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Übersicht zum Thema

 

Der Anschlag auf das WTC in New York und das Pentagon in Washington und seine Folgen

 Was bedroht die Zivilisation wirklich - und was ist das für eine Zivilisation?

 

siehe auch die umfangreichere (englische Version) oder auch (spanisch)
grüne zeitung/Übersicht: - Gegen den Krieg in Afghanistan
Berichte und Kommentare zum Krieg, CyberWeiber
Petitionen gegen den Wahnsinn
AUFRUF AN ALLE SOLDATEN DER BUNDESWEHR,
sich einem Einsatz im sogenannten Krieg gegen den Terror zu widersetzen

Der Anschlag auf das World Trade Center und das Pentagon (w.f.)

Das Leid der unschuldigen Opfer dieses Anschlags und ihrer Angehörigen und Freunde summiert sich mit dem Schmerz der Menschen, die seit Jahrhunderten darunter leiden, dass die durch die jeweils herrschende Macht definierte Gerechtigkeit ihnen die Lebensperspektive raubt.

Was bedroht die Zivilisation tatsächlich mehr, dieser Anschlag oder die historisch gewachsenen Gründe, die Menschen derart erniedrigend in die Enge treiben, dass sie als einzigen Ausweg aus ihrer und ihrer LeidensgenossInnen Lage den der mörderischen und selbstmörderischen Anschläge sehen?

Sind wir am 11.9.2001 wirklich mit einer neuen Dimension der Gewalt konfrontiert worden oder zeigt sie sich lediglich in unveränderter Form an einem unerwarteten Ort?

Wie schätzt wohl die irakische Bevölkerung die tagtäglichen Bombardierungen ein; und waren die beiden Bomben auf Hiroshima und Nagasaki nicht auch Akte des Terrors? Wie ist die flächendeckende Vernichtung der Natur, die Tötung und Verletzung zahlloser Menschen in Vietnam zu beurteilen?

Fragen müssen erlaubt sein, wenn wir uns nicht vollends unserer Hoffnung auf eine friedvolle Zukunft berauben wollen.

Warum all die Gewalt?

Auf der einen Seite geht es um ein politisch gewolltes, gewalttätiges Ausdehnen der Macht ohne Rücksicht auf die vitalen Interessen von Menschen und ganzen Völkern, denen der Raum und die materielle wie geistige Nahrung zum Leben verweigert werden.

Auf der anderen Seite geht es um den Widerstand gegen Ungerechtigkeit, Armut, Abhängigkeit, Unterdrückung, all den Wahnsinn auf der Welt, um Verzweiflungstaten Einiger, die auf die Hoffnungs- und Ausweglosigkeit ihrer Lage und die ihrer Mitmenschen aufmerksam machen wollen. Demütigung auf Dauer gebiert den Mut der Verzweiflung und dessen Früchte: Hass und Destruktion.

Gewalt muß ein Ende finden.

Nur das Berücksichtigen der allgemeinen Lebensinteressen, eine die Menschen aller Religionen, Abstammungen und Nationen als gleichberechtigt anerkennende, das Leben achtende und die Natur als unser aller Fundament schonende Politik kann ein Ende der Gewalt herbeiführen. Wenn es uns nicht gelingt, unsere Politik mit den von Gandhi erprobten Methoden in die Richtung einer 'Unendlichen Gerechtigkeit' zu lenken, sind weitere Verluste an Freiheit und Lebensqualität rund um den Erdball unausweichlich.

Das Motto der militärischen Antwort der von der US-Regierung geschmiedeten Allianz gegen den Terror anläßlich des Anschlags vom 11. September 2001 lautet: "Enduring Freedom" (Dauerhafte Freiheit).
Im Sinne des lebensverachtenden Kapitalismus ist diese Benennung folgerichtig, denn dieser Krieg zielt in erster Linie darauf, die Freiheit der Ausbeutung und Unterdrückung zur Sicherung der eigenen Macht- und Profitinteressen aufrecht zu erhalten. Menschenfreundliche Beweggründe für diesen wie für jeden anderen Krieg anzuführen, heißt lügen oder heucheln.


Die privatisierte Gewalt bedroht als Büttel des Staatsterrors den Weltfrieden (w.f., 21.12. 2001)

Seit Jahrzehnten unterstützen die USA geheimdienstlich weltweit Konfliktherde zur Destabilisierung der Lage in ihrem Sinne. Das ist eine klare Strategie, gewachsen in Köpfen wie Brzezinski (ehemaliger US-Sicherheitsberater, »Die einzige Weltmacht«) und sekundiert durch Szenarien wie von Huntington (US-Historiker, »Kampf der Kulturen«) entworfen.

Wenn Andreas von Bülow diese Einsichten geläufig sind und er sie in Buchform (»Im Namen des Staates, - CIA, BND und die kriminellen Machenschaften der Geheimdienste«) veröffentlicht, wenn er zudem unwidersprochen preisgibt, dass bereits 1993 bei dem ersten Bombenanschlag auf das WTC der Zünder vom FBI bereitgestellt wurde, dann kann auch Innenminister Schily nicht unwissend sein. Wenn Otto Schily vom "entstaatlichten Krieg" spricht, dann entlarvt er sich als Kollaborateur des Terrors und mit ihm alle anderen Politiker, die diese manipulierende Interpretation stützen.

