieder mehr zu sagen, aber ich halte ein Auge auf die Uhr. Durch die gesamte Geschichte hindurch ist erkannt worden, dass solche Schritte gefährlich sind. Ich habe einige Beispiele gegeben, aber es gibt viel mehr. Nun hat die Gefahr ein Ausmass erreicht, durch das das Überleben der Menschheit bedroht wird. Aber es gibt denoch gute Gründe um sie weiterzuverfolgen. Sie ist tief verwurzelt in den bestehenden Institutionen. Das Grundprinzip ist, dass Hegemonie wichtiger ist als das Überleben. Das ist nicht neu, dafür gibt es eine Menge Beispiele in der ganzen Geschichte. Das Prinzip wurde in der letzten Hälfte dieses Jahrhunderts ausgiebig illustriert. Was neu ist, sind die Ausmasse der Konsequenzen bei der Befolgung dieses Prinzips.

Wenden wir uns einer anderen scheinbar unerbittlichen Tendenz zu - die Vernichtung der Umwelt, die menschliches Leben ermöglicht. Die Bush Regierung wurde weithin für die Unterminierung des Kyoto Abkommens kritisiert. Die Gründe die sie dafür vorgelegt haben sind, dass die Implementierung des Abkommens der U.S. Wirtschaft schaden würde. Die Kritik ist ziemlich überraschend, da die Entscheidungen innerhalb des bestehenden ideologischen Rahmens vollkommen vernünftig sind. Wir werden täglich angewiesen fest auf die neo-klassischen Märkte zu vertrauen, in denen isolierte Individuen der Vermehrung des Wohlstands dienen. Der Markt reagiert perfekt auf ihre Stimmen, die in Geldeinzahlungen ausgedrückt werden. Der Wert einer Person wird auf die gleiche Weise gemessen. Insbesonders die Interessen jener ohne Stimmen, ohne Dollars, diese Interessen sind gleich Null wert. Künftige Generationen zum Beispiel, die auf dem Markt noch keine Geldeinzahlungen verrichten.

Daher ist es vollkommen vernünftig die Chancen unserer Enkelkinder auf ein würdiges Überleben zu zerstören, wenn wir dadurch die besondere Form des Eigeninteresses vergrössern können, das als das höchste Wert angepriesen wird, bestärkt von riesigen Industrien, die sich ihrer Einprägung und Bestärkung widmen. Die Bedrohung des Überlebenes wird zur Zeit von den gezielten Anstrengungen gesteigert, die institutionellen Strukturen zu schwächen, die entwickelt wurden um die grausamen Konsequenzen des Marktfundamentalismus zu lindern, und, sogar noch wichtiger, die Kultur der Sympathie und Solidarität zu unterminieren, die diese Institutionen stützt. Nun, das ist ein anderes Rezept für ein Disaster, vielleicht in nicht sehr ferner Zukunft - aber es ist wieder einmal vernünftig innerhalb eines verrückten Systems der Doktrinen und Institutionen.

Erlauben Sie mir, mich der letzten Frage zuzuwenden, die ich erwähnt habe - dem Prozess der sogenannten "Globalisierung". Aber lassen Sie uns zuerst über den Begriff Klarheit schaffen. Wenn wir ihn neutral nutzen, bedeutet Globalisierung nur internationale Integration, die willkommen ist oder nicht, je nach menschlichen Konsequenzen. Im westlichen Doktrinsystem, das infolge der westlichen Macht überall vorherrscht, hat der Begriff eine etwas andere und engere Bedeutung. Er bezieht sich auf eine spezifische Form der internationalen Integration, die im letzten Viertel des Jahrhunderts mit besonderer Intensität verfolgt worden ist. Sie wurde in erster Linie im Interesse der privaten Machtkonzentrationen entworfen, und die Interessen aller anderen sind nebensächlich. Mit dieser Terminologie können die grossen Menschenmassen rund um den Globus, die sich diesen Programmen widersetzen, als "Globalisierungsgegner" bezeichnet werden, was sie schon immer sind. Der Einfluss der Ideologie und der Macht ist so gross, dass sie diese lächerliche Bezeichnung sogar akzeptieren. Dadurch können sie dann als "Primitivisten" verspottet werden, die zurück in die "Steinzeit" wollen, um den Armen zu schaden, und andere Beschimpfungen mit denen wir vertraut sind.

