Geld
-
Wirtschaft
Nullrunden?
Für wen?-
Ein Kommentar von Wolfgang Fischer
Resigniert
seufzen die Rentner und Pensionisten angesichts der
Nachrichtenmeldungen, dass es auch nächstes Jahr wieder
eine Nullrunde für sie geben wird. Sie seufzen, denn in
Wirklichkeit wird es ja eine Minusrunde sein, weil neben den
Lebenshaltungskosten auch die Sonderzahlungen für
Gesundheit und Krankheit und vieles mehr steigen werden.
Auch viele andere Menschen haben resigniert - ersichtlich
auch an den sinkenden Wahlbeteiligungen - weil sie einfach
nicht verstehen können, dass beispielsweise
mehrstellige Milliardenbeträge für Rüstung
und Zinstransfers bereitstehen, während ihr Zahnersatz
und ihre Brille nicht mehr finanzierbar seien und alle
sozialen und kulturellen Bereiche unter Kürzungen zu
leiden haben. Ja, es stimmt, der Kuchen wächst nicht
mehr und so bleibt halt für den Einzelnen weniger. Das
erscheint verständlich. Doch stimmt das denn
so?
So
wahr und eigentlich normal und natürlich es ist, dass
der Kuchen nicht mehr wächst - wohin soll er denn auch
noch wachsen im endlichen Raum unserer Welt? - so
fragwürdig ist die Schlussfolgerung, es bliebe für
alle weniger. Das stimmt nun eindeutig nicht, wird aber
zumeist nicht an die große Glocke
gehängt.
Bevor
nämlich der Kuchen an die Allgemeinheit verteilt wird,
schneiden sich ganz im Stillen die Eigner von Kapital ihre
Anteile ab. Und diese Anteile werden auch in Zeiten
gleichbleibender Kuchengröße aufgrund der Dynamik
des Zinseszinses immer größer. Dadurch entsteht
ein Geld-Sog von all denen die arbeiten und wenig besitzen
hin zu denen, die ihr vieles Geld für sich arbeiten
lassen. Eine Schere tut sich auf zwischen der wachsenden
Zahl der Habenichtse und dem ins Uferlose wachsenden
Vermögen Weniger. Dass dieser quasi automatisierte
Geldstrom hin zu den großen Vermögen gegen das
Wohl der Allgemeinheit gerichtet ist, stört die
Hüter des Gemeinwesens bislang nicht, obwohl dies
eindeutig grundgesetzwidrig ist (Art. 14, Abs.2). Das ist
ein ausgemachter Skandal, der durch den Druck der
völlig undemokratisch gewachsenen Instrumente des
Welthandels noch verschärft wird: sollten die
(neoliberalen) Reformen (in der BRD) scheitern, so
würde die Krise in Deutschland noch schärfer" -
warnt bedrohlich eine Verlautbarung des IWF (Internationaler
Währungsfond) vom 4.11.03.
Zinszahlungen
an die Halter von Staatsanleihen sind tabu. Nicht aber die
Sozialausgaben und die Einnahmen aus Steuern und Abgaben auf
Löhne und Gehälter." (Zitat: Elmar Altvater, Die
Gläubiger entmachten, Bei uns Rürup und Herzog, im
Süden die IWF-Programme, Freitag" Nr.44). Die
Zinszahlungen sind auch angesichts des immer breiter
werdenden Sozialabbaus tabu, darüber wird gar nicht
gesprochen und die wenigsten Menschen ahnen von den
Dimensionen, um die es hier geht.
Für
die vergangen Zeiten des Wachstums des Bruttosozialprodukts
hat Helmut Creutz (siehe nachfolgender Beitrag) bereits
nachgewiesen, dass auch damals schon die Verteilung
asymmetrisch zugunsten des Kapitals verlief. Solange noch
verteilt wurde, fiel diese strukturell bedingte
Ungerechtigkeit nicht weiter auf. Heute aber, wo es
allenthalben heißt: den Gürtel enger
schnallen!" darf die strukturell bedingte Ungerechtigkeit
unseres Geld- und Wirtschaftssystems, die auch in Zeiten des
Sozialabbaus die Vermögen weiter mästet, von den
Redlichen nicht länger verschwiegen und hingenommen
werden.
Die
Gläubiger entmachten, Bei uns Rürup und Herzog, im
Süden die
IWF-Programme
(rtf), Elmar Altvater, Impulsreferat zum attac
Ratschlag in Aachen, 17.10.03 (pdf)
Wer
einerseits eine Aufrüstungsverpflichtung zum
Verfassungsrang erhebt, andererseits
Renten
kürzt,
Eintrittsgelder bei Ärzten einführt und
den
Sozialstaat bis zur Unkenntlichkeit
entstellt,
ist ein doppelter
Kriegstreiber!
Till
Gocht - Informationsstelle Militarisierung (IMI)
e.V.
Eine
Militärverfassung für die Europäische Union -
Oder auch die EU ist auf
Kriegskurs,
Tobias Pflüger - Informationsstelle
Militarisierung (IMI) e.V.
Geld
macht Sinn-lich! - Ist Geld
Sinn-los?
(pdf-Datei), Wolfgang Berger
Unser
gegenwärtiges Geldsystem widerspricht grundlegenden
Prinzipien unserer Verfassung, insbesondere dem
Freiheitsrecht, dem Gleichheitsgrundsatz, dem
Eigentumsrecht, der Sozialstaatlichkeit und dem Ziel
gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts.
Der
Grundgesetzgeber hat das Geldsystem vorgefunden und nie
problematisiert, und so befindet sich die wirtschaftliche
Realität von 80 Millionen Deutschen außerhalb der
von der Verfassung vorgegebenen Grundrechte.
Eine
eigentlich selbstverständliche, aber dennoch absolut
außergewöhnliche Studie über den Verbleib
des Geldes: PER
SALDO
von
Dr.med. Dieter Petschow: Per
Saldo
(
auch als:
pdf
)
Deflation
- ein Gespenst geht um!
Wachstum,
Wachstum.............. - Wachstum über alles?
Helmut
Creutz
pdf.version
Man
wagt es kaum beim Namen zu nennen! Selbst Notenbanker reden
vom D-Wort" oder Unwort", um es möglichst
nicht auszusprechen. Dennoch taucht es immer wieder und
zunehmend häufiger auf, oft nur blitzartig, wie ein
Gespenst in der Geisterbahn. - Was hat es damit auf
sich?
Von
Inflation" spricht man bekanntlich, wenn zuviel Geld
in Umlauf ist und als Folge die Preise steigen, von
Deflation", wenn umgekehrt zu wenig Geld umläuft
und als Folge die Preise fallen. Während der Begriff
Inflation" seit Jahrzehnten zu unserem täglichen
Vokabular gehört, ist die Deflation" den meisten
kaum geläufig. Selbst in den Lehrbüchern wird sie
überwiegend als eine längst besiegte
Horrorerscheinung aus vergangenen Zeiten abgehandelt.
Geht
man dieser Spur genauer nach, dann stellt sich heraus, dass
ganze Staaten und Kulturen in Deflationen versunken sind.
Ganz einfach deshalb, weil die Menge des Geldes bis vor
knapp hundert Jahren noch an Gold und Silber gebunden war.
Denn genauso wie Länder und Volkswirtschaften durch
neue Edelmetallfunde und die damit möglichen
Geldmengen-Ausweitungen aufblühten, so brachen sie
zusammen, wenn das Geld in Truhen verschatzt, in Krügen
vergraben oder von den Reichen für Schmuck und Geschirr
eingeschmolzen wurde. Kein Wunder, dass Gold und Silber
damals der häufigste Anlass für kriegerische
Eroberungen waren.