Zum einen decken sie diejenigen Kräfte, die den Terror mit Gewinnen aus dem Heroin- und Kokoainhandel auf Kosten eines Millionenheers von Süchtigen finanzieren und dadurch völkerrechtswidrig ein friedliches Zusammenleben weltweit verhindern, zum anderen wirken sie terrorisierend auf den Staatsbürger zuhause, indem sie dessen Grundrechte durch sogenannte Anti-Terror-Gesetze beschneiden.

siehe auch: »Wer waren die Insider, KONKRET-Interview von Jürgen Elsässer mit Andreas von Bülow (Konkret 12, Dezember 2001)
Da sind Spuren wie von einer trampelnden Elefantenherde, Tagesspiegel Interview v. 13.1. 02 mit Andreas von Bülow
Thesen, die von der bürgerlichen Presse zensiert werden, Rote Fahne Interview v. 14.2. mit Andreas von Bülow
Deutschland: „Berlin ist eine belastete und naive Provinz" (der USA), Interview durch Moritz Schwarz: Der Geheimdienstexperte Andreas von Bülow über die Geostrategie der USA und die selbstverschuldete Ohnmacht der Europäer,
"Der Staat geht zu weit", Andreas von Bülow, Bundesminister a.D. und Geheimdienstexperte, über den V-Mann-Skandal des Verfassungsschutzes
„Die amerikanische Darstellung ist falsch", Geheimdienst-Experte Andreas von Bülow im OP-Interview (5.4.2002): "7 der 19 Attentäter haben nach dem 11. September noch gelebt"
(
alle 6 Bülow Interviews als ein pdf.dokument, 72 kb, 19 S.)


Weil wir gehasst werden

 Terrorismus und USA

von

Robert Bowman

 (pdf-format)

(Robert Bowman flog 101 Kampfangriffe in Vietnam. Heute ist er Bischof der Vereinigten Katholischen Kirche in Melbourne Beach, Florida/USA. Seine Stellungnahme zum Phänomen terroristischer Angriffe auf die USA erschien bereits im Frühjahr 1999 in DER PFLUG (eine Publikation der Bruderhöfe)

 "Wenn wir uns weiterhin über die wahren Hintergründe des Terrorismus täuschen lassen, wird er uns so lange weiter bedrohen, bis wir vernichtet werden. Die Wahrheit ist, dass keine unserer tausend Atomwaffen uns vor dieser Bedrohung schützen kann. Kein Star Wars- System - ganz egal wie technisch hochentwickelt, ganz egal wie viele Milliarden Dollar hineingesteckt worden sind - kann uns vor einer Atomwaffe schützen, die in einem Segelboot oder in einer Cessna, in einem Koffer oder in einem Mietwagen ankommt . Nicht eine einzige Waffe in unserem riesigen Arsenal, nicht ein Cent der 270 Milliarden Dollar, die wir jährlich für sogenannte Verteidigung ausgeben, kann uns gegen eine Terroristenbombe schützen. Das ist eine militärische Tatsache. Als Oberstleutnant im Ruhestand und jemand, der häufig Vorträge zum Thema nationale Sicherheit gibt, habe ich oft den Psalm 33 zitiert: "Wenn ein König in der Schlacht den Sieg erringt, dann verdankt er das nicht seiner großen Armee, und wenn ein Krieger heil davonkommt, dann liegt es nicht an seinen starken Muskeln".

 Die Frage ergibt sich: "Was können wir dann tun? Gibt es denn nichts wodurch wir unseren Bürgern Sicherheit bieten können?" Doch! Aber um das zu begreifen, müssen wir die Wahrheit über die Bedrohung kennen. Als Präsident Clinton dem amerikanischen Volk erklärte, warum wir Afghanistan und den Sudan bombardierten, sagte, er nicht die Wahrheit. Er sagte, wir wären das Ziel des Terrorismus, weil wir für Demokratie, Freiheit und Menschenrechte stehen. Unsinn! Wir sind das Ziel der Terroristen, weil unsere Regierung fast weltweit für Diktatur, Sklaverei und Ausbeutung steht. Wir sind das Ziel der Terroristen, weil wir gehasst werden. Und wir werden gehasst, weil unsere Regierung hassenswerte Taten begangen hat. In wie vielen Ländern haben die Vertreter unserer Regierung Führer, die von der Bevölkerung gewählt waren, abgesetzt und durch Militärdiktatoren ausgetauscht, die nichts anderes als Marionetten und bereit waren, ihre eigenen Bürger an amerikanische Großkonzerne zu verkaufen? (Zitat in Diesseits von Eden am 23.09.01) WDR 5

 Wir taten dies im Iran, als die US Marine und das CIA Mossadegh absetzten, weil er die Ölindustrie nationalisieren wollte. Wir ersetzten ihn durch den Schah, und wir bewaffneten, trainierten und bezahlten dessen gehasste Geheimpolizei, die die Menschen im Iran versklavte und terrorisierte nur um die finanziellen Interessen unserer Ölkonzerne zu schützen.

 Ist es da ein Wunder, dass es Leute im Iran gibt, die uns hassen? Wir taten dies in Chile. Wir taten dies in Vietnam, Und es ist noch nicht so lange her, da versuchten wir, es auch im Irak zu tun. Und natürlich, wie oft haben wir es in Nicaragua getan und in all den anderen latein-amerikanischen Bananenrepubliken? Wieder und wieder haben wir angesehene Führer verdrängt, die den Reichtum des Landes unter den Leuten, die dafür gearbeitet haben, verteilen wollten. Wir ersetzten sie durch mörderische Tyrannen, die ihre eigenen Leute verkauften, sodass der Reichtum des Landes durch Konzerne wie Domino Sugar, Folgers und Chiquita Banana ausgebeutet werden konnte. In einem Land nach dem anderen hat unsere Regierung Demokratie vereitelt, Freiheit unterdrückt und ist auf den Menschenrechten herumgetrampelt. Deswegen wird sie rund um die Welt gehasst. Und deswegen sind wir das Ziel der Terroristen. In Kanada genießen die Menschen Demokratie, Freiheit und Menschenrechte; ebenso die Menschen in Norwegen und Schweden. Hast du schon mal von einer kanadischen Botschaft gehört, die bombardiert wurde? Oder von einer norwegischen oder schwedischen?

