SPIRITUALITÄT
und GLOBALISIERUNG
Perspektiven
für neue Organisationsformen der
Weltbevölkerung
von
Wolfgang Fischer
(
spanisch
) ( englisch
) ( pdf.format
)
Die
Bilder der Raumfahrt zeigen unseren Planeten als
brillierenden Juwel im nachtschwarzen Dunkel des Alls.
Einige der internationalen Astronauten sprachen gar von
einer tief empfundenen Liebe und Zuneigung angesichts der
kostbar und zerbrechlich wirkenden, blauwarm leuchtenden
Erdkugel inmitten der unendlichen schwarzkalten Stille. Ihre
Bilder, Eindrücke und Empfindungen haben es vermocht,
uns die Erde als lebendigen Organismus GAIA begreifbar
werden zu lassen.
Politische
Vorstellungen, die noch auf alten patriarchalen
Prägungen beruhen, rufen angesichts all der nicht mehr
zu verdrängenden Gefahren für uns und
zukünftige Generationen nach einem globalen
Öko-Management. Der Begriff vom Raumschiff Erde, dessen
Systeme zur Erhaltung des Weiterfluges zu warten und zu
erhalten seien, beweist eine nach wie vor tiefsitzende
Auffassung vom Menschen als außenstehender Macher und
Regulierer, als demjenigen, der die Natur regeln und
beherrschen muß. Ein Bewußtsein dafür, dass
der Mensch selbst den großen Störer auf dem
Planeten verkörpert, ist in der zivilisierten Welt viel
zu wenig vorhanden. Naturvölkern ist ihre völlige
Abhängigkeit von der Natur immer bewußt,
jedenfalls leben sie oftmals dementsprechend. Sie wissen und
haben immer gewußt, dass die Natur perfekt ist, dass
sie für sich selbst sorgt. Natur hat für diese
Menschen die göttliche Dimension der Vollkommenheit und
der Fülle.
Wollen
wir Unvollkommenheit, Krankheit und Mangel überwinden,
so bedeutet dies heute für uns in den Zentren der
Metropolen, dass wir lernen müssen, die Natur so wenig
wie möglich zu stören und dort, wo dies
unabänderlich ist, für einen notwenigen Ausgleich
sorgen. Das setzt voraus, dass wir die Zusammenhänge
und allseitigen Abhängigkeiten der Natur kennengelernt
haben und auch verstanden haben, dass wir Teil eben dieser
Natur sind.
Eine
Politik der Verantwortung bewirkt Kohärenz in einer
vielschichtigen Welt. Eine solche Politik könnte sich
an drei Prinzipien (1)
orientieren: Regeneration, unilaterale
Selbstbeschränkung und interkultureller Dialog.
»Regeneration wäre (zitiert nach Sachs, S. 158ff)
die angemessene Reaktion auf die Einsicht, dass es kein
gemeinsames Fortschrittsideal mehr gibt und der
Königsweg der Entwicklung kein Ziel mehr hat.
Stattdessen kommt es darauf an, sich auf die jeweils
verschiedenen Vorstellungen vom idealen Gemeinwesen zu
beziehen, die jede Kultur ausgeformt hat. Die unilaterale
Selbstbeschränkung könnte das Ideal des Wachstums
in wechselseitiger Abhängigkeit ablösen: Jedes
Land sollte seine Angelegenheiten so regeln, dass keine
wirtschaftlichen und ökologischen Probleme
abgewälzt werden und andere Gemeinschaften daran
hindern, ihren eigenen Weg zu gehen. Und schließlich
ist auch ein Dialog zwischen den Kulturen gefordert. Eine
friedliche und nachhaltige Koexistenz wird nur möglich
sein, wenn in jeder Kultur die Bereitschaft zu kritischer
Selbstbefragung vorhanden ist. Nur durch einen Prozess
ständiger Auseinandersetzung und Übereinkunft kann
Kohärenz entstehen, ohne dass Gleichförmigkeit
herrscht. Die utopische Kraft des Universalismus ist
erschöpft, allerdings muß sich auch jeder neue
Lokalismus immer wieder an der Weltöffentlichkeit
orientieren.« Wolfgang Sachs hat sehr wohl die
Notwendigkeit des Bezugs zum Ganzen erkannt und damit auch
die Notwendigkeit der proportionalen Komplementarität
als Nachfolge eines überholten Universalismus, der sich
als zu einseitig und daher nicht konstruktiv, nicht
ausreichend kohärenzstiftend erwiesen hat.