Das ist die Art auf die ein Propagandasystem zu arbeiten hat, aber es ist etwas überraschend, dass diese Propaganda so mächtig ist, dass sogar ihre Opfer sie akzeptieren. Das sollten sie nicht. Keine gesunddenkende Person ist gegen die Globalisierung. Die Frage ist nur welche Form sie annimmt.

Die spezifische Form der heute befolgten internationalen Integration, wird als "neo-liberal" bezeichnet, aber dieser Begriff ist ebenfalls äusserst irreführend. Die Politik ist nicht "neu", und in keinster Weise "liberal". Das sollte hier besonders klar sein. Die Geschichte Englands und Indiens zum Beispiel, illustriert auf sehr anschauliche Weise, wie Liberalismus zu einem Instrument der Macht und Zerstörung umfunktioniert werden kann. Und die heutige Version folgt dieser Tradition, hält die traditionelle zweischneidige Doktrin des Freihandels und des Liberalismus aufrecht - gut genug für Dich, damit ich dich zerstören kann, aber ich bestehe auf dem Schutz des mächtigen Vater Staat und anderer Mittel, um sicherzustellen, dass ich nicht der Marktdisziplin unterworfen werde, ausser wenn ich das Spielfeld als "eben" bezeichnen kann, das heisst als so steil zu meinen Gunsten geneigt, dass ich darauf vertrauen kann gewinnen zu können. Das ist ein guter Teil der Geschichte Indiens in den letzten Jahrhunderten.

Die Tatsache, dass die neuen Versionen einfach nur die traditionellen Versionen den gegenwärtigen Bedingungen anpassen, sollte niemanden überraschen. Das ist genau das, was zu erwarten ist, einfach durch einen Blick auf ihre Schöpfer - die reichsten und mächtigsten Staaten, die internationalen Finanzinstitutionen die deren Direktiven folgen, und ihr Gefolge von Megaunternehmen, die in den meisten Wirtschaftssektoren zu Oligopolie neigen, und sich stark auf den Staatssektor verlassen, um Gefahren und Kosten zu sozialisieren, und die Dynamik der Wirtschaft aufrechtzürhalten, oft unter einem militärischen Deckmantel.

Diese Machtkonzentrationen bezeichnen sich oft selbst bescheiden als "die internationale Gemeinschaft", aber eine vielleicht angemessenere Bezeichnung wird von der Geschäftspresse benutzt. Im letzten Januar auf der jährlichen Davos Konferenz, wurden sie von der London Financial Times als die "Masters of the Universe" (Beherrscher des Universums) bezeichnet.

Da die Herrscher bekennende Bewunderer von Adam Smith sind, können wir von ihnen erwarten, dass sie sich nach seiner Beschreibung ihres Verhaltens richten, obwohl er sie nur "Beherrscher der Menschheit" nannte. Schliesslich geschah das vor dem Zeitalter der Weltraumfahrt. Smith bezog sich spezifisch auf das, was er als "die Hauptarchitekten der Politik" seiner Zeit bezeichnete - die "Händler und Produzenten" Englands, die sicherstellten, dass ihre Eigeninteressen "mit äusserster Sorgfalt erfüllt wurden", ganz gleich wie "schmerzlich" sie sich auf andere auswirkten, einschliesslich der englischen Bevölkerung. Sie wissen sicher, dass er seinerzeit mit besonderer Härte die Verbrechen Englands gegen Indien veurteilte. "Die Hauptarchitekten," schrieb er, übernehmen die "schändliche Maxime der Menschheit: Alles für uns, und nichts für alle anderen." Und das hält weiter an.

