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Übersicht zum Thema

 

Der Anschlag auf das WTC in New York und das Pentagon in Washington und seine Folgen

 Was bedroht die Zivilisation wirklich - und was ist das für eine Zivilisation?

 

siehe auch die umfangreichere (englische Version) oder auch (spanisch)
grüne zeitung/Übersicht: - Gegen den Krieg in Afghanistan
Berichte und Kommentare zum Krieg, CyberWeiber
Petitionen gegen den Wahnsinn
AUFRUF AN ALLE SOLDATEN DER BUNDESWEHR,
sich einem Einsatz im sogenannten Krieg gegen den Terror zu widersetzen
http://emanzipationhumanum.de/deutsch/wtc03.html#aufr

Der Anschlag auf das World Trade Center und das Pentagon (w.f.)

Das Leid der unschuldigen Opfer dieses Anschlags und ihrer Angehörigen und Freunde summiert sich mit dem Schmerz der Menschen, die seit Jahrhunderten darunter leiden, dass die durch die jeweils herrschende Macht definierte Gerechtigkeit ihnen die Lebensperspektive raubt.

Was bedroht die Zivilisation tatsächlich mehr, dieser Anschlag oder die historisch gewachsenen Gründe, die Menschen derart erniedrigend in die Enge treiben, dass sie als einzigen Ausweg aus ihrer und ihrer LeidensgenossInnen Lage den der mörderischen und selbstmörderischen Anschläge sehen?

Sind wir am 11.9.2001 wirklich mit einer neuen Dimension der Gewalt konfrontiert worden oder zeigt sie sich lediglich in unveränderter Form an einem unerwarteten Ort?

Wie schätzt wohl die irakische Bevölkerung die tagtäglichen Bombardierungen ein; und waren die beiden Bomben auf Hiroshima und Nagasaki nicht auch Akte des Terrors? Wie ist die flächendeckende Vernichtung der Natur, die Tötung und Verletzung zahlloser Menschen in Vietnam zu beurteilen?

Fragen müssen erlaubt sein, wenn wir uns nicht vollends unserer Hoffnung auf eine friedvolle Zukunft berauben wollen.

Warum all die Gewalt?

Auf der einen Seite geht es um ein politisch gewolltes, gewalttätiges Ausdehnen der Macht ohne Rücksicht auf die vitalen Interessen von Menschen und ganzen Völkern, denen der Raum und die materielle wie geistige Nahrung zum Leben verweigert werden.

Auf der anderen Seite geht es um den Widerstand gegen Ungerechtigkeit, Armut, Abhängigkeit, Unterdrückung, all den Wahnsinn auf der Welt, um Verzweiflungstaten Einiger, die auf die Hoffnungs- und Ausweglosigkeit ihrer Lage und die ihrer Mitmenschen aufmerksam machen wollen. Demütigung auf Dauer gebiert den Mut der Verzweiflung und dessen Früchte: Hass und Destruktion.

Gewalt muß ein Ende finden.

Nur das Berücksichtigen der allgemeinen Lebensinteressen, eine die Menschen aller Religionen, Abstammungen und Nationen als gleichberechtigt anerkennende, das Leben achtende und die Natur als unser aller Fundament schonende Politik kann ein Ende der Gewalt herbeiführen. Wenn es uns nicht gelingt, unsere Politik mit den von Gandhi erprobten Methoden in die Richtung einer 'Unendlichen Gerechtigkeit' zu lenken, sind weitere Verluste an Freiheit und Lebensqualität rund um den Erdball unausweichlich.

Das Motto der militärischen Antwort der von der US-Regierung geschmiedeten Allianz gegen den Terror anläßlich des Anschlags vom 11. September 2001 lautet: "Enduring Freedom" (Dauerhafte Freiheit).
Im Sinne des lebensverachtenden Kapitalismus ist diese Benennung folgerichtig, denn dieser Krieg zielt in erster Linie darauf, die Freiheit der Ausbeutung und Unterdrückung zur Sicherung der eigenen Macht- und Profitinteressen aufrecht zu erhalten. Menschenfreundliche Beweggründe für diesen wie für jeden anderen Krieg anzuführen, heißt lügen oder heucheln.