Wenn
wir uns jetzt in der Aussage einig sind, dass der
gegenwärtige gesellschaftliche Zustand inakzeptabel ist
und wenn wir respektieren, dass unsere unterschiedlichen
Ansätze und Theorien zumindest gewaltfrei,
ökologisch und sozialgerecht orientiert sein sollten,
und wenn wir darüberhinaus davon ausgehen, dass ein
neuer und zukunftsfähiger Gesellschaftsentwurf erst
durch das Zusammentragen vieler Facetten oder Mosaiksteine
unterschiedlicher Herkunft wachsen kann, und wenn wir
schließlich dahingehend einig sind, dass alle
bisherigen und zukünftigen sozialen Rezepte auf ihre
Kompatibilität inbezug auf ein tatsächliches
Verwirklichen weltweiter ökosozialer Gerechtigkeit zu
überprüfen sind, dann, so hoffe ich, sind wir auch
offen für eine gedankliche Dimension, in der eine
Verbindung zwischen Politik und Spiritualität
hergestellt werden kann. Und erst wenn diese gedankliche
Verbindung vollzogen ist, wird ein qualitativ
verändertes Handeln sowohl Frieden wie auch allgemeines
Wohlergehen ermöglichen.
Genesis
und Politik
Um
wieder eine Handlungsfähigkeit der Politik jenseits des
bloßen und als alternativlos dargestellten Reagierens
auf Katastrophen, um eine tatsächlich kreative Politik
zu ermöglichen, darf politisch engagierten Menschen der
Begriff Genesis' im Zusammenhang mit Politik nicht
länger fremd erscheinen. Nicht dass hier die biblische
Schöpfungsgeschichte im wörtlichen Sinne wieder
aufleben soll, nein, dennoch soll die Aufmerksamkeit auf ein
Werden im sinnvollen Zusammenhang' gelenkt werden.
Weder die biblische Genesis, noch andere
Schöpfungsmythen gehen von einer Flickschusterei und
schon gar nicht von einer solchen Unredlichkeit aus, wie wir
sie heutzutage von unseren politischen Akteuren vorgesetzt
bekommen.
Ein
gedanklicher Ausflug in die neue Physik, gleichzeitig auch
in altbekannte Kosmovisionen, soll uns auf entscheidende
Zusammenhänge aufmerksam machen, die in der
tagtäglichen Politik nicht länger
unberücksichtigt bleiben dürfen.
Die
Physik ist längst über die
Relativitätstheorie und die Quantenmechanik mit der
Theorie der Superstrings (2)
und deren immer paarweise - sowohl-als-auch - auftretenden
Resonanzmustern zu einer Weltsicht gelangt, die sich mit den
uralten östlichen Vorstellungen der dynamischen und
sich zueinander umgekehrt proportional verhaltenden und
gleichzeitig auch komplementär zum Ganzen
ergänzenden Gegenpole von Yin und Yang deckt. Im
Westen, in der Region der Anden hatte die von den
Kolonialmächten später nahezu vernichtete
eingeborene Bevölkerung ebenfalls zu einer
ähnlichen Kosmovision gefunden, der Einigkeit (nicht
Einheit, da dieses Substantiv Unbeweglichkeit suggerieren
würde) von komplementären und sich dynamisch zum
Ganzen vervollständigenden Gegensätzen. Zitat
(3,
§29, §30, Eigenübersetzung): »In dieser
Kosmovision entspringt alles einer dichotomen Gleichheit, in
der es prinzipiell zwei verschiedene Elemente gibt, deren
Eigenschaften unter anderem die der (reziproken)
Proportionalität und der Komplementarität sind.