Im Laufe der Zeit, in einer Entwicklung, die die Gründer des klassischen Liberalismus sicher erbleichen lassen würden, erhielten Firmenmanagements durch einen radikalen Gerichtsaktivismus, die Rechte unsterblicher Personen, die in den letzten internationalen Wirtschaftsabkommen, weit über die Rechte einfacher Personen hinausgingen. So kann zum Beispiel General Motors in Mexiko "nationale Behandlung" fordern, aber einem Mexikaner aus Fleisch und Blut wird es nicht so gut ergehen, falls er jenseits der Grenze in Texas die gleiche Behandlung fordern sollte, angenommen er schafft es lebendig über die Grenze (viele schaffens nicht).

Die Rechte dieser privaten Tyranneien, denn das ist es was sie sind, werden in den heutigen Handelsabkommen ausgeweitet, die es privaten Machtkonzentrationen erlauben, Regierungsbestimmungen zu Gesundheit, Umweltschutz, Arbeitsrechte und so weiter, anzugreifen - aus dem Grund, dass diese "einer Enteignung gleichkommen", weil sie künftige Profite bedrohen. In einem weiteren Angriff auf die klassischen liberalen Prinzipien, übernehmen diese riesige Systeme unkontrollierter privater Macht, die Rolle, Märkte zu verwalten. Das schliesst interne Firmentransfers (Transfers über die Grenze innerhalb einer bestimten Firmeneinheit), Ausbootung, strategische Allianzen, und eine ganze Reihe anderer Massnahmen ein, um der Marktdisziplin zu entkommen, Massnahmen, die in Wirklichkeit den grössten Teil dessen ausmachen, was irrtümlich als "Handel" bezeichnet wird. Wenn man hört, das der Handel steigt, bedeutet das im Grunde, dass er in klassischen Begriffen wahrscheinlich fällt.

Diese Politik und ihre menschlichen Konsequenzen sind - ausserhalb der Reihen der Beherrscher des Universums - der Grund grosser Sorge gewesen. Im Süden hat es seit Jahren Massenproteste gegen das neue internationale Wirtschaftsregime gegeben. Sie sind schwerer zu ignorieren, wenn sich die reichen Länder ihnen anschliessen, wie sie das in den letzten Jahren getan haben. Trotz der fast einhellig artikulierten Unterstützung für Freihandelsabkommen in den Vereinigten Staaten, - oder wie der Wall Street Journal sie aufrichtiger bezeichnet "Freiinvestitionsabkommen" leistete die Bevölkerung weiterhin störrisch Widerstand. Deshalb musste die NAFTA - das Nordamerikanische Freihandelsabkommen - vor zehn Jahren praktisch im Geheimen durchgesetzt werden. Und bis zum heutigen Tag, ist es der offiziellen Position der Arbeitsbewegung nicht gestattet worden in der freien Presse zum Ausdruck zu kommen, oder noch nicht einmal der sehr ähnlichen Kritik und den alternativen Vorschlägen des kongresseigenen Forschungsbüros für Technische Einschätzung. Es ist ausserordentlich wichtig, die Öffentlichkeit darüber im Dunkeln zu halten, dass ihre Opposition gegen die Abkommen auf sehr respektablen Analysen begründet liegt.

