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Unsere Verantwortung für die Erde

- Neuorientieren in Kultur und Politik -

Gedanken über Sinn und Aufgabe des Menschseins

 

von Wolfgang Fischer

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Plädoyer für eine naturgerechte Zivilisation,

die sich nicht auf Gewalt und Geld gründet

 

Umweltkrise und Krieg, Kriminalität in Wirtschaft und Politik, globales Agieren der Industrieriesen und soziales Absinken immer breiterer Bevölkerungsschichten, Rückfall in ans Mittelalter erinnernde Religionsinterpretationen - diese Erscheinungen heutigen Lebens weisen auf keine gute Zukunft. Bewußte Falsch-Information, mit welcher das politische und wirtschaftliche Establishment seine zweifelhaften Ziele verschleiert, zeugt von mangelnder Achtung vor der Souveränität der Völker. Das Festhalten an Sachzwängen hat in der Politik Vorrang vor der Ausarbeitung gerechter Lösungen, die Auswirkung unserer Lebensweise auf die Umwelt wird geleugnet, der Status Quo militant gegen neue Ideen verteidigt: all dies behindert die Entwicklung eines friedvollen Zusammenlebens auf unserer Erde.

 

Sind wir dieser Entwicklung tatsächlich ausgeliefert oder gibt es Alternativen?
Besteht noch Raum für Hoffnung?

 

Wollen wir einer Lösung der das Leben auf der Erde bedrohenden Probleme näher kommen, so müssen wir uns vorbehaltlos Klarheit verschaffen über offene Fragen und bestehende Mißstände. Das vorurteilsfreie Erkennen einer Gemeinsamkeit des Lebens kann uns motivieren, durch eigenes öffentliches Handeln zu einer universalen Gerechtigkeit beizutragen, an der sich Gesellschaftssysteme und Weltanschauungen messen lassen.

 

DREI THESEN

1.) Voraussetzung für die Entwicklung des Bewußtseins zu immer tieferem Verständnis der Lebens- und Weltzusammenhänge ist offene Kommunikation und allgemein zugängliche Information frei von dogmatischen oder ideologischen Fesseln. Verantwortlichkeit erwächst durch tiefes Verständnis auf der Basis lebenslangen Erfahrens und Lernens. Wettbewerb dient lediglich der Optimierung menschlicher Verträglichkeit im Öko- und Sozialsystem der Erde. Solidarität läßt Motivation und Lebensfreude wachsen, Sucht und Angst verschwinden. Eine vorurteilsfreie Weltsicht liefert Impulse für politisches Handeln im Sinne des Weltganzen. Der gereifte menschliche Geist schafft die materiellen und emotionalen Bedingungen für Allgemeinwohl und Frieden. Authentizität überwindet Entfremdung und Ersatz. Wahrheit macht frei.

2.) Wo das Bewußtsein vorherrscht, daß die Erde unser aller gemeinsame Lebensbasis darstellt, lösen soziale Gegensätze sich auf. Unter Bewahren der ökologischen Zusammenhänge dient das gemeinsame Nutzen der weltweiten Ressourcen von Rohstoffen und Energievorkommen der Entwicklung der globalen Gesellschaft. Erwirtschaftete Erträge kommen benachteiligten Bereichen zugute. Rohstoffe und Wissen stehen im Dienst des Menschen zur Schaffung einer nachhaltigen Gesellschaft.

3.) Umfassende soziale Gerechtigkeit und ökologische Verträglichkeit der Wirtschaften und Industrien sind die Voraussetzung für unser aller Überleben.

 

Besinnung

Erde, Meere und Kontinente, Landschaften, Flüsse und Seen, Pflanzen, Tiere und Menschen - alles gehört zusammen als Bestandteil des groß angelegten Informations-Kreislaufs und Lebens-Zusammenhangs der Bio-Sphäre. Alles ist natürliche Leihgabe, geborgte und zu pflegende Infrastruktur globalen Lebens. Die Existenz aller Teile des Lebensraums bedingt sich wechselseitig, und jedes Teil trägt zur Funktion des Ganzen bei.

Die Gegenwart ist der Boden für die Zukunft. Die junge Generation baut auf der alten auf. Fehlentwicklungen - oftmals als Fortschritt verkannt - werden ebenso wie Errungenschaften mitsamt ihren Konsequenzen durch die Zeit der Geschichte getragen. Somit ist jede Generation für die nächste mitverantwortlich. Verantwortung tragen wir alle nicht nur für uns selbst, sondern ebenso für die anderen und nicht zuletzt auch für die Leihgabe unseres Lebensraums.

Seit mehr als drei Milliarden Jahren entfaltet die Evolution das Leben der Einzeller, Pflanzen, Tiere und Menschen. Parallel dazu wandelt sich im wechselseitigen Bezug die Umwelt. Leben und Umwelt prägen einander in einem dynamischen Anpassungsprozeß übereinstimmender Entwicklung (Kohärenz).

Alles in der Natur, von den zyklisch verlaufenden chemischen Molekularprozessen über die DNS der Erbsubstanz bis hin zu den galaktischen Bewegungen im Kosmos, unterliegt identischen Gesetzmäßigkeiten. Die Ursache aller Bewegung im Kosmos nutzt Rückkopplungsprozesse (Prinzip der Antwort = Verantwortung), um Organisationsformen zu entwickeln, die netzartig miteinander im Zusammenhang stehen und die gleichzeitig auch an ihren gemeinsamen Ursprung gebunden sind (religio). Mit Hilfe sogenannter spontaner Ordnungen, die durch Resonanzphänomene im Lebenssystem entstehen, baut sich die komplexe und differenzierende Universalität des Lebens auf. Selbstorganisation, wachsender Ordnungsgrad und zunehmende Komplexität des Lebens verwirklichen sich entgegen der Vorgabe des (Wärme-) Todes durch das physikalische Entropiegesetz. Ein synchroner Verbund aller Kräfte mit der Energiequelle des Sonnenlichts (Synergie der „lichten” Mächte) ist Grundbedingung für die sich immer weiter differenzierende Entwicklung des Lebens auf der Erde (Prinzip der Richtung = Gerechtigkeit). Die Prinzipien sich fortlaufend entwickelnder Gerechtigkeit und Verantwortung verbinden alles Leben in einem ökologischen Zusammenhang. Somit garantieren allein umfassende Gerechtigkeit, volle Verantwortung und harmonisches Übereinstimmen mit den erfahrenen Lebensgesetzen die Zukunft des Menschen.