Die Realität zwischen den Handelnden ist immer eine
affektive und bewußtseinsabhängige Realität,
sie ist immer interaktiv und sich wechselseitig
einbeziehend. Eine solche Realität ist das Gegenteil
der Obszönität des Monomanen.« Leicht zu
erkennen ist die prinzipielle Kompatibilität auch
dieser von den Inkas und deren Vorfahren überlieferten
Weltsicht mit den heutigen Erkenntnissen der Physik. Und
ebenso klar springt ins Auge, dass eine monopolisierende und
spaltende Vorstellung von Gut hier und Böse dort im
Vergleich dazu völlig überholt ist und immer schon
realitätsfremd war.
Da
diese uralten und mittlerweile von der modernen Wissenschaft
nachvollzogenen und bestätigten Vorstellungen der Welt
und ihrer Lebenszusammenhänge von der Politik und den
Meinungsmachern noch überhaupt nicht begriffen werden,
können diese mit ihren völlig haltlosen Kategorien
von Gut und Böse, von Freund und Feind, von entweder
oder die Menschheit noch immer spalten und terrorisieren.
Das Wiederaufleben von Fundalmentalismen selbst in den
Kulturbereichen der Welt, die von der Aufklärung
bereits berührt wurden, verlangt nach weiterer
Erhellung und Klärung. Politik will sich am Wohlergehen
des globalen Ganzen definiert sehen! Die Weltwirtschaft kann
nicht länger auf dem Ruin der Ärmsten der Armen
und der Natur aufbauen! Der systembedingte Zusammenhang von
Wirtschaft und Vernichtung hat ein Ende, er hat keine
Zukunft.
Er
hat ein schreckliches Ende, wenn unsere Politik es weiterhin
versäumt, vorbestehende Grenzen dadurch zu
transzendieren, dass sie ausgehend von den gewachsenen
politischen Strukturen, diese auf den Wert für das
Überleben der Allgemeinheit hin überprüft und
hinterfragt. Allein ein Zurück-Nehmen, ein roll-back,
all jener Gesetze und Institutionen, die dem Allgemeinwohl
entgegenstehen, kann den Weg freimachen für eine
gesellschaftliche Entwicklung, die deshalb nachhaltig
genannt werden darf, weil sie die Voraussetzungen für
die Zukunft nicht länger vernichtet und verbraucht,
sondern diese erhält und vervielfältigt: Genesis
statt nominalem Wachstum!
Spiritualität
bekommt jetzt ihre neue Qualität. Eine Qualität
jenseits des tradierten Heiligen oder Außerweltlichen.
Eine Qualität mitten im Leben, mitten in der
tagtäglichen Politik, mitten im Zwischenmenschlichen.
Das Neuartige dieser Qualität ist, dass sie weder Halt
macht an den alten nationalstaatlichen Grenzen, noch an den
Grenzen unseres Denkens. Spiritualität bezieht ihre
Information nicht allein aus dem Denken und schon gar nicht
allein aus den Vorgaben historisch festgefahrener
Entwicklungen, den Dogmen von Kirche, Staat oder
Wissenschaft. Sie schöpft aus den Tiefen des Seins, aus
dem immerwährenden Zusammenhang allen Lebens, aus der
Essenz des Kosmos. Doch sie ist alles andere als
metaphysisch - sie ist handfest, ganz real. Und sie
mischt sich ein. Sie dient keiner Institution, keiner
Kirche, keiner Partei, keiner Elite. Sie dient allein dem
Verständnis und Zusammenleben aller Kreatur auf dieser
Erde und zwar allen gleichermaßen.
