Übersicht
zum Thema
Der
Anschlag auf das WTC
in New York und das Pentagon
in Washington und seine Folgen
Was
bedroht die Zivilisation wirklich - und was ist das für
eine Zivilisation?
siehe
auch die umfangreichere (englische
Version)
oder auch (spanisch)
grüne
zeitung/Übersicht: - Gegen
den Krieg in Afghanistan
Berichte
und Kommentare zum
Krieg,
CyberWeiber
Petitionen
gegen den Wahnsinn
AUFRUF
AN ALLE SOLDATEN DER BUNDESWEHR,
sich einem Einsatz im sogenannten Krieg gegen den Terror zu
widersetzen
Der
Anschlag auf das World Trade Center und das
Pentagon
(w.f.)
Das
Leid der unschuldigen Opfer dieses Anschlags und ihrer
Angehörigen und Freunde summiert sich mit dem Schmerz
der Menschen, die seit Jahrhunderten darunter leiden, dass
die durch die jeweils herrschende Macht definierte
Gerechtigkeit ihnen die Lebensperspektive raubt.
Was
bedroht die Zivilisation tatsächlich mehr, dieser
Anschlag oder die historisch gewachsenen Gründe, die
Menschen derart erniedrigend in die Enge treiben, dass sie
als einzigen Ausweg aus ihrer und ihrer LeidensgenossInnen
Lage den der mörderischen und selbstmörderischen
Anschläge sehen?
Sind
wir am 11.9.2001 wirklich mit einer neuen Dimension der
Gewalt konfrontiert worden oder zeigt sie sich lediglich in
unveränderter Form an einem unerwarteten
Ort?
Wie
schätzt wohl die irakische Bevölkerung die
tagtäglichen Bombardierungen ein; und waren die beiden
Bomben auf Hiroshima und Nagasaki nicht auch Akte des
Terrors? Wie ist die flächendeckende Vernichtung der
Natur, die Tötung und Verletzung zahlloser Menschen in
Vietnam zu beurteilen?
Fragen
müssen erlaubt sein, wenn wir uns nicht vollends
unserer Hoffnung auf eine friedvolle Zukunft berauben
wollen.
Warum
all die Gewalt?
Auf
der einen Seite geht es um ein politisch gewolltes,
gewalttätiges Ausdehnen der Macht ohne Rücksicht
auf die vitalen Interessen von Menschen und ganzen
Völkern, denen der Raum und die materielle wie geistige
Nahrung zum Leben verweigert werden.
Auf
der anderen Seite geht es um den Widerstand gegen
Ungerechtigkeit, Armut, Abhängigkeit,
Unterdrückung, all den Wahnsinn auf der Welt, um
Verzweiflungstaten Einiger, die auf die Hoffnungs- und
Ausweglosigkeit ihrer Lage und die ihrer Mitmenschen
aufmerksam machen wollen. Demütigung auf Dauer gebiert
den Mut der Verzweiflung und dessen Früchte: Hass und
Destruktion.
Gewalt
muß ein Ende finden.
Nur
das Berücksichtigen der allgemeinen Lebensinteressen,
eine die Menschen aller Religionen, Abstammungen und
Nationen als gleichberechtigt anerkennende, das Leben
achtende und die Natur als unser aller Fundament schonende
Politik kann ein Ende der Gewalt herbeiführen. Wenn es
uns nicht gelingt, unsere Politik mit den von Gandhi
erprobten Methoden in die Richtung einer 'Unendlichen
Gerechtigkeit' zu lenken, sind weitere Verluste an Freiheit
und Lebensqualität rund um den Erdball
unausweichlich.
Das
Motto der militärischen Antwort der von der
US-Regierung geschmiedeten Allianz gegen den Terror
anläßlich des Anschlags vom 11. September 2001
lautet: "Enduring Freedom" (Dauerhafte Freiheit).
Im
Sinne des lebensverachtenden Kapitalismus ist diese
Benennung folgerichtig, denn dieser Krieg zielt in
erster Linie darauf, die Freiheit der Ausbeutung
und Unterdrückung zur Sicherung der eigenen
Macht- und Profitinteressen aufrecht zu erhalten.
Menschenfreundliche Beweggründe für diesen
wie für jeden anderen Krieg anzuführen,
heißt lügen oder heucheln.
Die
privatisierte Gewalt bedroht als Büttel des
Staatsterrors den Weltfrieden
(w.f., 21.12. 2001)
Seit
Jahrzehnten unterstützen die USA geheimdienstlich
weltweit Konfliktherde zur Destabilisierung der Lage in
ihrem Sinne. Das ist eine klare Strategie, gewachsen in
Köpfen wie Brzezinski (ehemaliger
US-Sicherheitsberater, »Die einzige Weltmacht«)
und sekundiert durch Szenarien wie von Huntington
(US-Historiker, »Kampf der Kulturen«) entworfen.
Wenn
Andreas von Bülow diese Einsichten geläufig sind
und er sie in Buchform (»Im Namen des Staates, - CIA,
BND und die kriminellen Machenschaften der
Geheimdienste«) veröffentlicht, wenn er zudem
unwidersprochen preisgibt, dass bereits 1993 bei dem ersten
Bombenanschlag auf das WTC der Zünder vom FBI
bereitgestellt wurde, dann kann auch Innenminister Schily
nicht unwissend sein. Wenn Otto Schily vom "entstaatlichten
Krieg" spricht, dann entlarvt er sich als Kollaborateur des
Terrors und mit ihm alle anderen Politiker, die diese
manipulierende Interpretation stützen.