 

Orientierung

In blindem Machbarkeitswahn und selbstherrlicher Überheblichkeit als Folge seiner wissenschaftlichen Teil-Erkenntnisse hat der Mensch der 'zivilisierten Welt' diese Wahrheiten zunehmend aus seinem Blickfeld schwinden lassen. Indem er sich zumeist an finanziellen bzw. materiellen Interessen ausrichtet, hat er weitgehend den Sinn für das Ganze verloren. Er hat daher noch keinen Sinn für die eigene Verantwortung - für seine Rolle als Bestandteil der Biosphäre - entwickelt. Indem er so seine lebenserhaltende Funktion im Weltgeschehen bisher überhaupt nicht erkannt hat, konnte er sie auch nicht übernehmen. In seiner geistigen Unreife leugnet er die Verantwortung für Gefahren, die von ihm selber ausgehen, und beugt sich selbstgeschaffenen Sachzwängen auf Kosten der Unversehrtheit des Lebens.

Frei von genetisch festgelegten Handlungsrahmen vollzieht die Menschheit im Laufe von etwa fünfundzwanzig Millionen Jahren einen körperlichen und geistigen Reifungsprozeß, der bis heute andauert. Darwins Theorie vom 'Recht des Stärkeren' wird dem Leben nicht gerecht. Ziel des Menschwerdungs-Prozesses ist die Entwicklung einer wahrhaft menschlichen Gesellschaft und Kultur, deren Weisheit ihren Fortbestand gewährleistet. Hierfür ist es notwendig, das herrschende Herrschafts- und Gewaltprinzip zu überwinden und es durch das Prinzip der Solidarität zu ersetzen und als Menschheit Verantwortung zu übernehmen. Nur dann kann die kulturelle Evolution die genetische bestätigen, anstatt sie zu zerstören.

Solange der Mensch, phantasielos und geistig erstarrt, sein Glück in blinder Missachtung der Vorgaben und Wahrheiten des Lebens sucht, gefährdet er sich selbst und andere. Nicht nur das ichbezogene An-sich-Raffen von Besitz verstößt gegen das Prinzip der Ganzheit und verletzt die soziale Einheit: das gleiche gilt auch vom Gebrauch wissenschaftlicher Erkenntnisse zum eigenen wirtschaftlichen Nutzen oder zum Vorteil einer elitären Gruppe. Der Vorteil des einen kann nicht zum Nachteil des anderen gereichen, ohne asoziale und umweltfeindliche Entwicklungen zu begünstigen.

Macht- und Besitzgier machen blind und unsensibel. Wer nur das Interesse einer kapitalkräftigen Minderheit oder einer erstarrten Ideologie im Auge hat, wird unfähig, frei und vorbehaltlos auf etwaig auftretende Probleme oder Störungen zu reagieren.

Das Erhalten von Privatbesitz erfordert Gesetze und Machtmittel (=legitimierte Gewalt), um ihn zu schützen. Dies gilt für individuellen und nationalen wie auch ideellen Besitz. Mit dieser Aussage soll niemandem sein Eigenheim, Sparkonto oder Urheberrecht streitig gemacht werden; doch müssen wir im Auge behalten, dass Privat-Besitz (lat. privare = berauben) in jedem Fall der Ganzheit der Natur entrissen wird und dadurch dem Gesamtsystem fehlt (1).

Wo es nicht um Lebensnotwendigkeiten geht, hat das gravierende Konsequenzen. Die freie Entwicklung natürlicher Evolution wird gestört. Es entsteht ein Defizit, eine Schuld - die Lebens-Spaltung, die dann als Energiequelle und Motor für Ausgleichsprozesse dient und sich insgesamt destruktiv auswirkt. Das entsprechend spaltende Denken in Gegensätzen, welche als Widersprüche empfunden werden (wie Mann - Frau, mein - dein, bekannt - fremd, gut - böse, arm - reich) schafft diskriminierende Potentiale, die sich gegen das Leben richten.

Integration und menschliches Reifen geschieht allein durch persönliches Verarbeiten der eigenen Widersprüchlichkeit.

Es wird Zeit, daß wir unsere Vorstellungen über Sinn und Zweck des Lebens überdenken und unseren Geist aus der Enge bestimmender Glaubensgemeinschaften befreien. Es wird Zeit, daß wir unser Verhältnis zum Leben und damit speziell auch zur Körperlichkeit grundlegend klären.

Ein beglückendes, natürliches Erleben von Körperlichkeit und Sexualität setzt Empfindungen frei, die das Leben uneingeschränkt bejahen. Der liebende Mensch schätzt seine Umwelt und sucht sie zu erhalten. Er ist nicht mehr so leicht manipulierbar und den Bedürfnissen der Macht verfügbar. Körper- und damit Lebensfeindlichkeit hingegen bereitet den Nährboden für Minderwertigkeitskomplexe und, als Kompensation, Herrschsucht und Besitzgier.

In einer dementsprechend durch Bevormundung und Unterdrückung geprägten Gesellschaft erwachsen zunehmende Krankheitspotentiale, soziale Probleme und Störungen des ökologischen Gleichgewichts.

Der Konflikt zwischen Wandlungsprozessen in der Natur und der zweckentfremdeten, gegen gerechte Verteilung und Weiterentwicklung gerichteten Nutzung von Besitz behindert das evolutionäre Wachstum.

Wie schon gesagt: das Abgrenzen von Besitz und Wissen schafft eine Polarisierung, welche die Einheit zerstört. Der freie Informationsfluß wird behindert, es entsteht eine Spannung zwischen Besitz und Gewalt einerseits und der Qualität des Lebens andererseits.

Der Besitz des einen kann in Widerspruch zum Besitz des anderen geraten. Als Beispiele seien hier zum einen die Produktion von "Krebs-Medikamenten" und zum anderen die Sicherheitsdienste an Flughäfen und anderswo wie auch die gesamte Rüstungsindustrie genannt. Das Entdecken der Ursachen der Krebserkrankung und deren Überwinden würde den Multi-Milliarden-Markt der Pharmariesen genauso bedrohen wie das Trockenlegen des Terrorsumpfes durch eine weltweit ausgleichende soziale Gerechtigkeit den Waffenhandel und "Sicherheitsmarkt" erübrigen würde. So sehr heute gesetzliche Vorschriften den Umgang mit Besitz zu regeln suchen, so wenig dürfen wir die Verflechtung zwischen der Macht bzw. ihrer Exekutive und den Besitzenden übersehen. Die Legislative muß heute erkennen, daß der gefährlichste Widerspruch nicht mehr nur die Interessen einzelner Individuen, Gruppen, Staaten, Konzerne, Weltkartelle etc. betrifft. Es ist der irregeleitete menschliche Intellekt, der - ohne es bislang zu bemerken - ein Spannungsfeld zwischen menschlicher Ordnung einerseits und natürlicher Vollkommenheit in paradiesischer Einheit und Unversehrtheit (primäre, authentische und kreative Ordnung = Kosmos) andererseits geschaffen hat.