Die
letzte große Deflation in neuerer Zeit erlebte die
Welt um 1930
Die
letzte große Deflation in neuerer Zeit erlebte die
Welt um 1930. Dafür waren nicht nur der Schwarze
Freitag an den Börsen in den USA verantwortlich und die
anschließenden Bankenpleiten, sondern vor allem auch
die damalige Bindung der Geldmenge an das Gold. Besonders
dramatisch wirkte sich diese Bindung in Deutschland aus, wo
das herausgegebene Papiergeld, gesetzlich festgeschrieben,
zu 40 Prozent durch Gold und Devisen gedeckt sein musste.
Als dann die US-Banken, aufgrund der eigenen
Schwierigkeiten, kurzfristig erteilte Kredite vom deutschen
Staat zurückforderten, passte der damalige
Reichsbankpräsident Luther auch die Geldmenge der
reduzierten Deckung an. Insgesamt wurde so der Notenumlauf
bis Ende 1932 um 30 Prozent verringert, und der Diskontzins
stieg bis auf 20 Prozent. Die Reichsregierung unter dem
Kanzler Brüning tat noch ein übriges, indem sie
die Beamtengehälter in einer Notverordnung reduzierte.
Damit ging der durch Geldmangel gestörte
Nachfragekreislauf noch mehr in die Knie. Die Preise brachen
ein, und die Arbeitslosigkeit schnellte auf mehr als sechs
Millionen hoch, fast 20 Prozent der
Erwerbstätigen!
Man
hatte zwar acht Jahre zuvor in der großen Inflation
unter Schmerzen gelernt, dass Geldmengenausweitungen
vermieden werden müssen, leider aber nicht begriffen,
dass im umgekehrten Fall auch umgekehrte Maßnahmen
erforderlich sind. Das heißt, in Deflationszeiten sind
Geldmengenausweitungen angesagt, selbst wenn man dabei die
Deckungsvorschriften übertritt. Die Folge der falschen
Entscheidungen Anfang der 30er Jahre war darum ein
Wirtschaftseinbruch, der mit einer für uns heute
unvorstellbaren Not verbunden war. Ohne diese Not- und
Hungerzeit und die daraus folgenden politischen
Entwicklungen wäre die Geschichte ganz gewiss anders
geschrieben worden. So klagte die Gewerkschaftszeitung
Metall" im Jahre 1953 rückblickend zu Recht:
«Zweimal
wurde das soziale Gefüge des deutschen Volkes in den
Grundfesten erschüttert: während der
großen Inflation des Jahres 1923 und nach dem
Ausbruch der Weltwirtschaftskrise im Jahre 1929. Ohne
diese Katastrophen wäre der Nationalsozialismus
niemals eine Macht geworden.»
Wie
ist das heute mit der Deflation?
Die
Anbindung des Geldes an irgendwelche Goldvorräte ist
heute weltweit überwunden. Selbst die Schweizerische
Nationalbank, die sich vor wenigen Jahrzehnten noch einer
völligen Golddeckung ihrer Währung rühmte
(und sich gegen eine freiwirtschaftliche Initiative zur
Aufhebung dieser Bindung vehement verwahrte), plant
inzwischen den Verkauf ihrer Schätze. Das heißt,
eine klassische Deflation, die auf einem Gold- und damit
Geldmangel beruht, ist in unserer heutigen Papiergeld- und
E-Cashzeit im Grunde gar nicht mehr möglich - es sei
denn, eine Notenbank würde die Geldausgabe reduzieren.
Was uns aber auch heute noch drohen kann, ist nicht ein
Mangel an Geld, sondern sein unzulänglicher Einsatz,
der zu einer fallenden Geldumlaufgeschwindigkeit führt.
Also ein Mangel an Nachfrage bezogen auf das Angebot der
Märkte, der zwangsläufig ebenfalls ein Absinken
der Preise bewirkt.
Deflationen
in unseren Tagen sind also nicht mehr Folge
ungenügender Geldversorgung oder Geldverknappung durch
die Notenbanken, sondern Folge unzureichender Nutzung des
Geldes durch die privaten und öffentlichen Haushalte,
also die Folge von Kaufkraftblockaden trotz genügender
Geldversorgung. Jede Unterbrechung des Geldkreislaufs aber
hat liegenbleibende Waren zur Folge; dies führt zu
reduzierten Nachbestellungen und Produktionsrückgang
und damit, bei ungekürzten Arbeitszeiten,
zwangsläufig zu Arbeitslosigkeit. Während es also
zu Inflationen nur bei Geldvermehrungen durch die
Notenbanken kommt, können Deflationsentwicklungen auch
an den Notenbanken vorbei und bei ausreichend vorhandenen
Geldbeständen einsetzen, nämlich dann, wenn die
Kaufbereitschaft der Bevölkerung zurückgeht. Was
wir heute Deflation" nennen, kann also - genau
betrachtet - eine ganz natürliche Entwicklung aufgrund
zunehmender Sättigungen sein! Die Notenbanken
können dann nur noch versuchen, Nachfrage und
Kreditaufnahme durch Absenkung der sogenannten Leitzinsen zu
stimulieren, wie das besonders in den USA in den letzten
Jahren geschehen ist. Ein anderes Mittel ist, durch
höhere Staatsverschuldungen und die Vergabe
öffentlicher Aufträge die Wirtschaft zu
beleben.
Beispiel:
die Wirtschaftslähmung in Japan
Eine
von der Verbraucherseite ausgelöste
Deflationsentwicklung erleben wir seit rund zehn Jahren in
Japan. Ausgelöst wurde sie, ähnlich wie die
Rezession Ende der 20er Jahre, durch einen großen
Börsencrash, der in Japan bereits Ende der 80er Jahre
ablief. Diesem Crash an der Börse folgte eine Flucht
des Geldes in die Bodenwerte mit extrem in die Höhe
getriebenen spekulativen Grundstückspreisen. In den
Spitzenlagen Tokios stiegen die Quadratmeterpreise bis auf
völlig irreale horrende Werte; der Garten des
Kaiserpalastes war damals rechnerisch mehr wert als der
Boden ganz Kaliforniens!
Als
dann nach rund zwei Jahren dieser Spekulationsexzess
ebenfalls zusammenbrach und die Beleihungsgrenzen wieder
sanken, kamen auch die Banken in Schwierigkeiten, die
aufgrund der gestiegenen Grundstückspreise zu hohe
Kredite an Eigentümer und Erwerber ausgegeben hatten.
Durch
staatliche Unterstützungen und erlaubte Buchungstricks
wurde zwar die Mehrzahl der Banken bis heute vor der Pleite
bewahrt, aber das Gros der Bürger zog aus all dem die
Konsequenz, sparsamer als bisher zu leben und vorsichtiger
mit Geld umzugehen. Da aufgrund der Kaufzurückhaltungen
die Preise fielen und damit die Kaufkraft des Geldes stieg,
wurde diese Kauf- und Geldzurückhaltung auch noch
belohnt. Damit verstärkten sich Zurückhaltung und
Preisverfall, und eine konjunkturelle Abwärtsspirale
setzte ein, die nur schwer aufzuhalten ist.
Da
mit dieser deflationären Entwicklung auch die
Bankzinsen fielen, lohnte es sich auch immer weniger,
gespartes Geld zur Bank zu tragen. Dieser Trend zur
Geldhortung in den eigenen vier Wänden wurde durch das
Wissen über die kritische Situation der Banken noch
verstärkt. Und da man für die Geldhaltung zu Hause
zweckmäßigerweise über einen Safe
verfügen sollte, war die Tresor-Produktion in Japan
zeitweise der am stärksten boomende Industriezweig.