Zum
einen decken sie diejenigen Kräfte, die den Terror mit
Gewinnen aus dem Heroin- und Kokoainhandel auf Kosten eines
Millionenheers von Süchtigen finanzieren und dadurch
völkerrechtswidrig ein friedliches Zusammenleben
weltweit verhindern, zum anderen wirken sie terrorisierend
auf den Staatsbürger zuhause, indem sie dessen
Grundrechte durch sogenannte Anti-Terror-Gesetze
beschneiden.
siehe
auch: »Wer
waren die Insider?«,
KONKRET-Interview von Jürgen Elsässer mit
Andreas von Bülow (Konkret 12, Dezember
2001)
Da
sind Spuren wie von einer trampelnden
Elefantenherde,
Tagesspiegel Interview v. 13.1. 02 mit Andreas von
Bülow
Thesen,
die von der bürgerlichen Presse zensiert
werden,
Rote Fahne Interview v. 14.2. mit Andreas von
Bülow
Deutschland:
Berlin ist eine belastete und naive Provinz" (der
USA),
Interview durch Moritz Schwarz: Der
Geheimdienstexperte Andreas von Bülow über
die Geostrategie der USA und die selbstverschuldete Ohnmacht
der Europäer,
"Der
Staat
geht zu weit",
Andreas von Bülow, Bundesminister a.D. und
Geheimdienstexperte, über den V-Mann-Skandal des
Verfassungsschutzes
Die
amerikanische Darstellung ist
falsch",
Geheimdienst-Experte
Andreas von Bülow im OP-Interview (5.4.2002): "7
der 19 Attentäter haben nach dem 11. September noch
gelebt"
(alle
6 Bülow Interviews als ein pdf.dokument, 72 kb, 19
S.)
Weil
wir gehasst werden
Terrorismus
und USA
von
Robert
Bowman
(pdf-format)
(Robert
Bowman flog 101 Kampfangriffe in Vietnam. Heute ist er
Bischof der Vereinigten Katholischen Kirche in Melbourne
Beach, Florida/USA. Seine Stellungnahme zum Phänomen
terroristischer Angriffe auf die USA erschien bereits im
Frühjahr 1999 in DER PFLUG (eine Publikation der
Bruderhöfe)
"Wenn
wir uns weiterhin über die wahren Hintergründe des
Terrorismus täuschen lassen, wird er uns so lange
weiter bedrohen, bis wir vernichtet werden. Die Wahrheit
ist, dass keine unserer tausend Atomwaffen uns vor dieser
Bedrohung schützen kann. Kein Star Wars- System - ganz
egal wie technisch hochentwickelt, ganz egal wie viele
Milliarden Dollar hineingesteckt worden sind - kann uns vor
einer Atomwaffe schützen, die in einem Segelboot oder
in einer Cessna, in einem Koffer oder in einem Mietwagen
ankommt . Nicht eine einzige Waffe in unserem riesigen
Arsenal, nicht ein Cent der 270 Milliarden Dollar, die wir
jährlich für sogenannte Verteidigung ausgeben,
kann uns gegen eine Terroristenbombe schützen. Das ist
eine militärische Tatsache. Als Oberstleutnant im
Ruhestand und jemand, der häufig Vorträge zum
Thema nationale Sicherheit gibt, habe ich oft den Psalm 33
zitiert: "Wenn ein König in der Schlacht den Sieg
erringt, dann verdankt er das nicht seiner großen
Armee, und wenn ein Krieger heil davonkommt, dann liegt es
nicht an seinen starken Muskeln".
Die
Frage ergibt sich: "Was können wir dann tun? Gibt es
denn nichts wodurch wir unseren Bürgern Sicherheit
bieten können?" Doch! Aber um das zu begreifen,
müssen wir die Wahrheit über die Bedrohung kennen.
Als Präsident Clinton dem amerikanischen Volk
erklärte, warum wir Afghanistan und den Sudan
bombardierten, sagte, er nicht die Wahrheit. Er sagte, wir
wären das Ziel des Terrorismus, weil wir für
Demokratie, Freiheit und Menschenrechte stehen. Unsinn! Wir
sind das Ziel der Terroristen, weil unsere Regierung fast
weltweit für Diktatur, Sklaverei und Ausbeutung steht.
Wir sind das Ziel der Terroristen, weil wir gehasst werden.
Und wir werden gehasst, weil unsere Regierung hassenswerte
Taten begangen hat. In wie vielen Ländern haben die
Vertreter unserer Regierung Führer, die von der
Bevölkerung gewählt waren, abgesetzt und durch
Militärdiktatoren ausgetauscht, die nichts anderes als
Marionetten und bereit waren, ihre eigenen Bürger an
amerikanische Großkonzerne zu verkaufen? (Zitat in
Diesseits von Eden am 23.09.01) WDR 5
Wir
taten dies im Iran, als die US Marine und das CIA Mossadegh
absetzten, weil er die Ölindustrie nationalisieren
wollte. Wir ersetzten ihn durch den Schah, und wir
bewaffneten, trainierten und bezahlten dessen gehasste
Geheimpolizei, die die Menschen im Iran versklavte und
terrorisierte nur um die finanziellen Interessen unserer
Ölkonzerne zu schützen.
Ist
es da ein Wunder, dass es Leute im Iran gibt, die uns
hassen? Wir taten dies in Chile. Wir taten dies in Vietnam,
Und es ist noch nicht so lange her, da versuchten wir, es
auch im Irak zu tun. Und natürlich, wie oft haben wir
es in Nicaragua getan und in all den anderen
latein-amerikanischen Bananenrepubliken? Wieder und wieder
haben wir angesehene Führer verdrängt, die den
Reichtum des Landes unter den Leuten, die dafür
gearbeitet haben, verteilen wollten. Wir ersetzten sie durch
mörderische Tyrannen, die ihre eigenen Leute
verkauften, sodass der Reichtum des Landes durch Konzerne
wie Domino Sugar, Folgers und Chiquita Banana ausgebeutet
werden konnte. In einem Land nach dem anderen hat unsere
Regierung Demokratie vereitelt, Freiheit unterdrückt
und ist auf den Menschenrechten herumgetrampelt. Deswegen
wird sie rund um die Welt gehasst. Und deswegen sind wir das
Ziel der Terroristen. In Kanada genießen die Menschen
Demokratie, Freiheit und Menschenrechte; ebenso die Menschen
in Norwegen und Schweden. Hast du schon mal von einer
kanadischen Botschaft gehört, die bombardiert wurde?