 Wir werden nicht gehasst, weil wir Demokratie ausüben, Freiheit schätzen oder die Menschenrechte unterstützen. Wir werden gehasst, weil die amerikanische Regierung diese Dinge den Menschen in den Dritte-Welt-Ländern versagt, deren Rohstoffe von unseren Großkonzernen begehrt werden: Der Hass, den wir säten, ist zurückgekommen, um uns in der Form des Terrorismus zu bedrohen - und in der Zukunft: Atomterrorismus!

Sobald die Wahrheit erkannt ist, warum diese Bedrohung besteht, wird die Lösung klar: Wir müssen unsere Richtung ändern. Unsere Atomwaffen loszuwerden - gegebenenfalls einseitig - wird unsereSicherheit erhöhen, und eine drastische Änderung unserer Außenpolitik wird sie garantieren. Anstatt unsere Söhne und Töchter um die Welt zu schicken, um Araber zu töten, damit wir das öl, das unter deren Sand liegt, haben können, sollten wir sie senden, um deren Infrastruktur wieder in Stand zu setzen, reines Wasser zu liefern und hungernde Kinder zu füttern. Anstatt damit weiterzumachen, sollten wir den Irakern helfen, ihre Elektrizitätswerke, ihre Wasseraufbereitungsanlagen und ihre Krankenhäuser wieder aufzubauen - all die Sachen, die wir zerstörten und deren Wiederaufbau wir verhinderten. Anstatt Terroristen und Todesschwadronen auszubilden, sollten wir die School of Americas schließen. Anstatt Aufstand, Zerrüttung, Mord und Terror weltweit zu unterstützen, sollten wir den CIA abschaffen und das Geld Hilfsorganisationen geben. Kurzum, wir sollten Gutes tun anstelle von Bösem.

Wer würde versuchen, uns aufzuhalten? Wer würde uns hassen? Wer würde uns bombardieren wollen? Das ist die Wahrheit, die die amerikanischen Bürger - und die Welt hören müssen."

 aus: Bremer Lehrer Zeitung, Zeitung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaften, November 2001 S.20,21


AUFRUF AN ALLE SOLDATEN DER BUNDESWEHR,
sich einem Einsatz im sogenannten Krieg gegen den Terror zu widersetzen.

Aufruf an die Hochschullehrer und Hochschullehrerinnen in Berlin, ihren Protest gegen den Kriegseinsatz mit einer zeitweiligen Arbeitsniederlegung am 20./21. November auszudrücken.

DER BUNDESTAG HAT DEN KRIEGSEINSATZ DER BUNDESWEHR BESCHLOSSEN.

Der Bundestag hat am 16. 11 2001 beschlossen, rund 3900 Soldaten für einen Kriegseinsatz mit unbekanntem Ziel und unbekanntem Ort bereitzustellen. Die angegebennen möglichen Einsatzregionen umfassen neben Afghanistan fast den halben Globus. Der Bundestag hat der Bundesregierung eine Pauschalermächtigung erteilt. U. a. sollen auch 100 Spezialkräfte für kurzfristige Bodeneinsätze bereitgestellt werden. Der Bundestagsbeschluß ist mit dem Grundgesetz nicht vereinbar. Der 27. Richterratschlag hat am 3. /4. November erklärt: "Für einen Angriff auf Afghanistan, der die Regierung der Taliban stürzen will, fehlt jede völkerrechtliche Legitimation. Deutschland darf sich an einem völkerrechtswidrigen Krieg nicht beteiligen."

Auch die Ausrufung des Bündnisfalles war rechtswidrig. Die Terroranschläge gegen die USA sind kriminelles Unrecht. Sie bedeuten aber im völkerrechtlichen Sinn keinen Angriff auf die USA. Auch wenn das Ausmaß von Leid groß ist: Krieg bedeutet im internationalen Recht die bewaffnete Auseinandersetzung zwischen Staaten. Definitiv seit der Verabschiedung der UN-Charta von 1945 haben sich die Staaten darauf geeinigt, daß staatlich-militärische Gewaltanwendungen außer zur Selbstverteidigung niemals zulässig sind. Völkerrechtlich gilt also ein striktes Gewaltverbot. Die zwei Ausnahmen: Die UNO stellt eine Bedrohung des Weltfriedens fest, die ohne Gewaltanwendung nicht zu beseitigen sei, ein kriegerischer Angriff liegt vor und berechtigt einzelne Staaten allein oder in Bündnissen sich dagegen zu verteidigen - bis die UNO Maßnahmen ergriffen hat, die diese einzelstaatlichen Aktionen überflüssig macht. Die Entscheidung über einen Gewalteinsatz liegt also bei der UNO.

VÖLKERRECHT: TERROR DARF NICHT MIT KRIEG BEANTWORTET WERDEN.

Es handelt sich bei den Terroranschlägen völkerrechtlich nicht um einen Krieg. Die Anschläge sind keinem Staat zurechenbar. Die Angriffe sind nicht mehr gegenwärtig. Das heißt, eine Verteidigung gegen sie kann nicht mehr stattfinden. Beweise für neu geplante Terroranschläge liegen nicht vor. Es geht also nicht um eine individuelle oder kollektive Selbstverteidigung gemäß UN-Charta, sondern um einen Fall internationaler Strafverfolgung. Völkerrecht und Menschenrecht kennen weder Vergeltung noch Rache.