Diese Unversehrtheit ist hier freilich ideal gemeint, denn tatsächlich unterliegt sie ja allen kosmischen Einflüssen, seien es "Erdbeben" oder extraterrestrisch verursachte Katastrophen. Mir geht es allein darum, auf menschgemachte Bedrohungen hinzuweisen. Es muss uns klar werden, daß es um das Ganze geht - um das Überleben der höheren Lebensformen auf dieser Erde.

In der westlichen 'Zivilisation' und deren Ablegern wurden menschlicher Besitz und die Machtmittel, die ihn schützen, wichtiger als das Leben. Ausgerottet wird dadurch die noch rechtlose Kreatur - eine Tatsache, der die meisten Menschen ungerührt gegenüberstehen, obwohl auch ihr Leben bereits bedroht ist.

Das Massaker schreit jedoch nach Beendigung. Der Biosphäre muß ihr eigener, formal abgesicherter Rechtsschutz zuerkannt werden. Die Kreatur kann nicht beliebig in Eigentum verwandelt, in Besitz aufgeteilt werden, denn die Bestand-Teile der Natur und Umwelt sind nicht im Sinne von Geschäft beliebig vermehrbar. Sie vermehren sich ausschließlich im Sinne des Lebens.

Menschliche Ordnungen und Systeme müssen dementsprechend so beschaffen sein, daß sich die Ziele des Lebens in ihnen widerspiegeln können.

In ihren gesellschaftlichen und politischen Organisationen muss Verantwortlichkeit und Ehrfurcht gegenüber dem Leben und den Prinzipien, die es gewährleisten, höchste Priorität bilden. Die Welt muss von allen menschgemachten nationalstaatlichen, wirtschaftlichen und ideologischen Begrenzungen und Gefährdungen erlöst werden, um eine gesunde, wahrhaft menschliche Dimension des Lebens zu erhalten.

Gemessen am Nutzen für die Biosphäre schneidet der 'zivilisierte' Mensch, dessen Ordnungen die naturgegebenen Zusammenhänge und Energiekreisläufe mißachten und ausbeuten, statt sie zu erhalten oder zu bereichern, schlecht ab. Tiere und Pflanzen verhalten sich ökologisch wesentlich "intelligenter". Selbst Rabenmütter können in der Weitergabe geglückten Sozialverhaltens den von der Natur entfremdeten Menscheneltern ein Beispiel sein (siehe auch: Der Mensch - ein Tragling).

Der bedrohliche Zustand des ökologischen und sozialen Gleichgewichts auf unserer Erde beweist, dass die maßgebenden Denk- und Lehrsysteme unzulänglich sind. Eine Erziehung, die der Jugend ihre Sensibilität und geistige Offenheit raubt zugunsten der Ideologie der jeweiligen Gesellschaftsform, führt zu geistiger Erstarrung. Die lebensverneinende Geisteshaltung wiederum spiegelt sich in der deutlichen Zunahme körperlicher Krankheiten. Neueste Erkenntnisse der Psychoneuro-Immunologie belegen die Wirkung gedanklicher Vorstellungen auf den Körperzustand. Es zeigt sich eine prinzipielle Konditionierbarkeit der individuellen Konstitution.

Den Denksystemen der Machtmetropolen fehlt nicht nur die Weitsicht auf das globale Ganze, es mangelt ihnen auch an Kenntnis über gesundes Verhalten im persönlichen Bereich. Ihr einseitig auf materielles Wachstum und Besitzvermehrung fixierter Fortschrittsglaube beeinträchtigt das Erkennen der das Leben auf der Erde bestimmenden Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten. Durch unsere industrialisierte und kapitalisierte Lebensart wird ein von der Natur vorgesehener Bewußtwerdungsprozeß behindert. In ihrem Herrschaftswahn verhalten sich viele der tonangebenden Nationen wie aufmüpfige Schüler, die den Lehrstoff - das Leben - ablehnen, sich eigensinnig eine Ersatzwelt zurechtbasteln und dabei ihre Lehrer - die Natur - mißhandeln und ihre Schulräume - die Umwelt - verwüsten. In diesem Sinne spiegelt eine destruktiv-aggressive "no future" - Jugend überdeutlich die gesellschaftliche Realität der Dekadenz wider.

Der natürliche Entwicklungsprozeß sollte uns befähigen, unser derzeit noch vielfach destruktives Lebenspotential in ein allgemeines Lebenserhaltungspotential umzuwandeln, das die Umwelt nicht zerstört, sondern das Überleben von Mensch und Natur sichert. Ein schöpferisches Potential, das uns Ideen zu dementsprechenden Organisationsformen der Weltgesellschaft liefert. Viele vorkoloniale Völker, die wir auf dem Altar des "Fortschritts" den Interessen der Macht und des Geldes geopfert haben, hatten bereits zu solchen Organisationsformen gefunden.

Heute müssen wir unter Beachten allereinfachster und seit Ur-Zeiten den naturverbunden lebenden Eingeborenen bekannten Tatsachen dafür Sorge tragen, daß die Grundbedingungen für Wohlbefinden und Gesundheit auf der ganzen Welt garantiert werden. Zunächst bedeutet dies, zu reflektieren: Welches sind eigentlich die Grundbedürfnisse des Lebens? Trinkwasser zur Toilettenspülung, Atomstrom für Luxusgeräte und unbegrenzt Benzin schluckende Verkehrsmittel allein können kaum zum Standard erklärt werden, zumal der Überfluß auf der einen Seite der Welt den Mangel auf der Schattenseite hervorbringt.