Verständlicherweise
versuchte der Staat mit allen Mitteln, diese
konjunkturgefährdende Kaufzurückhaltung zu
durchbrechen und das Wachstum der Wirtschaft zu beleben. Das
geschah vor allem durch immer höhere
schuldenfinanzierte Ausgaben, die in den letzten zwölf
Jahren die Staatsverschuldung von 80 Prozent des
Bruttoinlandsprodukts auf sage und schreibe 160 Prozent
verdoppelten (was das heißt, wird deutlich, wenn man
diese Marke mit den erlaubten 60 Prozent im Euro-Raum
vergleicht!). Aber auch diese staatlich finanzierten
Konjunkturmaßnahmen konnten die Lähmung des
Wirtschaftsgeschehens nicht stoppen. Vielmehr verschwand
auch das zusätzlich vom Staat in Umlauf gesetzte Geld
sehr schnell wieder in den Tresoren der Privathaushalte.
Selbst der verzweifelte Versuch des Staates, die Wirtschaft
mit terminierten und an die Bürger verschenkten
Kaufgutscheinen in Schwung zu bringen, ging weitgehend ins
Leere. Zwar wurden alle Gutscheine vor dem Verfallstermin
eingelöst, aber der damit ausgelöste
Nachfrageschub entsprach nur einem Drittel ihres Nennwertes.
Mit der übrigen Kaufkraft erhöhten die Bürger
nur wieder ihre Bargeldhaltungen!
Ein
wesentlicher Grund für die bislang noch begrenzten
negativen Folgen der japanischen Misere sind zweifellos die
niedrigen Zinsen. Denn damit sinken nicht nur die
Schuldenlasten, sondern tendenziell auch die Zinsanteile in
den Preisen. Zwar gehen mit diesen sinkenden Zinssätzen
auch die Zinserträge der privaten Haushalte
zurück, aber davon sind. netto gerechnet, nur die
reicheren Minderheiten betroffen. Die breite
Bevölkerungsmehrheit zieht dagegen aus diesem
Rückgang der Zinsbelastung einen Nutzen. Und
natürlich der Staat, der trotz höchster
Verschuldung derzeit nur relativ geringe Zinszahlungen aus
seinen Einnahmen aufzubringen hat. Umgekehrt wird aber auch
deutlich, in welche Schwierigkeiten die japanische
Wirtschaft geraten könnte, wenn die Zinsen wieder auf
eine normale" Höhe ansteigen. Das gilt vor allem
für den Staat, der heute, bei niedrigen Zinsen, mit
seinen hohen Schulden halbwegs geordnet leben kann.
Welche
Konsequenzen ergeben sich aus den japanischen Erfahrungen?
Dass
sich in Europa und vor allem in den USA inzwischen
ähnliche Entwicklungen abzeichnen wie in Japan, gilt
nicht nur für den um zehn Jahre verspäteten
Börsencrash oder die zunehmenden Preissenkungen und
Sonderrabatte im Handel. Auch der Trend sinkender
Zinssätze zeichnet sich in fast allen westlichen
Industrienationen ab. Mit dieser Entwicklung nähert
sich der Zins jedoch jener kritischen Grenze, an der es zu
verstärkten Geldzurückhaltungen und damit
deflationären Tendenzen kommt. Dabei sind sinkende
Zinssätze und Preise als Folge einer zunehmenden
Sättigung eigentlich eine natürliche und letztlich
wünschenswerte Entwicklung. Ebenfalls ist es ganz
normal, dass unter diesen Gegebenheiten auch das
Wirtschaftswachstum nachlässt und damit auch die
Bereitschaft zu Investitionen und zu Kreditaufnahmen.
Doch
statt diese Entwicklung zu akzeptieren, ruft alle Welt nur
nach Wachstum. Dabei weiß letzten Endes jeder Mensch,
dass es in begrenzten Räumen niemals grenzenloses
Wachstum geben kann. Kein Baum wächst darum in den
Himmel und kein Mensch über das 20. Lebensjahr hinaus.
Jeder
weiß auch, dass man bei gleichbleibender Leistung und
gleichbleibendem Einkommen niemals ärmer wird, sondern
sogar seine materiellen langlebigen Güter weiterhin
vermehren kann. Warum sind aber nicht nur die Deflation,
sondern auch eine stabilisierte Wirtschaftsleistung auf
gleichbleibendem Niveau weitgehend ein
Schreckgespenst?
Warum
werden Politikern die Knie weich, wenn die Wachstumsraten
gegen Null zu sinken drohen? Warum rufen Gewerkschaften und
Unternehmerverbände unisono nach Wirtschaftswachstum
und warum wagen selbst die Grünen kaum noch auf die
damit verbundenen Umweltfolgen hinzuweisen?
Eine
Antwort auf diese Fragen und ebenso auf jene nach den
deflationären Gefahren ergibt sich aus den Mechanismen
der bei uns ablaufenden Verteilungen der
Einkommen:
Die
Modalitäten der Einkommensverteilung
Bekanntlich
wird das Sozialprodukt bzw. Volkseinkommen in jedem Jahr
zwischen Kapital und Arbeit aufgeteilt. Der Staat greift
wiederum auf diese Einkommen zurück, beim Kapital
bekanntlich mit nachlassendem Erfolg, bei der Arbeit um so
gründlicher. Die Natur, die Grundlage allen
Wirtschaftens und Wohlstands, wird dagegen immer noch als
kostenlose Quelle betrachtet und geht weder in die
Kalkulationen noch in die Verteilungsrechnungen ein.
Wächst nun die Wirtschaftsleistung und damit das
Volkseinkommen zum Beispiel um zwei Prozent, dann
können auch die Kapital- und Arbeitseinkommen und damit
wiederum die Staatseinkommen um zwei Prozent zunehmen, ohne
dass es zu irgendwelchen Schwierigkeiten kommt. Verlangt
aber eine der Beziehergruppen mehr als jene zusätzlich
erwirtschafteten zwei Prozent, dann müssen sich die
anderen zwangsläufig mit weniger zufrieden
geben.
Überprüfen
wir vor diesem Hintergrund die tatsächlichen Leistungs-
und Verteilungsentwicklungen in Deutschland, und zwar
bezogen auf die wichtigsten Größen, dann ergeben
sich langfristig betrachtet folgende Relationen:
Tabelle
A: Entwicklung der nominellen Gesamtgrößen in Mrd
DM
|
1950
|
2000
|
Anstieg
1950-2000
|
Bruttoinlandsprodukt
(BIP)
|
98
|
3976
|
x
41
|
Bruttolöhne
und -gehälter
|
40
|
1716
|
x
43
|
Nettolöhne
und -gehälter
|
35
|
1121
|
x
31
|
Steuereinnahmen:
|
23
|
913
|
x
42
|
Zum
Vergleich:
|
|
|
|
Geldvermögen:
|
59
|
11935
|
x
202
|
Zinserträge
der Banken:
|
3
|
724
|
x
241
|
Vergleicht
man die Anstiegsquoten in Tabelle A, dann fällt auf,
dass diese bei den vier realwirtschaftlichen
Größen relativ ähnlich sind, lediglich die
Lohn-Nettogröße liegt deutlich darunter.
Völlig aus dem Rahmen aber fallen die fast explosiven
Anstiegsquoten der beiden monetären
Vergleichsgrößen, wobei die Zinserträge der
Banken in etwa mit der Schuldenzinsbelastung in unserer
Volkswirtschaft gleichzusetzen sind. Während diese
Bankzinserträge 1950 mit drei Milliarden DM und drei
Prozent des BIP noch ziemlich belanglos waren, hatten sie im
Jahr 2000 mit 724 Mrd DM bereits 18 Prozent des BIP
erreicht, gemessen am Volkseinkommen sogar 25 Prozent!
