Unsere
Verantwortung für die Erde
-
Neuorientieren in Kultur und Politik -
Gedanken
über Sinn und Aufgabe des Menschseins
von
Wolfgang Fischer
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Plädoyer
für eine naturgerechte Zivilisation,
die
sich nicht
auf Gewalt und Geld gründet
Umweltkrise
und Krieg, Kriminalität in Wirtschaft und Politik,
globales Agieren der Industrieriesen und soziales Absinken
immer breiterer Bevölkerungsschichten, Rückfall in
ans Mittelalter erinnernde Religionsinterpretationen - diese
Erscheinungen heutigen Lebens weisen auf keine gute Zukunft.
Bewußte Falsch-Information, mit welcher das politische
und wirtschaftliche Establishment seine zweifelhaften Ziele
verschleiert, zeugt von
mangelnder
Achtung vor der Souveränität der
Völker.
Das Festhalten an Sachzwängen hat in der Politik
Vorrang vor der Ausarbeitung gerechter Lösungen, die
Auswirkung unserer Lebensweise auf die Umwelt wird
geleugnet, der Status Quo militant gegen neue Ideen
verteidigt: all dies behindert die Entwicklung eines
friedvollen Zusammenlebens auf unserer Erde.
Sind
wir dieser Entwicklung tatsächlich ausgeliefert oder
gibt es Alternativen?
Besteht noch Raum für Hoffnung?
Wollen
wir einer Lösung der das Leben auf der Erde bedrohenden
Probleme näher kommen, so müssen wir uns
vorbehaltlos Klarheit verschaffen über offene Fragen
und bestehende Mißstände. Das vorurteilsfreie
Erkennen einer Gemeinsamkeit des Lebens kann uns motivieren,
durch eigenes öffentliches Handeln zu einer universalen
Gerechtigkeit beizutragen, an der sich Gesellschaftssysteme
und Weltanschauungen messen lassen.
-
DREI
THESEN
1.)
Voraussetzung für die Entwicklung des
Bewußtseins zu immer tieferem Verständnis der
Lebens- und Weltzusammenhänge ist offene
Kommunikation und allgemein zugängliche Information
frei von dogmatischen oder ideologischen Fesseln.
Verantwortlichkeit erwächst durch tiefes
Verständnis auf der Basis lebenslangen Erfahrens und
Lernens. Wettbewerb dient lediglich der Optimierung
menschlicher Verträglichkeit im Öko- und
Sozialsystem der Erde. Solidarität läßt
Motivation und Lebensfreude wachsen, Sucht und Angst
verschwinden. Eine vorurteilsfreie Weltsicht liefert
Impulse für politisches Handeln im Sinne des
Weltganzen. Der gereifte menschliche Geist schafft die
materiellen und emotionalen Bedingungen für
Allgemeinwohl und Frieden. Authentizität
überwindet Entfremdung und Ersatz. Wahrheit macht
frei.
2.)
Wo das Bewußtsein vorherrscht, daß die Erde
unser aller gemeinsame Lebensbasis darstellt, lösen
soziale Gegensätze sich auf. Unter Bewahren der
ökologischen Zusammenhänge dient das gemeinsame
Nutzen der weltweiten Ressourcen von Rohstoffen und
Energievorkommen der Entwicklung der globalen
Gesellschaft. Erwirtschaftete Erträge kommen
benachteiligten Bereichen zugute. Rohstoffe und Wissen
stehen im Dienst des Menschen zur Schaffung einer
nachhaltigen Gesellschaft.
3.)
Umfassende soziale Gerechtigkeit und ökologische
Verträglichkeit der Wirtschaften und Industrien sind
die Voraussetzung für unser aller
Überleben.
Besinnung
Erde,
Meere und Kontinente, Landschaften, Flüsse und Seen,
Pflanzen, Tiere und Menschen - alles gehört zusammen
als Bestandteil des groß angelegten
Informations-Kreislaufs und Lebens-Zusammenhangs der
Bio-Sphäre. Alles ist natürliche Leihgabe,
geborgte und zu pflegende Infrastruktur globalen Lebens. Die
Existenz aller Teile des Lebensraums bedingt sich
wechselseitig, und jedes Teil trägt zur Funktion des
Ganzen bei.
Die
Gegenwart ist der Boden für die Zukunft. Die junge
Generation baut auf der alten auf. Fehlentwicklungen -
oftmals als Fortschritt verkannt - werden ebenso wie
Errungenschaften mitsamt ihren Konsequenzen durch die Zeit
der Geschichte getragen. Somit ist jede Generation für
die nächste mitverantwortlich. Verantwortung tragen wir
alle nicht nur für uns selbst, sondern ebenso für
die anderen und nicht zuletzt auch für die Leihgabe
unseres Lebensraums.
Seit
mehr als drei Milliarden Jahren entfaltet die Evolution das
Leben der Einzeller, Pflanzen, Tiere und Menschen. Parallel
dazu wandelt sich im wechselseitigen Bezug die Umwelt. Leben
und Umwelt prägen einander in einem dynamischen
Anpassungsprozeß übereinstimmender Entwicklung
(Kohärenz).
Alles
in der Natur, von den zyklisch verlaufenden chemischen
Molekularprozessen über die DNS der Erbsubstanz bis hin
zu den galaktischen Bewegungen im Kosmos, unterliegt
identischen Gesetzmäßigkeiten. Die Ursache aller
Bewegung im Kosmos nutzt Rückkopplungsprozesse
(Prinzip der Antwort = Verantwortung), um
Organisationsformen zu entwickeln, die netzartig miteinander
im Zusammenhang stehen und die gleichzeitig auch an ihren
gemeinsamen Ursprung gebunden sind (religio). Mit Hilfe
sogenannter spontaner Ordnungen, die durch
Resonanzphänomene im Lebenssystem entstehen, baut sich
die komplexe und differenzierende Universalität des
Lebens auf. Selbstorganisation, wachsender Ordnungsgrad und
zunehmende Komplexität des Lebens verwirklichen sich
entgegen der Vorgabe des (Wärme-) Todes durch das
physikalische Entropiegesetz. Ein synchroner Verbund aller
Kräfte mit der Energiequelle des Sonnenlichts
(Synergie
der lichten
Mächte)
ist Grundbedingung für die sich immer weiter
differenzierende Entwicklung des Lebens auf der Erde
(Prinzip der Richtung = Gerechtigkeit). Die
Prinzipien sich fortlaufend entwickelnder Gerechtigkeit und
Verantwortung verbinden alles Leben in einem
ökologischen Zusammenhang. Somit garantieren allein
umfassende Gerechtigkeit, volle Verantwortung und
harmonisches Übereinstimmen mit den erfahrenen
Lebensgesetzen die Zukunft des Menschen.