Materielles Abgesichertsein allein liefert keine Garantie für Zufriedenheit und innere Ruhe; das beweisen die Alkohol- und Suchtprobleme der konsum-orientierten Industrienationen. Genuß-Sucht und Macht-Gier sind Zeichen eines Mangels an emotionaler Sicherheit - Flucht in den Ersatz um den Preis der Angst. In unserer Gesellschaft erleben wir heute eine Sinn- und Wertekrise, die uns die Unzulänglichkeit der gewachsenen Strukturen und Vorstellungen drastisch vor Augen führt- und damit die Unumgänglichkeit einer Veränderung der Gesellschaft hin zu sozialer Geborgenheit und ökologischer Verträglichkeit.

Voraussetzung für emotionale Geborgenheit von Einzelpersonen wie auch Nationen ist ein gerechtes und die Natur schützendes Nutzungsrecht der Güter unserer Welt. Die herrschenden Schichten dürfen nicht länger ihre Machtpositionen ausnutzen, um die Armen und Wehrlosen zu bestehlen. Sinn einer "neuen Weltordnung" kann nicht sein, die Wirtschaften der Industrienationen zu sanieren. Globalisierung, verstanden als pures Zusammenballen zum Schutz der Mächte von Kapital, Industrie und Wirtschaft (z.B. MAI, Multilaterales Abkommen für Investitionen), entlarvt sich als Versuch, jeden Widerstand gegen ökologisch oder sozial fragwürdige Praktiken der globalen Finanzinteressen im Keim zu ersticken. So gesehen, entpuppt sich die heute gehandhabte Globalisierung als klare Mißachtung der Souveränität der Völker. Unter dem Deckmantel von "Fortschritt und demokratischer Freiheit" werden nationale Verfassungen samt ihren sozialen und ökologischen Schutzrechten außer Kraft gesetzt - zugunsten eines Profitrechts des Investitionskapitals.

Verstehen wir hingegen Globalisierung als ein Zusammenwachsen der Völker u.a. durch schnellere, freie Kommunikation, die ein gegenseitiges Verstehen durch tatsächliches Kennenlernen ermöglicht, dann kann das zu einer weltweiten Solidarisierung führen. Gemeinsam unternommene Anstrengungen können das Leben auf Erden humaner, gerechter und auch für die Umwelt verträglicher gestalten.

Entwicklungshilfe kann dann für eine gesunde materielle Entwicklung Sorge tragen, wie auch für eine freie Entfaltung des Bewußtseins aller "Kinder der Weltfamilie" in Richtung auf das Lebensrecht aller Menschen, Tiere und ihrer Lebensräume.

Allein auf der Grundlage freier persönlicher Entfaltung ohne dogmatische Behinderungen kann eine universelle Ethik Fuss fassen. Der reife, psychisch gesunde Mensch steht in sinnvoller Beziehung zum gesamten Erdenleben; er ist sich der gemeinsamen Basis allen Lebens bewußt. Um dieses Bewusstsein zu unterstützen, sind die Religionen und politischen Ideologien aufgefordert, alte und überholte Dogmen aufzugeben, die noch immer Verwirrung und Konflikt stiften. Die Qualität einer Religion ist daran zu erkennen, inwieweit sie neue, stimmige Antworten zuläßt, um das Denken der Menschen wahrhafter werden zu lassen. Es geht nicht mehr an, daß im Namen vermeintlicher Götter oder "Fortschritts" gemordet wird, sei es Mensch oder Kreatur. Allein ein im Sinne des Lebens authentisches Denken kann zu Handeln führen, das unsere Weltrealität positiv beeinflusst.

Die Qualität unseres Lebens hängt von der Qualität unseres Denkens ab. So wie wir heute denken, werden wir morgen leben. Daher sollte der Qualität des Denkens unsere ganze Aufmerksamkeit gelten. Ein Übergewicht der logischen Ratio im Denken verdrängt die spielerische Phantasie und damit die Kreativität. Auf dem Reißbrett der kalkulierenden Planer ist für den Paradiesvogel, das Seepferdchen, ja selbst für den Urwald kaum noch Platz.

Die Vielfalt der Arten entspringt nun nicht rationaler Zwanghaftigkeit, sondern einer sich selbst fördernden Freiheit (=kreatives Chaos). Ein solcher Zustand zeichnet sich durch Toleranz und Feingefühl aus - Eigenschaften, die wir zwar vielfach predigen, aber noch nicht leben und daher dringend verwirklichen müssen. Erst wenn wir bereit sind, eigenverantwortlich und kreativ zuversichtlich an der gemeinsamen Zukunft allen Lebens auf dieser Erde zu arbeiten, kann sich aus vielen fehlerhaften Ideologien ein unfehlbarer Instinkt des Menschen entwickeln.

Ein gewaltfreies Klima geistiger Freiheit fördert den Weltfrieden; es schafft Motivation auf Seiten derer, die helfen, und Arbeit auf der anderen Seite. Die Vision von einem gerechten Leben in einer gleichberechtigten Menschheitsfamilie, von gemeinsamem Feiern, Arbeiten und Genießen in frohem Miteinander, ist ein Heilmittel gegen das angstbesetzte Konkurrenzdenken, das heute die politischen Motivationen prägt.

Unser Umgang mit den benachteiligten Staaten der Welt und mit ausländischen Arbeitnehmern muss sich verändern. Jede Ausbeutung Abhängiger muss beendet werden. Wir dürfen unsere eigene Verantwortung nicht länger leugnen für Menschen, die bei uns Hilfe suchen und die aus Ländern stammen, deren soziales Elend unseren Wohlstand produziert.

Anstatt die uns umgebenden Probleme als von anderen verursachte, ärgerliche Last zu betrachten, sollten wir sie als Herausforderung annehmen, die eine Chance für wirkliche Neuerungen bietet. Aus der Bereitschaft, den Problemen ins Auge zu schauen, um eine gerechte Lösung zu finden, erwächst uns Kraft wie auch Autorität.

Mit dieser Überlegenheit geht die moralische Verpflichtung einher, sowohl auf Ungerechtigkeiten in unseren Nachbarstaaten wie auch auf Unzulänglichkeiten der eigenen Rechtspraxis hinzuweisen. Menschenrechtsverletzungen und Umweltsünden dürfen nicht länger hingenommen werden, nur weil sie niedriges Lohnniveau und hohen Gewinn versprechen. Das Ergebnis ist der ökologische Notstand und soziales Elend, sind die Flüchtlings- und Asylantenströme der Welt. Und statt unseren Wohlstand mit ihnen zu teilen, grenzen wir sie kriminalisierend aus und suchen sie abzuschieben!