Diese
Wiedergabe der statistisch ausgewiesenen
Gesamtgrößen berücksichtigt jedoch nicht,
dass die Bevölkerung in Deutschland in den 50 Jahren
von 47 auf 82 Millionen auf das 1,7-fache angestiegen ist,
die Anzahl der Arbeitnehmer von 14 auf 35 Millionen und
damit auf das 2,7-fache. Die wirklichen
Entwicklungsrelationen werden darum erst deutlich, wenn man
die Milliardenbeträge auf die Einwohner bzw.
Arbeitnehmer umrechnet:
Tabelle
B: Entwicklungen pro Kopf in
DM-Beträgen:
|
1950
|
2000
|
Anstieg
1950-2000
|
BIP
je Einwohner (BIP)
|
2085
|
48488
|
x
23
|
Bruttolohn
je Arbeitnehmer
|
2918
|
50740
|
x
17
|
Nettolohn
je Arbeitnehmer
|
2500
|
31460
|
x
13
|
Steuerzahlungen
je Einw.
|
490
|
11861
|
x
24
|
Zum
Vergleich:
|
|
|
|
Geldvermögen
je Einwohner:
|
1255
|
145550
|
x
116
|
Bankzinserträge
je Einw.:
|
64
|
8829
|
x
138
|
Wie
aus Tabelle B zu entnehmen, sind also nicht nur die
Pro-Kopf-Nettoeinkommen der Arbeitnehmer weit hinter den
Entwicklungen der Wirtschaftsleistung zurückgeblieben,
sondern auch die Bruttoeinkommen. Gemessen an der
Entwicklung des BIP nahmen diese Bruttoeinkommen nur um 74
Prozent zu, die Nettoeinkommen sogar nur um 57 Prozent.
Dagegen sind die Geldvermögensbestände und mit
ihnen die Zinserträge von 1950 bis 2000 fünf bzw.
sechs Mal so rasch angestiegen wie das BIP und neun bzw.
zehn Mal so rasch wie die Nettoeinkommen der
Arbeitnehmer!
Welche
Folgen hat diese Überentwicklung?
Auf
Grund der unterschiedlichen Entwicklungen der
realwirtschaftlichen und monetären Größen,
kommt es bei der Verteilung der Einkommen zu einer
zunehmenden Diskrepanz zwischen Arbeits- und
Kapitaleinkommen. Diese Einkommensverschiebung wird durch
die Konzentration der Vermögen und Zinseinkommen bei
einer Minderheit noch verstärkt. So verfügt nach
offiziellen Erhebungen die ärmere
Bevölkerungshälfte nur über vier Prozent der
Geldvermögen, die reichere über 96 Prozent. Und
auch bei dieser reicheren Hälfte konzentriert sich das
Vermögen überwiegend beim letzten Zehntel. Mit
dieser Verteilung erklären sich auch die wachsenden
Diskrepanzen zwischen Arm und Reich in unserer
Gesellschaft.
Erschwerend
kommt noch hinzu, dass das Kapital, und hier vor allem das
Geldkapital, bei der Verteilung immer den Erstzugriff hat.
Seine Ansprüche, resultierend aus Geldvermögen
bzw. Schulden mal Zinssatz, sind nicht nur vorab vertraglich
festgelegt, sie nehmen, bedingt durch den Automatismus des
Zins- und Zinseszinseffekts, auch noch von Jahr zu Jahr zu.
Und diese Ansprüche sind unausweichlich einzuhalten,
unabhängig davon, ob die Wirtschaft ausreichend,
unzureichend oder überhaupt gewachsen ist. Das
heißt, je geringer das Wachstum der Wirtschaft, umso
dramatischer wirken sich die Folgen der festliegenden und
sogar weiter wachsenden Ansprüche des Geldkapitals aus.
Auf
Grund dieser Vorrangstellung des Geldkapitals bleiben
für die Unternehmen, vor allem die verschuldeten, nur
Einsparungen im Lohnbereich oder Rückstellungen von
Investitionen übrig. Beides führt zu einem Anstieg
der Arbeitslosigkeit und damit einem weiteren Rückgang
der Kaufkraft, der die Folgen des Konjunktureinbruchs
wiederum verstärkt. Auch die konjunkturfördernden
Möglichkeiten des Staates schwinden mit sinkenden
Steuereinnahmen, vor allem wenn der Staat bereits in der
Schuldenfalle steckt. Statt die Wirtschaftstätigkeit zu
beleben, weicht er darum ebenfalls in Investitions- und
Personalreduzierungen aus.
Der
Präsident der Landeszentralbank Niedersachsen, Prof.
Helmut Kotz, hat dieses Verteilungs-Dilemma in seiner
Neujahrsansprache 2001 einmal so umschrieben:
«In
der unvollständigen Welt, in der wir leben,....ist
Arbeitslosigkeit der Mechanismus, der die Ansprüche
von Lohn- und Kapitaleinkommensbeziehern, die in der
Summe bisweilen höher als die Wertschöpfung
sind, in Übereinstimmung bringt.... Nur dann, wenn
der Reallohn, der von den Arbeitnehmern gefordert wird,
zu der Mindestkapitalverzinsung passt,....wird auch die
Inflationsrate stabil bleiben»
Das
heißt: Wenn das Wachstum der Wirtschaft nicht mit
jenem des Kapitals Schritt hält, müssen die
steigenden Kapitalansprüche entweder mit
Arbeitslosigkeit und damit sinkenden Lohnkosten, oder mit
Inflation ausgeglichen werden. Das aber heißt auch,
dass unter den heutigen Bedingungen Vollbeschäftigung
und Kaufkraftstabilität nur durch ein
Wirtschaftswachstum in den Griff zu bekommen ist, das
mindestens so hoch sein muss wie die von Jahr zu Jahr
exponentiell wachsenden Ansprüche des
Kapitals!
Es
ist verständlich, dass sich unter diesen Gegebenheiten
die Parteien, Politiker und Verbände in dem Ruf nach
Wachstum nicht nur einig sind, sondern sich förmlich
überbieten. Vor dem Hintergrund der sozialen Folgen
traut sich auch kaum noch ein Politiker das Thema Umwelt in
den Mund zu nehmen oder gar solche Ökosteuern
vorzuschlagen, die den Verbrauch tatsächlich drosseln
und die Umwelt entlasten würden.
Was
ist zu tun?
Da
eine Anpassung des Wirtschaftswachstums an das Tempo der
explosiven Zunahmen im Monetärbereich undenkbar ist,
bleibt nur die Anpassung dieses Bereichs an die
Gegebenheiten in der Realwirtschaft. Das heißt
konkret: Nur wenn die Zinssätze und damit die
Wachstumsraten der Geldvermögen/Schulden auf die
Wachstumsraten der Wirtschaft absinken, könnte die
weitere Zunahme der Verteilungsspannungen verhindert werden.
Und zu einer wirklichen Entspannung der Situation, die neben
dem sozialen Frieden auch jenen mit der Natur
einschließt, könnte es dauerhaft nur kommen, wenn
alle vorgenannten Wachstums- und Anspruchsentwicklungen
gemeinsam gegen Null tendieren. Das zumindest in den
Industrienationen, die heute ihren Abstand zur übrigen
Welt immer noch vergrößern.
Sowohl
bei den Bündnis-für-Arbeit-Runden als auch den
Tarifverhandlungen müsste sich also, neben
Arbeitnehmern, Arbeitgebern und dem Staat, im Grunde auch
das Geldkapital verpflichten, seine Ansprüche an der
Entwicklung des Sozialprodukts auszurichten. Dieser Effekt
würde sich im übrigen automatisch ergeben, wenn
der Knappheitsgewinn des Geldes, der Zins, genauso mit den
Sättigungsentwicklungen in einer Wirtschaft gegen Null
sinken würde, wie das bei den Knappheitsgewinnen auf
den Gütermärkten der Fall ist. Und zustande
käme dieser Effekt, wenn man die heutige
Möglichkeit des Geldes, sich bei
Sättigungsentwicklungen von den Kapitalmärkten
zurück zu ziehen und über diese künstliche
Verknappung den Zins marktwidrig hoch zu halten, unterbinden
würde. Das wiederum wäre durch eine
Umlaufsicherung möglich, die den
regelmäßigen Kreislauf des Geldes von der Zins-
und Inflationshöhe unabhängig macht.