Orientierung
In
blindem Machbarkeitswahn und selbstherrlicher
Überheblichkeit als Folge seiner wissenschaftlichen
Teil-Erkenntnisse hat der Mensch der 'zivilisierten Welt'
diese Wahrheiten zunehmend aus seinem Blickfeld schwinden
lassen. Indem er sich zumeist an finanziellen bzw.
materiellen Interessen ausrichtet, hat er weitgehend den
Sinn für das Ganze verloren. Er hat daher noch keinen
Sinn für die eigene Verantwortung - für seine
Rolle als Bestandteil der Biosphäre - entwickelt. Indem
er so seine lebenserhaltende Funktion im Weltgeschehen
bisher überhaupt nicht erkannt hat, konnte er sie auch
nicht übernehmen. In seiner geistigen Unreife leugnet
er die Verantwortung für Gefahren, die von ihm selber
ausgehen, und beugt sich selbstgeschaffenen Sachzwängen
auf Kosten der Unversehrtheit des Lebens.
Frei
von genetisch festgelegten Handlungsrahmen vollzieht die
Menschheit im Laufe von etwa fünfundzwanzig Millionen
Jahren einen körperlichen und geistigen
Reifungsprozeß, der bis heute andauert. Darwins
Theorie vom 'Recht des Stärkeren' wird dem Leben nicht
gerecht. Ziel des Menschwerdungs-Prozesses ist die
Entwicklung einer wahrhaft menschlichen Gesellschaft und
Kultur, deren Weisheit ihren Fortbestand gewährleistet.
Hierfür ist es notwendig, das herrschende Herrschafts-
und Gewaltprinzip zu überwinden und es durch das
Prinzip der Solidarität zu ersetzen und als Menschheit
Verantwortung zu übernehmen. Nur dann kann die
kulturelle Evolution die genetische bestätigen, anstatt
sie zu zerstören.
Solange
der Mensch, phantasielos und geistig erstarrt, sein
Glück in blinder Missachtung der Vorgaben und
Wahrheiten des Lebens sucht, gefährdet er sich selbst
und andere. Nicht nur das ichbezogene An-sich-Raffen von
Besitz verstößt gegen das Prinzip der Ganzheit
und verletzt die soziale Einheit: das gleiche gilt auch vom
Gebrauch wissenschaftlicher Erkenntnisse zum eigenen
wirtschaftlichen Nutzen oder zum Vorteil einer elitären
Gruppe. Der Vorteil des einen kann nicht zum Nachteil des
anderen gereichen, ohne asoziale und umweltfeindliche
Entwicklungen zu begünstigen.
Macht-
und Besitzgier machen blind und unsensibel. Wer nur das
Interesse einer kapitalkräftigen Minderheit oder einer
erstarrten Ideologie im Auge hat, wird unfähig, frei
und vorbehaltlos auf etwaig auftretende Probleme oder
Störungen zu reagieren.
Das
Erhalten von Privatbesitz erfordert Gesetze und Machtmittel
(=legitimierte Gewalt), um ihn zu schützen. Dies gilt
für individuellen und nationalen wie auch ideellen
Besitz. Mit dieser Aussage soll niemandem sein Eigenheim,
Sparkonto oder Urheberrecht streitig gemacht werden; doch
müssen wir im Auge behalten, dass Privat-Besitz (lat.
privare = berauben) in jedem Fall der Ganzheit der Natur
entrissen wird und dadurch dem Gesamtsystem fehlt
(1).
Wo
es nicht um Lebensnotwendigkeiten geht, hat das gravierende
Konsequenzen. Die freie Entwicklung natürlicher
Evolution wird gestört. Es entsteht ein Defizit, eine
Schuld - die Lebens-Spaltung, die dann als Energiequelle und
Motor für Ausgleichsprozesse dient und sich insgesamt
destruktiv auswirkt. Das entsprechend spaltende Denken in
Gegensätzen, welche als Widersprüche empfunden
werden (wie Mann - Frau, mein - dein, bekannt - fremd, gut -
böse, arm - reich) schafft diskriminierende Potentiale,
die sich gegen das Leben richten.
Integration
und menschliches Reifen geschieht allein durch
persönliches Verarbeiten der eigenen
Widersprüchlichkeit.
Es
wird Zeit, daß wir unsere Vorstellungen über Sinn
und Zweck des Lebens überdenken und unseren Geist aus
der Enge bestimmender Glaubensgemeinschaften befreien. Es
wird Zeit, daß wir unser Verhältnis zum Leben und
damit speziell auch zur Körperlichkeit grundlegend
klären.
Ein
beglückendes, natürliches Erleben von
Körperlichkeit und Sexualität setzt Empfindungen
frei, die das Leben uneingeschränkt bejahen. Der
liebende Mensch schätzt seine Umwelt und sucht sie zu
erhalten. Er ist nicht mehr so leicht manipulierbar und den
Bedürfnissen der Macht verfügbar. Körper- und
damit Lebensfeindlichkeit hingegen bereitet den
Nährboden für Minderwertigkeitskomplexe und, als
Kompensation, Herrschsucht und Besitzgier.
In
einer dementsprechend durch Bevormundung und
Unterdrückung geprägten Gesellschaft erwachsen
zunehmende Krankheitspotentiale, soziale Probleme und
Störungen des ökologischen
Gleichgewichts.
Der
Konflikt zwischen Wandlungsprozessen in der Natur und der
zweckentfremdeten, gegen gerechte Verteilung und
Weiterentwicklung gerichteten Nutzung von Besitz behindert
das evolutionäre Wachstum.
Wie
schon gesagt: das Abgrenzen von Besitz und Wissen schafft
eine Polarisierung, welche die Einheit zerstört. Der
freie Informationsfluß wird behindert, es entsteht
eine Spannung zwischen Besitz und Gewalt einerseits und der
Qualität des Lebens andererseits.
Der
Besitz des einen kann in Widerspruch zum Besitz des anderen
geraten. Als Beispiele seien hier zum einen die Produktion
von "Krebs-Medikamenten" und zum anderen die
Sicherheitsdienste an Flughäfen und anderswo wie auch
die gesamte Rüstungsindustrie genannt. Das Entdecken
der Ursachen der Krebserkrankung und deren Überwinden
würde den Multi-Milliarden-Markt der Pharmariesen
genauso bedrohen wie das Trockenlegen des Terrorsumpfes
durch eine weltweit ausgleichende soziale Gerechtigkeit den
Waffenhandel und "Sicherheitsmarkt" erübrigen
würde. So sehr heute gesetzliche Vorschriften den
Umgang mit Besitz zu regeln suchen, so wenig dürfen wir
die Verflechtung zwischen der Macht bzw. ihrer Exekutive und
den Besitzenden übersehen. Die Legislative muß
heute erkennen, daß der gefährlichste Widerspruch
nicht mehr nur die Interessen einzelner Individuen, Gruppen,
Staaten, Konzerne, Weltkartelle etc. betrifft. Es ist der
irregeleitete menschliche Intellekt, der - ohne es bislang
zu bemerken - ein Spannungsfeld zwischen menschlicher
Ordnung einerseits und natürlicher Vollkommenheit in
paradiesischer Einheit und Unversehrtheit (primäre,
authentische und kreative Ordnung = Kosmos) andererseits
geschaffen hat.