Die privatisierte Gewalt bedroht als Büttel des Staatsterrors den Weltfrieden (w.f., 21.12. 2001)

Seit Jahrzehnten unterstützen die USA geheimdienstlich weltweit Konfliktherde zur Destabilisierung der Lage in ihrem Sinne. Das ist eine klare Strategie, gewachsen in Köpfen wie Brzezinski (ehemaliger US-Sicherheitsberater, »Die einzige Weltmacht«) und sekundiert durch Szenarien wie von Huntington (US-Historiker, »Kampf der Kulturen«) entworfen.

Wenn Andreas von Bülow diese Einsichten geläufig sind und er sie in Buchform (»Im Namen des Staates, - CIA, BND und die kriminellen Machenschaften der Geheimdienste«) veröffentlicht, wenn er zudem unwidersprochen preisgibt, dass bereits 1993 bei dem ersten Bombenanschlag auf das WTC der Zünder vom FBI bereitgestellt wurde, dann kann auch Innenminister Schily nicht unwissend sein. Wenn Otto Schily vom "entstaatlichten Krieg" spricht, dann entlarvt er sich als Kollaborateur des Terrors und mit ihm alle anderen Politiker, die diese manipulierende Interpretation stützen.

Zum einen decken sie diejenigen Kräfte, die den Terror mit Gewinnen aus dem Heroin- und Kokoainhandel auf Kosten eines Millionenheers von Süchtigen finanzieren und dadurch völkerrechtswidrig ein friedliches Zusammenleben weltweit verhindern, zum anderen wirken sie terrorisierend auf den Staatsbürger zuhause, indem sie dessen Grundrechte durch sogenannte Anti-Terror-Gesetze beschneiden.

siehe auch: »Wer waren die Insider, KONKRET-Interview von Jürgen Elsässer mit Andreas von Bülow (Konkret 12, Dezember 2001)
Da sind Spuren wie von einer trampelnden Elefantenherde, Tagesspiegel Interview v. 13.1. 02 mit Andreas von Bülow
Thesen, die von der bürgerlichen Presse zensiert werden, Rote Fahne Interview v. 14.2. mit Andreas von Bülow
Deutschland: „Berlin ist eine belastete und naive Provinz" (der USA), Interview durch Moritz Schwarz: Der Geheimdienstexperte Andreas von Bülow über die Geostrategie der USA und die selbstverschuldete Ohnmacht der Europäer
"Der Staat geht zu weit", Andreas von Bülow, Bundesminister a.D. und Geheimdienstexperte, über den V-Mann-Skandal des Verfassungsschutzes
„Die amerikanische Darstellung ist falsch", Geheimdienst-Experte Andreas von Bülow im OP-Interview (5.4.2002): "7 der 19 Attentäter haben nach dem 11. September noch gelebt"
(
alle 6 Bülow Interviews als ein pdf.dokument, 72 kb, 19 S.)


An die Damen und Herrn Abgeordneten des Deutschen Bundestages / Per Mail

Offener Brief vom 6.11. 2001

Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete,

Medienberichten zufolge soll in Kürze Ihre Entscheidung zu einem Einsatz bestimmter Truppenteile der Bundeswehr in Afghanistan anstehen. In diesem Zusammenhang möchte ich Sie bitten, sich konsequent gegen derartige Planungen auszusprechen.

Kurzbegründungen:

Die von Bundeskanzler Gerhard Schröder unmittelbar nach den furchtbaren Terroranschlägen gegenüber dem Präsidenten der Vereinigten Staaten, George Bush, zugesicherte "uneingeschränkte Solidarität" zeugt nicht gerade von der für die Begleitung des Amtes erforderlichen politischen Weitsicht. "Uneingeschränkt" bedeutet ´ohne Einschränkungen´ und damit letztendlich ´Verzicht auf eigene Überlegungen und Planungen´. Es wäre unzweifelhaft besser, die fürchterlichen Ereignisse in den USA einschließlich der bisherigen Gegenreaktionen einer eigenen Bewertung zu unterziehen und dabei Ursachenerforschung und nichtmilitärischen Konzepten für eine angemessene Antwort auf den Terrorismus Priorität einzuräumen.

