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Übersicht zum Thema

 

Der Anschlag auf das WTC in New York und das Pentagon in Washington und seine Folgen

 Was bedroht die Zivilisation wirklich - und was ist das für eine Zivilisation?

 

siehe auch die umfangreichere (englische Version) oder auch (spanisch)
grüne zeitung/Übersicht: - Gegen den Krieg in Afghanistan
Berichte und Kommentare zum Krieg, CyberWeiber
Petitionen gegen den Wahnsinn
AUFRUF AN ALLE SOLDATEN DER BUNDESWEHR,
sich einem Einsatz im sogenannten Krieg gegen den Terror zu widersetzen

Der Anschlag auf das World Trade Center und das Pentagon (w.f.)

Das Leid der unschuldigen Opfer dieses Anschlags und ihrer Angehörigen und Freunde summiert sich mit dem Schmerz der Menschen, die seit Jahrhunderten darunter leiden, dass die durch die jeweils herrschende Macht definierte Gerechtigkeit ihnen die Lebensperspektive raubt.

Was bedroht die Zivilisation tatsächlich mehr, dieser Anschlag oder die historisch gewachsenen Gründe, die Menschen derart erniedrigend in die Enge treiben, dass sie als einzigen Ausweg aus ihrer und ihrer LeidensgenossInnen Lage den der mörderischen und selbstmörderischen Anschläge sehen?

Sind wir am 11.9.2001 wirklich mit einer neuen Dimension der Gewalt konfrontiert worden oder zeigt sie sich lediglich in unveränderter Form an einem unerwarteten Ort?

Wie schätzt wohl die irakische Bevölkerung die tagtäglichen Bombardierungen ein; und waren die beiden Bomben auf Hiroshima und Nagasaki nicht auch Akte des Terrors? Wie ist die flächendeckende Vernichtung der Natur, die Tötung und Verletzung zahlloser Menschen in Vietnam zu beurteilen?

Fragen müssen erlaubt sein, wenn wir uns nicht vollends unserer Hoffnung auf eine friedvolle Zukunft berauben wollen.

Warum all die Gewalt?

Auf der einen Seite geht es um ein politisch gewolltes, gewalttätiges Ausdehnen der Macht ohne Rücksicht auf die vitalen Interessen von Menschen und ganzen Völkern, denen der Raum und die materielle wie geistige Nahrung zum Leben verweigert werden.

Auf der anderen Seite geht es um den Widerstand gegen Ungerechtigkeit, Armut, Abhängigkeit, Unterdrückung, all den Wahnsinn auf der Welt, um Verzweiflungstaten Einiger, die auf die Hoffnungs- und Ausweglosigkeit ihrer Lage und die ihrer Mitmenschen aufmerksam machen wollen. Demütigung auf Dauer gebiert den Mut der Verzweiflung und dessen Früchte: Hass und Destruktion.

Gewalt muß ein Ende finden.

Nur das Berücksichtigen der allgemeinen Lebensinteressen, eine die Menschen aller Religionen, Abstammungen und Nationen als gleichberechtigt anerkennende, das Leben achtende und die Natur als unser aller Fundament schonende Politik kann ein Ende der Gewalt herbeiführen. Wenn es uns nicht gelingt, unsere Politik mit den von Gandhi erprobten Methoden in die Richtung einer 'Unendlichen Gerechtigkeit' zu lenken, sind weitere Verluste an Freiheit und Lebensqualität rund um den Erdball unausweichlich.

Das Motto der militärischen Antwort der von der US-Regierung geschmiedeten Allianz gegen den Terror anläßlich des Anschlags vom 11. September 2001 lautet: "Enduring Freedom" (Dauerhafte Freiheit).
Im Sinne des lebensverachtenden Kapitalismus ist diese Benennung folgerichtig, denn dieser Krieg zielt in erster Linie darauf, die Freiheit der Ausbeutung und Unterdrückung zur Sicherung der eigenen Macht- und Profitinteressen aufrecht zu erhalten. Menschenfreundliche Beweggründe für diesen wie für jeden anderen Krieg anzuführen, heißt lügen oder heucheln.


Die privatisierte Gewalt bedroht als Büttel des Staatsterrors den Weltfrieden (w.f., 21.12. 2001)

Seit Jahrzehnten unterstützen die USA geheimdienstlich weltweit Konfliktherde zur Destabilisierung der Lage in ihrem Sinne. Das ist eine klare Strategie, gewachsen in Köpfen wie Brzezinski (ehemaliger US-Sicherheitsberater, »Die einzige Weltmacht«) und sekundiert durch Szenarien wie von Huntington (US-Historiker, »Kampf der Kulturen«) entworfen.

Wenn Andreas von Bülow diese Einsichten geläufig sind und er sie in Buchform (»Im Namen des Staates, - CIA, BND und die kriminellen Machenschaften der Geheimdienste«) veröffentlicht, wenn er zudem unwidersprochen preisgibt, dass bereits 1993 bei dem ersten Bombenanschlag auf das WTC der Zünder vom FBI bereitgestellt wurde, dann kann auch Innenminister Schily nicht unwissend sein. Wenn Otto Schily vom "entstaatlichten Krieg" spricht, dann entlarvt er sich als Kollaborateur des Terrors und mit ihm alle anderen Politiker, die diese manipulierende Interpretation stützen.

Zum einen decken sie diejenigen Kräfte, die den Terror mit Gewinnen aus dem Heroin- und Kokoainhandel auf Kosten eines Millionenheers von Süchtigen finanzieren und dadurch völkerrechtswidrig ein friedliches Zusammenleben weltweit verhindern, zum anderen wirken sie terrorisierend auf den Staatsbürger zuhause, indem sie dessen Grundrechte durch sogenannte Anti-Terror-Gesetze beschneiden.

siehe auch: »Wer waren die Insider, KONKRET-Interview von Jürgen Elsässer mit Andreas von Bülow (Konkret 12, Dezember 2001)
Da sind Spuren wie von einer trampelnden Elefantenherde, Tagesspiegel Interview v. 13.1. 02 mit Andreas von Bülow
Thesen, die von der bürgerlichen Presse zensiert werden, Rote Fahne Interview v. 14.2. mit Andreas von Bülow
Deutschland: „Berlin ist eine belastete und naive Provinz" (der USA), Interview durch Moritz Schwarz: Der Geheimdienstexperte Andreas von Bülow über die Geostrategie der USA und die selbstverschuldete Ohnmacht der Europäer,
"Der Staat geht zu weit", Andreas von Bülow, Bundesminister a.D. und Geheimdienstexperte, über den V-Mann-Skandal des Verfassungsschutzes
„Die amerikanische Darstellung ist falsch", Geheimdienst-Experte Andreas von Bülow im OP-Interview (5.4.2002): "7 der 19 Attentäter haben nach dem 11. September noch gelebt"
(
alle 6 Bülow Interviews als ein pdf.dokument, 72 kb, 19 S.)