Oder von einer norwegischen oder schwedischen?
Wir
werden nicht gehasst, weil wir Demokratie ausüben,
Freiheit schätzen oder die Menschenrechte
unterstützen. Wir werden gehasst, weil die
amerikanische Regierung diese Dinge den Menschen in den
Dritte-Welt-Ländern versagt, deren Rohstoffe von
unseren Großkonzernen begehrt werden: Der Hass, den
wir säten, ist zurückgekommen, um uns in der Form
des Terrorismus zu bedrohen - und in der Zukunft:
Atomterrorismus!
Sobald
die Wahrheit erkannt ist, warum diese Bedrohung besteht,
wird die Lösung klar: Wir müssen unsere Richtung
ändern. Unsere Atomwaffen loszuwerden - gegebenenfalls
einseitig - wird unsereSicherheit erhöhen, und eine
drastische Änderung unserer Außenpolitik wird sie
garantieren. Anstatt unsere Söhne und Töchter um
die Welt zu schicken, um Araber zu töten, damit wir das
öl, das unter deren Sand liegt, haben können,
sollten wir sie senden, um deren Infrastruktur wieder in
Stand zu setzen, reines Wasser zu liefern und hungernde
Kinder zu füttern. Anstatt damit weiterzumachen,
sollten wir den Irakern helfen, ihre
Elektrizitätswerke, ihre Wasseraufbereitungsanlagen und
ihre Krankenhäuser wieder aufzubauen - all die Sachen,
die wir zerstörten und deren Wiederaufbau wir
verhinderten. Anstatt Terroristen und Todesschwadronen
auszubilden, sollten wir die School of Americas
schließen. Anstatt Aufstand, Zerrüttung, Mord und
Terror weltweit zu unterstützen, sollten wir den CIA
abschaffen und das Geld Hilfsorganisationen geben. Kurzum,
wir sollten Gutes tun anstelle von Bösem.
Wer
würde versuchen, uns aufzuhalten? Wer würde uns
hassen? Wer würde uns bombardieren wollen? Das ist die
Wahrheit, die die amerikanischen Bürger - und die Welt
hören müssen."
aus:
Bremer Lehrer Zeitung, Zeitung der Gewerkschaft Erziehung
und Wissenschaften, November 2001 S.20,21
AUFRUF
AN ALLE SOLDATEN DER
BUNDESWEHR,
sich einem Einsatz im sogenannten Krieg gegen den Terror zu
widersetzen.
Aufruf
an die Hochschullehrer und Hochschullehrerinnen in Berlin,
ihren Protest gegen den Kriegseinsatz mit einer zeitweiligen
Arbeitsniederlegung am 20./21. November
auszudrücken.
DER
BUNDESTAG HAT DEN KRIEGSEINSATZ DER BUNDESWEHR BESCHLOSSEN.
Der
Bundestag hat am 16. 11 2001 beschlossen, rund 3900 Soldaten
für einen Kriegseinsatz mit unbekanntem Ziel und
unbekanntem Ort bereitzustellen. Die angegebennen
möglichen Einsatzregionen umfassen neben Afghanistan
fast den halben Globus. Der Bundestag hat der
Bundesregierung eine Pauschalermächtigung erteilt. U.
a. sollen auch 100 Spezialkräfte für kurzfristige
Bodeneinsätze bereitgestellt werden. Der
Bundestagsbeschluß ist mit dem Grundgesetz nicht
vereinbar. Der 27. Richterratschlag hat am 3. /4. November
erklärt: "Für einen Angriff auf Afghanistan, der
die Regierung der Taliban stürzen will, fehlt jede
völkerrechtliche Legitimation. Deutschland darf sich an
einem völkerrechtswidrigen Krieg nicht
beteiligen."
Auch
die Ausrufung des Bündnisfalles war rechtswidrig. Die
Terroranschläge gegen die USA sind kriminelles Unrecht.
Sie bedeuten aber im völkerrechtlichen Sinn keinen
Angriff auf die USA. Auch wenn das Ausmaß von Leid
groß ist: Krieg bedeutet im internationalen Recht die
bewaffnete Auseinandersetzung zwischen Staaten. Definitiv
seit der Verabschiedung der UN-Charta von 1945 haben sich
die Staaten darauf geeinigt, daß
staatlich-militärische Gewaltanwendungen außer
zur Selbstverteidigung niemals zulässig sind.
Völkerrechtlich gilt also ein striktes Gewaltverbot.
Die zwei Ausnahmen: Die UNO stellt eine Bedrohung des
Weltfriedens fest, die ohne Gewaltanwendung nicht zu
beseitigen sei, ein kriegerischer Angriff liegt vor und
berechtigt einzelne Staaten allein oder in Bündnissen
sich dagegen zu verteidigen - bis die UNO Maßnahmen
ergriffen hat, die diese einzelstaatlichen Aktionen
überflüssig macht. Die Entscheidung über
einen Gewalteinsatz liegt also bei der UNO.
VÖLKERRECHT:
TERROR DARF NICHT MIT KRIEG BEANTWORTET
WERDEN.
Es
handelt sich bei den Terroranschlägen
völkerrechtlich nicht um einen Krieg. Die
Anschläge sind keinem Staat zurechenbar. Die Angriffe
sind nicht mehr gegenwärtig. Das heißt, eine
Verteidigung gegen sie kann nicht mehr stattfinden. Beweise
für neu geplante Terroranschläge liegen nicht vor.
Es geht also nicht um eine individuelle oder kollektive
Selbstverteidigung gemäß UN-Charta, sondern um
einen Fall internationaler Strafverfolgung. Völkerrecht
und Menschenrecht kennen weder Vergeltung noch
Rache.
KRIEG
IST KEINE LÖSUNG - ER FORDERT NUR NEUE
OPFER!