All diese Erscheinungen von Weltungerechtigkeit und Liebesmangel werden enden, wenn wir unser Bewußtsein auf das Gemeinsame, das Leben und Überleben richten. Dann wird uns auch noch eines klar werden: um das Lebensrecht aller Menschen, Tiere und Landschaften zu gewährleisten, müssen wir auch die natürlichen Regelkreise auf dem Erdball erhalten. Regelkreise der Atemgase, des Trinkwassers, der Nahrungsketten, des Säens und Erntens. Ja, selbst in der Gesellschaft, in den Wirtschaften und den Bürokratien, wirken solche Regelkreise: innere Zusammenhänge und evolutionäre Gesetze, die dafür Sorge tragen, daß alles, was geschieht, einen gerechten Sinn ergibt. Überall dort, wo wir gegen diesen Lebens-Sinn verstoßen - sei es aus Unwissenheit, oder weil wir uns korrupt über bereits erkannte Zusammenhänge hinwegsetzen - erhalten wir die Rechnung in Form von Kriminalität, Terrorismus oder Naturkatastrophen.

Noch stehen dem Erkennen der einfachen, unausweichlichen Rückkopplungsmechanismen der Natur (actio=reactio) gewisse Gottes- und Weltvorstellungen im Weg, denen zufolge wir die Möglichkeit einer absoluten Gerechtigkeit für utopische Phantasterei halten. So glauben wir vielfach an urteilende Götter und uns rettende Gottessöhne, die wir in unsere Dienste gestellt und mit unserer staatlichen Macht verkettet haben - Götter, mit denen wir Angst und Drohung verbreiten, um unter ihrem Deckmantel unsere unfairen Geschäfte zu machen.

Diente der produzierte Überschuß historischer Gesellschaften zunächst als Saatgut für das nächste Jahr, so ging er später in den Unterhalt einer Priester- und Beamtenschaft über. Heute unterhält er die Giganten der Banken und Industrien. Die Potenzierung des Mehrwertertrags wurde erreicht auf Kosten einer gerechten Verteilung. Mit dem Zins-Charakter des Geldes wurde dem Mammon die Macht zuteil, die heute das Leben von allen Seiten her bedroht: exponentielle Geldvermehrung auf der Gewinnerseite der Spekulanten, immense Geld- und Materialvernichtung auf der Verliererseite der an den unzähligen (Wirtschafts-) Kriegen Beteiligten.

Das zunehmende, weltweite Versagen unserer Geld-Systeme und Wirtschaftsordnungen wirft eindeutig die Frage auf, was an unserer Politik falsch ist. Um eine sinnvolle Antwort zu finden, müssen wir zunächst einsehen, daß es ein tödlicher Fehler ist, das Leben toten Werten unterzuordnen und finanziellen Vorwänden zu opfern. Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit sind nur solange zu teuer, wie Unsummen für machtpolitische (militärische) Ziele, Nuklearenergie oder Zinsendienste vergeudet und damit sinnvollen Zwecken entzogen werden. Es bleibt zu hoffen, daß wir aus liebender Einsicht heraus den Willen aufbringen, uns zu ändern und gewohnte Denk- und Verhaltensweisen radikal in Frage zu stellen und aufzugeben - und dies, noch ehe vernichtende Katastrophen uns dazu zwingen. Denn das Leben richtet sich gegen uns, wenn wir ihm zuwider handeln.

Die strahlende Fröhlichkeit und innere Ruhe, wie sie in der benachteiligten Welt noch viele der Allerärmsten auszeichnet, ist uns in den Industrienationen bei der hier herrschenden Hektik und Betriebsamkeit völlig abhanden gekommen. Eine wachsende innere Leere treibt uns, im Glauben, ständig etwas zu versäumen, rastlos durch die Zeit. Die in der Leistungs- und Profitgesellschaft um sich greifenden Lebenslügen bewirken einen Mangel an Aufrichtigkeit und entfremden uns von unserer eigenen Natur. Die Liebe zum Leben erstickt an Interessenskonflikten, wie wir es vom Umweltrecht über das Lebensmittelrecht bis hin zur Praxis des Verfassungsschutzes kennen. Das Ergebnis unserer hektischen Art zu leben ist dann zwar materieller Reichtum und vermeintliche Sicherheit, doch unsere Sinne sind betäubt, die Krankheiten werden chronisch und unsere Umwelt stirbt. Ist diese Art der Zivilisation unseren Lebenseinsatz wirklich noch wert?

Unsere Politik könnte aufhören, durch Interessen-Protektionismus den weltweiten Tod zu fördern, könnte das Potenzieren der Destruktion und ihr Fusionieren zu unkontrollierbaren Giganten beenden. Die biblischen Drachen heißen heute Transnationale Konzerne und Banken. Die modernen mythologischen Ungeheuer sind die geheimdienstlichen Organe der von ihnen abhängigen politischen Strukturen.

Unsere destruktive Lebensart könnten wir dadurch überwinden, daß wir die herrschenden Ideologien und Glaubens-Systeme offen hinterfragen. Eine gewaltfreie und daher auch angstfreie Kommunikation ermöglicht es uns, mutig auf unsere Gefühle, auf unsere innere Stimme zu hören. Vertrauensvoll erschließen wir uns damit neben der wissenschaftlichen Logik den Bereich des A-Kausalen, des Zufälligen, des Neuen, das Reich der Ideen und Lösungen.

Indem wir uns der eigenen Verantwortung bewußt werden, nehmen wir dem Schicksal die Verantwortung ab und werden frei für die Erfüllung unserer Aufgabe im Rahmen der Evolution: dem Leben zu dienen.

Mit der These "Wohlstand durch wirtschaftliches Wachstum" als politischem Leitsatz opfern wir bislang einer nur für bestimmte Interessen "freien Marktwirtschaft" das Leben unserer Erde und die Kreativkraft der Menschen. Hier liegt eine naturgegebene Grenze. Die Länder und Völker leben von den Ideen und der Eigeninitiative ihrer Menschen. Beim Realisieren der Ideen bedarf es allerdings - da uns in unserer Orientierungslosigkeit noch alle Möglichkeiten des Zerstörens zu eigen sind - einer gewissen Kontrolle. Diese hatte bisher meist nur eine bestimmte Gruppe bzw. spezielle merkantile oder ideologische Interessen im Auge.