Diese
Unversehrtheit ist hier freilich ideal gemeint, denn
tatsächlich unterliegt sie ja allen kosmischen
Einflüssen, seien es "Erdbeben" oder extraterrestrisch
verursachte Katastrophen. Mir geht es allein darum, auf
menschgemachte Bedrohungen hinzuweisen. Es muss uns
klar werden, daß es um das Ganze geht - um das
Überleben der höheren Lebensformen auf dieser
Erde.
In
der westlichen 'Zivilisation' und deren Ablegern wurden
menschlicher Besitz und die Machtmittel, die ihn
schützen, wichtiger als das Leben. Ausgerottet wird
dadurch die noch rechtlose Kreatur - eine Tatsache, der die
meisten Menschen ungerührt gegenüberstehen, obwohl
auch ihr Leben bereits bedroht ist.
Das
Massaker schreit jedoch nach Beendigung. Der Biosphäre
muß ihr eigener, formal abgesicherter Rechtsschutz
zuerkannt werden. Die Kreatur kann nicht beliebig in
Eigentum verwandelt, in Besitz aufgeteilt werden, denn die
Bestand-Teile der Natur und Umwelt sind nicht im Sinne von
Geschäft beliebig vermehrbar. Sie vermehren sich
ausschließlich im Sinne des Lebens.
Menschliche
Ordnungen und Systeme müssen dementsprechend so
beschaffen sein, daß sich die Ziele des Lebens in
ihnen widerspiegeln können.
In
ihren gesellschaftlichen und politischen Organisationen muss
Verantwortlichkeit und Ehrfurcht gegenüber dem Leben
und den Prinzipien, die es gewährleisten, höchste
Priorität bilden. Die Welt muss von allen
menschgemachten nationalstaatlichen, wirtschaftlichen und
ideologischen Begrenzungen und Gefährdungen erlöst
werden, um eine gesunde, wahrhaft menschliche Dimension des
Lebens zu erhalten.
Gemessen
am Nutzen für die Biosphäre schneidet der
'zivilisierte' Mensch, dessen Ordnungen die naturgegebenen
Zusammenhänge und Energiekreisläufe
mißachten und ausbeuten, statt sie zu erhalten oder zu
bereichern, schlecht ab. Tiere und Pflanzen verhalten sich
ökologisch wesentlich "intelligenter". Selbst
Rabenmütter können in der Weitergabe
geglückten Sozialverhaltens den von der Natur
entfremdeten Menscheneltern ein Beispiel sein (siehe auch:
Der
Mensch - ein Tragling).
Der
bedrohliche Zustand des ökologischen und sozialen
Gleichgewichts auf unserer Erde beweist, dass die
maßgebenden Denk- und Lehrsysteme unzulänglich
sind. Eine Erziehung, die der Jugend ihre Sensibilität
und geistige Offenheit raubt zugunsten der Ideologie der
jeweiligen Gesellschaftsform, führt zu geistiger
Erstarrung. Die lebensverneinende Geisteshaltung wiederum
spiegelt sich in der deutlichen Zunahme körperlicher
Krankheiten. Neueste Erkenntnisse der
Psychoneuro-Immunologie belegen die Wirkung gedanklicher
Vorstellungen auf den Körperzustand. Es zeigt sich eine
prinzipielle Konditionierbarkeit der individuellen
Konstitution.
Den
Denksystemen der Machtmetropolen fehlt nicht nur die
Weitsicht auf das globale Ganze, es mangelt ihnen auch an
Kenntnis über gesundes Verhalten im persönlichen
Bereich. Ihr einseitig auf materielles Wachstum und
Besitzvermehrung fixierter Fortschrittsglaube
beeinträchtigt das Erkennen der das Leben auf der Erde
bestimmenden Zusammenhänge und
Gesetzmäßigkeiten. Durch unsere industrialisierte
und kapitalisierte Lebensart wird ein von der Natur
vorgesehener Bewußtwerdungsprozeß behindert. In
ihrem Herrschaftswahn verhalten sich viele der tonangebenden
Nationen wie aufmüpfige Schüler, die den Lehrstoff
- das Leben - ablehnen, sich eigensinnig eine Ersatzwelt
zurechtbasteln und dabei ihre Lehrer - die Natur -
mißhandeln und ihre Schulräume - die Umwelt -
verwüsten. In diesem Sinne spiegelt eine
destruktiv-aggressive "no future" - Jugend überdeutlich
die gesellschaftliche Realität der Dekadenz wider.
Der
natürliche Entwicklungsprozeß sollte uns
befähigen, unser derzeit noch vielfach destruktives
Lebenspotential in ein allgemeines Lebenserhaltungspotential
umzuwandeln, das die Umwelt nicht zerstört, sondern das
Überleben von Mensch und Natur sichert. Ein
schöpferisches Potential, das uns Ideen zu
dementsprechenden Organisationsformen der Weltgesellschaft
liefert. Viele vorkoloniale Völker, die wir auf dem
Altar des "Fortschritts" den Interessen der Macht und des
Geldes geopfert haben, hatten bereits zu solchen
Organisationsformen gefunden.
Heute
müssen wir unter Beachten allereinfachster und seit
Ur-Zeiten den naturverbunden lebenden Eingeborenen bekannten
Tatsachen dafür Sorge tragen, daß die
Grundbedingungen für Wohlbefinden und Gesundheit auf
der ganzen Welt garantiert
werden.
Zunächst
bedeutet dies, zu reflektieren: Welches sind eigentlich die
Grundbedürfnisse des Lebens? Trinkwasser zur
Toilettenspülung, Atomstrom für Luxusgeräte
und unbegrenzt Benzin schluckende Verkehrsmittel allein
können kaum zum Standard erklärt werden, zumal der
Überfluß auf der einen Seite der Welt den Mangel
auf der Schattenseite hervorbringt.
Materielles
Abgesichertsein allein liefert keine Garantie für
Zufriedenheit und innere Ruhe; das beweisen die Alkohol- und
Suchtprobleme der konsum-orientierten Industrienationen.