Wie nicht anders zu erwarten, haben die seit über vier Wochen anhaltenden Bombardements in Afghanistan bislang nur eines bewirkt: Zahlreiche unschuldige Menschen wurden getötet und die Infrastruktur des ohnehin schon zu den ärmsten Ländern der Erde zählenden Staates weitgehend zerstört. Hunderttausende sind auf der Flucht, Tausenden steht der Hunger- und Erfrierungstod bevor, wenn nicht schnellstmöglich umfangreiche humanitäre Hilfe von außen gewährt wird. Auch das furchtbare Verbrechen an mehreren Tausend Amerikanern jedoch, kann niemals das Töten oder in Kauf nehmen des Verhungerns oder Erfrierens vieler Menschen in Afghanistan rechtfertigen!

Gewalt als Antwort auf Gewalt erzeugt erfahrungsgemäß stets neue Gewalt. Jeder tote Afghane wird m.E. verblendete Menschen zu neuem Terror antreiben. Weiterer Terror wiederum lässt eine Ausweitung der Kampfhandlungen auf andere Länder - wie den Irak - befürchten. "Uneingeschränkte Solidarität" kann so schnell zu einer Mitverantwortung für einen Krieg der Kulturen gegeneinander führen.

In der Hoffnung auf Ihr konsequentes Gegensteuern verbleibe ich

mit freundlichen Grüßen Volker Hartenstein, Mitglied des Bayerischen Landtages (partei- und fraktionslos) Volker.Hartenstein@bayern.landtag.de


Nach Afghanistan sind Angriffe auf weitere Länder absehbar

Ein Gespräch mit dem US-Friedensforscher Michael T. Klare

Michael T. Klare ist seit 1985 Professor für Studien des Friedens und der Weltsicherheit am Hampshire College in Amherst im Bundesstaat Massachusetts. Er ist Vorstandsmitglied in der "Arms Control Association" und im Nationalrat der amerikanischen Wissenschaftlervereinigung. Klare ist Autor und Co-Autor zu Militärfragen in zahlreichen Büchern und Zeitschriften, unter anderem in [1] Foreign Affairs und [2] The Nation. Er war der erste Sozialwissenschaftler, der nach den Terroranschlägen am 11. September [3] öffentlich die Frage nach dem [4] Warum stellte.

In mehreren im [5] Internet und in Printmedien veröffentlichten Artikeln sagte Klare noch vor Beginn des Krieges gegen Afghanistan ein Drei-Stufen-Szenario voraus: Angriffe auf Afghanistan, Raketen- und Luftangriffe auf mutmaßliche Lager Usama bin Ladins, auf Ziele im Libanon, Sudan, Tadschikistan und Usbekistan sowie einen Angriff auf den Irak und andere Länder, die als "Herbergen des Terrorismus" eingestuft werden.

Frage: Kurz nach Kriegsbeginn haben Sie ein Dreistufenszenario vorausgesagt: Angriffe auf Afghanistan, Raketen- und Flugzeugangriffe auf mutmaßliche Lager von Usama Bin Ladin, im Libanon, Sudan, Tadschikistan und Usbekistan sowie Angriffe auf den Irak und andere Länder, die "Terroristen" beherbergen sollen. Sehen Sie sich jetzt bestätigt ?

Michael T. Klare: Das Szenario entfaltet sich bisher so, wie es geplant war. Wir hören vom Pentagon und vom Weißen Haus, daß dies erst Phase eins sei, und dass weitere Schritte folgen werden. Und in der Tat verstärken die USA ihre Militärhilfe an die philippinische Militärregierung, um den Krieg gegen die Abu-Sayyef- Guerillas in Mindanao zu intensivieren. Trotzdem ist richtig, daß der Feldzug in Afghanistan nicht so schnell fortschreitet wie viele Strategen in Washington sich das vorgestellt hatten. Was das Tempo dämpft. Aber im Allgemeinen verläuft der Krieg nach Plan.