Die
jetzt in Gang gesetzten kriegerischen Reaktionen sind
vollkommen ungeeignet, ein Mehr an Sicherheit zu erreichen.
Sie wären genau die Reaktionen, die die Terroristen
sich wünschen. Denn sie könnten dazu führen,
neue terroristische Aktionen bis hin zu kriegerischen
Auseinandersetzungen zwischen Staaten zu provozieren. Die
rechtlichen Argumente gegen kriegerische Maßnahmen
sind nur die eine Seite - jede vernunftbegabte
menschenrechtliche Analyse stuft solche Maßnahmen
ohnehin als friedenspolitisch sinnlos, ja kontraproduktiv
ein. Der Krieg gegen Afghanistan hat schon jetzt unendlich
viel neues Leid erzeugt: Zivilistinnen und Zivilisten, die
mit den Terroranschlägen nichts zu tun haben, werden
verletzt oder zu Tode gebombt. Bomben haben
Krankenhäuser und Rot-Kreuz-Lager getroffen. Tausende
Menschen haben sich auf die Flucht begeben und wissen nicht,
zu welchem Ziel.
SOLDATINNEN
UND SOLDATEN: VERWEIGERN SIE SICH GEGENÜBER DIESEM
KRIEG!
Aus
all diesen Gründen rufen wir alle Soldatinnen und
Soldaten der Bundeswehr auf, sich diesem Einsatz zu
verweigern. Während eines solchen Einsatzes werden alle
zu Rädern im Getriebe - nicht nur diejenigen, die
direkt in kriegerische Handlungen verwickelt sind.
Verweigern Sie angesichts der - mit dem Bombenkrieg gegen
Jugoslawien begonnenen - neuen kriegerischen Einsatzformen
der Bundeswehr den Kriegsdienst aus Gewissensgründen
(ART. 4 Abs. 3 GG) Wenn Sie nur aktuell den jetzt
bevorstehenden Kriegseinsatz ablehnen, verweigern Sie den
Gehorsam gegenüber allen entsprechenden Befehlen!
Klagen Sie beim Bundesverfassungsgericht das Recht auf
situationsbezogene Kriegsdienstverweigerung ein! Das im
Grundgesetz verbürgte Recht auf Gewissensfreiheit steht
rechtssystematisch höher als einfache Gesetze wie das
Soldatengesetz! Beteiligen Sie sich nicht an diesem
Krieg!
Wir
selbst werden am 20./21. November als Ausdruck unseres
Protestes unsere Arbeit in Forschung, Lehre und
Selbstverwaltung niederlegen. Wir legitimieren diese Form
der Dienstrechtsverletzung aus den genannten inhaltlichen
Gründen, unserer Verpflichtung auf das Grundgesetz und
in Verantwortung für eine auszubildende Generation, die
wir bei der Verweigerung dieses neuen Kriegsdienstes aus
Gewissensgründen unterstützen wollen.
ERSTUNTERZEICHNER
u. a.: Prof. Anke Bennholdt-Thomsen (Germanistik), Prof.
Peter Grottian (Politikwissenschaft), Prof. Fritz Vilmar
(Politikwissenschaft), Prof. Wolf-Dieter Narr
(Politikwissenschaft), Prof. Manfred Liebel
(Erziehungswissenschaften), Prof Michael Hoenisch
(Literatur Nordamerikas), Prof. Bodo Zäuner
(Politikwissenschaft), Prof. Gabriele Steckmeister (Pol.
Wiss.), Prof. Günter Faltin
(Wirtschaftspädagogik)
KONKRET-Interview - Konkret 12, Dezember
2001, S. 14 - 17
»Wer
waren die
Insider?«
Was
weiß die CIA über den 11. September? Daß
selbst der frühere Bundesminister Andreas von
Bülow über diese Frage nicht im
»Spiegel« oder »Stern« nachdenken darf,
sondern bei KONKRET ein Refugium findet, spricht Bände
über die Lage der Nation. Mit ihm sprach Jürgen
Elsässer
KONKRET:
Beim Terroranschlag auf das World Trade Center ist noch
vieles nicht aufgeklärt. So gab es vor dem 11.
September Warnungen sowohl des französischen
Geheimdienstes als auch des Mossad. Trotzdem waren die
US-amerikanischen Behörden offenbar völlig
unvorbereitet: keine erhöhte Sicherheitsstufe auf den
Flughäfen, eine völlig verschlafene und
unprofessionelle Reaktion der Luftraumüberwachung und
der Flugabwehr.
Von
Bülow: Das Merkwürdige ist, daß die
Amerikaner bis zur Tat völlig ahnungslos waren und
hinterher keine 48 Stunden brauchten, um der
Weltöffentlichkeit den Täter zu präsentieren:
Bin Laden und sein sagenumwobenes Terrornetz Al-Qaida. Was
die Warnungen etwa des Mossad anging, würde man schon
gerne wissen, was die gewußt und was sie weitergegeben
haben. Das muß nicht immer dasselbe sein, wie zum
Beispiel das Selbstmordattentat islamistischer Täter
auf eine US-Kaserne in Beirut Anfang der achtziger Jahre
zeigt: Der Mossad wußte im voraus den genauen LKW-Typ
samt Farbe, den die Täter später benutzten. An die
CIA weitergegeben haben sie aber nur die Warnung im
allgemeinen, ohne diese Details.
KONKRET:
Warum?
Von
Bülow: Begründet wird diese Zurückhaltung
bei Geheimdiensten mit dem Quellenschutz: Gibt man die
Details preis, sind Rückschlüsse auf den oder die
Informanten möglich. Daneben spielen die Geheimdienste,
auch die westlichen, natürlich oft gegeneinander, ein
bisweilen bizarres Machtspiel.
KONKRET:
Also wußte die CIA vielleicht auch diesmal gar nicht
so viel?
Von
Bülow: Das will ich damit nicht gesagt haben.