Man könnte sich fragen, wieso der öffentliche Widerstand gegen die Globalisierung - gegen die sogenannte Globalisierung - seit vielen Jahren so gross gewesen ist. Das scheint seltsam in einer Zeit, in der die Globalisierung zu einem so beispiellosen Wohlstand geführt haben soll, wie man uns das immer erzählt. Und das ist angeblich besonders in den Vereinigten Staaten, mit ihrer "märchenhaften Wirtschaft" der Fall. In den ganzen 90'er Jahren, genossen die Vereinigten Staaten "den grössten wirtschaftlichen Boom in der amerikanischen Geschichte - und der Welt". Das ist ein Zitat von Anthony Lewis aus der New York Times im letzten März, der den üblichen Refrain der linken Ecke wiederholt, die kritische Ecke des zulässigen Spektrums. Es wird natürlich eingeräumt, dass nicht alles perfekt ist, es gäbe einige Mängel, einige wären von dem Wirtschaftswunder zurückgelassen worden, und da wir gutherzige Menschen sind, müssen wir etwas dagegen tun. Diese "Mängel" reflektierten ein tiefes und besorgniserregendes Dilemma. Das durch die Globalisierung entstandene schnelle Wachstum und der grosse Wohlstand, hätten eine Begleiterscheinung: wachsende Ungleichheit, weil es einige gibt, denen die Fähigkeiten fehlen, diese wunderbare Gaben und Gelegenheiten zu geniessen.

Dieses Bild ist so konventionell, dass es schwer sein könnte zu begreifen, dass es, von dem Teil mit der wachsenden Ungleichheit mal abgesehen, vollkommen falsch ist. Es ist einfach nicht wahr, und man weiss auch dass es falsch ist. Das wirtschaftliche pro-Kopf Wachstum in den Vereinigten Staaten in den 90'er Jahren, war genauso gross wie in Europa, viel niedriger als in den ersten 25 Jahren Nachkriegszeit - vor der sogenannten Globalisierung. Also dürfen wir fragen, wie sich das konventionelle Bild so radikal von den unkontroversen Tatsachen unterscheiden kann - und sie sind unkontrovers. Nun, die Antwort ist sehr einfach. Für einen kleinen Sektor der Gesellschaft, waren die Neunziger wirklich ein grosser wirtschaftlicher Boom. Und dieser Sektor schliesst zufällig all die Menschen ein, die allen anderen von den wunderbaren Begebenheiten erzählen. Es ist nur die Welt, die sich davon unterscheidet. Das gleiche gibt es auch in Indien, ich muss nicht darauf eingehen, Sie sind damit vertraut.

Angenommen, wir werfen einen kurzen Blick auf einen längeren Abschnitt der Geschichte. Die internationale Wirtschaftsintegration, die in einem technischen Sinn Globalisierung genannt wird, nahm bis zum Ersten Weltkrieg stetig zu, senkte oder reduzierte sich zwischen den Kriegen, und nahm nach dem Zweiten Weltkrieg wieder zu. Sie erreicht nun grob geschätzt ungefähr das gleiche Niveau wie vor einem Jahrhundert. Die Feinstruktur sieht sehr anders aus. Nach einigen Massstäben, gab es in dem Zeitraum vor dem Ersten Weltkrieg einen höheren Grad an internationaler Integration. Das lag besonders an den Bewegungen der Menschen, das, was Adam Smith als "die freie Arbeitszirkulation" bezeichnete, was die Basis des Freihandels war. Sie erreichte ihren Höhepunkt vor dem Ersten Weltkrieg, nun ist sie viel niedriger. Nach anderen Massstäben ist die Globalisierung jetzt grösser, insbesondere hinsichtlich des Flusses des kurzzeitigen Spekulationskapitals, der höher liegt als jemals zuvor. Diese Unterschiede reflektieren die zentralen Merkmale der zeitgenössischen Version der Globalisierung. Das Kapital hat in ausserordentlichem Masse Priorität - Menschen sind nebensächlich.

Es gibt einen technischeren Massstab der Globalisierung. Das ist die Konvergenz zu einem globalen Markt, das bedeutet überall der gleiche Preis und das gleiche Einkommen. Das ist sicherlich nicht eingetreten, eigentlich, ist das genaue Gegenteil der Fall. Was das Einkommen angeht, steigt die Ungleichheit im Zeitraum der Globalisierung mit rasender Geschwindigkeit - innerhalb der Länder und länderübergreifend. Und man erwartet, dass dies so bleibt.