Genuß-Sucht und Macht-Gier sind Zeichen eines Mangels
an emotionaler Sicherheit - Flucht in den Ersatz um den
Preis der Angst. In unserer Gesellschaft erleben wir heute
eine Sinn- und Wertekrise, die uns die Unzulänglichkeit
der gewachsenen Strukturen und Vorstellungen drastisch vor
Augen führt- und damit die Unumgänglichkeit einer
Veränderung der Gesellschaft hin zu sozialer
Geborgenheit und ökologischer
Verträglichkeit.
Voraussetzung
für emotionale Geborgenheit von Einzelpersonen wie auch
Nationen ist ein gerechtes und die Natur schützendes
Nutzungsrecht der Güter unserer Welt. Die herrschenden
Schichten dürfen nicht länger ihre Machtpositionen
ausnutzen, um die Armen und Wehrlosen zu bestehlen. Sinn
einer "neuen Weltordnung" kann nicht sein, die
Wirtschaften der Industrienationen zu sanieren.
Globalisierung, verstanden als pures Zusammenballen zum
Schutz der Mächte von Kapital, Industrie und Wirtschaft
(z.B.
MAI, Multilaterales Abkommen für
Investitionen),
entlarvt sich als Versuch, jeden Widerstand gegen
ökologisch oder sozial fragwürdige Praktiken der
globalen Finanzinteressen im Keim zu ersticken. So gesehen,
entpuppt sich die heute gehandhabte Globalisierung als klare
Mißachtung der Souveränität der Völker.
Unter dem Deckmantel von "Fortschritt und demokratischer
Freiheit" werden nationale Verfassungen samt ihren sozialen
und ökologischen Schutzrechten außer Kraft
gesetzt - zugunsten eines Profitrechts des
Investitionskapitals.
Verstehen
wir hingegen Globalisierung als ein Zusammenwachsen der
Völker u.a. durch schnellere, freie Kommunikation, die
ein gegenseitiges Verstehen durch tatsächliches
Kennenlernen ermöglicht, dann kann das zu einer
weltweiten Solidarisierung führen. Gemeinsam
unternommene Anstrengungen können das Leben auf Erden
humaner, gerechter und auch für die Umwelt
verträglicher gestalten.
Entwicklungshilfe
kann dann für eine gesunde materielle Entwicklung Sorge
tragen, wie auch für eine freie Entfaltung des
Bewußtseins aller "Kinder der Weltfamilie" in Richtung
auf das Lebensrecht aller Menschen, Tiere und ihrer
Lebensräume.
Allein
auf der Grundlage freier persönlicher Entfaltung ohne
dogmatische Behinderungen kann eine universelle Ethik Fuss
fassen. Der reife, psychisch gesunde Mensch steht in
sinnvoller Beziehung zum gesamten Erdenleben; er ist sich
der gemeinsamen Basis allen Lebens bewußt. Um dieses
Bewusstsein zu unterstützen, sind die Religionen und
politischen Ideologien aufgefordert, alte und überholte
Dogmen aufzugeben, die noch immer Verwirrung und Konflikt
stiften. Die Qualität einer Religion ist daran zu
erkennen, inwieweit sie neue, stimmige Antworten
zuläßt, um das Denken der Menschen wahrhafter
werden zu lassen. Es geht nicht mehr an, daß im Namen
vermeintlicher Götter oder "Fortschritts" gemordet
wird, sei es Mensch oder Kreatur. Allein ein im Sinne des
Lebens authentisches Denken kann zu Handeln führen, das
unsere Weltrealität positiv beeinflusst.
Die
Qualität unseres Lebens hängt von der
Qualität unseres Denkens ab. So wie wir heute denken,
werden wir morgen leben. Daher sollte der Qualität des
Denkens unsere ganze Aufmerksamkeit gelten. Ein
Übergewicht der logischen Ratio im Denken
verdrängt die spielerische Phantasie und damit die
Kreativität. Auf dem Reißbrett der kalkulierenden
Planer ist für den Paradiesvogel, das Seepferdchen, ja
selbst für den Urwald kaum noch Platz.
Die
Vielfalt der Arten entspringt nun nicht rationaler
Zwanghaftigkeit, sondern einer sich selbst fördernden
Freiheit (=kreatives Chaos). Ein solcher Zustand
zeichnet sich durch Toleranz und Feingefühl aus -
Eigenschaften, die wir zwar vielfach predigen, aber noch
nicht leben und daher dringend verwirklichen müssen.
Erst wenn wir bereit sind, eigenverantwortlich und kreativ
zuversichtlich an der gemeinsamen Zukunft allen Lebens auf
dieser Erde zu arbeiten, kann sich aus vielen fehlerhaften
Ideologien ein unfehlbarer Instinkt des Menschen
entwickeln.
Ein
gewaltfreies Klima geistiger Freiheit fördert den
Weltfrieden; es schafft Motivation auf Seiten derer, die
helfen, und Arbeit auf der anderen Seite. Die Vision von
einem gerechten Leben in einer gleichberechtigten
Menschheitsfamilie, von gemeinsamem Feiern, Arbeiten und
Genießen in frohem Miteinander, ist ein Heilmittel
gegen das angstbesetzte Konkurrenzdenken, das heute die
politischen Motivationen prägt.
Unser
Umgang mit den benachteiligten Staaten der Welt und mit
ausländischen Arbeitnehmern muss sich verändern.
Jede Ausbeutung Abhängiger muss beendet werden. Wir
dürfen unsere eigene Verantwortung nicht länger
leugnen für Menschen, die bei uns Hilfe suchen und die
aus Ländern stammen, deren soziales Elend unseren
Wohlstand produziert.
Anstatt
die uns umgebenden Probleme als von anderen verursachte,
ärgerliche Last zu betrachten, sollten wir sie als
Herausforderung annehmen, die eine Chance für wirkliche
Neuerungen bietet. Aus der Bereitschaft, den Problemen ins
Auge zu schauen, um eine gerechte Lösung zu finden,
erwächst uns Kraft wie auch Autorität.
Mit
dieser Überlegenheit geht die moralische Verpflichtung
einher, sowohl auf Ungerechtigkeiten in unseren
Nachbarstaaten wie auch auf Unzulänglichkeiten der
eigenen Rechtspraxis hinzuweisen. Menschenrechtsverletzungen
und Umweltsünden dürfen nicht länger
hingenommen werden, nur weil sie niedriges Lohnniveau und
hohen Gewinn versprechen. Das Ergebnis ist der
ökologische Notstand und soziales Elend, sind die
Flüchtlings- und Asylantenströme der
Welt.
Und
statt unseren Wohlstand mit ihnen zu teilen, grenzen wir sie
kriminalisierend aus und suchen sie abzuschieben!