Frage:Erwarten Sie mehr Sondereinheiten und Bodentruppen in der Region ?

Michael T. Klare: Ja. Ich nehme an, dass US-Sondereinheiten für lange Zeit in der Region in und um Afghanistan bleiben werden. Ihr Ziel besteht darin, die Jagd auf Usama Bin Ladin fortzusetzen und sicherzustellen, daß seine Anhänger ihre Operationen nicht an andere Orte in der Region verlagern.

Frage: Während der Milzbrand-Debatte entstand der Eindruck, daß der Irak das nächste wahrscheinliche Angriffsziel werden könnte. Gibt es für eine irakische Verwicklung wissenschaftliche Beweise?

Michael T. Klare: Zum gegenwärtigen Zeitpunkt weist nichts darauf hin, daß der Irak hinter den Anthraxfällen in den USA steckt. Aber viele Politiker in Washington gehen offenbar davon aus, daß der Milzbrand aus dem Irak gekommen ist. Deshalb ist eine Entscheidung, den Irak zu bombardieren, nicht auszuschließen - selbst wenn keine wissenschaftlichen Beweise existieren.

Frage: Tony Blair meinte, der Krieg könne zehn Jahre dauern, George Bush sprach von mindestens zwei Jahren. Welchen Zeitrahmen halten Sie für realistisch?

Michael T. Klare: Das kann zur Zeit niemand mit Sicherheit sagen. Es könnte durchaus sein, daß Bin Ladin innerhalb der nächsten paar Wochen geschnappt wird - was ein schnelles Kriegsende bedeuten könnte. Aber ebenso ist es möglich, daß er nicht gefunden wird, und daß der Krieg deshalb weitergeht. Denkbar sind auch unerwartete Ereignisse, die den Krieg verlängern könnten. Denken Sie nur an einen Bürgerkrieg in Pakistan. Einen realistischen Zeitrahmen vorherzusagen, ist wirklich nicht machbar.

Frage: In Artikeln kurz nach Kriegsbeginn wiesen Sie darauf hin, daß die Ziele, die sich die Antiterror-Koalition gesetzt hat, unklar seien. Hat sich dies geändert?

Michael T. Klare: Ich meine, daß wir es mit zwei Kriegen zu tun haben: einen gegen Usama Bin Ladin und die Attentäter vom 11. September in New York und Washington sowie einen davon getrennten Krieg gegen die Taliban und potentielle weitere Feinde der USA im Mittleren Osten. Der erste Krieg hat die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft, er zielt auf die Zerschlagung der Terrororganisation Ben Ladins ab, und er soll die Hintermänner der Anschläge vom 11. September zur Verantwortung ziehen. Dem zweiten Krieg fehlt es an internationaler Unterstützung. Er bezweckt die Verstärkung und den Ausbau der amerikanischen Militärpräsenz am Persischen Golf und in der Region am Kaspischen Meer.

Frage: Wie stabil ist das internationale Bündnis? Können sich die USA auf Pakistan, Saudi-Arabien, China und Russland verlassen ?

Michael T. Klare: Die Antiterror-Koalition ist höchst instabil. Die pakistanische Regierung könnte schnell zu Fall kommen, wenn sich der Krieg gegen die Taliban hinauszögert und viele Zivilisten in Afghanistan getötet werden. Saudi-Arabien ist nicht wirklich Teil des Bündnisses. Es hat den USA einen Großteil der angeforderten Hilfe verweigert. Moskau und Peking werden solange mit im Boot bleiben, wie Washington keine Aktivitäten unternimmt, die von ihnen als Gefährdung eingeschätzt werden, zum Beispiel die Raketenverteidigung, die "National Missile Defense".

Frage: Wie beurteilen Sie die Rolle Deutschlands und dessen Angebote, die Koalition zu unterstützen?