KRIEG IST KEINE LÖSUNG - ER FORDERT NUR NEUE OPFER!

Die jetzt in Gang gesetzten kriegerischen Reaktionen sind vollkommen ungeeignet, ein Mehr an Sicherheit zu erreichen. Sie wären genau die Reaktionen, die die Terroristen sich wünschen. Denn sie könnten dazu führen, neue terroristische Aktionen bis hin zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Staaten zu provozieren. Die rechtlichen Argumente gegen kriegerische Maßnahmen sind nur die eine Seite - jede vernunftbegabte menschenrechtliche Analyse stuft solche Maßnahmen ohnehin als friedenspolitisch sinnlos, ja kontraproduktiv ein. Der Krieg gegen Afghanistan hat schon jetzt unendlich viel neues Leid erzeugt: Zivilistinnen und Zivilisten, die mit den Terroranschlägen nichts zu tun haben, werden verletzt oder zu Tode gebombt. Bomben haben Krankenhäuser und Rot-Kreuz-Lager getroffen. Tausende Menschen haben sich auf die Flucht begeben und wissen nicht, zu welchem Ziel.

SOLDATINNEN UND SOLDATEN: VERWEIGERN SIE SICH GEGENÜBER DIESEM KRIEG!

Aus all diesen Gründen rufen wir alle Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr auf, sich diesem Einsatz zu verweigern. Während eines solchen Einsatzes werden alle zu Rädern im Getriebe - nicht nur diejenigen, die direkt in kriegerische Handlungen verwickelt sind. Verweigern Sie angesichts der - mit dem Bombenkrieg gegen Jugoslawien begonnenen - neuen kriegerischen Einsatzformen der Bundeswehr den Kriegsdienst aus Gewissensgründen (ART. 4 Abs. 3 GG) Wenn Sie nur aktuell den jetzt bevorstehenden Kriegseinsatz ablehnen, verweigern Sie den Gehorsam gegenüber allen entsprechenden Befehlen! Klagen Sie beim Bundesverfassungsgericht das Recht auf situationsbezogene Kriegsdienstverweigerung ein! Das im Grundgesetz verbürgte Recht auf Gewissensfreiheit steht rechtssystematisch höher als einfache Gesetze wie das Soldatengesetz! Beteiligen Sie sich nicht an diesem Krieg!

Wir selbst werden am 20./21. November als Ausdruck unseres Protestes unsere Arbeit in Forschung, Lehre und Selbstverwaltung niederlegen. Wir legitimieren diese Form der Dienstrechtsverletzung aus den genannten inhaltlichen Gründen, unserer Verpflichtung auf das Grundgesetz und in Verantwortung für eine auszubildende Generation, die wir bei der Verweigerung dieses neuen Kriegsdienstes aus Gewissensgründen unterstützen wollen.  

ERSTUNTERZEICHNER u. a.: Prof. Anke Bennholdt-Thomsen (Germanistik), Prof. Peter Grottian (Politikwissenschaft), Prof. Fritz Vilmar (Politikwissenschaft), Prof. Wolf-Dieter Narr (Politikwissenschaft), Prof. Manfred Liebel (Erziehungswissenschaften), Prof Michael Hoenisch (Literatur Nordamerikas), Prof. Bodo Zäuner (Politikwissenschaft), Prof. Gabriele Steckmeister (Pol. Wiss.), Prof. Günter Faltin (Wirtschaftspädagogik)


KONKRET-Interview - Konkret 12, Dezember 2001, S. 14 - 17

»Wer waren die Insider?«

Was weiß die CIA über den 11. September? Daß selbst der frühere Bundesminister Andreas von Bülow über diese Frage nicht im »Spiegel« oder »Stern« nachdenken darf, sondern bei KONKRET ein Refugium findet, spricht Bände über die Lage der Nation. Mit ihm sprach Jürgen Elsässer

KONKRET: Beim Terroranschlag auf das World Trade Center ist noch vieles nicht aufgeklärt. So gab es vor dem 11. September Warnungen sowohl des französischen Geheimdienstes als auch des Mossad. Trotzdem waren die US-amerikanischen Behörden offenbar völlig unvorbereitet: keine erhöhte Sicherheitsstufe auf den Flughäfen, eine völlig verschlafene und unprofessionelle Reaktion der Luftraumüberwachung und der Flugabwehr.

Von Bülow: Das Merkwürdige ist, daß die Amerikaner bis zur Tat völlig ahnungslos waren und hinterher keine 48 Stunden brauchten, um der Weltöffentlichkeit den Täter zu präsentieren: Bin Laden und sein sagenumwobenes Terrornetz Al-Qaida. Was die Warnungen etwa des Mossad anging, würde man schon gerne wissen, was die gewußt und was sie weitergegeben haben. Das muß nicht immer dasselbe sein, wie zum Beispiel das Selbstmordattentat islamistischer Täter auf eine US-Kaserne in Beirut Anfang der achtziger Jahre zeigt: Der Mossad wußte im voraus den genauen LKW-Typ samt Farbe, den die Täter später benutzten. An die CIA weitergegeben haben sie aber nur die Warnung im allgemeinen, ohne diese Details.

KONKRET: Warum?

Von Bülow: Begründet wird diese Zurückhaltung bei Geheimdiensten mit dem Quellenschutz: Gibt man die Details preis, sind Rückschlüsse auf den oder die Informanten möglich. Daneben spielen die Geheimdienste, auch die westlichen, natürlich oft gegeneinander, ein bisweilen bizarres Machtspiel.

KONKRET: Also wußte die CIA vielleicht auch diesmal gar nicht so viel?