Weisheit
und Soziokratie
Wir
kommen damit zur praktischen Seite der Spiritualität,
zu ihrer politischen Funktion. Alle kennen wir die
Fehlentwicklungen und Schwachstellen der gegenwärtigen
parlamentarischen Systeme. Dieses Problem näher
betrachtend, können wir die Unterschiedlichkeit der
verschiedenen Interessenlagen als Ursache der Fehlfunktion
parlamentarischer Systeme bis heute erkennen. Verschiedene
Interessen, seien sie regional, national, finanziell, um
Einflußsphären bemüht etc. bergen das
Risiko, dass ein Interesse gegen das andere steht, eines das
andere bekämpft, eines das andere zu bestechen versucht
usw. Wir sind gewohnt, den Wettstreit der verschiedenen
Ideen als Demokratie zu empfinden. Doch garantiert diese
Praxis von Demokratie niemals die Richtigkeit ihrer
Entscheidungen. Bestenfalls garantiert sie die Wahl des
Mehrheitswunsches, schlimmenfalls die Diktatur einer
51%tigen Mehrheit. Demokratien liegen zumeist
Verfassungen' zugrunde. Eine Art Grundgesetz dient
ihnen als Rahmenwerk, innerhalb dessen gesellschaftliche
Entscheidungen getroffen werden. Dies soll verhindern, dass
gewonnene soziale oder kulturelle Errungenschaften in
Situationen besonderer Gefährdung preisgegeben
werden.
Gleichwohl,
trotz gemeinsamer Moral- und Ethikgrundsätze leiden wir
noch immer an Krieg, Ausbeutung, Rassismus und anderen
Erscheinungen sozialer Erkrankung. In der Frage des Krieges
gegen den Irak handeln demokratisch gewählte
Regierungen wie z.B. in Spanien, England und den USA offen
gegen den Willen einer überwiegenden
Bevölkerungsmehrheit. Dort sollen ganz offensichtlich
völlig autokratisch und z.T. mit den totalitären
Mitteln der Lüge und der Manipulation die Interessen
der Kriegstreiber auf Kosten der Gefährdung des
Weltfriedens durchgesetzt werden. In der Schuldenfrage
stehen noch immer die Interessen des Geldes über dem
Interesse des Gemeinwohls. Wie anders erklärt sich das
Vernichten der sozialen Perspektive der Mehrheit der
Menschheit bei gleichzeitigem Sozialabbau innerhalb der
reichen Welt? Wo ist das ganze Geld geblieben?
(4)
Die Zinsendienste knebeln auf breitester Front, wobei diese
Tatsache kaum offen thematisiert wird. Eher werden
historisch erkämpfte fundamentale soziale
Notwendigkeiten geopfert, als dass die Zins-Alimentation des
Kapitals oder die Existenz der Militärmaschinerien
ernsthaft hinterfragt werden. Diese Tatsachen beweisen die
Notwendigkeit, etwas Neues zu erreichen, etwas Neues
jenseits der alten Vorstellungen zu wagen.
Wir
sprachen bereits von der neuen Dimension, die es zu
verwirklichen gilt. Ich baue dabei auf all jene Menschen,
denen es klar ist, dass individuelles Glück und
Wohlergehen nur auf sozialem Glück und Wohlergehen
wachsen kann, welches wiederum in sich selbst völlig
abhängig ist von den Grundlagen der Natur. Diese
Menschen haben längst den patriarchal begründeten
Wahnsinn überwunden (oder sie waren niemals von diesem
infiziert worden), und sie teilen auch nicht die
Zwangsvorstellung, die Natur und alles andere
gemäß von Zielen formen zu müssen, die
letztendlich das Leben zerstören. Diese Menschen
wissen, dass wir alle eine Familie darstellen und dass wir
globale Kreisläufe durch Dienst an uns gegenseitig und
gleichzeitig am ökologischen Zusammenhang erhalten
müssen. Die innere Verfassung dieser Menschen, ihre
inneren Überzeugungen sind kohärent zu den bereits
genannten kosmischen Grundgesetzen.