Michael T. Klare: Ich nehme an, daß Deutschland wie andere europäische Länder - England als einziges ausgenommen - den ersten Krieg unterstützt, nämlich die Bin-Ladin-Organisation zu zerschlagen. Aber ich glaube nicht, daß Deutschland den Krieg Nummer zwei, den Krieg um die amerikanische Dominanz in der Region Persischer Golf/Kaspisches Meer, unterstützen kann. Deshalb ist Deutschland wie andere europäische Länder in einem Dilemma gefangen: Wie Unterstützung für den ersten zeigen, aber nicht für den zweiten?

Links

[1] http://www.foreignaffairs.org
[2] http://www.thenation.org
[3] http://wfcr.org/michaelklare.ram
[4] http://www.fpif.org/commentary/0109why.html
[5] http://www.alternet.org/story.html?StoryID=11566

Das Gespräch führte Max Böhnel / TELEPOLIS 05.11.2001 - Artikel-URL: http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/co/11044/1.html


Die Bündnisgrünen und der Krieg

Helmut Horst, 9. November 2001

 

I Grundwert Gewaltfreiheit

„Schwerter zu Pflugscharen!" hieß es bei der Bürgerrechts- und Friedensbewegung in der DDR, aus der Bündnis 90 hervorgegangen ist.

Und „Frieden schaffen ohne Waffen!" war das Motto der Ökologie- und Friedensbewegung in der Bundesrepublik, zu der DIE GRÜNEN gehörten. Vor allem auf dieser gemeinsamen Basis fanden die beiden Organisationen nach der Wiedervereinigung zusammen.

Der 1992 beim Zusammenschluß als programmatische Grundlage beschlossene Grundkonsens trägt dieser Zielsetzung unmissverständlich Rechnung.

Es heißt dort zum Grundwert „Gewaltfreiheit" u.a.:

"Gewaltfreiheit ist ein grundlegendes Prinzip unserer politischen Ethik.

Militärische Gewalt - zumal mit hochtechnologischen und Massenvernichtungswaffen ausgerüstete - stellt eine generelle Bedrohung dar. Krieg und Kriegsdrohung mit solchen Waffen ist schlimmste, illegitime Gewalt. Deshalb streben wir eine umfassende Abrüstung und Entmilitarisierung der Gesellschaft an und lehnen Krieg als Mittel der Konfliktlösung ab."

Als weitere Ziele werden die Ächtung aller Formen des Militarismus, die Abschaffung des Krieges und eine demokratische Reform der UNO postuliert.

Abschließend wird gefordert:

"Wir wenden uns gegen alle Formen struktureller Gewalt, der weltweit in Form ökonomischer Ausbeutung und politischer Unterdrückung Menschen zum Opfer fallen. Die Ethik der Gewaltfreiheit ist eine Ethik der Erhaltung und Entfaltung des Lebens."

Dies ist noch immer die Beschlusslage der Partei Bündnis 90/Die Grünen!

Bundesgruene Satzung: http://www.gruene.de/durch/satz/S1-7.htm
Bundesgruene Grundkonsens:
http://www.gruene.de/sache/grundko.htm

II Ist der Pazifismus heute überholt?

Mit der Partei DIE GRÜNEN und mit Bündnis 90/Die Grünen ist zum ersten Mal eine eindeutig pazifistische Partei über die 5%-Hürde in ein deutsches Parlament gesprungen. Schon das ist ein kleines Wunder - und war nur möglich, weil sie von einer kräftigen Friedensbewegung getragen wurde.

Die über 100 Jahre alte deutsche Friedensbewegung, die mit dem Ruf „Die Waffen nieder!" der leidenschaftlichen Friedenskämpferin Bertha von Suttner und der Gründung der deutschen Friedensgesellschaft (DFG) 1892 begann und bis in unsere Zeit mit dem Slogan „Stell Dir vor, es ist Krieg und niemand geht hin" reicht, hat ja mit ihren vielen Organisationen eine sehr wechselvolle Geschichte hinter sich. Bei aller Verzweiflung über die gesellschaftlichen Widerstände und die Katastrophen der beiden Weltkriege sowie der Durchsetzung des Nationalsozialismus haben sich die für den Frieden kämpfenden Frauen und Männer, oft ihre berufliche Existenz oder gar ihr Leben in die Waagschale werfend, so gut wie nie entmutigen lassen.