Von Bülow: Das will ich damit nicht gesagt haben. Denken Sie etwa zurück an den ersten Anschlag auf das World Trade Center im Jahre 1993. Damals wurde ja die ganze islamistische Bande geschnappt, die die Aktion durchgeführt hatte. Inzwischen hat sich herausgestellt, daß die Kameraden schon lange vorher von CIA und FBI unterwandert waren. Der Bombenbastler war ein Agent provocateur des FBI, dessen Führungsoffizier versprochen hatte, die zur Explosion notwendigen Chemikalien rechtzeitig gegen harmlose auszutauschen, so daß die Täter zwar hätten in die Falle gelockt werden können, Schaden jedoch vermieden worden wäre. Doch das Versprechen wurde seitens des FBI nicht eingehalten. 1.000 Verletzte und einige Tote waren die Folge. Noch eine Seltsamkeit: Die Mitglieder der Terrorgruppe hatten eigentlich Einreiseverbot in die USA gehabt, standen auf einer Liste des FBI und des State Department. Doch die CIA sorgte dafür, daß dieses Verbot umgangen wurde. Das Grauen des 11. September ist ein Gau der amerikanischen Dienste. Insgesamt gibt es 26 an der Zahl, und sie stehen in Konkurrenz zueinander. Man kann sich schon vorstellen, daß Nichtzyniker an diesem Wirrwarr und Chaos verzweifeln. Wer seinem Staat Terroranschläge vermeiden helfen will, findet sich in einem Sumpf sondergleichen wieder.

KONKRET: Also jeder gegen jeden, und die Terroristen profitieren davon?

Von Bülow: Die entscheidende Frage ist doch: Wer sind die Terroristen? Der frühere Chef einer strategischen Einheit zur Bekämpfung der obersten Ebene des internationalen Drogenhandels sagte in einer Kongreß-Anhörung, er habe in seiner dreißig-jährigen Tätigkeit für die Drug Enforcement Agency keinen größeren Fall erlebt, bei dem ihm nicht die CIA die Zügel aus der Hand genommen hätte.

Konkret: Aber am 11. September ging es nicht um ein Drogendelikt.

Von Bülow: Bin Laden ist ein Produkt der CIA, geschaffen zunächst im Kampf gegen die Sowjetunion. Es ging dabei nicht nur um die Abwehr der sowjetischen Intervention in Afghanistan. Es ging um die Destabilisierung der UdSSR über ihre Teilstaaten mit muslimischer Bevölkerung. Noch bevor die Kommunisten 1978 in Afghanistan an die Macht kamen, hatte die CIA Unruhen in Afghanistan unterstützt. Die Zentralregierung wurde nicht Herr der Lage. Die Kommunisten kamen ans Ruder, scheiterten ebenfalls und holten die sowjetischen Truppen ins Land. Damit waren sie in die Falle gelaufen, die der damalige US-Sicherheitsberater Brzezinski sich ausgedacht hatte und mit derer Hilfe er ihnen ein russisches Vietnam bereiten wollte. Nun wurden in einer Aktion, die die CIA zusammen mit den saudischen und pakistanischen Geheimdiensten ins Werk setzte und bei der die Finanzierung durch den Drogenhandel eine große Rolle spielte rund hunderttausend Freiheitskämpfer aus den muslimischen Ländern Nordafrikas und des Nahen Ostens als Söldner zum Kampf gegen die gottlosen Sowjets angeworben, Freiheitskämpfer - in Anführungszeichen. In Wirklichkeit handelt es sich um die Taugenichtse und Raufbolde der gesamten islamischen Welt. Wo immer ein schwarzes Schaf der Familie oder des Dorfes nicht gut tat, lockte der Ruf der Mudjaheddin an den Hindukusch - wo man sich gegen Öl- und Drogengeld nützlich machen konnte. Die Taliban selbst wurden aus den koranstrengen Waisenhäusern Pakistans angeheuert. Osama Bin Laden war einer der Organisatoren des fundamentalistischen Werbefeldzuges, wobei ihm durchaus gestattet war, seine rund 10.000 Söldner aus militant antiwestlichen, antiamerikanischen Kreisen anzulocken. Teile dieser Truppe wurden eigens in CIA-Lagern für spezielle Aufgaben trainiert. Es handelt sich folglich eher um Desperados als um hochreligiöse Leute. So wie wenn wir die Radaubrüder unserer Fußballstadien zum heiligen Kampf gegen den Islam heranziehen würden. Doch für die Gehirnwäsche des westlichen Publikums mit dem Ziel, den neuen Feind Islamismus im Sinne des »Clash of Civilizations« einzuhämmern, sind sie bestens geeignet.

KONKRET: Sie waren beim Einmarsch der Sowjets in Afghanistan Mitglied der Bundesregierung. Wie hat das Kabinett Schmidt über die Sache diskutiert?