Der Flop

Über den Umgang mit der Wahrheit im Antiterrorkrieg

Jürgen Todenhöfer

Quelle: Süddeutsche Zeitung: FEUILLETON Montag, 11. Februar 2002

„In Kriegszeiten ist die Wahrheit so kostbar, dass sie stets von einer Leibwache aus Lügen beschützt werden sollte", meinte Churchill sarkastisch. Und so klopften sich die Teilnehmer der Münchner Sicherheitskonferenz wegen ihrer angeblichen Erfolge im Antiterrorkrieg gegen Afghanistan immer wieder kräftig und selbstgefällig auf die Schultern.

Warum hat auf dieser Konferenz niemand den Mut gehabt, unseren amerikanischen Freunden als Freund zu widersprechen und eine überzeugende Alternative zur völkerrechtswidrigen Bombardierung von Städten vorzulegen? Warum hat niemand darauf hingewiesen, dass „man auf Dauer der Hydra des Terrorismus mit militärischen Mitteln nicht begegnen kann", wie dies der damalige Bundeskanzler Kohl schon 1986 nach den amerikanischen Luftangriffen auf das Terroristennest Libyen unter dem Beifall aller Fraktionen im Deutschen Bundestag erklärt hatte?

Hat denn der „Krieg gegen den Terror" wirklich so „gut angefangen", wie Präsident Bush in seiner Rede zur Lage der Nation vor einigen Tagen erklärt hat? Was würden unsere fabelhaften Sicherheitspolitiker von einem Polizeichef halten, welcher auf der Suche nach einem furchtbaren Terroristen, der sich nach einem verheerenden Anschlag auf ein bewohntes Hochhaus bei befreundeten Drogenhändlern in Kreuzberg versteckt hielte, Kreuzberg bombardieren ließe und dabei Hunderte unschuldiger Zivilpersonen, darunter zahlreiche Kinder, töten würde, den Terroristen entkommen ließe und trotzdem der Öffentlichkeit stolz verkünden würde, das Ganze sei ein großer Erfolg, denn immerhin seien die Drogendealer bei der Bombardierung weitgehend ausgeschaltet werden?

Wir alle wissen, was mit diesem Polizeichef geschehen würde. Er würde sofort beurlaubt und vor Gericht gestellt &endash; und zwar nicht wegen fahrlässiger Tötung, sondern wegen Totschlags, vielleicht sogar wegen Mordes.

In Afghanistan ist genau dasselbe passiert. Wir &endash; ich sage bewusst „wir", weil der ganze Westen zugestimmt hat &endash; haben auf der Jagd nach einem furchtbaren Terroristen mit dem Satz „Im Krieg geschehen nun mal schreckliche Dinge" nach Berechnungen eines amerikanischen Professors aus New Hampshire durchschnittlich 65 Zivilpersonen pro Tag, darunter viele Kinder, getötet, den Terroristen und Massenmörder Bin Laden und den größten Teil seiner Führungsmannschaft entkommen lassen und trotzdem der Öffentlichkeit stolz verkündet, das Ganze sei ein großer Erfolg, denn immerhin seien die schrecklichen Taliban ausgeschaltet, die Infrastruktur Bin Ladens in Afghanistan zerstört worden.

Warum ist das, was in der Innenpolitik eine Katastrophe, ein Verbrechen ist, in der Außenpolitik eine Heldentat? Warum darf man, sobald man die Grenzen seines eigenen Landes überschreitet, Dinge tun, die zu Hause kriminell sind? Sind 5000 unschuldig getötete afghanische Zivilpersonen weniger wert als 3000 unschuldig getötete Amerikaner? Heißt es in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung neuerdings statt „All men are created equal", nur noch „All Americans are created equal"?

Ein völkerrechtswidriger Krieg

Ich bitte um Nachsicht, wenn ich die Selbstbeweihräucherungszeremonie des Westens störe. Aber der Bombenkrieg gegen die Städte Afghanistans war nicht nur völkerrechtswidrig, er brachte auch nicht den gewünschten Erfolg. Hier wurde wegen eines einzigen Terroristen ein ganzes Land plattgebombt, aber der, um den es ging, dem angeblich „alle Fluchtwege abgeschnitten" waren, ist wie ein Phantom spurlos verschwunden. Der Afghanistan-Krieg, der Milliarden Dollar und über 5000 afghanische Zivilisten das Leben gekostet hat, war der teuerste, blutigste und peinlichste Flop in der Geschichte der Terrorismusbekämpfung.

Er hatte zugegebenermaßen ein äußerst positives Nebenprodukt, die Vertreibung der Taliban, einer der schlimmsten Regierungen der Welt. Aber der Sturz dieser einstigen Hoffnungsträger und Subventionsempfänger der USA war, wie Außenminister Powell zu Beginn des Krieges ausdrücklich erklärt hatte, gar „nicht Ziel des Antiterrorfeldzugs". Die Taliban sollten lediglich gestürzt werden, um leichter an Bin Laden heranzukommen.

Die Vertreibung schrecklicher Regierungen steht auf der Prioritätenliste des Westens ohnehin nicht weit oben. Wir müssten sonst Dutzende Länder dieser Welt angreifen, darunter einige unserer wichtigsten politischen, militärischen und wirtschaftlichen Verbündeten und Rohstofflieferanten &endash; und nicht nur den Irak im Rahmen der traditionellen Bush'schen Familienfehde.