All
diese Erscheinungen von Weltungerechtigkeit und Liebesmangel
werden enden, wenn wir unser Bewußtsein auf das
Gemeinsame, das Leben und Überleben richten. Dann wird
uns auch noch eines klar werden: um das Lebensrecht aller
Menschen, Tiere und Landschaften zu gewährleisten,
müssen wir auch die natürlichen Regelkreise auf
dem Erdball erhalten. Regelkreise der Atemgase, des
Trinkwassers, der Nahrungsketten, des Säens und
Erntens. Ja, selbst in der Gesellschaft, in den Wirtschaften
und den Bürokratien, wirken solche Regelkreise: innere
Zusammenhänge und evolutionäre Gesetze, die
dafür Sorge tragen, daß alles, was geschieht,
einen gerechten Sinn ergibt. Überall dort, wo wir gegen
diesen Lebens-Sinn verstoßen - sei es aus
Unwissenheit, oder weil wir uns korrupt über bereits
erkannte Zusammenhänge hinwegsetzen - erhalten wir die
Rechnung in Form von Kriminalität, Terrorismus oder
Naturkatastrophen.
Noch
stehen dem Erkennen der einfachen, unausweichlichen
Rückkopplungsmechanismen der Natur
(actio=reactio) gewisse Gottes- und Weltvorstellungen
im Weg, denen zufolge wir die Möglichkeit einer
absoluten Gerechtigkeit für utopische Phantasterei
halten. So glauben wir vielfach an urteilende Götter
und uns rettende Gottessöhne, die wir in unsere Dienste
gestellt und mit unserer staatlichen Macht verkettet haben -
Götter, mit denen wir Angst und Drohung verbreiten, um
unter ihrem Deckmantel unsere unfairen Geschäfte zu
machen.
Diente
der produzierte Überschuß historischer
Gesellschaften zunächst als Saatgut für das
nächste Jahr, so ging er später in den Unterhalt
einer Priester- und Beamtenschaft über. Heute
unterhält er die Giganten der Banken und Industrien.
Die Potenzierung des Mehrwertertrags wurde erreicht auf
Kosten einer gerechten Verteilung. Mit dem Zins-Charakter
des Geldes wurde dem Mammon die Macht zuteil, die heute das
Leben von allen Seiten her bedroht: exponentielle
Geldvermehrung auf der Gewinnerseite der Spekulanten,
immense Geld- und Materialvernichtung auf der Verliererseite
der an den unzähligen (Wirtschafts-) Kriegen
Beteiligten.
Das
zunehmende, weltweite Versagen unserer Geld-Systeme und
Wirtschaftsordnungen wirft eindeutig die Frage auf, was an
unserer Politik falsch ist. Um eine sinnvolle Antwort zu
finden, müssen wir zunächst einsehen, daß es
ein tödlicher Fehler ist, das Leben toten Werten
unterzuordnen und finanziellen Vorwänden zu opfern.
Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit sind nur solange zu
teuer, wie Unsummen für machtpolitische
(militärische) Ziele, Nuklearenergie oder Zinsendienste
vergeudet und damit sinnvollen Zwecken entzogen werden. Es
bleibt zu hoffen, daß wir aus liebender Einsicht
heraus den Willen aufbringen, uns zu ändern und
gewohnte Denk- und Verhaltensweisen radikal in Frage zu
stellen und aufzugeben - und dies, noch ehe vernichtende
Katastrophen uns dazu zwingen. Denn das Leben richtet sich
gegen uns, wenn wir ihm zuwider handeln.
Die
strahlende Fröhlichkeit und innere Ruhe, wie sie in der
benachteiligten Welt noch viele der Allerärmsten
auszeichnet, ist uns in den Industrienationen bei der hier
herrschenden Hektik und Betriebsamkeit völlig abhanden
gekommen. Eine wachsende innere Leere treibt uns, im
Glauben, ständig etwas zu versäumen, rastlos durch
die Zeit. Die in der Leistungs- und Profitgesellschaft um
sich greifenden Lebenslügen bewirken einen Mangel an
Aufrichtigkeit und entfremden uns von unserer eigenen Natur.
Die Liebe zum Leben erstickt an Interessenskonflikten, wie
wir es vom Umweltrecht über das Lebensmittelrecht bis
hin zur Praxis des Verfassungsschutzes kennen. Das Ergebnis
unserer hektischen Art zu leben ist dann zwar materieller
Reichtum und vermeintliche Sicherheit, doch unsere Sinne
sind betäubt, die Krankheiten werden chronisch und
unsere Umwelt stirbt. Ist diese Art der Zivilisation unseren
Lebenseinsatz wirklich noch wert?
Unsere
Politik könnte aufhören, durch
Interessen-Protektionismus den weltweiten Tod zu
fördern, könnte das Potenzieren der Destruktion
und ihr Fusionieren zu unkontrollierbaren Giganten beenden.
Die biblischen Drachen heißen heute Transnationale
Konzerne und Banken. Die modernen mythologischen Ungeheuer
sind die geheimdienstlichen Organe der von ihnen
abhängigen politischen Strukturen.
Unsere
destruktive Lebensart könnten wir dadurch
überwinden, daß wir die herrschenden Ideologien
und Glaubens-Systeme offen hinterfragen. Eine gewaltfreie
und daher auch angstfreie Kommunikation ermöglicht es
uns, mutig auf unsere Gefühle, auf unsere innere Stimme
zu hören. Vertrauensvoll erschließen wir uns
damit neben der wissenschaftlichen Logik den Bereich des
A-Kausalen, des Zufälligen, des Neuen, das Reich der
Ideen und Lösungen.
Indem
wir uns der eigenen Verantwortung bewußt werden,
nehmen wir dem Schicksal die Verantwortung ab und werden
frei für die Erfüllung unserer Aufgabe im Rahmen
der Evolution: dem Leben zu dienen.
Mit
der These "Wohlstand durch wirtschaftliches Wachstum" als
politischem Leitsatz opfern wir bislang einer nur für
bestimmte Interessen "freien Marktwirtschaft" das Leben
unserer Erde und die Kreativkraft der Menschen. Hier liegt
eine naturgegebene Grenze. Die Länder und Völker
leben von den Ideen und der Eigeninitiative ihrer Menschen.
Beim Realisieren der Ideen bedarf es allerdings - da uns in
unserer Orientierungslosigkeit noch alle Möglichkeiten
des Zerstörens zu eigen sind - einer gewissen
Kontrolle. Diese hatte bisher meist nur eine bestimmte
Gruppe bzw. spezielle merkantile oder ideologische
Interessen im Auge.