Heute jedoch müssen wir erkennen, daß das Vetorecht einer Großmacht gegen die Interessen der Mehrheit Unrecht ist, und daß wir eine Kontrolle im Sinne des funktionierenden Ganzen entwickeln müssen. Das Kontrollieren und Bewerten der Ideen und Initiativen der Menschen darf nur die gesunde Funktion der natürlichen, ökologischen und sozialen Zusammenhänge auf der Erde zum Ziel haben.

Der irdische Lebenszusammenhang beginnt im lokalen und kommunalen Bereich und endet in den Dimensionen der Atmosphäre. Nationalstaatlichkeit ist ein unreifes Zwischenprodukt der sozialen Entwicklung des Menschen, das wir ganzen Erdteilen gewaltsam aufgedrängt haben. Nationalstaatliche Grenzen gibt es in der Realität des Erdenlebens nicht; die Natur hält sich nicht an solche Konstrukte der noch unfertigen menschlichen Entwicklung. Dafür herrschen in der Biosphäre reale Grenzen: Lebensgrenzen - etwa im Leben der Indianer, der Bäume und der Fische -, die wir im Dienste der Macht und des Profits bislang völlig ignoriert haben.

Die Folgen dieser Vernachlässigung werden immer deutlicher, dennoch verschanzen wir uns noch immer rechthaberisch hinter den Grenzen unserer Denksysteme und Ideologien. Wollen wir überleben, so müssen wir damit aufhören und uns hervorwagen. Wir müssen lernen, unsere Fehler einzugestehen und Konsequenzen aus ihnen zu ziehen. Unser persönliches Schicksal, private Emotionen, Ängste und Fehlvorstellungen nehmen durch Bildung von Lebenslüge, Trotzhaltung und Vorurteilen in gigantischem Ausmass Einfluß auf Entscheidungen, die gesellschaftspolitische Auswirkungen haben. Daher ist es ungemein wichtig, unsere inneren Unsicherheiten und Ängste zu akzeptieren und darüber zu sprechen.

Ehrliche Worte und offenbarte Gefühle schaffen Nähe und Vertrauen. Daher sollten gerade auch Politiker, Journalisten und andere meinungsbildende Persönlichkeiten stets im Sinne der Wahrheit reden. Denn allein durch mutigen Umgang mit der Wahrheit in verantwortungsvollem Dialog können wir vermeiden, daß die Fundamente des Lebens auf der Erde gänzlich zerstört werden.

Auch christliche Politiker sind mitverantworlich an der Entwicklung des Unrechts. Genau wie die Kirche in Rom, die vorgibt, Hüter der Erlösungsbotschaft und Hirte der Menschen zu sein, sind auch die Verwalter anderer Religionen auf die Seite der Unterdrückung, und damit des Todes für ein breites Lebensspektrum getreten. Es ist kaum faßbar, daß erst so wenige Menschen erkennen, wie sich diese Tatsache historisch entwickelt hat. Selbst angesichts der weltumspannenden Probleme wird noch heute an Programmen und Vorstellungen festgehalten, die die Entwicklung eben dieser Probleme vorantreiben. Die Arroganz, die Dummheit und der Mangel an Menschlichkeit seitens der Verantwortlichen sind kaum faßbar angesichts all der Not, der Armut und der Todesspur, die sie nach sich ziehen.

Wo Herrschaft/Gewalt und Profit den Ton angeben, führt technologische Perfektion zu seelischer Leere und Fehlentwicklung. Konzentrieren wir uns jedoch auf grundsätzliche Ehrlichkeit und ein weltweites Miteinander in emotionaler Geborgenheit, so kann sich die Kreativkraft der Menschen im Sinne des natürlichen Allgemeinwohls entfalten. Der Motor der Profitsucht stirbt ab und die Fahrt in die Sackgasse der Ersatzbefriedigungen ist beendet. Eine sinnvolle Entwicklung "im Dienst des sozialen Ganzen" entsteht. Diese Entwicklung reguliert sich selbst an den Erfordernissen des Lebens. Im Gegensatz zum zerstörenden Fortschritt verlangsamt sich die Entwicklung im Bereich der Technologie in einem gesunden Maß und gibt dadurch der metaphysischen Einsicht die Möglichkeit mitzuwachsen.

Entwickeln sich äußere Bedingungen und menschliches Verstehen parallel, so entsteht kulturelle Entwicklung. Solche Entwicklung kennt die Grenzen des Lebensraums und bleibt innerhalb des zum Leben beschlossenen Systems der Biosphäre. Durch diese Einsicht entstehen innere Orientierung und Souveränität. Die meditative Integration von berechnender Ratio und Sensibilität führt zu emotionaler Bereicherung: wir blicken durch, wir verlieren unsere Angst, wir fühlen uns sicher. Dadurch sind wir nicht mehr manipulierbar, sondern erreichen eine Autonomie im Sinne des Ganzen. Unser Leben wird für das Leben der Erde sinnvoll, indem wir Frieden und Liebe verbreiten.

Sobald die Weltgesellschaft beginnt, sich an der Lebensrealität zu orientieren, wird sie den Standard des Friedens und der Toleranz entwickeln können. Die Entwicklung im Materiellen und die Entwicklung im Seelischen, Wesentlichen laufen parallel und zusammenhängend: wir bleiben bei Bewußtsein für wahre Lebensqualität, ohne welches wir verloren sind. Die Kultur der Zukunft wird wieder eine therapeutische, lebensliebende Kultur sein oder es wird keine Kultur mehr geben.

Dieser Gedanke entspricht den Zielvorstellungen vieler Religionen. Das Ziel ist allerdings ein Paradies, ein Nest der Liebe - doch eben im Irdischen, im Diesseits. Das ist das Neue und gleichzeitig Alte: denn daher stammen wir alle! Sobald wir begreifen, daß das biblische Jenseits nichts anderes darstellt, als die auf uns wartende und von uns politisch zu realisierende Gegenwart, kann die menschliche Psyche lebensförderliche geistige Handlungsrahmen entwickeln. Jegliche metaphysischen oder pseudoreligiösen Verbrämungen traditioneller Handlungsrahmen finden ihr natürliches Ende. Wir bekommen unsere menschliche Orientierung, die das Schaffen von Vorteilen für wenige auf Kosten des Wohlbefindens anderer beendet.