Von Bülow: Kaum. Ich erinnere mich nur, daß Washington mächtig Druck auf uns ausübte, wegen Afghanistan die Olympischen Spiele in Moskau zu boykottieren. Wie stark der Druck war, zeigt auch eine andere Episode: Anfang der achtziger Jahre drängte der amerikanische Viersterne-General und Nato-Oberbefehlshaber Haig mit aller Macht darauf, jedes noch so kleine nationale Manöver als Teil seiner großen Nato-Herbstmanöver deklarieren zu können. So kam es, daß an einem Wochenende alles in allem von Norwegen bis zur Türkei rund eine satte Million Nato-Soldaten von Westen Richtung Osten in Bewegung war. Als Staatssekretär erlaubte ich mir anzumerken, daß ich dies für problematisch hielte, zumal westlicherseits alle Warnlampen angingen, sollte der Warschauer Pakt uns ein ähnliches Szenario in Ost-West-Richtung bieten. Die kleine Kritik fand ein weltweites Echo, in den USA und bis nach Hawaii. Als ich kurz darauf dem Weißen Haus einen Besuch abzustatten hatte, lief mir scheinbar zufällig Brzezinski über den Weg mit der Frage: »Are you the guy talking about manouvres in Europe?« Aus heutiger Sicht zündelte der Mann schon damals von der europäischen wie der asiatischen Seite. Das geopolitische Spiel findet derzeit seine Fortsetzung in der Nato-Erweiterung bei gleichzeitigem Aufbau von militärischen Positionen in den selbständigen asiatischen Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Ich entsinne mich im übrigen, daß anläßlich der Kontakte zwischen SPD und KPdSU die Sowjets mehrfach deutlich machten, daß sie lieber heute als morgen aus Afghanistan abziehen würden, jedoch das zu erwartende Sicherheitschaos der sich bekämpfenden afghanischen und pakistanischen War- und Drogenlords fürchteten. Sie versuchten, die USA zu einem gemeinsamen Vorgehen zu gewinnen. Doch Washington blieb taub auf diesem Ohr.

KONKRET: Hatte nicht auch der BND seinen Anteil an der Afghanistanoperation der CIA?

Von Bülow: Höchstens als Sekundant. Die Deutschen entwickeln zuweilen sentimentale Bindungen zu den leidgeprüften Völkerschaften der Region. Bei Jürgen Todenhöfer, dem inoffiziellen Afghanistanemissär der CDU, kann ich mir durchaus vorstellen, daß er gemeinsam mit den Mudjaheddin am Lagerfeuer saß und Freiheitslieder sang. Die verdeckten Operateure der CIA verfolgen knallhart die verdeckten, demokratisch nicht legitimierten Ziele ihres Landes. Als die CIA einst den 30.000 kurdischen Kämpfern gegen Saddam Hussein nach jahrzehntelanger verdeckter Nutzung im Interesse des Schah-regierten Iran den Geld- beziehungsweise Drogenhahn zudrehte und Führer und Mannschaften der Vernichtung durch den Diktator preisgab, meinte Henry Kissinger, der Vorgänger Brzezinskis, man solle doch bitte verdeckte Operationen nicht mit Missionsarbeit verwechseln.

KONKRET: Zurück zum 11.9. Mir scheint bemerkenswert, daß Präsident Bush am Tattag nicht nach New York kommen wollte - aus Angst, auch auf ihn beziehungsweise die Airforce One sei ein Attentat geplant. William Safire von der »New York Times« hat recherchiert, daß die Terroristen Informanten in den US- Geheimdiensten gehabt haben müssen.

Von Bülow: Das ist durchaus möglich. Noch interessanter scheint mir die Interpretation eines britischen Flugingenieurs zu sein, der behauptet, die Linienmaschinen seien am 11. September nicht gekidnappt, sondern über eine »Hintertür« in den Bordcomputern unter Ausschaltung der Piloten vom Boden aus in die Ziele gesteuert worden.

KONKRET: Das Gegenteil ließe sich leicht beweisen, wenn die Ermittlungsbehörden die Auswertung der Flugschreiber und Voice- Recorder der Flugzeuge drei und vier - die eine ist ins Pentagon gesteuert worden, die andere abgestürzt - veröffentlichen würden. Aber das passiert nicht.

Von Bülow: Es gibt eine Reihe ungeklärter Abstürze an der amerikanischen Ostküste, etwa die Swissair-Maschine oder die der Egypt Air. Für die Version des britischen Flugingenieurs könnte auch sprechen, daß die angeblichen Flugzeugentführer offensichtlich gar nicht in der Lage waren, eine Maschine zu steuern. Zeitungen aus Florida berichten, daß die Flugausbildung dieser Leute vollkommen gescheitert sei. Über einen der Verdächtigten sagte die Flugschule, nach 600 Flugstunden hätte man ihm noch nicht einmal eine Cessna anvertrauen können. Über einen anderen hieß es, er sei so dumm, daß Zweifel aufgekommen seien, ob er Überhaupt ein Auto zu steuern in der Lage sei.

KONKRET: Dabei muß man bedenken, daß zumindest Maschine Nummer drei ein außerordentlich kompliziertes Flugmanöver durchgeführt hat.

Von Bülow: Sie steuerte zunächst das Weiße Haus in Washington an und änderte dann mit einem 270-Grad-Looping knapp über die Telegraphenleitungen hinweg ihren Kurs aufs Pentagon. Das erfordert Können und viel Flugerfahrung. Im übrigen mache ich mir die Theorie des britischen Flugingenieurs ja nicht zu eigen. Ich behaupte nur, daß die Zweifel und Fragen, die er und andere formulieren, öffentlich debattiert und fachmännisch untersucht werden müssen.

KONKRET: Auch bei den Insider-Börsengeschäften werden keine Fragen mehr gestellt.

Von Bülow: In der Tat. In der Woche vor dem Anschlag stieg der Umsatz mit Aktien, die später infolge der Ereignisse im Kurs drastisch abstürzen sollten, um 1.200 Prozent. Die Aktien wurden zum Kurs vor dem Ereignis teuer verkauft, sollten jedoch einige Zeit danach erst übereignet werden. Man konnte sich so als Verkäufer nachträglich zum Crashkurs eindecken und die Differenz als Gewinn einstreichen. Es handelte sich um Aktien der beiden Fluggesellschaften, aber auch der im World Trade Center in je 22 Stockwerken beherbergten Finanzinstitute Morgan Stanley und Merryll-Lynch. Außerdem kauften diese lnsider amerikanische Staatsanleihen im Wert von fünf Milliarden Dollar in der Erwartung, daß auf Grund der nationalen Katastrophe ihr Wert steil ansteigen werde. Wer waren die Insider, und über welche Kanäle gelangten sie zu ihrer Kenntnis? Und wo sind die Erkenntnisse der amerikanischen Finanzfahndung, die routinemäßig auffällige Spekulationen auf künftige Terrorereignisse zur Gewinnung von Hinweisen auf Attentate erfaßt?