Heute
jedoch müssen wir erkennen, daß das Vetorecht
einer Großmacht gegen die Interessen der Mehrheit
Unrecht ist, und daß wir eine Kontrolle im Sinne des
funktionierenden Ganzen entwickeln müssen. Das
Kontrollieren und Bewerten der Ideen und Initiativen der
Menschen darf nur die gesunde Funktion der natürlichen,
ökologischen und sozialen Zusammenhänge auf der
Erde zum Ziel haben.
Der
irdische Lebenszusammenhang beginnt im lokalen und
kommunalen Bereich und endet in den Dimensionen der
Atmosphäre. Nationalstaatlichkeit ist ein unreifes
Zwischenprodukt der sozialen Entwicklung des Menschen, das
wir ganzen Erdteilen gewaltsam aufgedrängt haben.
Nationalstaatliche Grenzen gibt es in der Realität des
Erdenlebens nicht; die Natur hält sich nicht an solche
Konstrukte der noch unfertigen menschlichen Entwicklung.
Dafür herrschen in der Biosphäre reale Grenzen:
Lebensgrenzen - etwa im Leben der
Indianer, der Bäume und der Fische -, die wir im
Dienste der Macht und des Profits bislang völlig
ignoriert haben.
Die
Folgen dieser Vernachlässigung werden immer deutlicher,
dennoch verschanzen wir uns noch immer rechthaberisch hinter
den Grenzen unserer Denksysteme und Ideologien. Wollen wir
überleben, so müssen wir damit aufhören und
uns hervorwagen. Wir müssen lernen, unsere Fehler
einzugestehen und Konsequenzen aus ihnen zu ziehen. Unser
persönliches Schicksal, private Emotionen, Ängste
und Fehlvorstellungen nehmen durch Bildung von
Lebenslüge, Trotzhaltung und Vorurteilen in
gigantischem Ausmass Einfluß auf Entscheidungen, die
gesellschaftspolitische Auswirkungen haben. Daher ist es
ungemein wichtig, unsere inneren Unsicherheiten und
Ängste zu akzeptieren und darüber zu sprechen.
Ehrliche
Worte und offenbarte Gefühle schaffen Nähe und
Vertrauen. Daher sollten gerade auch Politiker, Journalisten
und andere meinungsbildende Persönlichkeiten stets im
Sinne der Wahrheit reden. Denn allein durch mutigen Umgang
mit der Wahrheit in verantwortungsvollem Dialog können
wir vermeiden, daß die Fundamente des Lebens auf der
Erde gänzlich zerstört werden.
Auch
christliche Politiker sind mitverantworlich an der
Entwicklung des Unrechts. Genau wie die Kirche in Rom, die
vorgibt, Hüter der Erlösungsbotschaft und Hirte
der Menschen zu sein, sind auch die Verwalter anderer
Religionen auf die Seite der Unterdrückung, und damit
des Todes für ein breites Lebensspektrum getreten. Es
ist kaum faßbar, daß erst so wenige Menschen
erkennen, wie sich diese Tatsache historisch entwickelt hat.
Selbst angesichts der weltumspannenden Probleme wird noch
heute an Programmen und Vorstellungen festgehalten, die die
Entwicklung eben dieser Probleme vorantreiben. Die Arroganz,
die Dummheit und der Mangel an Menschlichkeit seitens der
Verantwortlichen sind kaum faßbar angesichts all der
Not, der Armut und der Todesspur, die sie nach sich ziehen.
Wo
Herrschaft/Gewalt und Profit den Ton angeben, führt
technologische Perfektion zu seelischer
Leere und Fehlentwicklung.
Konzentrieren wir uns jedoch auf grundsätzliche
Ehrlichkeit und ein weltweites Miteinander in emotionaler
Geborgenheit, so kann sich die Kreativkraft der Menschen im
Sinne des natürlichen Allgemeinwohls entfalten. Der
Motor der Profitsucht stirbt ab und die Fahrt in die
Sackgasse der Ersatzbefriedigungen ist beendet. Eine
sinnvolle Entwicklung "im Dienst des sozialen Ganzen"
entsteht. Diese Entwicklung reguliert sich selbst an den
Erfordernissen des Lebens. Im Gegensatz zum
zerstörenden Fortschritt verlangsamt sich die
Entwicklung im Bereich der Technologie in einem gesunden
Maß und gibt dadurch der metaphysischen Einsicht die
Möglichkeit mitzuwachsen.
Entwickeln
sich äußere Bedingungen und menschliches
Verstehen parallel, so entsteht kulturelle Entwicklung.
Solche Entwicklung kennt die Grenzen des Lebensraums und
bleibt innerhalb des zum Leben beschlossenen Systems der
Biosphäre. Durch diese Einsicht entstehen innere
Orientierung und Souveränität. Die meditative
Integration von berechnender Ratio und Sensibilität
führt zu emotionaler Bereicherung: wir blicken durch,
wir verlieren unsere Angst, wir fühlen uns sicher.
Dadurch sind wir nicht mehr manipulierbar, sondern erreichen
eine Autonomie im Sinne des Ganzen. Unser Leben wird
für das Leben der Erde sinnvoll, indem wir Frieden und
Liebe verbreiten.
Sobald
die Weltgesellschaft beginnt, sich an der
Lebensrealität zu orientieren, wird sie den Standard
des Friedens und der Toleranz entwickeln können. Die
Entwicklung im Materiellen und die Entwicklung im
Seelischen, Wesentlichen laufen parallel und
zusammenhängend: wir bleiben bei Bewußtsein
für wahre Lebensqualität, ohne welches wir
verloren sind. Die Kultur der Zukunft wird wieder eine
therapeutische, lebensliebende Kultur sein oder es wird
keine Kultur mehr geben.
Dieser
Gedanke entspricht den Zielvorstellungen vieler Religionen.
Das Ziel ist allerdings ein Paradies, ein Nest der Liebe -
doch eben im Irdischen, im Diesseits. Das ist das Neue und
gleichzeitig Alte: denn daher stammen wir alle! Sobald wir
begreifen, daß das biblische Jenseits nichts anderes
darstellt, als die auf uns wartende und von
uns politisch zu realisierende
Gegenwart,
kann die menschliche Psyche lebensförderliche geistige
Handlungsrahmen entwickeln. Jegliche metaphysischen oder
pseudoreligiösen Verbrämungen traditioneller
Handlungsrahmen finden ihr natürliches Ende. Wir
bekommen unsere menschliche Orientierung, die das Schaffen
von Vorteilen für wenige auf Kosten des Wohlbefindens
anderer beendet.
Intellektuelle
Kräfte könnten dann beginnen, über das
Aufweisen aktueller Mißstände hinaus auch die
Fehler und Lügen der Geschichte, speziell mit Blick auf
die Religionsführer (nicht nur in Rom)
aufzuklären, um die Todesspur der Intoleranz zu
bereinigen. Fehler und Irrtümer der Vergangenheit,
sowohl im religiösen wie im allgemein politischen
Bereich, haben verhängnisvolle Folgen bis in die
Gegenwart. Lateinamerika, Afrika, Indien und weitere
Erdteile leiden noch heute unter Entwicklungen, die mit der
Kolonialisierung von Europa dorthin getragen
wurden.