Denken Sie etwa zurück an den ersten Anschlag auf das
World Trade Center im Jahre 1993. Damals wurde ja die ganze
islamistische Bande geschnappt, die die Aktion
durchgeführt hatte. Inzwischen hat sich herausgestellt,
daß die Kameraden schon lange vorher von CIA und FBI
unterwandert waren. Der Bombenbastler war ein Agent
provocateur des FBI, dessen Führungsoffizier
versprochen hatte, die zur Explosion notwendigen Chemikalien
rechtzeitig gegen harmlose auszutauschen, so daß die
Täter zwar hätten in die Falle gelockt werden
können, Schaden jedoch vermieden worden wäre. Doch
das Versprechen wurde seitens des FBI nicht eingehalten.
1.000 Verletzte und einige Tote waren die Folge. Noch eine
Seltsamkeit: Die Mitglieder der Terrorgruppe hatten
eigentlich Einreiseverbot in die USA gehabt, standen auf
einer Liste des FBI und des State Department. Doch die CIA
sorgte dafür, daß dieses Verbot umgangen wurde.
Das Grauen des 11. September ist ein Gau der amerikanischen
Dienste. Insgesamt gibt es 26 an der Zahl, und sie stehen in
Konkurrenz zueinander. Man kann sich schon vorstellen,
daß Nichtzyniker an diesem Wirrwarr und Chaos
verzweifeln. Wer seinem Staat Terroranschläge vermeiden
helfen will, findet sich in einem Sumpf sondergleichen
wieder.
KONKRET:
Also jeder gegen jeden, und die Terroristen profitieren
davon?
Von
Bülow: Die entscheidende Frage ist doch: Wer sind
die Terroristen? Der frühere Chef einer strategischen
Einheit zur Bekämpfung der obersten Ebene des
internationalen Drogenhandels sagte in einer
Kongreß-Anhörung, er habe in seiner
dreißig-jährigen Tätigkeit für die Drug
Enforcement Agency keinen größeren Fall erlebt,
bei dem ihm nicht die CIA die Zügel aus der Hand
genommen hätte.
Konkret:
Aber am 11. September ging es nicht um ein
Drogendelikt.
Von
Bülow: Bin Laden ist ein Produkt der CIA,
geschaffen zunächst im Kampf gegen die Sowjetunion. Es
ging dabei nicht nur um die Abwehr der sowjetischen
Intervention in Afghanistan. Es ging um die Destabilisierung
der UdSSR über ihre Teilstaaten mit muslimischer
Bevölkerung. Noch bevor die Kommunisten 1978 in
Afghanistan an die Macht kamen, hatte die CIA Unruhen in
Afghanistan unterstützt. Die Zentralregierung wurde
nicht Herr der Lage. Die Kommunisten kamen ans Ruder,
scheiterten ebenfalls und holten die sowjetischen Truppen
ins Land. Damit waren sie in die Falle gelaufen, die der
damalige US-Sicherheitsberater Brzezinski sich ausgedacht
hatte und mit derer Hilfe er ihnen ein russisches Vietnam
bereiten wollte. Nun wurden in einer Aktion, die die CIA
zusammen mit den saudischen und pakistanischen
Geheimdiensten ins Werk setzte und bei der die Finanzierung
durch den Drogenhandel eine große Rolle spielte rund
hunderttausend Freiheitskämpfer aus den muslimischen
Ländern Nordafrikas und des Nahen Ostens als
Söldner zum Kampf gegen die gottlosen Sowjets
angeworben, Freiheitskämpfer - in
Anführungszeichen. In Wirklichkeit handelt es sich um
die Taugenichtse und Raufbolde der gesamten islamischen
Welt. Wo immer ein schwarzes Schaf der Familie oder des
Dorfes nicht gut tat, lockte der Ruf der Mudjaheddin an den
Hindukusch - wo man sich gegen Öl- und Drogengeld
nützlich machen konnte. Die Taliban selbst wurden aus
den koranstrengen Waisenhäusern Pakistans angeheuert.
Osama Bin Laden war einer der Organisatoren des
fundamentalistischen Werbefeldzuges, wobei ihm durchaus
gestattet war, seine rund 10.000 Söldner aus militant
antiwestlichen, antiamerikanischen Kreisen anzulocken. Teile
dieser Truppe wurden eigens in CIA-Lagern für spezielle
Aufgaben trainiert. Es handelt sich folglich eher um
Desperados als um hochreligiöse Leute. So wie wenn wir
die Radaubrüder unserer Fußballstadien zum
heiligen Kampf gegen den Islam heranziehen würden. Doch
für die Gehirnwäsche des westlichen Publikums mit
dem Ziel, den neuen Feind Islamismus im Sinne des
»Clash of Civilizations« einzuhämmern, sind
sie bestens geeignet.
KONKRET:
Sie waren beim Einmarsch der Sowjets in Afghanistan Mitglied
der Bundesregierung. Wie hat das Kabinett Schmidt über
die Sache diskutiert?