Was für ein stolzes Erbe für uns Pazifisten von heute!

In überaus bitteren Erfahrungen hat sich herausgestellt - und nicht nur in Deutschland! - wie ungeheuer schwierig es ist, bei den Menschen ein pazifistisches Bewußtsein zu schaffen! Die jahrtausendelange kriegerische Sozialisation der Menschheit, besonders ihres männlichen Teils, stellt eine gewaltige Barriere dar.

Und als durch die Bemühungen der jungen internationalen Friedensbewegung ein Umdenken Fuß zu fassen begann, wurde dieses falsche Bewusstsein vor dem

1. Weltkrieg aufgefrischt durch die Lehren und die Indoktrination des Sozialdarwinismus im Interesse der herrschenden Klassen.

Der Sozialdarwinismus propagiert bekanntlich das angebliche naturgemäße Recht des Stärkeren sowie die Minderwertigkeit bestimmter Rassen und Völker. Daraus leite sich zwangsläufig das Recht der höherwertigen, stärkeren Völker ab, mittels Krieg die schwächeren zu unterdrücken und zu beherrschen.

In der militaristischen wilhelminischen Gesellschaft, wo der Reserveleutnant einen überaus hohen gesellschaftlichen Status genoß, wurde pazifistisches Denken verhöhnt.

So dichtete der vielgelesene, germanische Heroengeschichten schreibende Felix Dahn gegen Bertha von Suttners populär gewordene Parole „Die Waffen nieder!":

Die Waffen hoch! Das Schwert ist Mannes eigen:
Wo Männer fechten, hat das Weib zu schweigen.
Doch freilich, Männer gibt's in diesen Tagen -
Die sollten lieber Unterröcke tragen!"

Nach den furchtbaren Erfahrungen der beiden Weltkriege hieß es selbstverständlich: Nie wieder Krieg! Aber mit dem wachsenden Abstand zu den Kriegen verblasste diese so richtige Einsicht. Stattdessen wurde erneut aufgerüstet und die Menschen, die „Ohne mich!" sagten, verlacht, geächtet, verfolgt oder ermordet.

Und es wurden die „guten Argumente" präsentiert, warum erst aufzurüsten und später erfolgreich Krieg zu führen sei.

Diese Erfahrung haben auch wir in den letzten 1o Jahren gemacht: immer wurden „unumstößliche" Argumente angeführt, warum Krieg zu führen sei wegen Kuwait, wegen Bosnien, wegen Kosovo und jetzt wegen Terrorismus.

Das Erschreckende ist: immer noch fallen diese Argumente auf fruchtbaren Boden.

Und selbst Mitglieder der Bündnisgrünen, die ja eigentlich zu den kritischen Menschen im Lande gehören, lassen sich von rhetorisch geschickten Kriegsreden ihrer Vorleute mitreißen und vergessen, was sie bei klarem Kopf in ihren Programmen beschlossen haben!

Zur Beruhigung der Gemüter werden die militärischen Operationen in Beschlussvorlagen gern an freundliche Bedingungen geknüpft wie z.B. die Schonung von Zivilisten.

Wenn der die Kriegsmaschinerie aber erst einmal in Gang gesetzt wurde, lösen sich diese naiven Illusionen sofort in nichts auf. Generäle halten sich eben nicht an halbpazifistische Vorgaben, sondern allein an ihre militärische Logik.

So soll auch diesmal wieder der vom Bundestag zu fassende Einsatzbeschluß für deutsche Soldaten in Watte verpackt werden, damit die Kritiker in den Regierungsfraktionen doch noch zustimmen. Es ist zu hoffen, dass sich nicht alle einlullen lassen, zumal erfreulicherweise eine Mehrheit der Bevölkerung diesen Krieg ablehnt.