Was
ich damit sagen will ist, dass diese Menschen nicht
bestechlich sind, denn sie wissen um die Konsequenzen ihres
Tuns inbezug auf sich selbst wie auch hinsichtlich
zukünftiger Generationen. Diese Menschen gab es schon
immer in der Geschichte und einige dieser mutigen Leute
kennen wir beim Namen. Ich habe das Gefühl, dass
derzeit die Zahl solcher Menschen rasch ansteigt. Wenn sie
miteinander kommunizieren, so spielt sich bei ihrer
Kommunikation etwas anderes ab, als das was wir
normalerweise gewohnt sind. Diese Menschen wollen ihr
Gegenüber weder überzeugen noch
zahlenmäßig ausstechen, noch sonstwie
bekämpfen. Sie teilen sich ganz offen mit und sie sind
voller Neugier. Sie suchen ihr Wissen, in vollem
Bewußtsein um ihr gemeinsames Ziel und ihre gemeinsame
Herkunft, zu vervollständigen und miteinander zu
teilen. Sie versuchen, den Weg zu ebnen für ein
breiteres Verstehen der weltweiten Abhängigkeiten, sie
fühlen sich verantwortlich.
Im
Gegensatz zu den gewohnten Auseinandersetzungen, bei denen
jede Seite der anderen mehr Beweise wissenschaftlicher
Richtigkeit ihrer Behauptungen entgegen zu halten sucht und
dabei die alltägliche Realität und ihre
Bedürfnisse aus den Augen verlieren, werden
zukünftige Auseinandersetzungen nicht länger von
gegensätzlichen Interessenslagen genährt und
vergiftet sein, denen es doch nur darum geht, welche Seite
den größeren Einfluß und die
größere Macht auf globaler Ebene erzielt.
Zukünftigen Auseinandersetzungen geht es weder um Macht
noch um Geld. Dort werden keine Vorteile für die eine
Seite zum Nachteil der anderen Seite ausgehandelt.
Zukünftigen Auseinandersetzungen geht es allein um die
beste Lösung, eine Lösung, die bis heute leider
all zu oft überhaupt nicht in Betracht gezogen wird,
nur deshalb nicht, weil sie gegenwärtigen
Machtpositionen als nicht genehm erscheint.
In
der Geschichte wurden diese Art von Menschen, die
unbestechlich stets das höhere Wohl im Auge hatten,
oftmals als weise Frauen oder Männer bezeichnet.
Können wir uns heute Gremien, Kommitees oder
Kommissionen der Weisheit auf unterschiedlichen Ebenen
vorstellen, die offene Fragen diskutieren und zu beantworten
suchen? Ausschüsse, die nach der, inbezug auf globale
Ansprüche, besten Lösung suchen und das mit Hilfe
von neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und immer im
Bewußtsein um die globale Verantwortung? Es
könnte regionale Gremien geben, dort kennen sich die
Leute noch persönlich. Ergänzend sind kontinentale
Gremien vorstellbar, besetzt mit bekannten
Persönlichkeiten höchster Integrität. Und
dann sollte es noch einen globalen Weisheitsrat geben, zu
dem warmherzigste und allseitig als integer anerkannte
Frauen und Männer berufen sind - (siehe auch:
Initiative
Welt - Zukunftsrat
).
Was
mir vorschwebt ist eine direkte partizipatorische Demokratie
überall auf der Welt. Lokale Entscheidungen werden von
regionalen Weisheitsräten überprüft, denen
auch offene Fragen zur Diskussion und weiteren Beurteilung
vorgelegt werden können. Falls diese regionalen Gremien
die Notwendigkeit weiterer Prüfung und Untersuchung
für wichtig erachten, können solche Probleme den
nächsthöher gelegenen Gremien vorgelegt werden.