Dass
eine solche Überwindung der heutigen problematischen
Umverteilungsfolgen und des Wachstumszwangs enorme positive
Folgen haben dürfte, bedarf sicher keiner näheren
Erläuterungen. John Maynard Keynes hat bereits in den
30er Jahren in seiner Allgemeinen Theorie der
Beschäftigung, des Zinses und des Geldes" darauf
hingewiesen, dass eine solche Umlaufsicherung, von ihm als
«Durchhaltekosten auf das Geld» (carrying costs)
bezeichnet, «zum sanften Tod des Rentiers»
führen würde und der vernünftigste Weg sei,
«um allmählich die verschiedenen
anstößigen Formen des Kapitalismus
loszuwerden». Ohne diese angesprochene
Steuerungskorrektur in unserem Geldsystem verbleibt uns nur
die Alternative, entweder mit mehr Wachstum den
ökologischen Kollaps zu beschleunigen oder mit weniger
Wachstum den sozialen. Mit dieser Korrektur dagegen
würde sich nicht nur die Politik aus dieser fatalen
Zwickmühle befreien können, sondern es würde
auch das Gespenst der klassischen Deflationen endgültig
verschwinden, ebenso wie die Problematik der
Kreislaufstörungen, die sich heute aus einer
sättigungsbedingten Deflation ergeben.
zurück
zu Krieg- und Geldwirtschaft
DIE
KASSEN SIND LEER -
WO
IST DAS GELD GEBLIEBEN ?
Helmut
Creutz
(pdf.datei)
Bundesländer
verringern ihre Personalausgaben - Gemeinden schließen
Bibliotheken und Schwimmbäder - der Bund kürzt den
Sozialetat - Nürnberg verringert die
Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen . . . Solche und
ähnliche Meldungen kann man fast täglich in der
Zeitung lesen. Doch trotz dieser Ausgabenkürzungen -
irreführend als "Sparmaßnahmen" bezeichnet -
verscherbeln Bund, Länder und Gemeinden auch noch ihr
ganzes Tafelsilber: Post, Bahn, Beteiligungen und vor allem
Immobilien, Werte, die letztendlich Eigentum der Bürger
sind, mit ihren Steuergroschen einmal erworben. Doch auch
dieser Rückgriff auf das Eingemachte reicht schon lange
nicht mehr aus. Darum wurden und werden bislang immer
höhere Schulden gemacht, die wegen ihrer enormen
Zinsbelastung die Engpässe noch zusätzlich
vergrößern. Alleine der Bund musste Mitte der
90er Jahre fast ein Viertel seiner Steuereinnahmen für
den Zinsendienst aufwenden, weit mehr als für die
vielgeschmähten Militärausgaben. Und mit knapp 70
Milliarden Euro sind diese Zinszahlungen, nach den Ausgaben
für Arbeit und Soziales, schon seit langem der
zweithöchste Ausgabenposten im Bundesetat!
Wie
kommt es zu dieser Ebbe in den öffentlicher Kassen?
Ist
ein Rückgang unserer Wirtschaftsleistung oder unseres
Reichtums die Ursache? Oder druckt vielleicht die EZB nicht
genügend Geld? - Keinesfalls! Seit 1980 haben wir unser
reales Sozialprodukt fast noch einmal verdoppelt. Selbst in
den 90er Jahren konnten wir p.a. knapp zweiprozentige
Wachstumsraten verbuchen. Zwei Prozent reales Wachstum heute
sind aber - was leider kaum beachtet wird - in absoluten
Mengen soviel wie zehn Prozent Wachstum in den 50er Jahren!
Und drei Prozent reales Wirtschaftswachstum, von vielen als
anzustrebendes Minimum betrachtet, würde in 24 Jahren
eine Verdoppelung unseres heutigen Produktions- und
Verbrauchsvolumens bedeuten, in 48 Jahren eine
Vervierfachung und in 72 Jahren eine Verachtfachung! - Und
das vor dem Hintergrund einer heute bereits
unverantwortlichen Umweltbelastung!
Und
was den Reichtum betrifft, so sind z.B. die
Geldvermögen in unserem Land noch rascher als die
Wirtschaftsleistung angestiegen, nämlich seit 1980 real
auf das Dreifache. Im letzten Jahrzehnt legten sie sogar
tagtäglich um 920 Millionen Euro zu. Allein die
Zinserträge, die den vorhandenen Geldvermögen
laufend gutgeschrieben werden, lagen im Jahr 2000 bei 800
Millionen Euro täglich! Und dass auch die
Geldversorgung der EZB nicht zu knapp ist, zeigt sich an der
immer noch vorhandenen Inflation.
Wie
aber ist es möglich, dass es angesichts dieser
steigenden Wirtschaftsleistungen, des wachsenden Reichtums
und der ausreichenden Geldversorgung zu immer
größeren Engpässen in öffentlichen und
zunehmend auch in privaten Kassen kommt? Wie ist es
möglich, dass in unserem Land sogar die Armut wieder um
sich greift?
Die
Erklärung liegt in der Verteilung
Wenn
man einen ausreichend großen Kuchen unter eine
gleichbleibende Zahl von Essern aufteilt, braucht niemand
Hunger zu leiden. Schneidet aber jemand ein
größeres Stück heraus, bleibt den anderen
weniger übrig, es sei denn, sie backen einen immer
größeren Kuchen. Wachsen die Ansprüche jenes
Nimmersatten jedoch rascher als der Kuchen
vergrößert werden kann, dann nehmen auch bei
wachsendem Kuchen zwangsläufig die Hungerleider
zu.
Genauso
ist es in unserer Volkswirtschaft: Unser Leistungskuchen -
das Sozialprodukt und das daraus resultierende
Volkseinkommen - wird jedes Jahr zwischen Kapital und Arbeit
aufgeteilt. Der Staat, meist als Dritter im Bunde genannt,
greift in Wirklichkeit nur auf diese beiden
Einkommensbezieher zurück. Bei der Arbeit bekanntlich
sehr präzise jede Mark an der Quelle erfassend, beim
Kapital weniger genau. Man denke nur an Luxemburg und andere
Steueroasen. Oder an die großzügigen
Steuergeschenke für Besserverdienende, die damit im
letzten Jahrzehnt den Wiederaufbau-Ost zum
Reichtumsaufbau-West umfunktionieren konnten.
Die
Arbeitenden sind aber auch schon bei der Aufteilung unseres
Leistungskuchens im Nachteil. Denn der Anspruch des
Geldkapitals muss nicht nur vorrangig bedient werden, seine
Größe und sein Zuwachs stehen auch schon vorher
unverrückbar fest, gleichgültig ob die
Wirtschaftsleistung ausreichend, wenig oder gar nicht
zunimmt: Resultierend aus Geldkapital mal Zinssatz, sind
diese jedes Jahr um etwa sieben bis acht Prozent wachsenden
Zinsansprüche eine Größe, die niemals zur
Debatte steht. Auch nicht bei den Tarifverhandlungen, die in
jedem Frühjahr mit viel Medienecho zwischen
Gewerkschaften und Arbeitgebern ausgetragen werden. Auch
hier streitet man sich nur noch um den "Rest des Kuchens",
der nach der Kapitalbedienung übrig geblieben ist.