Intellektuelle Kräfte könnten dann beginnen, über das Aufweisen aktueller Mißstände hinaus auch die Fehler und Lügen der Geschichte, speziell mit Blick auf die Religionsführer (nicht nur in Rom) aufzuklären, um die Todesspur der Intoleranz zu bereinigen. Fehler und Irrtümer der Vergangenheit, sowohl im religiösen wie im allgemein politischen Bereich, haben verhängnisvolle Folgen bis in die Gegenwart. Lateinamerika, Afrika, Indien und weitere Erdteile leiden noch heute unter Entwicklungen, die mit der Kolonialisierung von Europa dorthin getragen wurden.

Noch leiden wir, die wir unsere Geschichte noch nicht wahrhaft verarbeitet haben, an den Folgen unklarer Glaubensvorstellungen und Zukunftsperspektiven. Dies gilt gleichermassen für die christliche, die jüdische, die islamische und auch die fernöstliche Welt - alle leiden wir an unserer Unverträglichkeit mit den Erfordernissen der Natur aufgrund von fanatischen Spaltungen und selbstherrlicher Überschätzung.

Wir leiden am mangelnden Vertrauen in die Kraft des pluralistischen Dialogs. Wir leiden an den negativen Konsequenzen verdrängter Menschheitsgeschichte. Wir leiden an uns gegenseitig, weil uns, allen Religionen zum Trotz, die friedensstiftende gemeinsame Ausrichtung fehlt.

Jede Pflanze und jedes Tier hat es da aufgrund der genetisch festgelegten und sozial gewachsenen (instinktiven) Verhaltensweisen einfacher. So liegt auch für uns der goldene Schlüssel zu einer hoffnungsvollen Zukunft in dem Reifungsprozeß der Menschheit - hin zu einem allumfassenden Verantwortungsbewußtsein; und allgemein zu Verhaltensweisen, die das Leben fördern statt es zu vernichten. Die Sorge um unsere persönliche Sicherheit und Bereicherung muss dem Vertrauen weichen, in der Gewissheit, daß wir alle zu der weiteren Entwicklung des Lebens einen Beitrag zu leisten haben.

In unseren mitmenschlichen und international politischen Umgang kann dann ein neuer, heilender Geist Einzug halten. Durch offene und ehrliche Kommunikation entsteht auf allen Ebenen eine Kultur des helfenden Miteinander. Gemeinsam lernen wir aus den Fehlern der Vergangenheit.

Die militärische Waffe als politisches Mittel landet samt den Drohgebärden der Macht auf dem Friedhof der Geschichte.

Krieg wird künftig keine Methode der Auseinandersetzung mehr sein können. Die Medien leisten ihren Beitrag durch mutiges Offenlegen der Motivationen der Gegenseiten, während der einzelne in persönlichem Engagement die Konfliktproblematik hinterfragt. Machtpolitische Interessen erhalten keinerlei Unterstützung mehr: diejenigen Kräfte in der Staatengemeinschaft, die die Lektionen der Menschheitsgeschichte noch nicht gelernt haben und weiterhin dem gewalttätigen Herrschaftsprinzip anhängen, werden weltweit geächtet und sowohl politisch wie wirtschaftlich isoliert. Dabei sollten jedoch die Befürchtungen der beteiligten Konfliktparteien ernstgenommen und eine partnerschaftliche Handreichung geboten werden, um ohne Gewalt einen Brückenschlag zu friedlicher Gemeinsamkeit zu ermöglichen. Die Entscheidung für Frieden wird unter Feinden getroffen, die zu Freunden werden. Internationale Friedenshelfer werden zur friedlichen Konfliktlösung die Nachfolge des Militärwesens antreten.

Auch der Saat der naiv verharmlost dargestellten Gewalt in Kindercomics, Computerspielen und sonstigen Unterhaltungsmedien muss ein Ende gesetzt werden; erst dann kann eine Atmosphäre der gegenseitigen Achtung und Ehrfurcht vor dem Leben entstehen, in der uns ein rettender Ausweg aus der weltweit drohenden Katastrophe bewußt wird. Durch das Freisetzen des Kapitals, das heute entweder militärisch gebunden oder in unzähligen nachrichtenlosen Bankkonten versteckt ist, werden wir auch die Mittel zur Verfügung haben, die entstandenen sozialen Schäden und Umweltdefekte auszugleichen.

Die infrastrukturellen Potentiale unserer Armeen finden im Gesundheits-, Transport- und Kommunikationswesen der noch benachteiligten Welt sinnvolle Aufgaben. Das Hungerproblem werden wir lösen, indem wir die schon von der Energiebilanz her unsinnige Tierproduktion zugunsten einer den natürlichen Bedingungen angepaßten landwirtschaftlichen Nutzung aufgeben (2). Wenn wir die von der Natur bereitgestellte Nahrung ohne industrielle Verfeinerung und chemische Vergiftung nutzen, gewinnen wir doppelt: die Zivilisationskrankheiten nehmen ab und alle Menschen können satt werden.

Durch das Aufgeben der Fixierung auf Profitmaximierung befreien wir uns zu einer klaren Sicht auf die Konsequenzen unseres Tuns. Wir beenden die Verschwendung von WoManPower, Material und Energie auch im Bereich der virtuellen Schlachtfelder der Börsen. Wir akzeptieren die Integrität der evolutionskonform gewachsenen Erbinformationen und sind sehr vorsichtig und restriktiv im Bereich menschlichen Eingriffs in genetische Strukturen. Wir gewinnen unser Potential zurück, die wachsende Gefahr der Selbstzerstörung abzuwenden.

Kulturell gereifte Völker zeichnen sich unter anderem durch eine verantwortungsbewußte Lebensweise aus. Körperlich und seelisch zufriedene Menschen sind gegenüber der Verführung durch eine verantwortungslose Werbung für ständig wachsenden Konsum gleich welcher Waren immun. Wenn Bedarf nicht künstlich geschürt wird, werden die heutigen Rohstoffquellen auch zukünftigen Generationen noch zugänglich sein.

Saubere Industrien nutzen naturidentische Produktionssysteme und Verarbeitungsprinzipien, um einen sinnvollen, ungiftigen Kreislauf der vorhandenen Vorräte an Energie und Material zu gewährleisten. Wir kopieren bewährte Lebensgesetze der Natur durch die Nutzung der natürlichen Kräfte von Sonne, Wind und Wasser. Indem wir das Leben imitieren, erkennen wir, daß die jahrtausendalte Suche nach dem perpetuum mobile nicht umsonst war. Wir sind nicht die Erfinder des Lebendigen, daher können uns Patentrechte nie zustehen; doch als Teilhaber am Leben und an der Natur sind wir für alle Zeiten nutzungsberechtigt.