Daraus resultiert nun keine hierarchische Struktur von
Delegation. Entscheidungen des tagtäglichen Lebens
werden dort getroffen, wo sie anfallen und das auf direkt
partizipatorischem Weg. Die weisen Räte sind
untereinander vernetzte Instrumente der Kontrolle sozialer
Funktionen und sie achten auf ökologische
Integrität immer im vollen Bewußtsein um ihre
Verantwortung auch für zukünftige
Generationen.
Wem
das Modell mit den Weisheitsräten zu utopisch, zu
märchenhaft anmutet, dem sei das soziokratische Modell
empfohlen (5).
Soziokratie schafft eine win - win' Situation, eine
Entscheidungsfindung ohne Gewinner und Verlierer! In
überschaubaren Konsensrunden gilt: ein Mensch - ein
Argument, im Gegensatz zum altgewohnten: ein Mensch - eine
Stimme, ein Votum. In den Konsensrunden steht nicht das
Abstimmen im Mittelpunkt der Diskussion, sondern hier geht
es allein um Argumente, um Alternativen im freien Austausch
der Ideen. Der Konsens der fehlenden Gegenstimme wird
auschließlich durch Argumente erreicht, wobei kein
Argument unterdrückt wird, was insgesammt die
höhere Kreativität der Konsensrunden
gegenüber den Abstimmungsparlamenten ausmacht. Die
sozial-förderliche Qualität der Konsensdemokratie
überwindet den gesellschaftlichen Stillstand der
bloßen Mehrheitsdemokratien, in denen es letztendlich
nur um ein Auskungeln von Mehrheiten im Dienste der Macht
geht.
 
|
Soziokratische
Organisationsformen verstehen sich als organische
Strukturen. Soziokratie realisiert sich wie ein
Organismus, der Führen, Handeln und Bewerten
im Sinne sowohl seiner individuellen
Integrität und wie auch seiner Bezüge und
Abhängigkeiten nach außen in den
sozialen und ökologischen Bereich
bewerkstelligt. Bis hin zur globalen Verwaltung
zeigen sich nirgends monomane Elemente wie
Zentralistik oder sich verselbstständigende
Hierarchien. Acht unterschiedliche
Verwaltungsebenen reichen aus, um vom lokalen
Bereich über die Nachbarschaft, die Gemeinde,
die Stadt, die Region, die Nation, den Kontinent zu
einer globalen Ebene zu gelangen. Jeder einzelne
Mensch sollte wenigstens einer solchen Gruppe
angehören. Die Gruppen sollten nicht
größer als 30 Leute sein, um den
persönlichen Kontakt zu gewährleisten. Je
eine Leitungsperson wird gewählt, während
die jeweils übergeordnete Ebene eine Person
aus ihrem Kreis als Verbindung nach unten'
bestimmt.
|
Solcherart
Organisation führt zu Entscheidungsfindungsstrukturen,
die aus Kreisen bestehen, die untereinander durch
Doppel-Verbindungen verbunden sind. Das Konsensprinzip in
offenen Argumentationsrunden ist Entscheidungskriterium.
Geheimniskrämerei und Ausschluß der
Öffentlichkeit haben eine Ende. Manipulation ist
sinnlos. Gewalt ist obsolet. Ideen und Entscheide stehen im
Dienste aller Beteiligten. Gegenseitige Abhängigkeiten
werden genauso selbstverständlich berücksichtigt
wie die Bedingungen der Natur und Umwelt. Das Leben
überwindet die Entfremdung durch die falschen Propheten
um Macht und Geld. Der Dienst am sozialen Ganzen bewahrt
eine natürliche Authentizität und erntet
Solidarität und Frieden.
Liebe
und Empfindung stärken -
Liebe, Maßstab politischer Ordnung?
Knüpfen
wir an den Empfindungen der Liebe an, von denen selbst
Astronauten als menschliche Rädchen einer
höchstkomplexen Technikmaschinerie berührt werden
können.