Das
heißt, das Geldkapital diktiert in unserer
Wirtschaftspraxis die Bedingungen, zu denen es sich für
Kredite zur Verfügung stellt. Und die Erfüllung
dieser Bedingung ist die Voraussetzung für alle
Wirtschaftstätigkeiten, einschließlich der
Schaffung jedes Arbeitsplatzes!
Die
Höhe der Zinssätze ist aber nicht nur entscheidend
für die Höhe der Kapitalansprüche an den
Leistungskuchen, sondern auch für das weitere Wachstum
der Geldvermögen. Denn deren Zunahme stammt in einer
älter werdenden Wirtschaftsepoche immer weniger aus
erspartem Arbeitseinkommen und immer mehr aus
Zinsgutschriften. Selbst die Bundesbank schrieb schon vor
fast zehn Jahren von einer "Selbstalimentation der
Geldvermögen". Da diese Geldvermögen aber rascher
wachsen als die Wirtschaftsleistung, bleibt von der
Wirtschaftsleistung für die Arbeitseinkommen
zwangsläufig immer weniger übrig.
Das
Auseinanderdriften der realwirtschaftlichen und
monetären Größen geht aus der Darstellung 1
hervor. In ihr werden die Zuwachsraten der Geldvermögen
mit jenen des Bruttoinlandsprodukts und der Nettolöhne
verglichen, und zwar als jährliche
Durchschnittsgrößen in den jeweiligen Dekaden.
Während die Zuwachsraten des BIP relativ linear
ansteigen, gehen jene der Geldvermögen fast explosiv in
die Höhe. Die Nettolohnzuwächse dagegen, die in
den ersten drei Jahrzehnten noch etwa bei einem Drittel des
BIP-Zuwachses lagen, fallen seit den 80er Jahren immer mehr
zurück. In den 90er Jahren betrugen sie nur noch ein
Neuntel des Leistungszuwachses, während der
Geldvermögenszuwachs beim Fünfeinhalbfachen
lag.
Darst.
1
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Bedenkt
man, dass die Zuwachsraten der Geldvermögen
auch die damit verbundenen Zinseinkommen
widerspiegeln und dass hinter diesen Zinseinkommen
entsprechende Zinslasten stehen, wird das
eigentliche Problem erkennbar: die Bedienung der
ständig steigenden Schuldenzinsen! Besonders
betroffen sind von diesen Zinslasten die meist hoch
verschuldeten Produktionsunternehmen, was sich u.a.
in den zunehmenden Pleitezahlen abzeichnet,
besonders deutlich in Hochzinsphasen und den ihnen
folgenden Konjunktureinbrüchen. Aber auch die
Unternehmen die diese Konjunktureinbrüche
überstehen, sind zu erheblichen
Ausgabenreduzierungen gezwungen. Gleichgültig
ob sie diese im eigenen Betrieb realisieren oder
durch Zurückstellungen von Investitionen: in
beiden Fällen kommt es zu Anstiegen der
Arbeitslosigkeit.
Was
sind die Folgen für den Staat?
Konjunktureinbrüche
und abnehmende Beschäftigung haben in den
öffentlichen Kassen nicht nur
rückläufige Steuereinnahmen zur Folge,
sondern auch noch ansteigende Sozialkosten. Der
Versuch, dieses doppelte Dilemma durch höhere
Kreditaufnahmen zu schließen, schlägt
mit einem rasanten Anstieg der öffentlichen
Schuldenzinsbelastung zu Buche, womit sich die
Negativeffekte nochmals verstärken.
In
welchem Maße die Neuverschuldungen des
Staates mit der Zinsentwicklung
zusammenhängen, zeigt die Darstellung
2
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Besonders
deutlich wird diese Beziehung, wenn man die
Anstiege der Zinssatzkurve mit den ihnen jeweils
folgenden Anstiegen der Neukreditaufnahmen
vergleicht. Aber auch in der Kurve der
jährlichen Zinszahlungen zeichnen sich die
Zinssatzanstiege mit leichter Verzögerung ab.
Vor allem aber ist aus der Grafik bereits optisch
zu entnehmen, dass die Summe der in den letzten 30
Jahren gezahlten Zinsen mit der Summe der
öffentlichen Neukreditaufnahmen weitgehend
identisch ist! Das aber heißt, die ganzen
Kreditaufnahmen der öffentlichen Haushalte
haben uns überhaupt nichts gebracht! Keine
wirklichen Einnahmen, keinen zusätzlichen Raum
für Investitionen! Sie haben nur eine
Minderheit der privaten Haushalte, die ihr
übriges Geld dem Staat leihen konnten, in
gleicher Höhe reicher gemacht: Von 1970 bis
2000 um runde 1.900 Mrd DM bzw. 970 Mrd Euro!
Bedenkt
man, dass der Staat auch heute und in Zukunft,
selbst bei eingefrorener Schuldenaufnahme, jeden
Tag 180 Millionen Euro an diese durchweg gut
betuchten Geldgeber zahlt, 5,6 Mrd Euro im Monat
und 67 Mrd im Jahr, und dass ihn diese Zahlungen zu
Leistungsreduzierungen im Sozial- und
Investitionsbereich und zu Personalentlassungen
zwingt, werden die Folgen dieser sinnlosen
Verschuldungen in ihren Größenordnungen
erkennbar.
Diese
Zusammenhänge und Wechselwirkungen
erklären auch, warum die Verantwortlichen bei
uns selbst dann noch nach mehr Wirtschaftswachstum
rufen, wenn dabei die Umwelt auf der Strecke
bleibt. Denn die Politiker, gleich welcher Couleur,
haben heute nur die Alternative, entweder ohne
Wachstum in den sozialen oder mit Wachstum in den
ökologischen Kollaps zu geraten. Da das
Wirtschaftswachstum aber schon lange nicht mehr mit
dem der Geldvermögen und Zinsströme
mithalten kann, steuern wir zwangsläufig auf
beides zu.
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Darst.
2
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Warum
nehmen aber die Verschuldungen dauernd zu?
Schulden
kann man immer nur bei einem machen, der Geld übrig
hat. Das heißt, Schulden können immer nur im
Gleichschritt mit den sich ansammelnden Geldvermögen
wachsen! Doch diese ständig wachsenden
Geldvermögen bieten nicht nur die Möglichkeit zu
weiteren Verschuldungen, sondern sie zwingen auch dazu!
Dieser Zwang resultiert einmal aus dem Tatbestand, dass
Staat und Wirtschaft die Lücken in den Kassen
schließen müssen, die durch die Zinszahlungen
entstehen. Vor allem aber - und das wird viel zu wenig
beachtet - besteht ein gesamtwirtschaftlicher Zwang zur
Ausweitung der Schulden im Gleichschritt mit den
Geldvermögen. Denn wird das übrige Geld aus den
Kassen der Zinsbezieher nicht über Neukreditaufnahmen
in die Wirtschaft zurückgeführt, kommt es zu
geldmangelbedingten Kreislaufunterbrechungen, zu Rezessionen
und Deflationen.
Sind
Unternehmen und Privathaushalte nicht ausreichend zu
weiteren Kreditaufnahmen bereit, "dann muss der Staat das am
Markt entstehende Kapitalüberangebot aufnehmen, weil
anderenfalls eine deflationäre Wirtschaftsentwicklung
einsetzen würde", wie Rüdiger Pohl, einer der
"fünf Weisen", bereits vor Jahren in einem ZEIT-Artikel
schrieb.