Ich hoffe trotzdem, dass es bald gelingen wird, Bin Laden auszuschalten. Dieses seelenlose Phantom der Dunkelheit verdient weder Mitleid noch klammheimliche Sympathie. Aber falls dies eines Tages gelingen sollte, dann sicher nicht durch die Bombardierung von Städten und Dörfern, sondern mit den bewährten Methoden der Terrorismusbekämpfung, dadurch, dass wir ihn von seinen saudi-arabischen Sponsoren abschneiden. Die Kommandozentrale, das Finanzzentrum der über 60 antiamerikanischen Terrororganisationen dieser Welt liegt nicht in Bagdad, Teheran oder Pjöngjang, sie liegt seit Jahren in Saudi- Arabien.

Geradezu genussvoll nutzen darüber hinaus alle Gewaltherrscher der Welt inzwischen die Antiterror-Rhetorik des Westens, um ihre politischen Gegner als vogelfreie Terroristen zu denunzieren und noch brutaler zu bekämpfen. Wann weisen wir endlich mit demselben Nachdruck, mit dem wir für eine konsequente Bekämpfung des internationalen Terrorismus eintreten, die vielen Diktatoren und Schreckensherrscher dieser Welt in die Schranken? Noch einmal: Die Taliban haben kein Mitleid verdient. Aber rechtfertigt das, gefangene Taliban wie Tiere in Käfigen zu halten und der Weltöffentlichkeit vorzuführen? Zeigt sich die Stärke eines Rechtsstaats nicht gerade darin, wie er seine schlimmsten Feinde behandelt? Dass er ihnen nie ihre Würde nimmt? Dass er bei der Bekämpfung des Unrechts nie den Boden des Rechts verlässt? Dass er, wie es Papst Johannes Paul II. nach dem 11. September ausgedrückt hat, nie „der Versuchung des Hasses nachgibt"?

Es war der eisenharte, unerbittliche Winston Churchill, der einst forderte: „Im Krieg Entschlossenheit, im Sieg Großmut." Lasst uns Kriegsverbrecher und Terroristen hart und gerecht bestrafen &endash; aber wie Menschen, nicht wie Tiere.

All diese Fehlentwicklungen sind so unübersehbar, so evident, und doch gibt es wie im Märchen von des Kaisers neuen Kleidern nur wenige Stimmen, die auf die Blößen unserer Antiterror-Strategie hinweisen. Selten ist in der westlichen Politik ein so zentrales Thema so uncouragiert behandelt worden. Aus „uneingeschränkter Solidarität" ist uneingeschränkte Unterwürfigkeit geworden, und das ist uneingeschränkt traurig. Merkt niemand, dass wir dabei sind, die militärische Führung der Welt zu gewinnen, die moralische Glaubwürdigkeit aber zu verspielen, ohne die der Terrorismus nicht zu besiegen ist?

Der Autor war von 1972 bis 1990 entwicklungspolitischer Sprecher der CDU/ CSU im Bundestag


Thesen, die in der bürgerlichen Presse zensiert werden

Wer und was steckt hinter dem 11. September? Brisantes »Rote-Fahne«-Interview

mit dem früheren Forschungsminister Dr. Andreas von Bülow

Dr. Andreas von Bülow war 25 Jahre Bundestagsabgeordneter der SPD. Von 1976 bis 1980 war er Staatssekretär im Verteidigungsministerium; 1980 bis 1982 Bundesforschungsminister. Im Schalck-Golodkowski-Ausschuss machte er nach 1989 einschlägige Erfahrungen mit Geheimdiensten. Darauf beruht nicht zuletzt sein Buch »Im Namen des Staates &endash; CIA, BND und die kriminellen Machenschaften der Geheimdienste«, erschienen im Piper-Verlag München. Nach dem 11. September stellte von Bülow erhebliche Ungereimtheiten in den Veröffentlichungen von CIA und FBI über die mutmaßliche Urheberschaft Bin Ladens fest.

Andreas von Bülow: Ein Widerspruch ist, dass die USA, die doch die ganze Welt elektronisch im Griff haben, nicht in der Lage gewesen sein sollen, dieses Terror-Attentat vorauszusehen. Und das, obwohl es Warnungen vom französischen und israelischen Geheimdienst gab. Und dann wussten sie innerhalb von 48 Stunden nach der Tat, wer es war. Da kam die Liste von 19 Muslimen mit deren Bildern, Lebenslauf usw. Nach weiteren zehn Tagen kam heraus, dass sieben von ihnen noch leben. Es war also eine Liste mit mehr als einem Drittel Fehltreffern. Zweitens kommt hinzu, dass keiner dieser arabischen Namen auf den Passagierlisten erscheint &endash; das ist bei CNN nachzufragen. Drittens, was noch mehr erstaunt: Keiner der vier Piloten hat das übliche Signal für eine Flugzeugentführung an die Bodenstation eingegeben. Und viertens wurde offensichtlich in der Höhe von 15 Milliarden Dollar in der Woche vor dem 11.September spekuliert. Und zwar mit zwei betroffenen Fluggesellschaften, die unmittelbar vorher sehr im Wert stiegen, nach dem Terror-Attentat fielen, ebenso mit zwei Banken, die im World Trade Center untergebracht waren. Warum wird diesen offen sichtlichen Ungereimtheiten in den Ermittlungen nicht nach gegangen?

Flugzeuge vom Boden gesteuert?

Dann gibt es den Hinweis eines britischen Flugingenieurs, die Linienflugzeuge seien eventuell am 11.9. nicht gekidnappt, sondern unter Ausschaltung der Piloten vom Boden elektronisch in die Ziele gesteuert worden. Dafür würde sprechen, dass die angeblichen Flugzeugentführer, so berichten Zeitungen aus Florida, gar nicht in der Lage waren, eine Maschine zu steuern. Flugschreiber und Stimmrecorder der drei in ihre Ziele gelangten Maschinen waren blank, es waren keinerlei Aufzeichnungen festzustellen. Dies würde mit der Theorie der automatischen Steuerung von außen über einstimmen.