Das Leben auf der Erde ist aufgrund der ihm eigenen Dynamik und Organisation ein Wunderwerk, dessen unbehinderte Bewegung den Ordnungsgrad auf unserem Planeten zu unser aller Vorteil zu mehren vermag. Durch eine Politik der ökologischen Verträglichkeit und sozialen Gerechtigkeit können auch menschgemachte Systeme im Sinne einer Entropieminderung arbeiten - d.h., um zu erhalten statt zu zerstören. Dann dient unsere Arbeit dem Erhalt der Welt des Friedens, eingebettet in die uns immer nährende Natur.

Wir verwandeln unsere Träume und Sehnsüchte in Lebensideale und formulieren diese in politischen Zielvorstellungen, die ein gerechtes Sozialsystem, ein verträgliches Wirtschaftssystem und eine Kultur jenseits aller Ideologien und dogmatischen Religionen ermöglichen. Um die Verfassungen und Grundgesetze aller Nationen im Interesse unseres Fortbestehens den Erfordernissen eines globalen Miteinander immer besser anzupassen, unterwerfen wir sie laufenden Änderungsprozessen. In dem Maße, in dem das Mitgefühl für die Lebensgemeinschaft Erde in das Zentrum unseres Bewußtseins rückt, wird das synergistische Wirken einer geeinten Menschheit mit der Natur zur Selbstverständlichkeit werden und die Neu-Organisierung der weltpolitischen Regelsysteme beschleunigen.

Die gegenwärtigen gesellschaftlichen Umwälzungsprozesse in aller Welt bieten neue Chancen für Auswege aus den bekannten Problemen. Doch allein das Schaffen eines therapeutischen Klimas saniert gesellschaftliche Auswüchse.

Jeder einzelne kann durch bewußtes und lernbereites Verhalten hierzu beitragen. Erst die eigene Entwicklung zu einem vorurteilsfreien sozialen Bewußtsein befähigt uns, reaktionäre, herrschaftsorientierte Bestrebungen der Organe von Kirchen und Regierungen zu erkennen und ihnen durch Dissidenz, d.h. Entzug der persönlichen Unterstützung, ein Ende zu bereiten. Nur so können wir uns vor immer wieder aufblühenden kontra-evolutionären Behinderungen und deren "schicksalhaften" Folgen schützen.

Ein reger geistiger Austausch im persönlichen Bereich und der couragierte Einsatz für die ökologisch-sozialen Ziele führen zu der Sensibilität und Flexibilität unserer gesellschaftlichen Organe, die notwendig ist, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Durch eine weiterführende Diskussion der hier dargestellten Zusammenhänge und Thesen innerhalb der sich weltweit organisierenden Zivilgesellschaft - als Beispiel seien die Sozialforen genannt, (3 ), ( 4 ) - werden sich praktische Ansätze herauskristallisieren, die als Wegweiser in eine erstrebenswerte Zukunft dienen.

1) Das ‚Privatisieren' als angeblich alternativloses Allheilmittel des Neoliberalismus ist mehr als eine bewußte Irreführung der Öffentlichkeit. Die privatisierten öffentlichen Güter gehen nicht in private Hände innerhalb demokratisch kontrollierter und am Allgemeinwohl orientierter Rechtsbereiche über. Im Gegenteil, sie bereichern globale Konzerne, die sich ihr eigenes ‚Recht' schreiben und die ihre Monopolstellung zu weiterer Plünderung des Planeten nutzen. Neoliberalismus ist nichts anderes als ein globaler Raubzug der Mächtigen mit dem unleugbaren Ziel der versuchten Enteignung des Lebens selbst. Neoliberalismus offenbart in seinem kommerziellen Denken und Handeln den apokalyptischen Charakter einer Weltordnung, in der Gewalt, Scheinheiligkeit und Zynismus ihre Blüten treiben (wie z.B.: Das Soziale neu denken! der Kirchen im Dez. 2003): alternative Lösungen werden einfach negiert oder lächerlich gemacht und schließlich kriminalisiert, wenn der gewünschte Effekt ausbleibt. Tatsächlich alternativlose Ergebnisse neoliberaler Politik sind Umweltzerstörung, fortgesetzter Terror und Krieg und weiterer Sozialabbau im globalen Rahmen.

2) Über die Wandlung eines Landwirts herkömmlicher Prägung zum BioLand-Bauern, Josef Braun
Praktische Grundlagen zum Wiedererlangen der natürlichen Fruchtbarkeit der Erde, Josef Braun

weitere Beiträge: http://emanzipationhumanum.de/deutsch/titel.html#1

(english) (spanisch)

- Belen Balanya, Ann Doherty, Olivier Hoedeman, Adam Ma' anit & Erik Wesselius, EUROPE INC: Regional & Global Restructuring and the Rise of Corporate Power. London, Pluto Press, 2000
deutsch: "Konzern Europa - Die unkontrollierte Macht der Unternehmen", 392 Seiten, Broschur, sFr/DM 36.-; öS 263.- (ab 2002: 18 Euro), ISBN: 3-85869-216-6, Rotpunkt Verlag
- Veronika Bennholdt-Thomsen, Nick Faraclas und Claudia von Werlhof (Hg), There is an Alternative. Subsistence and worldwide Resistance to Corporate Globalization, London, zed press, 2001
- Luca Di Blasi, Bernd Goebel und Vittorio Hösle (Hg), Nachhaltigkit in der Ökologie, Wege in eine zukunftsfähige Welt, Verlag C.H.Beck, 2001
- Maria Mies, Globalisierung von unten, Rotbuch Verlag Hamburg, 2001
- Saral Sarkar, Die nachhaltige Gesellschaft, Eine kritische Analyse der Systemalternativen, Rotpunkt Zürich, 2001
- Bernd Senf, Die blinden Flecken der Ökonomie, Wirtschaftstheorien in der Krise, dtv, 2001 (
inhaltliche Zusammenschau ), Bernd Senf, Fließendes Geld und Heilung des sozialen Organismus (pdf)
Friedenshymne, ...dann wird die Welt der Himmel sein, René Vollmar (pdf-datei) (3,9MB-MP3)

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Emanzipation Humanum, Version Dez.01 - Kritik, Anregungen zu Form und Inhalt, Dialog sowie unveränderter Nachdruck bei Quellenangabe und Belegexemplar erwünscht. Übersetzung in andere Sprachen erwünscht, Kürzungen und Änderungen nach Absprache möglich

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