Die Zirkel der U.S. Geheimdienste, in Zusammenarbeit mit Spezialisten aus akademischen Berufen und dem Privatsektor, veröffentlichten kürzlich einen wichtigen Bericht über ihre Erwartungen für die nächsten 15 Jahre. Sie haben mehrere Szenarios. Das optimistischste besagt, dass die "Globalisierung" wie geplant verlaufen wird: "ihre Evolution wird steinig sein, gekennzeichnet von einer chronischen finanziellen Flüchtigkeit und einer wachsenden wirtschaftlichen Kluft". Das bedeutet weniger Konvergenz, weniger Globalisierung im technischen Sinne, aber mehr Globalisierung in dem von der Doktrin bevorzugten Sinn. Und finanzielle Schwankungen bedeuten natürlich einen langsameres Wachstum und mehr Krisen.

Nun, das gibt einen guten Eindruck von dem worauf die Welt hinsteuert, zumindest, wenn die Herren des Universums ohne allzugrosse Störungen seitens des Pöbels fortfahren können. Ich habe bereits erwähnt, dass die Militärplaner die gleichen Projektionen übernehmen und aufrichtig erklären, dass die immensen Gewaltressourcen, die in der neuen Ära im Weltraum stationiert werden sollen, benötigt werden, um die wachsende Anzahl der Habenichtse unter Kontrolle zu halten.

Wir haben zu wenig Zeit um detailliert darauf einzugehen, aber wenn man sich die Nachkriegszeit ansieht, den Zeitraum seit dem Zweiten Weltkrieg, hat sie im Grunde zwei Phasen durchlaufen. Es gab die Periode bis zu den frühen 70' er Jahren, als die Bretton Woods Bestimmungen mit Kapitalkontrollen und regulierten Währungen galten. Das war eine Periode mit einem wesentlichen und gerecht verteilten Wirtschaftswachstum. Sie wird gemeinhin als das "Goldene Zeitalter" des Kapitalimus bezeichnet. Dies veränderte sich in den letzten 25 Jahren, mit dem Zusammenbruch des Bretton Wood Systems. Finanzielle Märkte wurden liberalisiert, Schranken des Kapitalflusses wurden eliminiert, und Währungen wurden dereguliert. Das ging einher mit einer Verschlechterung der Wirtschaft nach allgemeinen Massstäben - die Wachstumsrate der Wirtschaft, der Produktivität, des Investments, im Grunde sogar der Handelswachstum. Sogar nach allen irreführenden Definitionen des Handels, hat sein Wachstum während der Globalisierungsperiode - diese letzten 25 Jahre - abgenommen. Es hat viel höhere Zinssätze gegeben, die der Wirtschaft schaden, die finanzielle Flüchtigkeit gesteigert, und wird andere schädliche Folgen haben.

Kehren wir also zurück zu diesem tiefen und besorgniserregenden Dilemma über das wir alle angeblich so besorgt sein sollen: der schnelle Wachstum und der grosse Wohlstand, der durch die sogenannte Globalisierung herbeigeführt wurde, brachte auch globale Ungleichheit, weil einigen die Fähigkeit mangelt, die Chancen zu nutzen. Es gibt kein Dilemma: das schnelle Wachstum und der Wohlstand sind einfach ein Mythos, ausser für einen sehr kleinen Sektor.