Ich möchte hier auf den ersten Anschlag auf das World Trade Center 1993 eingehen. Damals wurden die islamistischen Täter alle gefangen. Danach stellte sich heraus, dass sie von CIA und FBI unterwandert waren. Der Bombenbauer selbst war ein Agent Provocateur des FBI. Dieser hatte versprochen, dass die zur Explosion notwendigen Chemikalien rechtzeitig gegen harmlose ausgetauscht würden. Damit wären die Täter ohne Schäden für Unbeteiligte in die Falle gelockt worden. Doch hielt das FBI das Versprechen nicht. Es gab 1000 Verletzte und etliche Tote. Zu denken gibt dabei, dass die Mitglieder der Terrorgruppe eigentlich Einreiseverbot in die USA gehabt hatten. Sie standen auf einer Liste des FBI und des State Department. Die CIA sorgte dafür, dass sie trotzdem einreisen konnten.

»Wer solche Anschläge plant, weiß, wem sie nutzen«

? »Wem dient das?« ist normalerweise die wichtigste Frage bei der Untersuchung von Verbrechen. Wenn die CIA es vorher gewusst hat und es nicht verhindert hat, welches Interesse verfolgten die USA?

Andreas von Bülow: Wer derart schwierige und perfekt inszenierte Anschläge plant, weiß, wem sie nutzen und wem sie öffentlichkeitswirksam schaden. Sie schaden der muslimischen Welt und das war mit Sicherheit das Hauptanliegen des Anschlags. Die Frage nach dem »wem nutzt es &endash; cui bono« gibt nur Richtungen an, denen die Strafverfolger und Geheimdienste im Einzelnen nachgehen müssten. Das geht weit über die Fähigkeiten eines Einzelnen. Dazu braucht man kluge, gut ausgestattete Apparate. Ohne den Anschlag vom 11.9. hätte das amerikanische Volk ja bei einem Militärhaushalt von über 300 Milliarden Dollar jährlich auf die Vorstellung einer kräftigen Friedensdividende durch Abrüstung kommen können. Die entsprechende Furcht des militärisch-industriell-akademisch-journalistischen Komplexes ist mit dem Anschlag verflogen. Es wird militärisch wie geheimdienstlich draufgelegt und dafür bei Sozialleistungen gestrichen. Der Kampf gegen den internationalen Terror bringt einen neuen, auf Dauer angelegten Feind mit sich und verschafft der einzig verbleibenden Weltmacht mit ihrer abstrus hochgerüsteten Militärmaschine das scheinbare Recht, wie Vizepräsident Cheney meint, bis zu 60 Staaten mit Verdacht und falls erforderlich mit Krieg zu überziehen. In der Regel dürften die Opfer stets etwas mit den strategischen Zugangswegen zu den Rohstoffen der Welt zu tun haben.

Schließlich sollte man nicht verschweigen, dass auch der Staat Israel die brutale ethnische Vertreibung der Palästinenser im Windschatten der Muslimverdächtigungen nach dem 11.9. ohne Gefahr durch die öffentliche Meinung in den USA vertiefen kann. Bereits in den letzten drei Monaten vor dem 11.9. waren zehn neue Siedlungen auf dem Grund und Boden der Paläs tinenser gegründet und durch die Armee geschützt worden. Der internationale Protest wird wirksam in Schach gehalten.

Die CIA wiederum handelt ganz offensichtlich entlang der strategischen Vorstellungen Zbigniew Brzezinskis, des früheren Sicherheitsberaters Präsident Carters. Die kann man in seinem Buch »Die einzige Weltmacht« nach lesen. Für Brzezinski ist die Kontrolle über den eurasischen Raum zwischen Atlantik und Pazifik samt den dort liegenden erheblichen Rohstoffreserven der Schlüssel zur globalen Herrschaft.

»Die USA können nun unter dem Vorwand des Anti-Terrorismus Ölländer mit Spannung und Krieg überziehen«

Die USA können nun unter dem Vorwand des Anti-Terrorismus Ölländer mit Spannung und Krieg überziehen. Die Amerika-dominierte NATO wird an die russische Grenze vorgeschoben. Gleichzeitig werden von Asien her in den neuen Staaten der ehemaligen Sowjetunion US-Militär stütz punkte errichtet, also in Kirgisien, Usbekistan. Nach Brzezinski darf Russland nie wieder Weltmacht werden. Außerdem müssen China und In dien unter Kontrolle gebracht werden. Ob am persischen Golf der Konflikt zwischen Irak und Kuwait, auf dem Balkan zwischen den Nachfolgestaaten Jugoslawiens oder jetzt auf der Suche nach Bin Laden in Afghanistan, stets gelten die Operationen vordringlich der Anlage von Militärbasen, von denen aus riesige Landstriche nicht nur wie bisher von See, sondern nun auch von Land her kontrolliert und beeinflusst werden können.

Persönliche Profitinteressen in der Bush-Regierung?

? Wie weit spielen Ihrer Meinung nach persönliche Profitinteressen auch eine Rolle? Der Vater von George Bush, ebenso der frühere Verteidigungsminister Carlucci, dessen enger Freund US-Verteidigungsminister Rumsfeld ist, arbeiten für den Rüstungskonzern Carlyle, der bis zum 11.9. mit dem Bin-Laden-Konzern verbunden war.

Andreas von Bülow: Ja, die haben jetzt kräftige Aufträge. Die Öl- und Gasindustrie erreicht weitere billige Quellen. Die personelle Zusammensetzung der Bush-Regierung garantiert kräftige Nebeneinnahmen über Aktienverschachtelungen im Öl-, Gas- und Waffengeschäft.

»Keinerlei gerichtsverwertbare Beweise gegen Bin Laden«

?Jetzt werden aus vielen Ländern mutmaßliche Verdächtige an die USA ausgeliefert. Gibt es stichhaltige Beweise?

Andreas von Bülow: Nein. Es gibt nach wie vor keinerlei gerichtsverwertbare Beweise gegen Osama Bin Laden. Die nachträglichen Videos halte ich mit hoher Wahrscheinlichkeit für geheimdienstverfälscht. Bei den Al-Quaida-Mitgliedern und angeblichen Schläfern nimmt man immer nur das »Raunen« der Geheimdienste wahr, sie hätten in Kontakt zu Bin Laden gestanden. Doch Bin Laden war letztlich ein Rekruteur der CIA für muslimische Fundamentalisten von Algerien über Saudi-Arabien bis nach Indonesien, meistens Nichts nutze und Taugenichtse. Ein beträchtlicher Teil der Söldner sind im Auftrag der CIA ausgebildet worden. Als die Eltern nach dem Verbleib ihrer »Freiheitskrieger« gegen die Sowjetunion fragten, musste Osama Bin Laden Computerlisten mit rund 10000 Namen anlegen. Die werden jetzt offensichtlich mit der Organisation Al Quaida gleichgesetzt. Es sind die Söldner-Veteranen der CIA. Jetzt finden die Geheimdienste Verbindungen zwischen diesen Ehemaligen, die sich untereinander kennen und miteinander telefonieren. Das meiste ist schlicht kalter Kaffee. Man sollte sie nicht ausliefern, wenn nicht die USA den Beweis vorlegen, dass sie an der Tat beteiligt sind. Doch das konnten und wollten sie ja schon bei Osama Bin Laden nicht.