Von
Bülow: Kaum. Ich erinnere mich nur, daß
Washington mächtig Druck auf uns ausübte, wegen
Afghanistan die Olympischen Spiele in Moskau zu
boykottieren. Wie stark der Druck war, zeigt auch eine
andere Episode: Anfang der achtziger Jahre drängte der
amerikanische Viersterne-General und Nato-Oberbefehlshaber
Haig mit aller Macht darauf, jedes noch so kleine nationale
Manöver als Teil seiner großen
Nato-Herbstmanöver deklarieren zu können. So kam
es, daß an einem Wochenende alles in allem von
Norwegen bis zur Türkei rund eine satte Million
Nato-Soldaten von Westen Richtung Osten in Bewegung war. Als
Staatssekretär erlaubte ich mir anzumerken, daß
ich dies für problematisch hielte, zumal
westlicherseits alle Warnlampen angingen, sollte der
Warschauer Pakt uns ein ähnliches Szenario in
Ost-West-Richtung bieten. Die kleine Kritik fand ein
weltweites Echo, in den USA und bis nach Hawaii. Als ich
kurz darauf dem Weißen Haus einen Besuch abzustatten
hatte, lief mir scheinbar zufällig Brzezinski über
den Weg mit der Frage: »Are you the guy talking about
manouvres in Europe?« Aus heutiger Sicht zündelte
der Mann schon damals von der europäischen wie der
asiatischen Seite. Das geopolitische Spiel findet derzeit
seine Fortsetzung in der Nato-Erweiterung bei gleichzeitigem
Aufbau von militärischen Positionen in den
selbständigen asiatischen Nachfolgestaaten der
Sowjetunion. Ich entsinne mich im übrigen, daß
anläßlich der Kontakte zwischen SPD und KPdSU die
Sowjets mehrfach deutlich machten, daß sie lieber
heute als morgen aus Afghanistan abziehen würden,
jedoch das zu erwartende Sicherheitschaos der sich
bekämpfenden afghanischen und pakistanischen War- und
Drogenlords fürchteten. Sie versuchten, die USA zu
einem gemeinsamen Vorgehen zu gewinnen. Doch Washington
blieb taub auf diesem Ohr.
KONKRET:
Hatte nicht auch der BND seinen Anteil an der
Afghanistanoperation der CIA?
Von
Bülow: Höchstens als Sekundant. Die Deutschen
entwickeln zuweilen sentimentale Bindungen zu den
leidgeprüften Völkerschaften der Region. Bei
Jürgen Todenhöfer, dem inoffiziellen
Afghanistanemissär der CDU, kann ich mir durchaus
vorstellen, daß er gemeinsam mit den Mudjaheddin am
Lagerfeuer saß und Freiheitslieder sang. Die
verdeckten Operateure der CIA verfolgen knallhart die
verdeckten, demokratisch nicht legitimierten Ziele ihres
Landes. Als die CIA einst den 30.000 kurdischen
Kämpfern gegen Saddam Hussein nach jahrzehntelanger
verdeckter Nutzung im Interesse des Schah-regierten Iran den
Geld- beziehungsweise Drogenhahn zudrehte und Führer
und Mannschaften der Vernichtung durch den Diktator
preisgab, meinte Henry Kissinger, der Vorgänger
Brzezinskis, man solle doch bitte verdeckte Operationen
nicht mit Missionsarbeit verwechseln.
KONKRET:
Zurück zum 11.9. Mir scheint bemerkenswert, daß
Präsident Bush am Tattag nicht nach New York kommen
wollte - aus Angst, auch auf ihn beziehungsweise die
Airforce One sei ein Attentat geplant. William Safire von
der »New York Times« hat recherchiert, daß
die Terroristen Informanten in den US- Geheimdiensten gehabt
haben müssen.
Von
Bülow: Das ist durchaus möglich. Noch
interessanter scheint mir die Interpretation eines
britischen Flugingenieurs zu sein, der behauptet, die
Linienmaschinen seien am 11. September nicht gekidnappt,
sondern über eine »Hintertür« in den
Bordcomputern unter Ausschaltung der Piloten vom Boden aus
in die Ziele gesteuert worden.
KONKRET:
Das Gegenteil ließe sich leicht beweisen, wenn die
Ermittlungsbehörden die Auswertung der Flugschreiber
und Voice- Recorder der Flugzeuge drei und vier - die eine
ist ins Pentagon gesteuert worden, die andere
abgestürzt - veröffentlichen würden. Aber das
passiert nicht.
Von
Bülow: Es gibt eine Reihe ungeklärter
Abstürze an der amerikanischen Ostküste, etwa die
Swissair-Maschine oder die der Egypt Air. Für die
Version des britischen Flugingenieurs könnte auch
sprechen, daß die angeblichen Flugzeugentführer
offensichtlich gar nicht in der Lage waren, eine Maschine zu
steuern. Zeitungen aus Florida berichten, daß die
Flugausbildung dieser Leute vollkommen gescheitert sei.
Über einen der Verdächtigten sagte die Flugschule,
nach 600 Flugstunden hätte man ihm noch nicht einmal
eine Cessna anvertrauen können. Über einen anderen
hieß es, er sei so dumm, daß Zweifel aufgekommen
seien, ob er Überhaupt ein Auto zu steuern in der Lage
sei.
KONKRET:
Dabei muß man bedenken, daß zumindest Maschine
Nummer drei ein außerordentlich kompliziertes
Flugmanöver durchgeführt hat.
Von
Bülow: Sie steuerte zunächst das Weiße
Haus in Washington an und änderte dann mit einem
270-Grad-Looping knapp über die Telegraphenleitungen
hinweg ihren Kurs aufs Pentagon. Das erfordert Können
und viel Flugerfahrung. Im übrigen mache ich mir die
Theorie des britischen Flugingenieurs ja nicht zu eigen. Ich
behaupte nur, daß die Zweifel und Fragen, die er und
andere formulieren, öffentlich debattiert und
fachmännisch untersucht werden müssen.
KONKRET:
Auch bei den Insider-Börsengeschäften werden keine
Fragen mehr gestellt.
Von
Bülow: In der Tat. In der Woche vor dem Anschlag
stieg der Umsatz mit Aktien, die später infolge der
Ereignisse im Kurs drastisch abstürzen sollten, um
1.200 Prozent. Die Aktien wurden zum Kurs vor dem Ereignis
teuer verkauft, sollten jedoch einige Zeit danach erst
übereignet werden. Man konnte sich so als
Verkäufer nachträglich zum Crashkurs eindecken und
die Differenz als Gewinn einstreichen. Es handelte sich um
Aktien der beiden Fluggesellschaften, aber auch der im World
Trade Center in je 22 Stockwerken beherbergten
Finanzinstitute Morgan Stanley und Merryll-Lynch.