Entscheidend
für die Schuldeneskalation ist also das
Überwachstum der Geldvermögen, und für beides
die Zinssätze, die seit Jahrzehnten über den
Wachstumsraten liegen. Ursache dieser hochbleibenden
Zinssätze ist wiederum der Tatbestand, dass sich die
Zinsbildung, im Gegensatz zu allen anderen Marktpreisen, den
Kräften von Angebot und Nachfrage entziehen kann. Denn
sinkt der Zins unter eine bestimmte Marke, verknappen die
Geldhalter ihr Angebot und verhindern damit sein weiteres
marktgerechtes Absinken. Als Folge dieser künstlichen
Verknappungsmöglichkeit kann das Geldkapital auch dann
noch Zinsen erpressen, wenn diese aufgrund des
Überwachstums der Geldvermögen und der
Sättigung der Märkte eigentlich gegen null
tendieren müssten. Und fällt der Zins trotz
Knapphaltung noch weiter, weil die lukrativen Investitionen
nicht im gleichen Tempo wie die Geldvermögen zunehmen,
dann weicht das Geld in Börsen- oder Bodenspekulationen
aus, an deren Ende - siehe Japan - deflationäre
Rezessionen drohen.
Wer
zahlt die Zinsen?
Allgemein
wird angenommen, dass nur derjenige Zinsen zahlen muss, der
persönlich einen Kredit aufgenommen hat. In
Wirklichkeit aber müssen die Privathaushalte bzw.
Endverbraucher auch für die vielfach höheren
Schuldenzinsen der Unternehmen und des Staates gerade
stehen. Denn die Zinsleistungen der Unternehmen gehen als
Kapitalkosten genau so in die Produktpreise ein, wie die
Personal- und Materialkosten. Und bei den öffentlichen
Preisen stecken die Zinsen letztlich in allen Steuern und
Gebühren.
Die
Folgen und relativen Größen dieser
Belastungsentwicklungen sind in der Darstellung 3
wiedergegeben.
In
dieser Darstellung werden die Gesamtverschuldungen in
unserer Gesellschaft mit den verfügbaren Einkommen
verglichen, jeweils umgerechnet auf den einzelnen
Erwerbstätigen bzw. Haushalt. Aus dem Vergleich beider
Größen in den drei Bezugsjahren geht als erstes
das Überwachstum der Schulden in den letzten 50 Jahren
deutlich hervor. Zwar sind - wie die konkreten Zahlen unter
den Säulen zeigen - auch die nominellen Einkommen
erheblich angestiegen, aber die Schulden und damit die
Zinslastgrößen nahmen im gleichen Zeitraum
viermal so schnell zu!
Rechnet
man die in Prozenten des Einkommens wiedergegebenen
Zinslastanteile in Arbeitszeiten um, dann musste 1950 jeder
Erwerbstätige etwa drei Wochen im Jahr für deren
Bedienung arbeiten, 1975 sieben Wochen und im Jahr 2000
bereits mehr als ein Vierteljahr.
Dabei
ist hier nur von den Zinsen für die Geldschulden bzw.
das Geldkapital die Rede. Die Zinsen für das
schuldenfreie Sachkapital kommen noch hinzu. Da dieses
schuldenfreie Sachkapital etwa bei einem Drittel des
gesamten angelegten Realvermögens liegt, muss man also
zu den ausgewiesenen 28 Prozent nochmal etwa die Hälfte
hinzurechnen, womit man auf 42 Prozent kommt. Bezogen auf
die Ausgaben der Haushalte, die sich nach Abzug der
Ersparnis von den verfügbaren Einkommen errechnen,
liegt der rechnerische Zinslastanteil sogar bei 46 Prozent!
Das aber heißt konkret: Mit jedem ausgegebenen
100-Euro-Schein fließen inzwischen, direkt oder
indirekt, durchschnittlich rund 46 Euro in den großen
Topf des Zins-Monopoly-Spiels. Bei Preisen besonders
kapitalintensiver Produkte oder Dienstleistungen, wie z.B.
Raffinerieprodukte oder Wohnungsmieten, liegt der
Zinslastanteil sogar bei 60 bis 80 Prozent.
Darst.
3
|
Wer
erhält die Zinsen?
Natürlich
stehen diesen von den Privathaushalten letztlich zu
zahlenden Zinslasten auch entsprechende
Zinseinkommen gegenüber. Diese Zinseinkommen
verteilen sich jedoch nicht nach der Höhe der
Ausgaben, wie das bei den Zinslasten weitgehend der
Fall ist, sondern nach der Höhe der
zinsbringenden Vermögen. Diese aber sind - wie
die Darstellung 4 wiedergibt - extrem ungleich
verteilt, vielmals ungleicher als die Einkommen der
Haushalte und vor allem ihre Ausgaben.
Wie
aus der Darstellung hervorgeht, lagen bei der hier
herangezogenen vorletzten Erhebung 1993 die
gesamten Privatvermögen zwar bei 9.920 Mrd DM
(= 5.072 Mrd Euro), aber die ärmere
Hälfte der Haushalte war daran gerade nur mit
10 Prozent beteiligt. Zieht man aus diesen
Vermögenswerten einmal die nicht
zinsbringenden selbstgenutzten Immobilien heraus,
wird die Sache noch wesentlich dramatischer. Bei
den zinsbringenden Geldvermögen ist die
ärmere Hälfte der Haushalte dann nur noch
mit vier Prozent dabei, bei den
Betriebsvermögen so gut wie überhaupt
nicht!
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Teilt
man die Haushalte in zehn gleichgroße Gruppen
und verrechnet die Zinslasten und
Zinseinkünfte je Gruppe gegeneinander, dann
ergibt sich, dass der Saldo bei den ersten acht
Haushaltsgruppen negativ ist und bei der neunten
Gruppe ausgeglichen. Nur bei der zehnten Gruppe
übersteigen die Zinseinkommen die getragenen
Lasten. Das heißt, dieses letzte reichste
Zehntel ist der alleinige Gewinner des
Zins-Monopoly-Spiels, und diese Minderheit der
Haushalte gewinnt dabei genau so viel, wie alle
anderen verlieren! Der daraus resultierende
Netto-Transfer von der Mehrheit zur Minderheit
beläuft sich p.a. inzwischen auf etwa 140 Mrd
Euro, tagtäglich also mehr als 380 Millionen
Euro!
Ob
man selbst Gewinner oder Verlierer ist, kann jeder
leicht überprüfen. Man braucht nur die
jährlichen Zinserträge aus allen eigenen
Anlagen mit jenen 46 Prozent der Ausgaben zu
vergleichen, die man für die gesamten
rechnerischen Zinsbelastungen in Ansatz bringen
muss.
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Darst.
4
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Resümee:
Entgegen
allen Behauptungen fehlt es in unserer Volkswirtschaft also
nicht an Geld. Es sammelt sich jedoch aufgrund der zins- und
zinseszinsbedingten Vermehrungsmechanismen immer mehr in
jenen Kassen, die bereits zuviel davon haben. Nutzbar
für die Wirtschaft sind diese Überschüsse nur
zu machen, wenn man sie über zusätzliche Kredite
in den Wirtschaftskreislauf zurückführt. Mit
diesen Rücktransfers aber wachsen die Zinsströme
noch mehr an und damit die Konzentrationen der
Geldvermögen und die Umverteilungsspannungen zwischen
Arbeit und Besitz. Die daraus resultierenden sozialen
Polarisierungen aber entwickeln sich zu einer immer
explosiveren Mischung.
Geldvermögen
und Schulden schaukeln sich heute also wechselseitig hoch.
Unser monetäres System funktioniert damit wie ein
Motor, der nur bei ständigem Gasgeben und zunehmender
Treibstoffzufuhr weiter läuft. Alle Systeme und
Prozesse aber, die auf diese unnatürliche Weise
rückgekoppelt sind, müssen aus einfachen
physikalischen bzw. mathematischen Gründen in
Selbstzerstörungen enden.