»Die Gleichschaltung der Presse ist phantastisch«

?Einmütig wird die Sprachregelung Bushs vom »Krieg gegen den Terrorismus« in den Massenmedien übernommen. Welche Erfahrungen haben Sie mit den Medien gemacht?

Andreas von Bülow: Ich habe z.B. versucht, in einem Leserbrief die FAZ (»Frankfurter Allgemeine Zeitung«) zu bitten, sich doch in den langen Artikelserien ihres BND-nahen Korrespondenten zum 11.9. einmal dieser fundamentalen Widersprüche anzunehmen. Der Brief landete im Papierkorb. Der »Spiegel« hat in einem langen Beitrag die 19 angeblichen Selbstmordpiloten mit den vielen zur Selbstbedienung der Kriminalisten ausgelegten Spuren dargestellt. Dies rund zwei Monate nach der Tat, obgleich bereits zehn Tage nach dem 11.9. feststand, dass sieben der Selbstgemordeten noch lebten. Der »Spiegel« ging mit keinem Wort darauf ein. Ähnlich der Filmbericht des ARD-Studios in Washington, der ebenfalls unterschlug, dass unter den 19 mindestens sieben Fehlfarben waren. Die Gleichschaltung der Presse in den USA wie weiten Teilen Europas ist phantastisch, aber nicht neu, wie schon aus Anlass des Golfkrieges zu beobachten. Die für das Funktionieren der Demokratie unabdingbare streitige Berichterstattung findet nicht statt.

Die Volksweisheit von der Wahrheit als dem ersten Opfer des Krieges heißt letztlich, dass es Krieg ohne das Belügen der Regierten durch die Regierenden nicht gibt. Auch die französische Weisheit, wonach im Krieg die Vernunft ins Kanonenrohr springt, sollte man beim Krieg gegen den Terror beherzigen.

?Was sagen Sie als ehemaliger Staatssekretär im Verteidigungsministerium zur bedingungslosen Unterstützung des »New War« durch die Bundesregierung?

Andreas von Bülow: Ich hoffe, die uneingeschränkte Solidarität des Kanzlers mit der US-Regierung lässt sich auf die unvermeidlichen ersten Fehltritte beschränken.

Interview: Dorothea Jauernig, Quelle: Nr.7/02 14.2.2002 (www.rotefahne.info)


"Der Staat geht zu weit"

Andreas von Bülow, Bundesminister a.D. und Geheimdienstexperte,

über den V-Mann-Skandal des Verfassungsschutzes

 

Frage: Herr Dr. von Bülow, Sie waren von 1973 bis 1976 Mitglied der Parlamentarischen Kontrollkommission zur Überwachung der bundesdeutschen Geheimdienste. Wie in den vergangenen Tagen durch die Intervention des Bundesverfassungsgerichtes bekannt geworden ist, scheint die NPD in so hohem Maße von Spitzeln des Verfassungsschutzes durchsetzt zu sein, daß das von Bundesrat, Bundestag und Bundesregierung angestrengte Verbotsverfahren möglicherweise scheitert. Platzt jetzt der Prozeß?

Bülow: Das würden wir natürlich alle gern wissen. Entscheidend hängt das davon ab, ob noch weitere Spitzel auftauchen und welche Qualität diese haben. Da aber alle Verfassungsschutzämter sich mit Sicherheit in der NPD eigene bezahlte Quellen geschaffen haben und V-Leute führen, würden mich weitere Enthüllungen nicht wundern.

Frage: Sie sind Autor des Buches "Im Namen des Staates", in dem Sie sich unter anderem mit der Verstrickung der Geheimdienste in die Machenschaften der Organisationen, die sie eigentlich bekämpfen sollen, beschäftigen. Ihre These lautet, die Geheimdienste bringen nicht selten das hervor, was sie verhindern sollen.

Bülow: Ich frage mich manchmal, was wäre etwa von der KPD eigentlich übriggeblieben, ohne die entsprechende Finanzierung ihrer Organisationsstruktur, dadurch daß ein großer Teil ihres Personals im Dienste der Verfassungsschutzämter stand, übrigens auch der Geldkuriere aus Ostberlin. Das gleiche gilt für die rechtsradikale Szene. Ich bin also heilfroh, daß das Bundesverfassungsgericht den Mumm gehabt hat, sich auf die Hinterbeine zu stellen und nicht nur einfach Erfüllungsgehilfe der Politik zu sein.

Frage: Der Staat argumentiert mit einem Dilemma: Er müsse mitmischen, um an die internen Informationen zu gelangen, die ihm Aufschluß über den wahren Charakter einer Gruppierung gäben.

Bülow: Der Staat sollte sich aus diesen Organisationen zurückziehen, außergewöhnliche Finanzierungen und Einflüsse aus dem In- und Ausland allerdings überwachen. Die Organisationsstrukturen sollten nicht durch die übliche Maulwurffinanzierung aus öffentlichen Geldern gestärkt werden. Es reicht, radikale, gewalttätige Gruppen von außen zu beobachten, statt sich an der Planung von Anschlägen zu beteiligen und den Anstifter oder gar Haupttäter zu spielen. Ich war schon 1956 gegen das KPD-Verbot und bin heute genauso gegen ein NPD-Verbot. Solche Parteien muß man politisch bekämpfen. Durch den Mißbrauch von V-Männern/V-Frauen durch Geheimdienste können über Nacht Skandale ausgelöst werden, die Wahlkämpfe beeinflussen oder das Bild Deutschlands in der Welt beeinträchtigen sollen.