Außerdem kauften diese lnsider amerikanische
Staatsanleihen im Wert von fünf Milliarden Dollar in
der Erwartung, daß auf Grund der nationalen
Katastrophe ihr Wert steil ansteigen werde. Wer waren die
Insider, und über welche Kanäle gelangten sie zu
ihrer Kenntnis? Und wo sind die Erkenntnisse der
amerikanischen Finanzfahndung, die routinemäßig
auffällige Spekulationen auf künftige
Terrorereignisse zur Gewinnung von Hinweisen auf Attentate
erfaßt?
KONKRET:
Bush senior arbeitet über die Carlyle Group, eine
internationale Anlagefirma, für die Familie Bin Laden
in Saudi Arabien. »Die Vorstellung, daß der Vater
des Präsidenten, auch er ein ehemaliger Präsident,
Geschäfte mit einer Firma macht, die vom FBI wegen der
Terroranschläge am 11. September untersucht wird, ist
schrecklich«, schrieb die US-amerikanische
Antikorruptions-NGO »Judicial Watch«.
Von
Bülow: Bush senior ist ein alter CIA-Mann. Er war
1976/77 Direktor der Agency. Bekannt sind seine Verbindungen
zum panamesischen Präsidenten Noriega, der auf seinem
Staatsgebiet den Drogenhandel nach Amerika und die Landung
von Flugzeugen voller Drogengeld zum Zwecke der
internationalen Geldwäsche erlaubte. Seine
jährlichen 200.000 Extra-Dollars aus CIA-Quellen
überstiegen eine Zeitlang das Gehalt selbst des
US-Präsidenten.
KONKRET:
Es gibt Berichte, daß der Krieg gegen Afghanistan
keine Reaktion der USA auf den Terror vom 11.9. ist, sondern
bereits vorher geplant war. »Evidence suggests, that
Washington had planned to move against Bin Laden in the
summer«, schrieb der britische
»Guardian«..
Von
Bülow: Eine amerikanische Öl- und
Gasgesellschaft will seit Jahren Öl aus dem Kaspischen
Becken über eine milliardenschwere Pipeline durch
Afghanistan zum indischen Ozean transportieren. Die CIA
hoffte, die Taliban zum Schutz der Investition nutzen und
zugleich die Trasse über das Territorium des
»Rüpelstaates« Iran verhindern zu
können. Möglicherweise führt ja der Krieg
jetzt zu einer neuen Regierung in Kabul, die dem Vorhaben
aufgeschlossen gegenübersteht.
Alles
in allem kann man davon ausgehen, daß die
strategischen Köpfe der CIA in aller Regel den
geopolitischen Vorstellungen folgen, die der bereits
erwähnte Brzezinski in »Die einzige
Weltmacht« niedergeschrieben hat. Dieses Buch ist
zusammen mit Huntingtons »Clash of Civilizations«
die Blaupause für die verdeckte, letztlich
maßgebende US-Außenpolitik der nächsten
Jahre und Jahrzehnte: Brzezinski überprüft die
wichtigsten Staaten der Reihe nach darauf hin, wer sich zum
Gegner der US-Dominanz aufwerfen könnte. Es werden
Ansätze gesucht, wie diese potentiellen Gegner
geschwächt werden können - er sieht das Ganze als
Schachspiel, in dem die Hauptfiguren als Staaten
gegeneinander gesetzt werden und innerhalb der Staaten oft
ethnische Minderheiten als Bauern Verwendung finden. Man
fördert die Scharfmacher unter den Führern von
Minderheiten, desavouiert die Friedfertigen, schürt die
Leidenschaften, vermittelt Waffen, finanziert über
Drogen. Sollte die jeweilige Zentralregierung sich dann
gezwungen sehen, zur Erhaltung des Landfriedens etwas
robuster vorzugehen, folgt die öffentliche Anklage
wegen Verletzung der Menschenrechte. Brzezinski ist wie
besessen von der Frage nach der Beherrschung des eurasischen
Raums zwischen Atlantik und Pazifik, für ihn der
Schlüssel zur globalen Dominanz. Und da der Mensch,
fehlbar wie er nun einmal ist, hassen will und muß,
bietet der Harvard-Professor Huntington den Islam als neuen
Gegner des Westens, dem er das orthodoxe Christentum
Osteuropas gleichordnet.
KONKRET:
Welche Kontakte zwischen Bin Laden und der CIA gibt es aus
der jüngeren Vergangenheit?
Von
Bülow: »Le Figaro« meint, Bin Laden habe
sich noch im Juli dieses Jahres mit dem CIA-Chef in Dubai
getroffen. Der CIA-Mann habe sich in seinem Bekanntenkreis
dieses Treffens gerühmt.
KONKRET:
Wenn Sie auf die Rolle der CIA und anderer westlicher
Dienste in bezug auf den 11. September hinweisen, werden Sie
sicherlich mit dem Vorwurf konfrontiert,
Verschwörungstheorien anzuhängen.
Von
Bülow: Nicht ich bin derjenige, der eine
Verschwörungstheorie vertritt. Vielmehr müssen
diejenigen sich den Vorwurf gefallen lassen, die ohne
stichhaltige Beweise - jedenfalls wurden bisher keine
vorgelegt - eine Bin-Laden-Verschwörung am Werke sehen.
Dabei werden wieder die Medien zur Desinformation genutzt.
Zum Beispiel las man in der »New York Times«, Bin
Laden habe in einer Erklärung die Attentate
begrüßt, die Täter als Helden« gelobt.
Die Äußerung wurde von einem in Afghanistan
lebenden Palästinenser übermittelt, der weitergab,
was ein Freund aus der Umgebung Bin Ladens über dessen
Reaktion gehört haben wollte. Zur gleichen Zeit
übersetzte der »Bonner Generalanzeiger« die
von BBC übermittelte Erklärung Bin Ladens, in der
er den Tod Unschuldiger am 11.9. bedauerte. Wieso wählt
die »New York Times« die mit hoher
Wahrscheinlichkeit verfälschte Nachricht? Ich behaupte
jedenfalls nicht, daß ich Antworten hätte auf
Fragen, die in den Medien nicht gestellt werden - mit der
Folge daß die Verantwortlichen sich zu
überzeugenden Antworten nicht veranlaßt sehen.