KONKRET: Bush senior arbeitet über die Carlyle Group, eine internationale Anlagefirma, für die Familie Bin Laden in Saudi Arabien. »Die Vorstellung, daß der Vater des Präsidenten, auch er ein ehemaliger Präsident, Geschäfte mit einer Firma macht, die vom FBI wegen der Terroranschläge am 11. September untersucht wird, ist schrecklich«, schrieb die US-amerikanische Antikorruptions-NGO »Judicial Watch«.

Von Bülow: Bush senior ist ein alter CIA-Mann. Er war 1976/77 Direktor der Agency. Bekannt sind seine Verbindungen zum panamesischen Präsidenten Noriega, der auf seinem Staatsgebiet den Drogenhandel nach Amerika und die Landung von Flugzeugen voller Drogengeld zum Zwecke der internationalen Geldwäsche erlaubte. Seine jährlichen 200.000 Extra-Dollars aus CIA-Quellen überstiegen eine Zeitlang das Gehalt selbst des US-Präsidenten.

KONKRET: Es gibt Berichte, daß der Krieg gegen Afghanistan keine Reaktion der USA auf den Terror vom 11.9. ist, sondern bereits vorher geplant war. »Evidence suggests, that Washington had planned to move against Bin Laden in the summer«, schrieb der britische »Guardian«..

Von Bülow: Eine amerikanische Öl- und Gasgesellschaft will seit Jahren Öl aus dem Kaspischen Becken über eine milliardenschwere Pipeline durch Afghanistan zum indischen Ozean transportieren. Die CIA hoffte, die Taliban zum Schutz der Investition nutzen und zugleich die Trasse über das Territorium des »Rüpelstaates« Iran verhindern zu können. Möglicherweise führt ja der Krieg jetzt zu einer neuen Regierung in Kabul, die dem Vorhaben aufgeschlossen gegenübersteht.

Alles in allem kann man davon ausgehen, daß die strategischen Köpfe der CIA in aller Regel den geopolitischen Vorstellungen folgen, die der bereits erwähnte Brzezinski in »Die einzige Weltmacht« niedergeschrieben hat. Dieses Buch ist zusammen mit Huntingtons »Clash of Civilizations« die Blaupause für die verdeckte, letztlich maßgebende US-Außenpolitik der nächsten Jahre und Jahrzehnte: Brzezinski überprüft die wichtigsten Staaten der Reihe nach darauf hin, wer sich zum Gegner der US-Dominanz aufwerfen könnte. Es werden Ansätze gesucht, wie diese potentiellen Gegner geschwächt werden können - er sieht das Ganze als Schachspiel, in dem die Hauptfiguren als Staaten gegeneinander gesetzt werden und innerhalb der Staaten oft ethnische Minderheiten als Bauern Verwendung finden. Man fördert die Scharfmacher unter den Führern von Minderheiten, desavouiert die Friedfertigen, schürt die Leidenschaften, vermittelt Waffen, finanziert über Drogen. Sollte die jeweilige Zentralregierung sich dann gezwungen sehen, zur Erhaltung des Landfriedens etwas robuster vorzugehen, folgt die öffentliche Anklage wegen Verletzung der Menschenrechte. Brzezinski ist wie besessen von der Frage nach der Beherrschung des eurasischen Raums zwischen Atlantik und Pazifik, für ihn der Schlüssel zur globalen Dominanz. Und da der Mensch, fehlbar wie er nun einmal ist, hassen will und muß, bietet der Harvard-Professor Huntington den Islam als neuen Gegner des Westens, dem er das orthodoxe Christentum Osteuropas gleichordnet.

KONKRET: Welche Kontakte zwischen Bin Laden und der CIA gibt es aus der jüngeren Vergangenheit?

Von Bülow: »Le Figaro« meint, Bin Laden habe sich noch im Juli dieses Jahres mit dem CIA-Chef in Dubai getroffen. Der CIA-Mann habe sich in seinem Bekanntenkreis dieses Treffens gerühmt.

KONKRET: Wenn Sie auf die Rolle der CIA und anderer westlicher Dienste in bezug auf den 11. September hinweisen, werden Sie sicherlich mit dem Vorwurf konfrontiert, Verschwörungstheorien anzuhängen.

Von Bülow: Nicht ich bin derjenige, der eine Verschwörungstheorie vertritt. Vielmehr müssen diejenigen sich den Vorwurf gefallen lassen, die ohne stichhaltige Beweise - jedenfalls wurden bisher keine vorgelegt - eine Bin-Laden-Verschwörung am Werke sehen. Dabei werden wieder die Medien zur Desinformation genutzt. Zum Beispiel las man in der »New York Times«, Bin Laden habe in einer Erklärung die Attentate begrüßt, die Täter als Helden« gelobt. Die Äußerung wurde von einem in Afghanistan lebenden Palästinenser übermittelt, der weitergab, was ein Freund aus der Umgebung Bin Ladens über dessen Reaktion gehört haben wollte. Zur gleichen Zeit übersetzte der »Bonner Generalanzeiger« die von BBC übermittelte Erklärung Bin Ladens, in der er den Tod Unschuldiger am 11.9. bedauerte. Wieso wählt die »New York Times« die mit hoher Wahrscheinlichkeit verfälschte Nachricht? Ich behaupte jedenfalls nicht, daß ich Antworten hätte auf Fragen, die in den Medien nicht gestellt werden - mit der Folge daß die Verantwortlichen sich zu überzeugenden Antworten nicht veranlaßt sehen. Statt dessen werden Bilder vermittelt, die den im Sandsturm reitenden Bin Laden zeigen, den apokalyptischen Reiter, den unberechenbaren, hinterhältigen, grausamen neuen Feind!