Frage: Das NPD-Verbotsverfahren wurde nach dem Bombenanschlag auf eine Düsseldorfer S-Bahnhaltestelle politisch eingeleitet, ohne zu wissen, ob überhaupt Rechtsradikale, geschweige denn die NPD damit das geringste zu tun haben. Tatsächlich glaubt die Polizei inzwischen nicht mehr an einen rechtsradikalen Zusammenhang. Das Verbotsverfahren wurde allerdings weiter betrieben. Ein Skandal?

Bülow: Ähnlich war es auch im Falle des Brandanschlages auf die Düsseldorfer Synagoge einige Wochen später. Allen war klar, das konnten nur Rechtsradikale gewesen sein, dann stellte sich heraus, es waren zwei Araber. Auf wessen Rechnung die gearbeitet haben, weiß die Öffentlichkeit nicht. Im Falle der spektakulären Sprengung der JVA Weiterstadt zum Beispiel, war der Haupttäter ein Mitarbeiter des rheinland-pfälzischen Verfassungsschutzes. Die Generalbundesanwaltschaft wollte natürlich des Mannes habhaft werden, doch wurde er von genanntem Landesamt ins Ausland geschafft und mit einer neuen Identität versehen. Der gleiche Mann hatte zuvor eine V-Mann-Rolle im Fall Bad Kleinen, bei dem der Polizist Michael Newrzella und der Terrorist Wolfgang Grams erschossen wurden. Auch im Falle des berühmten "Celler Lochs" haben wir heute Gewißheit, daß die Tat auf das Konto eines VS-Mitarbeiters geht, was damals jedoch der RAF angelastet wurde. Inzwischen kann die Öffentlichkeit nicht mehr unterscheiden, was ist originär und was geht auf das Konto eines agent provocateur? Ich will unseren Ämtern nichts unterstellen, aber ich wundere mich doch über so viele Merkwürdigkeiten, etwa im Falle des Solinger Brandanschlages: Dort wurden die jugendlichen Täter in einer Kampfsportschule ausgebildet, in der auch der Bundesgrenzschutz und Sondereinheiten der Bundeswehr trainiert wurden und deren Leiter ein Mitarbeiter des nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzes war. Ebensolche Merkwürdigkeiten gab es bei den Ausschreitungen von Rostock und dem Brandanschlag von Lübeck. Skandale, die zeigen, daß der Rechtsstaat beschädigt wird.

Frage: Wie hoch würden Sie denn den Anteil des "gemachten" Rechtsradikalismus einschätzen?

Bülow: Das kann ich nicht sagen. Aber wie weit die Einmischung der Geheimdienste führen kann, zeigen die unglaublichen Hintergründe des ersten Bombenanschlags auf das World Trade Center 1993: Den damaligen Haupttäter hatte das FBI als Informanten auf seiner Gehaltsliste. Ihm wurde von der Behörde versprochen, die zur Explosion notwendigen Chemikalien würden rechtzeitig gegen harmlose ausgetauscht. Das FBI hielt sein Versprechen nicht und die Bombe ging hoch - sechs Tote und etwa 1.000 Verletzte waren die Folge. Die Mitglieder der Gruppe standen übrigens schon zuvor auf einer Einreiseverbotsliste des US- Außenministeriums, doch die CIA sorgte dafür, daß sie trotzdem ins Land gelangten. Da fragt man sich als Amerikaner doch, ob sich nicht Teile des Geheimdienstes mit dem kriminellen Milieu vereinen?

Frage: In Ihrem Buch warnen Sie aber nicht nur vor einer Einschränkung der Freiheitsrechte und einer durch die Geheimdienste erst entfesselten extremistischen Gefahr, sondern vor allem vor einer Manipulation der Politik durch diese.

Bülow: Wählerschaften lassen sich eben am einfachsten durch politisch günstig plazierte Attentate, wie zum Beispiel im Italien der siebziger Jahre (Südtirol, Bologna, etc.), in die gewünschte Richtung treiben.

Frage: Ist es denn wirklich vorstellbar, daß unsere Geheimdienste soweit gehen?

Bülow: Das will ich BND und VS konkret gar nicht unterstellen, doch prinzipiell, warum nicht? Denken Sie doch nur einmal an den bayerischen Plutonium-Skandal vor ein paar Jahren. Kanzleramt, BND und bayerisches LKA haben über die Mafia dafür gesorgt, daß auf dem schwarzen Markt Plutonium eingekauft und in einer Verkehrsmaschine aus Rußland nach Bayern eingeflogen wurde, um es dann politisch günstig vor den Bundes- bzw. Landtagswahlen zu "entdecken". Wäre das Flugzeug zufällig abgestürzt, wäre das Plutonium vom Himmel gerieselt. Dem Mafia- Kontaktmann in dem grotesken Treiben von Geheimdienst-, Kripo- und internationalem Gangstertum wurden nicht nur 250 Millionen Mark versprochen, sondern auch die ungehinderte Einfuhr von fünfhundert Kilogramm Heroin nach Deutschland zugesichert sowie darüber hinausgehende Mengen in Aussicht gestellt. Seit jeher haben die Geheimdienste Verbindungen zu links- und rechtsextremen Organisationen unterhalten, nicht nur zur Mafia , um sie im innenpolitischen Spiel der Bundesrepublik einzusetzen. Und getrost darf man davon ausgehen, daß obendrein noch ausländische Geheimdienste in die Verhältnisse hier verwickelt sind - wohl auch im Falle der NPD -, weil auch fremde Mächte "Vergnügen" an der radikalen Szene der Bundesrebublik Deutschland haben.

Frage: Sie meinen "Interessen"?