Noch
leiden wir, die wir unsere Geschichte noch nicht wahrhaft
verarbeitet haben, an den Folgen unklarer
Glaubensvorstellungen und Zukunftsperspektiven. Dies gilt
gleichermassen für die christliche, die jüdische,
die islamische und auch die fernöstliche Welt - alle
leiden wir an unserer Unverträglichkeit mit den
Erfordernissen der Natur aufgrund von fanatischen Spaltungen
und selbstherrlicher Überschätzung.
Wir
leiden am mangelnden Vertrauen in die Kraft des
pluralistischen Dialogs. Wir leiden an den negativen
Konsequenzen verdrängter Menschheitsgeschichte. Wir
leiden an uns gegenseitig, weil uns, allen Religionen zum
Trotz, die friedensstiftende
gemeinsame Ausrichtung
fehlt.
Jede
Pflanze und jedes Tier hat es da aufgrund der genetisch
festgelegten und sozial gewachsenen (instinktiven)
Verhaltensweisen einfacher. So liegt auch für uns der
goldene Schlüssel zu einer hoffnungsvollen Zukunft in
dem Reifungsprozeß der Menschheit - hin zu einem
allumfassenden Verantwortungsbewußtsein; und allgemein
zu Verhaltensweisen, die das Leben fördern statt es zu
vernichten. Die Sorge um unsere persönliche Sicherheit
und Bereicherung muss dem Vertrauen weichen, in der
Gewissheit, daß wir alle zu der weiteren Entwicklung
des Lebens einen Beitrag zu leisten haben.
In
unseren mitmenschlichen und international politischen Umgang
kann dann ein neuer, heilender Geist Einzug halten. Durch
offene und ehrliche Kommunikation entsteht auf allen Ebenen
eine Kultur des helfenden Miteinander. Gemeinsam lernen wir
aus den Fehlern der Vergangenheit.
Die
militärische Waffe als politisches Mittel landet samt
den Drohgebärden der Macht auf dem Friedhof der
Geschichte.
Krieg
wird künftig keine Methode der Auseinandersetzung mehr
sein können. Die Medien leisten ihren Beitrag durch
mutiges Offenlegen der Motivationen der Gegenseiten,
während der einzelne in persönlichem Engagement
die Konfliktproblematik hinterfragt. Machtpolitische
Interessen erhalten keinerlei Unterstützung mehr:
diejenigen Kräfte in der Staatengemeinschaft, die die
Lektionen der Menschheitsgeschichte noch nicht gelernt haben
und weiterhin dem gewalttätigen Herrschaftsprinzip
anhängen, werden weltweit geächtet und sowohl
politisch wie wirtschaftlich isoliert. Dabei sollten jedoch
die Befürchtungen der beteiligten Konfliktparteien
ernstgenommen und eine partnerschaftliche Handreichung
geboten werden, um ohne Gewalt einen Brückenschlag zu
friedlicher Gemeinsamkeit zu ermöglichen. Die
Entscheidung für Frieden wird unter Feinden getroffen,
die zu Freunden werden. Internationale Friedenshelfer werden
zur friedlichen Konfliktlösung die Nachfolge des
Militärwesens antreten.
Auch
der Saat der naiv verharmlost dargestellten Gewalt in
Kindercomics, Computerspielen und sonstigen
Unterhaltungsmedien muss ein Ende gesetzt werden; erst dann
kann eine Atmosphäre der gegenseitigen Achtung und
Ehrfurcht vor dem Leben entstehen, in der uns ein rettender
Ausweg aus der weltweit drohenden Katastrophe bewußt
wird. Durch das Freisetzen des Kapitals, das heute entweder
militärisch gebunden oder in unzähligen
nachrichtenlosen Bankkonten versteckt ist, werden wir auch
die Mittel zur Verfügung haben, die entstandenen
sozialen Schäden und Umweltdefekte auszugleichen.
Die
infrastrukturellen Potentiale unserer Armeen finden im
Gesundheits-, Transport- und Kommunikationswesen der noch
benachteiligten Welt sinnvolle Aufgaben. Das Hungerproblem
werden wir lösen, indem wir die schon von der
Energiebilanz her unsinnige Tierproduktion zugunsten einer
den natürlichen Bedingungen angepaßten
landwirtschaftlichen Nutzung aufgeben (2).
Wenn wir die von der Natur bereitgestellte Nahrung ohne
industrielle Verfeinerung und chemische Vergiftung nutzen,
gewinnen wir doppelt: die Zivilisationskrankheiten nehmen
ab und alle Menschen können satt werden.
Durch
das Aufgeben der Fixierung auf Profitmaximierung befreien
wir uns zu einer klaren Sicht auf die Konsequenzen unseres
Tuns. Wir beenden die Verschwendung von WoManPower, Material
und Energie auch im Bereich der virtuellen Schlachtfelder
der Börsen. Wir akzeptieren die Integrität der
evolutionskonform gewachsenen Erbinformationen und sind sehr
vorsichtig und restriktiv im Bereich menschlichen Eingriffs
in genetische Strukturen. Wir gewinnen unser Potential
zurück, die wachsende Gefahr der Selbstzerstörung
abzuwenden.
Kulturell
gereifte Völker zeichnen sich unter anderem durch eine
verantwortungsbewußte Lebensweise aus. Körperlich
und seelisch zufriedene Menschen sind gegenüber der
Verführung durch eine verantwortungslose Werbung
für ständig wachsenden Konsum gleich welcher Waren
immun. Wenn Bedarf nicht künstlich geschürt wird,
werden die heutigen Rohstoffquellen auch zukünftigen
Generationen noch zugänglich sein.
Saubere
Industrien nutzen naturidentische Produktionssysteme und
Verarbeitungsprinzipien, um einen sinnvollen, ungiftigen
Kreislauf der vorhandenen Vorräte an Energie und
Material zu gewährleisten. Wir kopieren bewährte
Lebensgesetze der Natur durch die Nutzung der
natürlichen Kräfte von Sonne, Wind und Wasser.
Indem wir das Leben imitieren, erkennen wir, daß die
jahrtausendalte Suche nach dem perpetuum mobile nicht
umsonst war. Wir sind nicht die Erfinder des Lebendigen,
daher können uns Patentrechte nie zustehen; doch als
Teilhaber am Leben und an der Natur sind wir für alle
Zeiten nutzungsberechtigt.