Als
Folge dieser monetären Wirkungsmechanismen sind also
weitere Problemzunahmen in Wirtschaft und Gesellschaft
unausweichlich vorprogrammiert. Neben der Umwelt
gefährden sie vor allem den sozialen Frieden. Schon
Ernst Breit hat zu seiner Zeit darauf hingewiesen, dass
einer zunehmenden "verschämten Armut" ein zunehmender
"unverschämter Reichtum" gegenübersteht. Auch der
Bürgermeister von Hamburg, Ortwin Runde, hat vor
einigen Jahren als Sozialsenator eine besonders rasche
Zunahme der Sozialhilfeempfänger und der
Millionäre in seiner Stadt festgestellt. Wenn es uns
nicht gelingt dieser Polarisierung zwischen Arm und Reich
Einhalt zu gebieten - so hat er weiter gewarnt - würden
uns "Auseinandersetzungen wie in Lateinamerika drohen".
Sicher ist das etwas hoch gegriffen. Doch was uns
täglich näher rückt, sind die Tendenzen die
wir seit zwei Jahrzehnten in Großbritannien und in den
USA registrieren können: Steigende
Reichtumskonzentration bei zurückbleibenden oder sogar
sinkenden Masseneinkommen!
Was
kann man tun?
Wer
den hier geschilderten Problemen entgegen wirken will, muss
zuerst einmal dafür sorgen, dass die weitere
Scherenöffnung zwischen den monetären und
realwirtschaftlichen Entwicklungen vermieden wird. Die
Überentwicklungen der monetären Größen
können jedoch nur abgebremst werden, wenn sich die
Wachstumsraten der Geldvermögen jenen der Wirtschaft
anpassen. Das wiederum ist nur möglich, wenn auch die
Zinssätze auf die Wachstumsraten der Wirtschaft
absinken.
Diese
über den Wachstumsraten liegenden Zinssätze, aus
denen das Gros der in diesem Aufsatz dargelegten Probleme
letztlich resultieren, sind aber heute noch erforderlich, um
Stockungen und Blockaden im Geld- und Wirtschaftskreislauf
zu verhindern. Das heißt, man muss heute denjenigen,
die Geld übrig haben, die Weitergabe mit einem
(Zins)Aufschlag schmackhaft machen, um Rezessionen und
Deflationen und damit schwerwiegende
Konjunktureinbrüche zu vermeiden.
Diese
Möglichkeit, durch Zurück- und Knapphaltung eines
öffentlichen Gutes Vorteile zu erlangen, deren
Höhe man letztlich auch noch selbst bestimmen kann, ist
mit einem Rechtsstaat unvereinbar. Als Voraussetzung einer
Änderung dieser Situation ist es darum zuerst einmal
erforderlich, dass das Geld rechtsordnungsmäßig
allen anderen öffentlichen Gütern gleichgestellt
wird. Diese sind im allgemeinen dadurch gekennzeichnet, das
jeder sie unter gleichen Voraussetzungen nutzen, aber
niemand sie blockieren darf. Die heutige Einstufung des
Geldes, sowohl als öffentliche Einrichtung als auch
privates Eigentum, die diese Blockade erlaubt, ist darum
schlicht schizophren.
Das
einzige gesetzliche Zahlungsmittel in unserer Wirtschaft
muss also nicht nur - wie bereits der Fall - unter
Annahmezwang stehen, sondern auch unter einem (vielmals
wichtigeren!) Weitergabezwang! Oder anders ausgedrückt:
Nicht nur die Vermehrung der Geldmenge durch Falschgeld, die
zu Inflationen führen kann, muss als
gemeinschaftsschädigend eingestuft werden, sondern auch
die Verminderung der Geldmenge durch Blockierung, die zu
marktwidrigen Zinshochhaltungen bzw., bei zu niedrigem Zins,
zu Deflationen führt.
Um
dies zu erreichen, müssen die heutigen destruktiven
Umlaufsicherungen, nämlich der Zins als Zuckerbrot und
die Inflation als Peitsche, durch eine konstruktive stetig
wirksame Umlaufsicherung ersetzt werden, die auch dann noch
den Umlauf des Geldes garantiert, wenn die Zinsen mit der
Sättigung der Märkte und der Überwindung der
Geldknappheit marktgerecht gegen null heruntergehen. Durch
eine solche konstruktive Umlaufsicherung, die man sich als
Geldnutzungs- oder Geldhaltegebühr vorstellen kann,
oder wie von Keynes bezeichnet als "Durchhaltekosten" auf
Geld, würde außerdem die Geldmenge präzise
steuerbar und damit stabiles Geld und stabile
Konjunkturlagen erreichbar machen.
Die
verschiedenen technischen Möglichkeiten einer solchen
Umlaufsicherung können im Rahmen dieser Abhandlung
nicht erörtert werden. Bei den ebenfalls als
Zahlungsmittel benutzten Sichtguthaben wären sie im
Computer-Zeitalter - sofern erforderlich - als laufende
Bestandsabgaben jedenfalls höchst einfach
umzusetzen.
Sicherlich
werden sich mit einer solchen Korrektur der Fehlstrukturen
unserer Geldordnung nicht alle Probleme in der Welt
auflösen. Doch ohne diese Korrektur müssen sie
zwangsläufig immer größer und
unlösbarer werden. Das gilt einmal für die
ökologischen Probleme, da die Einführung wirksamer
ôkosteuern und -abgaben erst möglich wird, wenn
wir nicht mehr unter dem heutigen monetär bedingten
Zwang zum Wachstum stehen. Das gilt ebenfalls für die
ökonomischen und sozialen Probleme unserer Tage,
für den Abbau von Arbeitslosigkeit und
Überschuldung, und damit für den sozialen Frieden
innerhalb unserer Gesellschaften, der die Grundlage für
den internationalen Frieden ist.
Wer
also nach Erklärungen für die zunehmenden
Engpässe in den öffentlichen oder eigenen Kassen
sucht, für die Einschnitte ins soziale Netz und die
widersprüchliche Entwicklung von Reichtum und Armut,
kommt nicht daran vorbei, sich mit den Wirkungsmechanismen
und Fehlstrukturen unserer Geldordnung zu
befassen.
Zur
Person: Der Autor befaßt sich - nach 35 Jahren
Wirtschaftspraxis - seit 20 Jahren mit Analysen unserer
Wirtschaft, vor allem in Bezug auf die Auswirkungen der
gegebenen Geldordnung. 1989 erhielt er einen Lehrauftrag
an der Uni Kassel und wurde von verschiedenen Seiten als
Kandidat für den alternativen Nobelpreis
vorgeschlagen. Sein letztes Buch, Das Geld-Syndrom - Wege
zu einer krisenfreien Wirtschaftsordnung, ist in der 6.
Auflage (5. Taschenbuch-Ausgabe) in überarbeiteter
und erweiterter Fassung 2001 bei Econ erschienen.
Wirtschaftliche
Triebkräfte von Rüstung
und Krieg,
Helmut Creutz (pdf.version)
Krieg
und (Geld-)
Wirtschaft,
Warum Frieden politisch nicht wirklich gewollt ist,
Wolfgang Fischer (3, 2002) (pdf.datei)
(englisch)
(spanisch)
Gerechtes
Geld - gerechte Welt, Erkenntnisse des
Wirtschaftsanalytikers Helmut Creutz. Ein Film von
Frieder Mayerhofer, 67 min, Euro 16,70 incl.
Bestellung
des Videos und Ausschnitte hier!
Emanzipation
Humanum,
Version 11. 2002 , Kritik, Anregungen zu Form und Inhalt,
Dialog sowie unveränderter Nachdruck bei Quellenangabe
und Belegexemplar erwünscht. Übersetzung in andere
Sprachen erwünscht. Kürzungen und Änderungen
nach Absprache möglich.
http://emanzipationhumanum.de/deutsch/krieg01a.html
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