Bülow: Ausländische Geheimdienste haben von Beginn an in der rechtsradikalen Szene der Bundesrepublik mitgemischt. Die von der CIA Anfang der fünfziger Jahre in Deutschland unterstützten bzw. sogar gegründeten Organisationen waren teilweise sogar zum bewaffneten Kampf bereit und erhielten dazu heimlich Waffen aus amerikanischen Beständen. So beschwerte sich zum Beispiel der hessische Ministerpräsident Georg August Zinn 1952 öffentlich, daß der rechtsradikale Bund Deutscher Jugend von der CIA mit Kadern aus alten Nazis und SS-Veteranen aufgebaut, finanziert und unterstützt wurde, daß er seine Übungen im Odenwald abhalte, und daß man Listen von gegebenenfalls zu ermordenden oder unschädlich zu machenden linken Politikern und sozialdemokratischen Oberbürgermeistern und Abgeordneten gefunden habe. Ähnliche Umtriebe mit Waffen aus US-Beständen meldete man aus Bayern, Schleswig-Holstein, usw. Die amerikanischen Gelder dafür liefen über Firmen wie Coca-Cola, Jan Reemtsma, Bosch oder Sarotti. Hintergrund war, daß die USA zu der damaligen Zeit mit einem militärischen Überrollen Westdeutschlands durch die Sowjetarmee rechneten. Was die Amerikaner später in Vietnam verwirklicht haben, nämlich aus ihrer Sicht denkbare Kooperationsparter des Vietkong in Führungspositionen Südvietnams einfach zu liquidieren, hat man damals auch bei uns vorbereitet. Kanzleramt und Bundesinnenministerium waren informiert. Die innenpolitische Auseinandersetzung verlief im Sande, aus mangelndem Diensteifer der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe, aber auch, weil das Amerikabild der Deutschen nicht beschädigt werden durfte.

Frage: 1959 tauchten in Köln Hakenkreuzschmierereien auf, die bundesweit für große Bestürzung sorgten, der jungen Bundesrepublik international den Ruf eines faschistisch-faulen Kerns einbrachten, und die Deutschen erneut in große moralische Zweifel über ihr Land stürzten. Heute wissen wir, es war die Stasi.

Bülow: Die Stasi hatte ihre Verbindungsleute in der NPD. Sie hatte zumindest Kreisvorsitzende in der Hand, ob sie bis in den Bundesvorstand vorgedrungen ist, weiß ich nicht, ich kann es mir aber gut vorstellen. Hakenkreuzschmierereien, zum Beispiel auf jüdischen Friedhöfen, sind für einen guten Geheimdienst quasi "auf Bestellung" zu bekommen.

Frage: Solche Vorkommnisse bestimmen das Bild der Deutschen von ihrem eigenen Land und damit ihr nationales Selbstbewußtsein sowie das Bild Deutschlands im Ausland, was angesichts der instabilen national-psychologischen Verfassung der Deutschen eine gute Möglichkeit zur Manipulation bietet.

Bülow: Vor einigen Jahren hat der Bonner Korrespondent der New York Times sein Engagement in Deutschland vorzeitig gekündigt und ist in die USA zurückgekehrt. Es war ihm leid, aus Deutschland nur einschlägige, unangenehme Nachrichten nach Amerika übermitteln zu können. Für anderes gab es in der Redaktion kein Interesse. Da wird kontinuierlich an einem Bild Deutschlands im Ausland gestrickt, wie es negativer nicht sein könnte. Die Kehrseite, daß zum Beispiel die deutsche Skinhead- Szene von den USA aus massiv beeinflußt wird, fällt in der Berichterstattung unter den Tisch. Dabei sitzt in der US-Szene das FBI "dick" mit drin, weigert sich jedoch, mit dem Bundesamt für Verfassungsschutz zusammenzuarbeiten. Der größte Teil an Nazi- Haß- und Terror-Propaganda einschließlich der üblichen Devotionalien, der hierzulande vertrieben wird, kommt aus den USA. Ich habe mich schon in den siebziger Jahren als Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium darüber geärgert, daß unsere Marinesoldaten bei Flottenbesuchen in den Vereinigten Staaten unablässig von der Nazi-Szene in den USA mit einschlägiger Literatur förmlich überschüttet wurden. Die jungen wehrpflichtigen Matrosen waren entsetzt über die Zumutung. Dies nur an die Adresse derer, die meinen, das von den Regierungsstellen und der Presse verbreitete Bild gäbe eine einigermaßen realistische Beschreibung der Situation wieder. Tatsächlich treten im US-Fernsehen Leute auf, die sich rühmen, deutsche Skinheads für die Angriffe auf Ausländer in zwanzig deutschen Städten trainiert zu haben. Nur wer das Gesamtbild betrachtet, kann deutsche Schuld und Verantwortung richtig einordnen und die notwendigen Maßnahmen treffen. Deutsche Betroffenheit hilft da nicht weiter.

Frage: Da sich die Geheimdienste sogar politischer Kontrolle entziehen, wäre eine Kontrolle durch die Medien um so wichtiger. Doch Sie sprechen von einer "gleichgeschalteten Öffentlichkeit".

Bülow: Leider übernehmen viel zuviele Journalisten einfach die Darstellungen der Regierungsstellen. Das nimmt manchmal bedrohliche Ausmaße an. Im Falle der Terror-Attacken auf Amerika ist es geradezu gespenstisch, wie sich die amerikanische, aber auch die deutsche Journalistik weigert, berechtigte Fragestellungen überhaupt nur zur Kenntnis zu nehmen. Kritische Nachfragen werden gleich als Anti-Amerikanismus oder Pro-Islamismus denunziert. Es ist unglaublich.

Frage: Als klar wurde, daß weder NPD noch sonstige Rechtsradikale hinter besagtem Düsseldorfer Bombenanschlag stecken, stellte der "Spiegel" dennoch befriedigt fest, daß der fälschliche Verdacht wenigstens zum NPD-Verbotsverfahren geführt habe. - Ist das nicht eine journalistische Dekadenz, die die Grenze zum Reaktionären schon überschritten hat?

Bülow: Natürlich. Aber denken Sie nur an die Spiegel-Serie über die 19 Selbstmordflieger vom 11. September. Der Spiegel übernahm einfach die Darstellung aus den USA, nach der diese 19 Personen die Flugzeuge am 11. September gekapert und auf die Terrorziele gelenkt haben. Dabei stand bereits rund zehn Tage danach fest, daß sieben dieser Identitäten zu Personen gehören, die noch quicklebendig sind. Zwei Monate nach der Tat hatten diese Erkenntnisse den Spiegel noch nicht erreicht. Die FBI-Story mit den 19 Selbstmordpiloten wurde unkritisch übernommen. Allerdings hat es das ARD -Büro in Washington in seinem Sonderbericht zum Piloten-Thema auch nicht besser gemacht. Und auch im Fall bin Ladens fehlt es am kritischen Hinterfragen.