Statt dessen werden Bilder vermittelt, die den im Sandsturm
reitenden Bin Laden zeigen, den apokalyptischen Reiter, den
unberechenbaren, hinterhältigen, grausamen neuen
Feind!
KONKRET:
Warum reagieren die Medien, auch in Deutschland, wie
gleichgeschaltet?
Von
Bülow: Lediglich Frankreich scheint
einigermaßen der Hysterie und der
uneingeschränkten Gefolgschaft zu trotzen. In der
Politik wie in den Medien. Die Wellen der Gleichschaltung
habe ich nun schon mehrfach erlebt. Bei der Neutronenwaffe
hatte es noch nicht geklappt. Doch anläßlich der
Nachrüstung von 100 Mittelstreckenraketen Anfang der
achtziger Jahre wurde die Gleichschaltung bereits
handgreiflich. Dann bei der Unterdrückung jeder
Wortmeldung über den angeblich schnellen Weg zu den
blühenden Landschaften. Mit am schlimmsten habe ich die
Manipulation aus Anlaß des Golfkrieges empfunden, wo
Saddam Hussein nach massiver Aufrüstung durch den
Westen unter anderem in die Falle der amerikanischen
Botschafterin lief, die ihm zugesichert hatte, daß
Grenzstreitigkeiten mit Kuwait die USA nicht kümmerten.
Beim Krieg der Sterne unter Reagan und jetzt wieder Bush
zeichnet sich dieselbe Tendenz auch in unserer
Presselandschaft ab.
KONKRET:
Sie haben das Phänomen zutreffend beschrieben, aber
noch nicht erklärt.
Von
Bülow: Von einem Informanten in den USA weiß
ich, daß in den größeren Redaktionen und
Nachrichtenagenturen eine Person des Vertrauens der CIA
sitzt, die in der Lage ist, kritische Angelegenheiten im
Zweifelsfall vom Transportband der Nachrichten zu nehmen
oder das Totschweigen zu veranlassen. Ob der BND
ähnliche Macht hat, weiß ich nicht. Die
maßgeblichen Medienzaren der USA sitzen in
Beratungsgremien der Geheimdienste. Die CIA hilft
ausländischen Journalisten und Nachrichtenagenturen mit
Geld auf die Sprünge. Im übrigen stehen
Journalisten oft im Klientelverhältnis zu den Diensten.
Die heiße Story wird von dort herausgereicht zur
angemessenen Verbreitung. Verläßt der Journalist
den Mainstream, bleiben die Lieferungen aus. Bleibt er
jedoch auf Kurs, wird er zu Hintergrundgesprächen und
Konferenzen eingeladen, oft an den schönsten Orten der
Welt, in den besten Hotels, mit prominenten
Gesprächspartnern. Wer als »Defense
intellectual« gilt, hat ein schönes Leben und
exklusive Informationen - von Korruption will da keiner
sprechen. Aber der Unterschied zu einem Journalisten, der
etwa in Frankfurt- Bockenheim an seinem Schreibtisch sitzt
und täglich auf sich gestellt seine Informationen
zusammensuchen muß, ist beträchtlich.
Ein
Weiteres kommt hinzu: Die wichtigste Aufgabe der
Geheimdienste ist die Täuschung der
Öffentlichkeit. Der eigentlichen Kausalkette soll
niemand auf die Schliche kommen. Einen Bergstamm in Burma
mit 30.000 Mann zum Kampf gegen den Vietcong zu gewinnen,
ist nicht schwer, dazu reicht es, Geld und Waffen
bereitzustellen. Viel schwieriger ist es, das Ganze so zu
drehen, daß der Dienst nicht selbst als Verursacher
und Auftraggeber in Erscheinung tritt. Also dirigiert und
finanziert die CIA über raffinierte Umwege. Die
mittel-amerikanischen Contras bekamen Waffen und Geld
über Drogenhändler, di e im Gegenzug
geschützt vor Strafverfolgung ihre Ware in den USA oder
Europa absetzen konnten. Die Wäsche des eingenommenen
Drogengeldes wird gedeckt, damit der geheime Kreislauf
funktioniert. Alles wird so verwickelt arrangiert, da
ß jeder für verrückt erklärt werden
kann, der die wirklichen Zusammenhänge erahnt oder
darstellt. Um so kommoder ist die Welt eingerichtet für
Journalisten, die auf dem Schoß der Geheimdienstleute
sitzen und auf die Desinformation zum Füllen ihrer
Spalten warten.
KONKRET:
Sie waren Staatssekretär und Minister. Wie reagieren
die Sozialdemokraten ihrer Generation - Leute wie Bahr und
Schmidt - auf ihre Recherchen?
Von
Bülow: Da gibt es keine Reaktion. Wer meine Analyse
für richtig hält, müßte auf Gegenkurs
gehen. Wer sie für falsch hält, müßte
argumentieren können.
Andreas
von Bülow, Jahrgang 1937, hat seine
Erfahrungen mit staatlicher Vertuschung gemacht. Im
Schalck-Golodkowski-Untersuchungsausschuß des
Deutschen Bundestages wurden ihm Erkenntnisse
über die Stasi bereitwillig zur Verfügung
gestellt, doch sobald es um die Rolle der westlichen
Geheimdienste ging, biß er auf Granit. Der
frühere Staatssekretär im
Verteidigungsministerium (1976-1980) und
Bundesforschungsminister (1980-1982) hat über die
»kriminellen Machenschaften der
Geheimdienste« das Buch »Im Namen des
Staates« verfaßt und arbeitet heute als
Anwalt.
Konkret
12, Dezember 2001, S. 14 - 17
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Humanum,
Version 12. 2001, Kritik, Anregungen zu Form und Inhalt,
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