KONKRET: Warum reagieren die Medien, auch in Deutschland, wie gleichgeschaltet?

Von Bülow: Lediglich Frankreich scheint einigermaßen der Hysterie und der uneingeschränkten Gefolgschaft zu trotzen. In der Politik wie in den Medien. Die Wellen der Gleichschaltung habe ich nun schon mehrfach erlebt. Bei der Neutronenwaffe hatte es noch nicht geklappt. Doch anläßlich der Nachrüstung von 100 Mittelstreckenraketen Anfang der achtziger Jahre wurde die Gleichschaltung bereits handgreiflich. Dann bei der Unterdrückung jeder Wortmeldung über den angeblich schnellen Weg zu den blühenden Landschaften. Mit am schlimmsten habe ich die Manipulation aus Anlaß des Golfkrieges empfunden, wo Saddam Hussein nach massiver Aufrüstung durch den Westen unter anderem in die Falle der amerikanischen Botschafterin lief, die ihm zugesichert hatte, daß Grenzstreitigkeiten mit Kuwait die USA nicht kümmerten. Beim Krieg der Sterne unter Reagan und jetzt wieder Bush zeichnet sich dieselbe Tendenz auch in unserer Presselandschaft ab.

KONKRET: Sie haben das Phänomen zutreffend beschrieben, aber noch nicht erklärt.

Von Bülow: Von einem Informanten in den USA weiß ich, daß in den größeren Redaktionen und Nachrichtenagenturen eine Person des Vertrauens der CIA sitzt, die in der Lage ist, kritische Angelegenheiten im Zweifelsfall vom Transportband der Nachrichten zu nehmen oder das Totschweigen zu veranlassen. Ob der BND ähnliche Macht hat, weiß ich nicht. Die maßgeblichen Medienzaren der USA sitzen in Beratungsgremien der Geheimdienste. Die CIA hilft ausländischen Journalisten und Nachrichtenagenturen mit Geld auf die Sprünge. Im übrigen stehen Journalisten oft im Klientelverhältnis zu den Diensten. Die heiße Story wird von dort herausgereicht zur angemessenen Verbreitung. Verläßt der Journalist den Mainstream, bleiben die Lieferungen aus. Bleibt er jedoch auf Kurs, wird er zu Hintergrundgesprächen und Konferenzen eingeladen, oft an den schönsten Orten der Welt, in den besten Hotels, mit prominenten Gesprächspartnern. Wer als »Defense intellectual« gilt, hat ein schönes Leben und exklusive Informationen - von Korruption will da keiner sprechen. Aber der Unterschied zu einem Journalisten, der etwa in Frankfurt- Bockenheim an seinem Schreibtisch sitzt und täglich auf sich gestellt seine Informationen zusammensuchen muß, ist beträchtlich.

Ein Weiteres kommt hinzu: Die wichtigste Aufgabe der Geheimdienste ist die Täuschung der Öffentlichkeit. Der eigentlichen Kausalkette soll niemand auf die Schliche kommen. Einen Bergstamm in Burma mit 30.000 Mann zum Kampf gegen den Vietcong zu gewinnen, ist nicht schwer, dazu reicht es, Geld und Waffen bereitzustellen. Viel schwieriger ist es, das Ganze so zu drehen, daß der Dienst nicht selbst als Verursacher und Auftraggeber in Erscheinung tritt. Also dirigiert und finanziert die CIA über raffinierte Umwege. Die mittel-amerikanischen Contras bekamen Waffen und Geld über Drogenhändler, di e im Gegenzug geschützt vor Strafverfolgung ihre Ware in den USA oder Europa absetzen konnten. Die Wäsche des eingenommenen Drogengeldes wird gedeckt, damit der geheime Kreislauf funktioniert. Alles wird so verwickelt arrangiert, da ß jeder für verrückt erklärt werden kann, der die wirklichen Zusammenhänge erahnt oder darstellt. Um so kommoder ist die Welt eingerichtet für Journalisten, die auf dem Schoß der Geheimdienstleute sitzen und auf die Desinformation zum Füllen ihrer Spalten warten.

KONKRET: Sie waren Staatssekretär und Minister. Wie reagieren die Sozialdemokraten ihrer Generation - Leute wie Bahr und Schmidt - auf ihre Recherchen?

Von Bülow: Da gibt es keine Reaktion. Wer meine Analyse für richtig hält, müßte auf Gegenkurs gehen. Wer sie für falsch hält, müßte argumentieren können.

 

Andreas von Bülow, Jahrgang 1937, hat seine Erfahrungen mit staatlicher Vertuschung gemacht. Im Schalck-Golodkowski-Untersuchungsausschuß des Deutschen Bundestages wurden ihm Erkenntnisse über die Stasi bereitwillig zur Verfügung gestellt, doch sobald es um die Rolle der westlichen Geheimdienste ging, biß er auf Granit. Der frühere Staatssekretär im Verteidigungsministerium (1976-1980) und Bundesforschungsminister (1980-1982) hat über die »kriminellen Machenschaften der Geheimdienste« das Buch »Im Namen des Staates« verfaßt und arbeitet heute als Anwalt.

 Konkret 12, Dezember 2001, S. 14 - 17


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