Das
Schlagen von Kindern haben wir endlich unter Strafe
gestellt, da wir gelernt haben, dass geschlagene Kinder
wieder zu prügelnden Eltern werden. Was aber ist mit
dem Schlagen anderer Nationen? Wann endlich ächten wir
konsequenterweise auch den Krieg? Stellen wir den Ungeist
der Verteidigungspolitischen Richtlinien' an den
Pranger, der deutsche Interessen selbst am Hindukusch
militärisch durchsetzen will! Lassen wir uns nicht
länger das Grundgesetz von denen verbiegen, die bis
heute noch nicht gelernt haben, dass fruchtbare Beziehungen
auf Vertrauen und Gerechtigkeit aufbauen und niemals auf
Drohung, Strafe, Rache und Verletzung wachsen.
Das
gilt zwischenmenschlich wie international. Wieso werden
Waffenhändler nicht genauso als kriminell erachtet und
verfolgt wie Drogendealer? Opfer von Waffen sind noch
wehrloser als die der Drogen! Sie werden buchstäblich
aus dem Leben gerissen, während Drogenkonsumenten um
ihr Risiko wissen. Wieso spricht kaum jemand noch von
Konversion der Waffenindustrie zu einer Industrie von
Produkten, die uns dienlich sind?
Lassen
wir es nicht weiter zu, dass mit den Empfindungen der
Bürger Schindluder getrieben wird! Das
Instrumentalisieren der öffentlichen Meinung durch die
Praktiken der Politiker und der Massenmedien zugunsten der
kriegslüsternen Ziele des Kapitals hat mit
Meinungfreiheit nichts gemein, solche Praxis ist kriminell,
sie ist als Volksverhetzung zu ächten und unter Strafe
zu stellen! Erinnert sei hier exemplarisch an das
Auftragsvideo über angeblich von den irakischen
Streitkräften aus Brutkästen herausgerissenen
Säuglingen in Kuwait, mit dessen Hilfe die damalige
Öffentlichkeit kriegsbereit gestimmt wurde.
Wo
liegt der Unterschied zu Eltern, die ihre Kinder mental
aufhetzen, sich gegenseitig zu zerfleischen genauso wie es
mit Kampfhunden oder Kampfhähnen gemacht wird? Was
für Eltern als undenkbar gilt, ist andererseits
weltweite Realität inbezug auf Tierhetze wie auch
Menschenhetze. Anstatt auschließlich auf
Friedenstiften und vertrauensbildende Maßnahmen zu
setzen, auf Dialog, anstatt gemeinsam nach Lösungen auf
die uns betreffenden Bedrohungen zu suchen, sind wir heute
mehr denn je konfrontiert mit elitären Bestrebungen des
Westens, mit nackter Gewalt der Welt eine totalitäre
Politik auzuzwingen.
Ich
rufe alle Menschen, denen Kultur, Ethik und menschliche
Werte am Herzen liegen, dazu auf, ihre intellektuellen
Kräfte zu bündeln! Handelt jetzt! Stoppt die
Mentalität der Überheblichkeit und des schieren
Wahnsinns.
Auch
der Papst irrt und seine Gedanken greifen viel zu kurz, wenn
er wie bei seiner Osteransprache ausgesprochen, den Hass
zwischen den Menschen als Ursache von Krieg anprangert.
Nicht der Hass ist die Ursache von Krieg und
Zerstörung, sondern es ist die unersättliche Gier
derer, die den Hass schüren! Es sind deren zumeist
wirtschaftliche Interessen!
Der
Kapitalismus in seiner finalen Dimension ist
selbstmörderisch! Niemand kann Geld essen!
Materialismus nährt die Bedürfnisse unseres Lebens
nicht. Maschinen können niemals das Leben ersetzen. Der
vergiftete Planet ist selbst für den Milliardär
und seine Enkel keine Heimat mehr. Die Flucht zu den Sternen
hilft nicht weiter, dort ist es nur eiskalt und
totenstill.