 

III Der aktuelle Krieg in Afghanistan

Dieser Krieg ist in mehrfacher Hinsicht besonders empörend!

Er bekämpft nicht den Terrorismus, sondern füttert ihn.

Ein amerikanischer Präsident führt den Krieg in fundamentalistischer Manier als Kampf gegen das Böse in der Welt.

Unsere deutsche Beteiligung fußt auf der vom Kanzler den USA versicherten „uneingeschränkten Solidarität". Dies erinnert in fataler Weise an die deutsche „Nibelungentreue" aus dem 1. Weltkrieg mit ihren verheerenden Konsequenzen.

Es ist selbstverständlich, dass wir nach dem schrecklichen Anschlag mit seinen vielen Opfern mit dem amerikanischen Volk trauern. Aber warum in aller Welt sollen wir uns mit der Politik der USA solidarisieren, die nach wie vor gnadenlos imperialistische Ziele verfolgt. Man sehe sich nur die Lebensbedingungen großer Teile der Bevölkerung in den lateinamerikanischen Staaten genauer an, woran die allein am eigenen Nutzen ausgerichtete amerikanische Politik eine große Mitschuld trägt. Wenn ein Regierungswechsel mit sozialer und demokratischer Ausrichtung die Ausbeutung durch US-Konzerne in diesen Staaten bedrohte, zögerten die amerikanischen Regierungen nicht, zu intervenieren, und wenn nötig, auch mit Mord oder mit militärischer Gewalt, also mit Terrorismus; derartige Interventionen gab es seit dem 2. Weltkrieg u.a. in Kuba, in Nicaragua, in Panama, in Chile, in Guatemala.

In den letzten Jahren haben die USA in anderen Teilen der Erde interveniert und Krieg geführt mit dem vorrangigen Ziel der Sicherung der Ausbeutung von Erdöl und Erdgas. Dies gilt auch für den Krieg in Afghanistan. Das müssen wir auch vor dem Hintergrund sehen, dass die USA sich weigern, das Protokoll von Kyoto zu unterzeichnen, weil die gut verdienende Ölindustrie keine Reduzierung des Verbrauchs wünscht. Damit nehmen die USA in Kauf, dass sich das Klima weltweit weiter verschlechtern wird mit z. B. der Folge des Meeresanstiegs, was Inselstaaten wie die Malediven in ihrer weiteren Existenz bedroht. Ist das kein Terrorismus?

Die Bombardierung afghanischer Städte bedeutet tagtäglich Mord und Totschlag an unschuldigen Menschen. Das durch die militärische Gewalt erzeugte Flüchtlingselend, die drohende humanitäre Katastrophe wird achselzuckend hingenommen. Die abgeworfenen Lebensmittel dienen weit mehr der Propaganda vom guten Uncle Sam als dass sie den Menschen aus der Not helfen.

Der jetzt einsetzende abgeschmackte Wettlauf europäischer Staaten, wer denn am besten mit Männern und Waffen der Kriegsführung des großen Bruders dienen darf, ist geeignet, die stets latenten nationalistischen Strömungen zu stärken. Auch die berechtigte Kritik der kleinen europäischen Staaten an Sondertreffen der großen, zeigt, welche gefährlichen Blüten die kriegerische Terrorismusbekämpfung treibt.

Auch dieser Krieg wird wieder Milliarden über Milliarden an Dollars und Euros verschlingen. Wie viel sinnvoller wäre dieses Geld in einer effizienten Hilfe für die armen Staaten angelegt - und damit ein viel besseres Vorbeugungsmittel gegen Haß und Gewalt!

 

IV Was sollen wir Bündnisgrüne tun?