Man kann über die wirtschaftlichen Konsequenzen der Liberalisierung des Kapitals streiten, aber eine Konsequenz ist sehr klar: die Unterminierung der Demokratie. Das wurde von den Rahmenstellern des Bretton Woods Abkommens nach dem Zweiten Weltkrieg - den U.S.A. und Grossbritannien - sehr gut verstanden. Ein Grund, ein ausdrücklicher Grund, weshalb diese Vereinbarungen auf die Regulierung des Kapitals gegründet wurden, war es, der Regierung zu erlauben, sozialdemokratische Programme durchzuführen, die auch in den Vereinigten Staaten eine enorme Unterstützung in der Bevölkerung hatten. Die freie Bewegung des Kapitals führt zu so etwas wie einem "Virtuellen Parlament", das das "Vetorecht" über alle Regierungsbeschlüsse hat und demokratische Optionen scharf einschränkt. Ich zitiere jetzt aus einer technischen Untersuchung des Finanzsystems: Mit der ungehinderten Bewegung des Kapitals, steht die Regierung vor einer "zweifachen Wählerschaft" - Wählern und Spekulanten. Spekulanten "führen jeden Augenblick Abstimmungen über die Regierungspolitik durch", und wenn sie sie nicht mögen, legen sie ein "Veto" ein, indem sie die Währung des Landes angreifen, oder ihr Kapital entziehen. Sogar in reichen Ländern behält die private Wählerschaft die Oberhand. Das ist ein sehr auffälliger Unterschied, vielleicht der wichtigste Unterschied, zwischen der gegenwärtigen Phase der Globalisierung, und der Periode vor dem Ersten Weltkrieg, der sie teilweise ähnelt.

Dieser Punkt wird, so sage ich, verstanden. Ich werde einfach aus einem Standardwerk der Geschichte des zeitgenössischen internationalen Finanzsystems von Barry Eichengreen zitieren. Vor dem Ersten Weltkrieg, erklärt er, war die Regierungspolitik noch nicht von dem "allgemeinen männlichen Stimmrecht und dem Aufstieg der Handelsgewerkschaften und der parlamentären Arbeiterparteien politisiert worden". Daher konnten die hohen Kosten der durch das "Virtuelle Parlament" erzwungenen finanziellen Redlichkeit, auf die allgemeine Bevölkerung abgewälzt werden. Das wird heutzutage für arme Länder als strukturelle Anpassungen bezeichnet. Aber dieser Luxus stand in der demokratischeren Bretton Woods Ära nicht mehr zur Verfügung. Daher "wurden Limitierungen der Kapitalmobilität durch Limitierungen der Demokratie ersetzt, um sich vor dem Druck des Marktes abzugrenzen."

Nun, er [Eichengreen] führt das Argument nicht weiter aus, aber es ist nur natürlich, dass die Auflösung der Wirtschaftsordnung der Nachkriegszeit von einem scharfen Angriff auf die Demokratie begleitet werden sollte, wie das in erster Linie in den Vereinigten Staaten und Grossbritannien - den grössten Enthusiasten - der Fall gewesen ist; und natürlich in der "Dritten Welt", die keine andere Wahl hat, oder zumindest glaubt keine andere Wahl zu haben. Das ist nicht so eindeutig.

Der Angriff auf die Demokratie ist das vielleicht bedeutendste Merkmal der Globalisierungsperiode, die oft als das "Bleierne Zeitalter" bezeichnet wird, im Vergleich zu dem "Goldenen Zeitalter", das ihm schon alleine nach einfachen wirtschaftlichen Massstäben, vorausgegangen war.

Andere Komponenten der neo-liberalen Programme führen zum selben Endziel. Sozio-ökonomische Entscheidungen werden zunehmend an unkontrollierte Machtkonzentrationen übergeben, ein wesentlicher Grundzug der neoliberalen Reformen.

Es gibt eine wesentliche Erweiterung dieses Angriffes auf die Demokratie. Gerade werden in Genua ohne öffentliche Diskussion, Verhandlungen über das Generalabkommen für Handel und Dienstleistungen geführt, die GATS Verhandlungen, und wird jetzt auch in Doha besprochen. Der Begriff "Dienstleistungen" bezieht sich auf alles, was innerhalb des Kreises der demokratischen Optionen fallen könnte, also Gesundheitsfürsorge, Ausbildung, Wohlfahrt, Sozialversicherung, Kommunikation, Wasser, andere Resourcen - alles was mit "Dienstleistungen" zu tun hat. Nun, es macht keinen Sinn, das Transferieren der Dienstleitungen in private Hände als "Handel" zu bezeichnen. Aber ich denke, der Begriff "Handel" wurde seiner Bedeutung bereits so sehr entkleidet, dass er genausogut auch auf diese Travestie ausgedehnt werden konnte. Es ist ein Tarnname für die Übergabe an die private Macht.