Das
Leben auf der Erde ist aufgrund der ihm eigenen Dynamik und
Organisation ein Wunderwerk, dessen unbehinderte
Bewegung den Ordnungsgrad auf unserem Planeten zu unser
aller Vorteil zu mehren vermag. Durch eine Politik der
ökologischen Verträglichkeit und sozialen
Gerechtigkeit können auch menschgemachte Systeme im
Sinne einer Entropieminderung arbeiten - d.h., um zu
erhalten statt zu zerstören. Dann dient unsere Arbeit
dem Erhalt der Welt des Friedens, eingebettet in die uns
immer nährende Natur.
Wir
verwandeln unsere Träume und Sehnsüchte in
Lebensideale und formulieren diese in politischen
Zielvorstellungen, die ein gerechtes Sozialsystem, ein
verträgliches Wirtschaftssystem und eine Kultur
jenseits aller Ideologien und dogmatischen Religionen
ermöglichen. Um die Verfassungen und Grundgesetze aller
Nationen im Interesse unseres Fortbestehens den
Erfordernissen eines globalen Miteinander immer besser
anzupassen, unterwerfen wir sie laufenden
Änderungsprozessen. In dem Maße, in dem das
Mitgefühl für die Lebensgemeinschaft Erde in das
Zentrum unseres Bewußtseins rückt, wird das
synergistische Wirken einer geeinten Menschheit mit der
Natur zur Selbstverständlichkeit werden und die
Neu-Organisierung der weltpolitischen Regelsysteme
beschleunigen.
Die
gegenwärtigen gesellschaftlichen
Umwälzungsprozesse in aller Welt bieten neue Chancen
für Auswege aus den bekannten Problemen. Doch allein
das Schaffen eines therapeutischen Klimas saniert
gesellschaftliche Auswüchse.
Jeder
einzelne kann durch bewußtes und lernbereites
Verhalten hierzu beitragen. Erst die eigene Entwicklung zu
einem vorurteilsfreien sozialen Bewußtsein
befähigt uns, reaktionäre, herrschaftsorientierte
Bestrebungen der Organe von Kirchen und Regierungen zu
erkennen und ihnen durch Dissidenz, d.h. Entzug der
persönlichen Unterstützung, ein Ende zu bereiten.
Nur so können wir uns vor immer wieder
aufblühenden kontra-evolutionären Behinderungen
und deren "schicksalhaften" Folgen schützen.
Ein
reger geistiger Austausch im persönlichen Bereich und
der couragierte Einsatz für die
ökologisch-sozialen Ziele führen zu der
Sensibilität und Flexibilität unserer
gesellschaftlichen Organe, die notwendig ist, um die
Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Durch eine
weiterführende Diskussion der hier dargestellten
Zusammenhänge und Thesen innerhalb der sich weltweit
organisierenden Zivilgesellschaft - als Beispiel seien die
Sozialforen genannt, (3
), ( 4
) - werden sich praktische Ansätze
herauskristallisieren, die als Wegweiser in eine
erstrebenswerte Zukunft dienen.
1)
Das Privatisieren' als angeblich
alternativloses Allheilmittel des Neoliberalismus ist
mehr als eine bewußte Irreführung der
Öffentlichkeit. Die privatisierten öffentlichen
Güter gehen nicht in private Hände innerhalb
demokratisch kontrollierter und am Allgemeinwohl
orientierter Rechtsbereiche über. Im Gegenteil, sie
bereichern globale Konzerne, die sich ihr eigenes
Recht' schreiben und die ihre Monopolstellung zu
weiterer Plünderung des Planeten nutzen.
Neoliberalismus ist nichts anderes als ein globaler
Raubzug der Mächtigen mit dem unleugbaren Ziel der
versuchten Enteignung des Lebens selbst. Neoliberalismus
offenbart in seinem kommerziellen Denken und Handeln den
apokalyptischen Charakter einer Weltordnung, in der
Gewalt, Scheinheiligkeit und Zynismus ihre Blüten
treiben (wie z.B.: Das Soziale neu denken! der
Kirchen im Dez. 2003): alternative Lösungen werden
einfach negiert oder lächerlich gemacht und
schließlich kriminalisiert, wenn der
gewünschte Effekt ausbleibt. Tatsächlich
alternativlose Ergebnisse neoliberaler Politik sind
Umweltzerstörung, fortgesetzter Terror und Krieg und
weiterer Sozialabbau im globalen Rahmen.
2)
Über
die Wandlung eines Landwirts herkömmlicher
Prägung zum
BioLand-Bauern,
Josef Braun
Praktische
Grundlagen zum Wiedererlangen der natürlichen
Fruchtbarkeit der
Erde,
Josef Braun
weitere
Beiträge: http://emanzipationhumanum.de/deutsch/titel.html#1
(english)
(spanisch)
-
Belen Balanya, Ann Doherty, Olivier Hoedeman, Adam Ma' anit
& Erik Wesselius, EUROPE INC: Regional & Global
Restructuring and the Rise of Corporate Power. London,
Pluto Press, 2000
deutsch: "Konzern Europa - Die unkontrollierte Macht der
Unternehmen", 392 Seiten, Broschur, sFr/DM 36.-; öS
263.- (ab 2002: 18 Euro), ISBN: 3-85869-216-6, Rotpunkt
Verlag
- Veronika Bennholdt-Thomsen, Nick Faraclas und Claudia von
Werlhof (Hg), There is an Alternative. Subsistence and
worldwide Resistance to Corporate Globalization, London,
zed press, 2001
- Luca Di Blasi, Bernd Goebel und Vittorio Hösle (Hg),
Nachhaltigkit in der Ökologie, Wege in eine
zukunftsfähige Welt, Verlag C.H.Beck, 2001
- Maria Mies, Globalisierung von unten, Rotbuch
Verlag Hamburg, 2001
- Saral Sarkar, Die nachhaltige Gesellschaft, Eine
kritische Analyse der Systemalternativen, Rotpunkt
Zürich, 2001
- Bernd Senf, Die blinden Flecken der Ökonomie,
Wirtschaftstheorien in der Krise, dtv, 2001
(
inhaltliche Zusammenschau
), Bernd Senf,
Fließendes
Geld und Heilung des sozialen
Organismus
(pdf)
Friedenshymne,
...dann wird die Welt der Himmel sein, René
Vollmar (pdf-datei)
(3,9MB-MP3)
Emanzipation
Humanum,
Version Dez.01 - Kritik, Anregungen zu Form und Inhalt,
Dialog sowie unveränderter Nachdruck bei Quellenangabe
und Belegexemplar erwünscht. Übersetzung in andere
Sprachen erwünscht, Kürzungen und Änderungen
nach Absprache möglich
http://emanzipationhumanum.de/deutsch/verantworten.html
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