Frage: Ihr Buch hat den unterschwellig vorwurfsvollen Titel "Im Namen des Staates". Sie waren Bundestagsabgeordneter, Staatssekretär und Bundesminister. Sie waren selber "Staat".

Bülow: Ich hatte wenig Ahnung! Von den tief ins Politische gehenden Spielchen der Spionage wußte ich nichts. Horst Ehmke als zuständiger Kanzleramtsminister hatte eine gewisse Aufräumarbeit geleistet. Den Durchblick durch die unglaublichen Machenschaften habe ich erst durch meine Mitarbeit im Stasi- Untersuchungsausschuß, bzw. Schalck-Golodkowski- Untersuchungsausschuß bekommen. Dort wurden Erkenntnisse, die westliche Dienste in ihren Kontakten mit den früheren östlichen hätten zeigen können, abgeblockt. Dennoch konnte man erkennen, wie östliche und westliche Geheimdienste, mit ihren zweifach-, dreifach- und vierfach Agenten wie die Bisamratten in einem durchlöcherten Damm umeinander herumgekrabbelt sind. Ich bin dann den Spuren des Waffen-, Drogen- und High-Tech-Schmuggels im Einzelnen nachgegangen und habe mich mit den Informationen aus den Anhörungen des amerikanischen Kongresses, nicht zuletzt aber auch mit dem Material der geheimdienstkritischen Szene in den USA - die es dort, im Unterschied zu Deutschland, immerhin gibt - intensiv und jahrelang beschäftigt und meine Erkenntnisse schließlich ernüchtert in meinem Buch aufbereitet.

Interviewer: Moritz Schwartz, 1.2.2002


KRIEG UND TERROR - wo bleibt der zivile Widerstand?

Wolfgang Fischer

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Es ist eine Vorspiegelung falscher Tatsachen, wenn die Medien auch dann immer noch von Bürgerkriegen in den Staaten der Peripherie sprechen, wenn bereits klar ist, dass dort von außen hineingetragene Interessen vorhandene Konfliktstoffe aufstacheln und die Munition zur Eskalation liefern. Geheimdienste schaffen ein für ihre Auftraggeber günstiges Klima. Menschen, die sich in den betroffenen Ländern gegen soziale Ungerechtigkeit wenden, werden nicht nur vor Ort gnadenlos verfolgt. Als Asyl-Suchende an unseren Türen anklopfend, wird ihnen immer weniger Erbarmen entgegen gebracht, obwohl es eben gerade die Interessen der Industrienationen an Rohstoffen, Drogen, Edelmetallen, Edelsteinen sind, die ein menschenwürdiges Leben in ihrer Heimat zunichte machen, sei es in Kolumbien, Nigeria oder in jedwedem anderen Staat.

Auch Afghanistan war ein idyllisches Land bis es nach fast einem Jahrhundert in Frieden wieder in das Fadenkreuz der geopolitischen Interessen der Großmächte kam - heute sind die Menschen dort nach mehr als 2 Jahrzehnten Krieg ohne Hoffnung und das Land ist überhäuft von Militärschrott, Munition und anderen Giftstoffen.

Wenn wir uns die Situation der Deutschen nach dem letzten Krieg ins Gedächtnis rufen, dann erinnern wir uns an die gemeinsame Willenskundgebung:

NIE WIEDER KRIEG!

Doch die Interessen der Siegermächte wollten es anders und auch die deutsche Wirtschaft und Teile der Politik. So wurde gegen eine Protestbewegung, die auch damals schon kriminalisiert wurde, die junge Bundesrepublik 'wiederbewaffnet'. Die Kräfte allerdings, die allein zur Verteidigung der Landsgrenzen konzipiert und legalisiert wurden, sind heute - ohne dass darüber eine öffentliche Diskussion stattgefunden hätte - in weltweiten Kriegseinsätzen zu finden.

Entgegen allen offiziellen Beteuerungen dienen solche Einsätze weder dem Durchsetzen von Menschenrechten noch der Demokratisierung in anderen Staaten. Sie dienen einzig der Sicherung des Zugriffs auf 'Ressourcen'. Sie dienen somit neo-kolonialen Interessen aufkosten sozial-ökologischer Gerechtigkeit und Menschlichkeit.

So wie auf dem Balkan, im Nahen Osten und im Fernen Osten, in Mittel- und Südamerika, in Afrika Kriege geführt werden und die Lebensperspektive der dort lebenden Menschen den Interessen der Industrienationen untergeordnet wird, so wird im gleichen Maße die Lebensperspektive der Menschen der kriegsführenden Nationen immer ungewisser. Über nationale Anti-Terror-Gesetze werden demokratisch gewachsene Grundrechte ausgesetzt und durch die demokratisch niemals legitimierten internationalen WTO-Bestimmungen (GATS) werden sozial lebenswichtige Bereiche unserer Gesellschaft finanziell ausgetrocknet - nur um eine Militär- und Machtmaschinerie zu mästen, die uns letztlich allen an den Kragen geht.

Der Staat wird immer eigenmächtiger und gewalttätiger, während die Bevölkerung immer weniger nach ihrem Willen gefragt wird. Deutsche Soldaten sind, gegen den Geist des Grundgesetzes verstoßend, weltweit an Kriegshandlungen beteiligt. Das grundgesetzlich geschützte und geförderte Solidarprinzip droht durch die neoliberale Wirtschaftspolitik zerstört zu werden.

Lassen wir uns das nicht länger gefallen!

Leisten wir den W I D E R S T A N D ,
zu dem uns das Grundgesetz Artikel 20, Abs.4 auffordert!

Es geht um das Verteidigen unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung.

Es geht um das Einklagen der im Grundgesetz garantierten Grundrechte
aller Menschen, nicht nur der Deutschen!

Weltweit geht es um das Verwirklichen einer verantwortlichen Menschlichkeit!

 

Aufruf der IPPNW (International Physicians for Prevention of Nuclear War) :

Aufruf zu einer weltweiten Koalition für Leben und Frieden , diesen Aufruf hier unterschreiben.


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Emanzipation Humanum, Version 2. 2002 Kritik, Anregungen zu Form und Inhalt, Dialog sowie unveränderter Nachdruck bei Quellenangabe und Belegexemplar erwünscht. Übersetzung in andere Sprachen erwünscht. Kürzungen und Änderungen nach Absprache möglich.

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