Dieser Begriff "Dienstleistungshandel" ist im Grunde ein Euphemismus für Programme, die geschaffen wurden, um die Volkssouveranität zu unterminieren und die demokratischen Optionen zu reduzieren, indem man die Entscheidungen über die wichtigsten Aspekte des Lebens aus der öffentlichen Arena an die unkontrollierten privaten Tyranneien übergab. Die riesigen Massenproteste in Quebec im letzten April, beim Gipfeltreffen der Amerikas, richteten sich teilweise gegen den Versuch diese GATS- Grundsätze insgeheim als Teil der neugeplanten Freihandelszone der Amerikas durchzusetzen. Und sie blieben geheim: das Geheimnis wurde von der Autozensur der freien Presse gewahrt. Diese Proteste brachten eine sehr breite, im Grunde beispiellose Wählerschaft zusammen, einschliesslich der mächtigen südamerikanischen Gewerkschaften und sozialdemokratischen Parteien, ihre Gegenstücke im Norden, und viele andere - alle in strenger Opposition gegen das, was die Handelsminister und Firmenvorstände hinter - aus gutem Grund - fest verschlossenen Türen planten.

Es fehlt die Zeit um hier in die Details zu gehen, aber sie sind äusserst aufschlussreich. In den Vereinigten Staaten hat es tatsächlich einen Übergang von einem Goldenen zu einem Bleiernen Zeitalter gegeben. In diesen letzten 20 Jahren der "märchenhaften Wirtschaft" hat das Einkommen für einen Grossteil der Bevölkerung stagniert oder hat abgenommen - wahrscheinlich bei 70% der Bevölkerung. Dieses Bild wird noch viel schlimmer, wenn man sich von den allgemeinen Massstäben abwendet, und die tatsächlichen Kosten betrachtet, aber dafür ist, wie gesagt, keine Zeit.

Darüberhinaus werden sich die von der World Trade Organisation formulierten Spielregeln diese Effekte wahrscheinlich noch ausweiten. Jeder, der mit der Wirtschaftsgeschichte vertraut ist, kann genau sehen, was vor sich geht. Die Regeln der World Trade Organisation verbieten genau die Massnahmen, die von allen reichen Ländern - England, den Vereinigten Staaten, Japan und dem Rest - eingesetzt wurden, um ihren gegenwärtigen Stand der Entwicklung zu erreichen. Sie bieten ein beispielloses Ausmass an Protektionimus für die Reichen, einschliesslich einem Patentregime, das Innovationen und neue Wege des Wachstums versperrt, und Unternehmen erlaubt, riesige Profite durch die monopolistische Preisfestetzung von Produkten anzusammeln, die oft mit erheblicher öffentlichen Beteiligung entwickelt werden.

Wären die Vereinigten Staaten vor, sagen wir 200 Jahren, gezwungen gewesen dieses Regime zu akzeptieren, würde New England, wo ich lebe, heute sein relatives Einkommen durch den Fischereiexport bestreiten. Es würde sicher keine Textilien produzieren, die nur aufgrund der exorbitanten Einfuhrzölle überlebten, die die überlegene britische Produktion draussen halten sollten, genauso wie mit dem Stahl und anderen Industrien, und das geht so weiter bis zum heutigen Tag, einschliesslich der extrem protektionistischen Reagan-Jahre. Die Beziehung zwischen England und Indien war so ziemlich die gleichen, bis Indien zuletzt durch die Kombination des aufgezwungenen Liberalismus für die Besiegten, und einem hohen Grad an Protektion und einem mächtigen Staat für die Gewinner, praktisch de-industrialisiert worden ist. Und das geschieht auf der ganzen Welt.