Erkennen
wir, dass die Bedrohungen durch den permanenten Krieg eine
logische Folge unseres Wirtschaftsystems ist und stellen wir
Solidarität über Habsucht, Kooperation über
Beherrschen und Toleranz über Skrupellosigkeit! Teilen
wir unsere Ideen zu einer fruchtbaren und lebendigen Union
der Weltvölker miteinander und kämpfen wir
friedlich und konsequent für unsere Vision!
Laßt
uns weltweit zusammenarbeiten, um Ergebnisse zu erzielen,
die uns besser dienen, als all das, was gegenwärtige
Politik bietet. Helfen wir uns gegenseitig, international
wie zwischenmenschlich, auf allen Ebenen!
Die
globalisierungskritischen Bewegungen nehmen sich bereits
heute unserer gemeinsamen Herausforderung an, neue
gesellschaftliche Verwaltungsformen zu ersinnen und zu
probieren. Wenn sie mittels weiser, soziokratischer
Konsensfindung versuchen, immer die auf den Augenblick
bezogen richtige Entscheidung zu treffen, um die beste
Lösung zu verwirklichen, dann können wir alle zu
der Hoffnung finden, die anzubieten die gegenwärtige
und sich zum Totalitarismus hin entwickelnde Politik nicht
mehr in der Lage ist.
Was
uns retten wird ist eine konstruktive Koexistenz der
Kulturen und eine selbstverpflichtende wie Orientierung
gebende Achtung vor dem Leben.
1)
Wolfgang Sachs, Nach uns die Zukunft, der globale
Konflikt um Gerechtigkeit und Ökologie, Brandes
& Apsel, 2002
2) Christina Kessler, Amo ergo sum, Ich
liebe also bin ich, Arbor Verlag, 2002
3) Javier Lajo, Qhápaq Kuna ....
mas alla de la civilización,
unveröffentlichtes Manuskript, Peru 2002
[http://emanzipationhumanum.de/downloads/Capac-Cuna.pdf]
4) Bernd Senf, Der Nebel um das Geld,
Zinsproblematik, Währungssysteme, Wirtschaftskrisen,
Ein Aufklarungsbuch, Gauke - Verlag für
Sozialökonomie, 2001 - Bernd
Senf, Die blinden Flecken der Ökonomie,
Wirtschaftstheorien in der Krise, dtv, 2001
[Übersicht
hier
], Bernd Senf,
Fließendes
Geld und Heilung des sozialen
Organismus
(pdf)
Helmut Creutz, Die Kassen sind leer - Wo ist das Geld
geblieben? [http://emanzipationhumanum.de/deutsch/krieg01a.html#lekas]
5) Sociocracy: http://www.cnvc.org/sociocracy.htm
| http://www.sociocracy.biz
| http://www.quadem.org,
weitere Quellen unter http://google.com
siehe
auch: Auf
dem Wege zum Ziel menschlichen Lebens - Grundlagen eines
sicheren
Orientierungs-Systems,
von Wolfgang Fischer (01.06)
Marianne
Williamson speaking at the National Cathedral, at the
2005 Sacred Circles - Women's Spirituality Conference in
Washington DC. It's a brilliant, powerful and beautiful
speech, if you have 36 minutes, and want to hear
something special, take the time to click this link. This
is a powerful, vibrant, deeply heart-felt and wise
message, spoken out of deep spiritual flame. Are we
gathering new forces, for the transformation of culture?
I would say the answer is yes. http://media.cathedral.org/sc2005_williamson_dsl.wmv
http://mensch-sein.de
Emanzipation
Humanum,
Version 4. 2003, Kritik, Anregungen zu Form und Inhalt,
Dialog sowie unveränderter Nachdruck bei Quellenangabe
und Belegexemplar erwünscht. Übersetzung in andere
Sprachen erwünscht. Kürzungen und Änderungen
nach Absprache möglich.

http://emanzipationhumanum.de/deutsch/spirit.html
|