Zunächst einmal müssen wir realisieren, welche große Verantwortung wir haben für die Stärke von Gewaltfreiheit und Pazifismus in Deutschland! Claudia Roth würde sagen: „Wer - wenn nicht wir?" Das ist aber zugleich eine große Chance für unseren politischen Einfluß und für unsere Chancen bei den WÄhlerInnen! Denn eigentlich sind wir durch unsere Herkunft und unsere Programmatik die glaubwürdigere Friedenspartei als die PDS! Aber was sollen unsere pazifistisch eingestellten Mitglieder und Wählerinnen tun, wenn die Grünen diese wichtige Position aufgeben? Kann man sie schelten, wenn sie jetzt die PDS wählen, die sich vorbehaltlos gegen diesen Krieg ausspricht? Oder kann man die PDS verurteilen, wenn sie diese von den Grünen aufgerissene Lücke auszufüllen trachtet?

Wir sollten sodann den Krieg sabotieren helfen.

Das heißt z.B.:

+ aus einer Regierung aussteigen, in der wir die Beteiligung am Krieg nicht verhindern konnten
+ die jungen Männer ermuntern, den Wehrdienst zu verweigern
+ uns für die Abschaffung der Wehrpflicht einsetzen, wie es in unserem Programm steht
+ die Produktion und die Ausfuhr von Waffen diskreditieren
+ die Gewerkschaften, deren Mitglieder ja ganz überwiegend gegen den Krieg sind, zum politischen Streik ermuntern
+ mit anderen zusammen Aktionen des zivilen Ungehorsams organisieren.

Wir sollten folgende politischen Forderungen unterstützen:

1. Gewalttäter (sog. Terroristen) nicht durch Krieg, sondern durch polizeiliche Maßnahmen dingfest machen, wobei, wenn nötig, Soldaten unterstützend und punktuell einzubeziehen sind
2. die gefassten Gewalttäter vor ein internationales Tribunal stellen
(welches die USA sinnigerweise zu verhindern suchen!)
3. die wirtschaftliche und finanzielle Hilfe für die armen Länder verstärken durch:
+ Schuldenerlaß (man beachte hier die verhängnisvolle Rolle unseres Zinssystems, welches die Schulden durch den Zinseszins in für die armen Länder nicht mehr verkraftbare Höhen treibt!)
+ Erhöhung der Entwicklungshilfe, die sich z.Zt. auf einem historischen Tiefstand bewegt! (Die reiche Bundesrepublik ist z.B. weit davon entfernt, die von der UNO geforderten 0,7% des BSP zu leisten und hat ihre Mittel für den wichtigen Weltbevölkerungsfonds von ursprünglich 46 auf 20 Mio. DM gekürzt)
+ Öffnung unserer Märkte für Produkte aus den Entwicklungsländern

4. endlich Einführung der internationalen Tobin-Steuer zur Beschneidung von Spekulationsgewinnen und um weitere Mittel für Entwicklungshilfe zu akquerieren
5. demokratische und effiziente Weiterentwicklung der UNO, die ja ein Kind der Friedensbewegung ist!

Bei einer aktuellen Adaptierung des bekannten Friedensslogans könnte die Parole jetzt lauten:

„Die amerikanische Regierung führt Krieg- und wir Europäer machen nicht mit!"

Nachtrag: In Folge der durch die seit Jahren anhaltenden militärischen Auseinandersetzungen verursachten schlechten Lebensituation starben in Afghanistan in den letzten Jahren jährlich 300.000 Kinder. Diese Zahl wird sich durch den Anstieg der Flüchtlinge und die auf Grund des fortgesetzten Bombardements ausbleibenden Hilfe von außen in diesem Winter um ca. 100.000 auf insgesamt 400.000 erhöhen.

Inzwischen ist die Zeit überhaupt noch Hilfstransporte losschicken zu können, wetterstatistisch gesehen auf ca. 1 Woche geschrumpft. Nach Wintereinbruch wird eine Versorgung mit dem Notwendigsten praktisch undurchführbar.


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Emanzipation Humanum, Version 11. 2001, Kritik, Anregungen zu Form und Inhalt, Dialog sowie unveränderter Nachdruck bei Quellenangabe und Belegexemplar erwünscht. Übersetzung in andere Sprachen erwünscht. Kürzungen und Änderungen nach Absprache möglich.

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