Werfen wir einfach ein Blick auf die Gesellschaften, die sich entwickelt haben - Europa, England und seine Ableger, die Vereinigten Staaten, Japan, einige Länder in der japanischen Peripherie. Sie sind die entwickelten Länder, und sie sind zufällig genau die Länder, die der europäischen Kolonialisierung und dem aufgewungenen Liberalismus widerstehen konnten. Die Korrelation ist sehr auffällig und den Wirtschaftshistorikern wohlbekannt, wie ich hinzufügen sollte.

Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, dass die Aussichten vollkommen düster sind. Wir müssen nicht beweisen, dass die (unsere) Spezies ein biologischer Fehler ist. Es gab in den letzten Jahrzehnten sehr vielversprechende Entwicklungen. Eine davon war das Aufkommen einer Menschenrechtskultur in der allgemeinen Bevölkerung, eine Tendenz, die seit den 60'er Jahren stark zugenommen hat, als die Gärung dieser Jahre einen wesentlichen zivilisatorischen Effekt auf viele Sektoren zu Folge hatte. Ein bedeutendes Merkmal war die grosse Zunahme der Sorge für Bürger- und Menschenrechte, einschliesslich Minderheitsrechte, Frauenrechte, und die Rechte künftiger Generationen. Das ist die treibende Kraft der Umweltschutzbewegung, die in den letzten Jahrzehnten zu einer bedeutenden Kraft geworden ist. Die Bewegung für menschliche Entwicklung, die von Amartya Sen und Mahbub ul-Haq initiiert wurde, und der meine Lakdawala Vorträge gewidmet sind, ist ein Ausdruck dafür.

Im Verlauf der modernen Geschichte, hat es zumindest in einigen Sektoren des Lebens, sehr bedeutende Siege für die Menschenrechte und die demokratische Kontrolle gegeben. Diese sind sehr selten das Geschenk aufgeklärter Führer gewesen. Normalerweise sind sie den Staaten und anderen Machtzentren durch Massenbewegungen aufgezwungen worden. Ein Optimist könnte vorbringen, vielleicht realistisch, dass die Geschichte einen wachsenden Respekt vor den Menschenrechten zeigt und eine Erweiterung ihrer Reichweite, nicht ohne harte Rückschläge, aber die Tendenz ist nichtsdestotrotz real. Und diese Themen sind heute sehr lebendig. Die schädlichen Effekte der komerziellen Globalisierung haben im Süden seit mehreren Jahrzehnten zu Massenprotesten und einem Aktivismus geführt, dem sich in den letzten Jahren die grössten Sektoren der reichen Industriegesellschaften angeschlossen haben, mit Allianzen, die sich auf Graswurzelebene gebildet haben. Das sind beeindruckende Entwicklungen. Sie haben viele Chancen und sind vielversprechend, und sie haben die Rhetorik und manchmal Politikänderungen beeinflusst, in den internationalen Finanzinstitutionen, der Welt der Unternehmer und allgemein. Es hat zumindest einen mildernden Einfluss auf die Staatsgewalt gegeben, obwohl nichts in der Art einer Menschenrechtsrevolution in der Staatspraktik, die von der westlichen intellektuellen Meinung so stolz verkündet wird. Diese Entwicklungen könnten sich als sehr wichtig erweisen, wenn das Momentum auf eine Weise aufrechterhalten werden kann, das die Bindungen der Sympathie und Solidarität und Interaktion vertiefen kann, die sich entwickelt haben. Und ich denke es ist fair zu sagen, dass die Zukunft unserer gefährdeten Rasse vielleicht im grossen Ausmass dadurch entschieden werden könnte, wie diese Kräfte der Bevölkerung sich entwickeln. [verlängerter Applaus]


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